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Ferdinand Piech: Der Automanager des Jahrhunderts
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Ebook253 pages2 hours

Ferdinand Piech: Der Automanager des Jahrhunderts

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Er ist der bekannteste Nachkomme des Autopioniers Ferdinand Porsche: Ferdinand Piëch brachte es vom Mitarbeiter in der Porsche-Autofabrik zum Chef von VW, dem größten Autobauer Europas. 1999 wählte ihn eine Fachjury zum Automanager des Jahrhunderts. Er gilt als genialer, aber wegen seiner kantigen Art auch höchst umstrittener Auto-Macher. Mit der Fusion von Porsche und VW ist er auf dem Höhepunkt seiner Macht. Und er führt damit jene Unternehmen zusammen, die einst sein Großvater gegründet hat. Das Buch bietet spannende Einblicke in eine der ungewöhnlichsten Übernahmeschlachten der deutschen Autoindustrie.
LanguageDeutsch
Release dateNov 28, 2012
ISBN9783709001080
Ferdinand Piech: Der Automanager des Jahrhunderts

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    Book preview

    Ferdinand Piech - Wolfgang Fürweger

    Literatur

    Prolog:

    Wie ich Ferdinand Piëch kennenlernte

    Es war im Dezember 2006. Ich war gerade mit Eva, meiner jüngsten Tochter, in einer Spielgruppe, als mein Handy läutete. Damals arbeitete ich als Fernsehjournalist und schrieb nebenbei intensiv an meinem zweiten Buch: »Die PS-Dynastie. Ferdinand Porsche und seine Nachkommen.« Der Titel verrät es, es handelte sich um eine Familiengeschichte der Porsches und Piëchs. Übrigens die erste, die geschrieben wurde. Alle bisherigen Porsche-Bücher hatten sich auf Ferdinand Porsche, den Vater des Käfers, auf seinen Sohn Ferry, den Gründer der Porsche-Automarke, oder auf die Modelle von Porsche beschränkt. Die Rolle des Piëch-Zweigs, vor allem von Louise Piëch, der Schwester Ferry Porsches, war bislang war jedoch kaum beleuchtet worden. Und das, obwohl Louise Piëch als Grande Dame der Großfamilie eine ziemlich dominante Rolle in der Entwicklung des Familienunternehmens spielte, das den beiden Geschwistern gehörte. Während sich ihr Bruder Ferry auf die Sportwagenfabrik in Stuttgart konzentriert hatte, baute sie in Salzburg das Automobilhandelsgeschäft auf, die Porsche Holding.

    Bei der Recherche über dieses Salzburger Unternehmen bekam ich einen Einblick in die Geschichte des Hauses. Es blieben aber einige Fragen offen. Daher bat ich um ein Gespräch mit Familienmitgliedern, das mir nach Einblick in mein Manuskript auch ermöglicht wurde. Wolfgang Porsche und Hans-Michel Piëch standen mir für ein längeres Interview zur Verfügung. Das Buch war zwar nicht von den Familien autorisiert, ich bekam aber wertvolle Hinweise und Ergänzungen.

    Damals im Dezember 2006 war der Pressesprecher der Porsche Holding am Telefon: »Herr Ferdinand Piëch hat Ihr Manuskript durchgeblättert«, teilte er mir mit. »Herr Piëch hat einige Anmerkungen notiert, die er gerne mit Ihnen persönlich besprechen möchte.« Kurzes Schweigen. »Wie schaut es denn morgen bei Ihnen aus?« Keine Frage: Morgen konnte sein, was wollte, ich hatte Zeit bzw. ich hatte Zeit zu haben. Eine Einladung von Ferdinand Piëch ist so etwas wie eine Vorladung, die ich aber natürlich dankend annahm. Wer hat schon das Privileg, den großen Piëch persönlich kennenzulernen?

    Einige Monate danach meinte im Newsroom der Tageszeitung ÖSTERREICH, meinem späteren Arbeitgeber, eine Kollegin aus der Wirtschaftsredaktion zu mir, für einen solchen Termin hätte sie jeden Urlaub, egal wo in der Welt, vorzeitig abgebrochen.

    Das Treffen sollte in einem Büro stattfinden, das Piëch in der Stadt Salzburg hat. Ich wusste zuvor nicht, dass es dieses Büro gibt. Und ich glaube, das weiß kaum jemand. Ich habe nie verraten, wo Piëchs Büro liegt, und werde es auch hier nicht tun. Tatsache ist: Es befindet sich in einem völlig unscheinbaren Haus, an dem ich zuvor schon Dutzende Male vorbeigekommen war, ohne zu wissen, wer darin residiert. Als wir dort gegen neun Uhr früh ankamen, erwarteten uns zwei Mitarbeiter in einem Vorzimmer, die mich sofort in das Allerheiligste durchließen. Ich war überrascht angesichts der einfachen, funktionalen Einrichtung. Als ich eintrat, stand Ferdinand Piëch auf und ging mir einen oder zwei Schritte entgegen. »Grüß Gott, mein Name ist Wolfgang Fürweger«, stellte ich mich vor. »Ich weiß, wer Sie sind. Wie lange haben Sie Zeit für mich?«, fragte mich Piëch mit einem Lächeln, von dem ich nicht wusste, ob ich es als freundlich oder eisig einstufen sollte. »Herr Piëch, für Sie habe ich lange Zeit.« Er sah mich intensiv an, und mir war klar, dass er eine konkrete Antwort erwartete. »So bis Mittag?«, sagte ich fragend. »Ich habe mir bis 16 Uhr freigehalten«, antwortete er. Ich grinste über seinen vermeintlichen Scherz. »Ich scherze nicht, nehmen Sie bitte Platz.«

    Auf dem Tisch standen Kekse und Tassen für Tee und Kaffee. Das Manuskript meines Buchs lag daneben. Es war säuberlich verkleinert – je zwei DIN-A4-Seiten auf einer Seite. Ich sah sofort, dass Piëch Randnotizen gemacht hatte. Er setzte sich an den Kopf des Tisches, schräg um die Ecke von mir, sodass wir beide gleichzeitig in das Manuskript schauen konnten. Das Treffen dauerte nicht bis 16 Uhr, sondern »nur« bis 14.30 Uhr. Mein Gastgeber trank Tee und aß wenige Kekse. In dieser Zeit stand keiner von uns von diesem Tisch auf, und Piëch rackerte mit mir das Manuskript an den von ihm markierten Stellen durch, machte zahlreiche Anmerkungen und erklärte mir vor allem seine Sicht der Dinge. Er sprach über die Geschichte seiner Familie, sein Verhältnis zu den Porsches, über seine Frau Ursula (dabei lächelte er und wirkte wirklich glücklich) und seine eigene berufliche Laufbahn. Kurz: Er sagte so viel, dass mir schwindelig wurde.

    Selbstverständlich lief kein Diktiergerät. Und Notizen machte ich nur, wenn Piëch mir bedeutete, dass das für ihn in Ordnung sei. Für die schriftlichen Zitate, die ich aus dem Treffen mitnehmen konnte, hätte so mancher Wirtschaftsredakteur seinen rechten Arm gegeben. Die Offenheit Piëchs war überraschend. Ich arbeitete alles in mein Manuskript ein und schickte dieses an die Presseabteilung der Porsche Holding zurück, damit Piëch Zitate autorisieren konnte, die ich aus dem Gespräch übernommen hatte – der übliche Vorgang in solchen Fällen. Zurück bekam ich ein Streichkonzert. Damit macht mir der große Manager klar: Ein Hintergrundgespräch dient einzig dazu, Dinge besser einordnen zu können, und nicht dazu, das Gesprochene zu veröffentlichen. Eine »Trophäe« habe ich jedoch aus dem Treffen mitgenommen: Piëch drückte mir zum Abschied das Manuskript mit seinen Anmerkungen in die Hand, auf dass ich diese berücksichtigen sollte. Diese handschriftlichen Notizen haben nun einen Ehrenplatz in meinem Büro.

    Ich hatte das Glück, dass kurz nach dem Erscheinen meines Buchs im Frühjahr 2007 die Porsche AG verkündete, sie wolle ihre Anteile an Volkswagen auf mehr als 30 Prozent erhöhen. Das bedeutete, dass sie den VW-Aktionären per Gesetz ein Übernahmeangebot machen musste. Als Mastermind hinter diesen Bemühungen wurde allgemein Ferdinand Piëch gesehen. Das hatte er bei unserem Treffen aber vehement dementiert. Im Interview zu meinem Buch erklärten mir Wolfgang Porsche und Hans-Michel Piëch, welche Überlegungen hinter dieser Beteiligung steckten. Damit gewann mein Buch zusätzlich an Aktualität.

    Die Familien Porsche und Piëch sind öffentlich sehr schweigsam. Weil aber die vielen deutschen Radiostationen jemanden brauchten, der ihnen einen Hinweis geben konnte, was hinter den Übernahmeabsichten steckte, läutete bei mir das Telefon im Dauerton. Fast bei jedem Interview wurde ich gefragt: »Haben Sie Herrn Piëch kennengelernt?« Gemeint war natürlich Ferdinand Piëch und nicht sein jüngerer Bruder und Familiensprecher Hans-Michel. Und dann gleich darauf: »Wie haben Sie ihn erlebt?« Damit wurde mir bewusst, wie wenige jener unzähligen Journalisten, die tagtäglich über Volkswagen und Piëch berichten, den großen Manager tatsächlich jemals persönlich erlebt haben – von Massenauftritten bei großen Pressekonferenzen abgesehen. Meine fast stereotype Antwort lautete stets: »Ich habe ihn als sehr angenehmen und freundlichen Menschen erlebt, kann mir aber gut vorstellen, dass er auch weniger angenehm und freundlich sein kein.«

    Und damit sind wir beim Thema. Für die einen ist Ferdinand Piëch der zum Manager gewordene »Mr. Hyde« aus Österreich: Machtgierig, durchtrieben und bösartig verschanze er sich hinter einer Mauer aus Macht, Zynismus und Unnahbarkeit. Dazu komme ein gewaltiger Komplex, der davon herrühre, dass er sich ständig an seinem genialen Großvater Ferdinand Porsche messe. Eine ältere Piëch-Biografie und viele Medien vermittelten den Eindruck, als sei er nur aufgrund seiner Herkunft auf den Chefsessel in Wolfsburg gehievt worden und hätte dort nichts als Fehler gemacht, sei aber von einem noch unfähigeren Aufsichtsrat gehalten worden. Vor allem das Nachrichtenmagazin Der Spiegel, eines der deutschen Leitmedien, schien Piëch eine Zeit lang aus ganzem Herzen zu hassen. Vielleicht auch, weil Piëch den stolzen Verlag einmal dazu gezwungen hatte, eine Entgegnung zu einem Artikel auf der Titelseite abzudrucken – ein einmaliger Fall in der Geschichte des Spiegels.

    Für die anderen ist Ferdinand Piëch wiederum ein genialer Wirtschaftskapitän und Netzwerker: Er habe Volkswagen saniert und zum potenziellen Weltmarktführer entwickelt und verstehe es, die ausgewogene Distanz zu halten zwischen seinem Management, den mächtigen Betriebsräten und Gewerkschaften und der Politik. Als Techniker habe er für die Weiterentwicklung des Automobils fast so viel getan wie Ferdinand Porsche, auf jeden Fall aber viel mehr als dessen Sohn Ferry Porsche, Ferdinand Piëchs Onkel. Ferdinand Piëch sei eben als Manager für viele zu groß, als dass sich die Absichten hinter seinen Handlungen jedem Dahergelaufenen sofort offenbaren. Das Manager Magazin, das nicht gerade für Lobhudeleien bekannt ist, bezeichnete im Frühjahr 2010 Piëch in einem Kommentar als »wertvollste Marke im Wolfsburger Multimarkenkonzern« und stellte die rhetorische Frage: »Hätten sich nicht auch andere deutsche Hersteller einen wie Piëch an ihrer Spitze gewünscht?«

    Objektiv gesehen muss man Piëch daher wohl eher in Richtung der zweiten, der Geniale-Techniker-und-Manager-Seite einordnen. Warum sonst hätte ihn 1999 eine internationale Fachjury zum »Automanager des Jahrhunderts« wählen sollen? Wie auch immer man Ferdinand Piëch sehen will: Tatsache ist, dass er eine vielschichtige, schillernde und interessante Persönlichkeit ist, die niemanden kalt lässt. Ich habe nicht Psychologie studiert und betreibe dieses Fach auch nicht als Hobby. Also unterlasse ich es, von einzelnen Zitaten Piëchs, die meist aus dem Zusammenhang gerissen in den Medien wiedergegeben werden, auf sein Seelenleben und seine Persönlichkeitsstruktur zu schließen. Vielmehr lasse ich die Fakten und Piëch selbst für sich sprechen. Immerhin habe ich Aussagen aus erster Hand und Piëch hat im Jahr 2002 eine Autobiografie mit dem schlichten Titel »Auto.Biographie« veröffentlicht.

    Ferdinand Piëch vereint technischen und kaufmännischen Verstand. Er ist der einzige große Automanager der Gegenwart, der selbst ein Auto und einen Motor bauen kann und das in der Vergangenheit auch wiederholt getan hat. Sein Rennwagen Porsche 917 genießt unter Motorsportfans noch heute Kultstatus. Damit ist Piëch aber auch so etwas wie ein lebender Dinosaurier der Wirtschaft – so einer wie er kommt nicht wieder. Denn heute dominieren außer bei VW in den obersten Chefetagen der Autokonzerne die knallharten Manager, die Vertriebsexperten und Kostenrechner. Was für ein Schock muss es für diese Technokraten in Wolfsburg gewesen sein, als Piëch von ihnen verlangte, sie müssten jedes Auto des Konzerns selbst nicht nur getestet, sondern auch gefahren sein.

    In Scharen hat Piëch Manager gefeuert, denen er – ob nun zu Recht oder Unrecht – Fehler vorwarf. Solche verzeiht er nämlich nicht. Leichen pflastern seinen Weg, könnte man in Anlehnung an einen Italo-Western gleichen Titels mit Klaus Kinski als Bösewicht fast sagen. Der Film heißt im italienischen Original »Il grande silenzio« – wie passend auch für Piëch, der in der Öffentlichkeit als eiserner Schweiger gilt. Mit diesem Buch nun habe ich mir das Ziel gesetzt, den Mantel des Geheimnisvollen zu lüften, der Piëch umgibt. Und es handelt sich auch um eine aktualisierte Fortsetzung meines ersten Buchs über die PS-Dynastie der Porsches und Piëchs, das restlos vergriffen ist – gebrauchte Exemplare werden im Internet mittlerweile um 100 Euro gehandelt. Ich werde oft gefragt, warum denn keine neue Auflage gedruckt wird. Die Antwort ist ganz einfach: Seit das Buch im Frühjahr 2007 erschienen ist, hat sich so viel getan, dass man es in großen Teilen neu schreiben müsste. Also habe ich mich entschieden, gleich ein neues Buch zu machen.

    Ich hätte gerne auch dieses Mal mit Ferdinand Piëch über sein Lebenswerk, seine Vorstellungen für die Zukunft von VW, Porsche und über seine Familie gesprochen. Anders als beim Buch »Die PS-Dynastie. Ferdinand Porsche und seine Nachkommen« war er dieses Mal aber nicht bereit, persönlich Stellung zu nehmen. So müssen die bekannten Fakten alleine für sich sprechen.

    Wolfgang Fürweger

    Salzburg, Dezember 2010

    1.

    Die Wurzeln: Spross der PS-Dynastie

    Der kleine Junge hockt still und heimlich unter dem Tisch. Vom Scheitel, den ihm seine Mutter jeden Morgen von links nach rechts zieht, ist wieder einmal wenig zu sehen. Die Haare hängen ihm in die Stirn, fast über das rechte Auge. Die Wangen glänzen und sind rot vor Aufregung. Während die anderen Kinder am Ufer des Wörthersees spielen und im Wasser plantschen, hat er sich im Gartenpavillon des Großvaters verkrochen. Schließlich ist er eher wasserscheu. Rund um den Tisch stehen mehrere Männer. Der Junge sieht die Beine eines Mitarbeiters seines Großvaters, die in legeren Hosen stecken, und die Beine von fremden Männern in Uniform und Schaftstiefeln. Hohe Militärs mit prunkvollen Dienstgradabzeichen, wie der Knirps bemerkt hat. »Was ich aufschnappte, war so interessant, dass ich es den Erwachsenen beim Mittagessen erklärte«, erinnert sich der Bub, der damals sieben Jahre alt ist, fast 60 Jahre später: Die Bomben würden jetzt nicht mehr flach nach England fliegen, sondern steil in die Höhe geschossen und dann ebenso steil wieder runterfliegen. »Das Aufregende daran – und warum es mir so in Erinnerung blieb – war der heillose Schreck der Familie, als ich so munter plauderte. Was da aus der Tiefe der militärischen Geheimhaltung kam, muss das V2-Projekt gewesen sein.«

    Der kleine Bub hieß Ferdinand Piëch. Der Großvater, in dessen Pavillon er das Gespräch belauscht hatte, war niemand Geringerer als Ferdinand Porsche, der geniale Autopionier und Erfinder, der Schöpfer des Volkswagens, der Entwickler erfolgreicher Rennautos und der Konstrukteur des ersten serienreifen Flugzeugmotors für Militärmaschinen. Die Episode spielte sich im Sommer 1942 in Dellach am Wörthersee (Kärnten) ab, wo Porsche, der erklärte Lieblingskonstrukteur des Führers, ein Anwesen besaß. Ferdinand Piëch erinnert sich gerne an diese Episode zurück. Er schrieb sie am Beginn seiner »Auto.Biographie« und erzählte sie auch dem Verfasser dieses Buches.

    Die frühe Kindheit eines Ende der Dreißigerjahre in Österreich oder Deutschland geborenen Buben bedeutet vor allem eines: Krieg. Bei Ferdinand Piëch kam aber noch die Technik dazu, vor allem das Auto. Er war am 21. April 1937 in Wien in eine Welt geboren worden, in der sich alles nur um Autos und Motoren drehte – auch für Mama Louise, wie eine weitere Kindheitserinnerung verdeutlicht: Damals war Ferdinand Piëch vier Jahre alt und bewunderte mit großen Augen und den Händen in den Hosentaschen den vor ihm stehenden oder vielmehr schief hängenden Wagen. Der war nämlich aufgebockt. In diesem Augenblick sei er mächtig stolz auf seine Mutter gewesen: »Sie kann ganz allein Rad wechseln.«

    Der Genius der Motoren

    Louise Piëch hatte es eigentlich nicht nötig, selbst das Werkzeug in die Hand zu nehmen. Schließlich war sie die Tochter eines anerkannten und berühmten Genies und die Ehefrau eines einflussreichen Managers. Damit gehörten die Porsches und Piëchs schon damals zur wohlhabenden Oberschicht, was angesichts der Herkunft des Clan-Begründers und Übervaters der Familie keineswegs selbstverständlich war. Man kann Ferdinand Piëch nicht verstehen, ohne etwas über seinen Großvater Ferdinand Porsche zu wissen.

    Die Geschichte der PS-Dynastie beginnt 1875 in Maffersdorf, einer kleinen Gemeinde im Königreich Böhmen, das damals Teil der k. u. k-Monarchie der Habsburger war. Heute heißt der Ort Vratislavice nad Nisou und liegt in Tschechien. Hier wurde am 3. September 1875 Ferdinand Porsche als drittes von fünf Kindern des Spenglermeisters und Fuhrunternehmers Anton Porsche

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