Ein einfältig Herz: Eine Novelle des Autors von Madame (Frau) Bovary, Salambo und Die Erziehung des Herzens: oder auch Die Schule der Empfindsamkeit
By Gustave Flaubert and Arthur Schurig
()
About this ebook
Gustave Flaubert (1821 - 1880) war ein französischer Schriftsteller, der vor allem als Romancier bekannt ist. Er gilt als einer der besten Stilisten der französischen Literatur und als ein Klassiker des Romans. Zusammen mit Stendhal und Balzac bildet er das Dreigestirn der großen realistischen Erzähler Frankreichs.
Aus dem Buch:
"Ihr Gesicht war hager, ihre Stimme scharf. Mit fünfundzwanzig Jahren sah sie aus wie eine Vierzigjährige. Von den Fünfzigern an nahm man keine Alters Veränderungen mehr an ihr wahr; und in ihrer Schweigsamkeit, mit ihrer steifen geraden Haltung und ihren abgemessenen Bewegungen machte sie den Eindruck einer automatisch funktionierenden Holzfigur."
Gustave Flaubert
Gustave Flaubert was born in Rouen in 1821. He initially studied to become a lawyer, but gave it up after a bout of ill-health, and devoted himself to writing. After travelling extensively, and working on many unpublished projects, he completed Madame Bovary in 1856. This was published to great scandal and acclaim, and Flaubert became a celebrated literary figure. His reputation was cemented with Salammbô (1862) and Sentimental Education (1869). He died in 1880, probably of a stroke, leaving his last work, Bouvard et Pécuchet, unfinished.
Related to Ein einfältig Herz
Related ebooks
Ein einfältig Herz Rating: 4 out of 5 stars4/5Ein schlichtes Herz Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDrei Geschichten (Ein schlichtes Herz, Die Legende von Sankt Julian dem Gastfreien, Herodias) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEin schlichtes Herz: Aus drei Geschichten: Ein schlichtes Herz – Die Legende von Sankt Julian dem Gastfreien – Herodias Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHüben und Drüben Band I - III Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Zigeuner und die Jungfrau Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHüben und Drüben: Neue gesammelte Erzählungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZeiden, im Januar Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsName unbekannt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMenschen im Krieg – Gone to Soldiers Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchönes Leben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer falsche Prinz: Fürstenkinder 100 – Adelsroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVielgeliebte Falsette Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBeim Vetter Christian Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEs führt kein Weg nach Bordertown Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie stummen Gäste von Zweitlinden Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEin Stück Lebensgeschichte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Muskatprinzessin: Historischer Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Nacht des heiligen Markus Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDesert Hearts Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Schloss der Erinnerungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchweigen: Bürden der Kriegsgenerationen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMoselhochzeit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsOlivia oder Die unsichtbare Lampe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMenschen unter Zwang Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Aßmanns Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSieben Legenden: Die Geschichte der Heiligen Jungfrau Maria Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Absturz Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIrrlicht 72 – Mystikroman: Hochzeitsreise in die Hölle Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSonnenglut der Leidenschaft Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
General Fiction For You
Das Nibelungenlied Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Welle: In Einfacher Sprache Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKönig Artus: Die Geschichte von König Artus, seinem geheimnisvollen Ratgeber Merlin und den Rittern der Tafelrunde Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDenke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Rating: 5 out of 5 stars5/5Sämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAna im Kreis: Novela en alemán (nivel A1) Rating: 3 out of 5 stars3/5Der Tod in Venedig Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWalter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHandbüchlein der Moral Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDienstanweisung für einen Unterteufel Rating: 4 out of 5 stars4/5Kaiserin Elisabeth und die historische Wahrheit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVerlaufen in Berlin Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJames Bond 01 - Casino Royale Rating: 4 out of 5 stars4/5Italienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGesammelte Werke Gustav Meyrinks Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGesammelte Werke: Romane, Memoiren, Essays, Novellen und Erzählungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFriedrich Wilhelm Nietzsche – Gesammelte Werke Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGrimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Rating: 4 out of 5 stars4/5Heinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Rating: 5 out of 5 stars5/5Ilias & Odyssee Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsImmanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Rating: 4 out of 5 stars4/5
Reviews for Ein einfältig Herz
0 ratings0 reviews
Book preview
Ein einfältig Herz - Gustave Flaubert
I
Inhaltsverzeichnis
Ein halbes Jahrhundert lang beneideten die Bürgerinnen von Pont -l’Évêque Frau Aubain um ihre Magd Felicitas. Für hundert Franken im Jahre versah sie Küche und Haus, nähte, wusch, plättete, verstand ein Pferd zu schirren, Geflügel zu mästen, zu buttern – allezeit ihrer Herrin treu, die nichts weniger war als eine angenehme Person.
Frau Aubain hatte einen hübschen Jungen ohne Vermögen geheiratet, der ihr bei seinem Tode, zu Beginn des Jahres 1809, zwei ganz kleine Kinder sowie eine Menge Schulden hinterließ. Da verkaufte sie ihre Liegenschaften bis auf die Meierhöfe Toucques und Geffosses, die ihr, wenn es hoch kam, fünftausend Franken Pachtzins eintrugen, und zog aus ihrem Haus in Saint-Melaine in ein weniger kostspieliges, das ihren Vorfahren gehört hatte und hinter der Markthalle stand.
Dieses Haus, ein mit Schiefer verkleidetes Gebäude, stand zwischen einem Durchgang und einer zum Fluß führenden schmalen Gasse. Der Boden drinnen hatte eine andere Höhe als der draußen, so daß man stolperte. Ein enger Flur trennte die Küche von der »Großen Stube«, in der Frau Aubain den ganzen Tag in einem Großvaterstuhle am Fenster zu sitzen pflegte. An der weißgestrichenen Wandtäfelung standen nebeneinander acht Mahagonistühle. Auf einem alten Klavier, über dem ein Wetterglas hing, türmte sich eine Pyramide von Kästen und Schachteln. Zwei bestickte Lehnsessel spreizten sich links und rechts vom Rokokokamin aus gelbem Marmor. Die Standuhr mitten darauf stellte einen Vestatempel vor, und das ganze Zimmer roch ein wenig nach Moder, denn die Diele war tiefer als der Garten.
Im ersten Stock lag zunächst das Zimmer der »gnädigen Frau«, ein sehr großer Raum mit blasser Blumentapete und dem Bilde des »gnädigen Herrn« als Dandy. Von da ging es in ein kleineres Zimmer, wo man zwei Kinderbettstellen ohne Matratzen sah. Dahinter kam die »Gute Stube«, die immer verschlossen blieb und reich an Möbeln mit Leinwandüberzügen war. Sodann führte ein Gang zu einem Studierzimmer. Drinnen stand ein breiter Schreibtisch aus schwarzem Holz und darum ein dreiteiliges Gestell mit Büchern und Schriften in den Fächern. Die Rückwände der beiden Flügel verschwanden unter Federzeichnungen, Gouache-Landschaften und Stichen von Audran, Überbleibseln besserer Zeiten und längst entschwundenen Prunks. Im zweiten Stock lag die Kammer von Felicitas, belichtet von einem Dachfensterchen mit Ausblick über die Wiesen.
Felicitas stand bei Tagesgrauen auf, um die Messe nicht zu versäumen, und arbeitete ohne Unterlaß bis zum Abend. War das Mahl zu Ende, das Geschirr wieder in Ordnung und die Haustür gut verschlossen, dann überdeckte sie noch die glimmenden Kohlen mit Asche und nickte, den Rosenkranz in den Händen, am Herd ein. Beim Einkaufen konnte niemand hartnäckiger feilschen. In Punkto Sauberkeit brachten ihre blitzblanken Pfannen alle anderen Mägde zur Verzweiflung. Sparsam, wie sie war, aß sie langsam und tippte mit dem Finger vom Tische die Krumen ihres Brotes auf, eines eigens für sie gebackenen zwölf Pfund schweren Brotes, das drei Wochen vorhielt.
Zu jeglicher Jahreszeit trug sie ein buntes Kattuntuch, das hinten mit einer Nadel zusammengesteckt war, eine Haube auf dem Haar, graue Strümpfe, einen roten Unterrock und über ihrer Jacke eine Latzschürze, wie die Krankenschwestern.
Ihr Gesicht war hager, ihre Stimme scharf. Mit fünfundzwanzig Jahren sah sie aus wie eine Vierzigjährige. Von den Fünfzigern an nahm man keine Alters Veränderungen mehr an ihr wahr; und in ihrer Schweigsamkeit, mit ihrer steifen geraden Haltung und ihren abgemessenen Bewegungen machte sie den Eindruck einer automatisch funktionierenden Holzfigur.
II
Inhaltsverzeichnis
Wie jede andere hatte sie ihre Liebesgeschichte gehabt. Ihr Vater, ein Maurer, war vom Gerüst zu Tode gestürzt. Dann starb die