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Galvez, Kaiser von Amazonien: Roman
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Galvez, Kaiser von Amazonien: Roman

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About this ebook

Mit einem Sprung aus dem Schlafzimmerfenster einer schönen Frau rettet sich der Spanier Luiz Galvez, der sich in seinen Memoiren als einer der letzten großen Abenteurer des ausgehenden 19. Jahrhunderts versteht, vor einem wütenden Ehemann und stürzt sich damit zugleich in die politische Arena Brasiliens. Denn durch seinen Sprung hat er zufällig das Leben des bolivianischen Botschafters in Brasilien gerettet, der in Verbindung mit den USA eine der Schlüsselfiguren bei der Erschließung des Kautschukgebietes am oberen Amazonas ist. Kautschukhandel war in jener Zeit ein Mittel zu schneller Bereicherung und Amazonien das ideale Experimentierfeld für Abenteurer, Revolutionäre, Eroberer und Glücksucher jeglicher Art. Auch Luiz Galvez macht sich unter irrwitzigen Umständen mit einer bunt zusammengewürfelten Gesellschaft von der Küstenstadt Belém in den Urwald auf. Bis zur Ankunft im tiefen Brasilien hat er mit seiner Truppe, zu der, natürlich, drei schöne Frauen gehören - eine verliebte Nonne, eine leidenschaftliche brasilianische Revolutionärin und eine temperamentvolle französische Opernsängerin -, manches Abenteuer zu bestehen, manche Schlacht zu schlagen. In exotischer Urwaldlandschaft wird schließlich für kurze Zeit mit operettenhaftem Dekor ein Imperium der Ausschweifungen errichtet und Galvez zum Kaiser von Amazonien ausgerufen. Doch mit dem Jahrhundertwechsel bricht dieses Reich der Träume, das versuchte, die Realität, die Armut auszuschließen, in einem Putsch wie eine Seifenblase zusammen, und Galvez kehrt nach Europa zurück.

Von Márcio Souza außerdem in der Edition diá lieferbar:

Mad Maria oder das Klavier im Fluss. Roman
Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Ray-Güde Mertin
ISBN 9783860345382

Der fliegende Brasilianer. Roman
Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Ray-Güde Mertin
ISBN 9783860345252
LanguageDeutsch
PublisherEdition diá
Release dateOct 17, 2014
ISBN9783860345375
Galvez, Kaiser von Amazonien: Roman

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    Galvez, Kaiser von Amazonien - Márcio Souza

    Über dieses Buch

    Mit einem Sprung aus dem Schlafzimmerfenster einer schönen Frau rettet sich der Spanier Luiz Galvez, der sich in seinen Memoiren als einer der letzten großen Abenteurer des ausgehenden 19. Jahrhunderts versteht, vor einem wütenden Ehemann und stürzt sich damit zugleich in die politische Arena Brasiliens. Denn durch seinen Sprung hat er zufällig das Leben des bolivianischen Botschafters in Brasilien gerettet, der in Verbindung mit den USA eine der Schlüsselfiguren bei der Erschließung des Kautschukgebietes am oberen Amazonas ist. Kautschukhandel war in jener Zeit ein Mittel zu schneller Bereicherung und Amazonien das ideale Experimentierfeld für Abenteurer, Revolutionäre, Eroberer und Glücksucher jeglicher Art. Auch Luiz Galvez macht sich unter irrwitzigen Umständen mit einer bunt zusammengewürfelten Gesellschaft von der Küstenstadt Belém in den Urwald auf. Bis zur Ankunft im tiefen Brasilien hat er mit seiner Truppe, zu der, natürlich, drei schöne Frauen gehören – eine verliebte Nonne, eine leidenschaftliche brasilianische Revolutionärin und eine temperamentvolle französische Opernsängerin –, manches Abenteuer zu bestehen, manche Schlacht zu schlagen. In exotischer Urwaldlandschaft wird schließlich für kurze Zeit mit operettenhaftem Dekor ein Imperium der Ausschweifungen errichtet und Galvez zum Kaiser von Amazonien ausgerufen. Doch mit dem Jahrhundertwechsel bricht dieses Reich der Träume, das versuchte, die Realität, die Armut auszuschließen, in einem Putsch wie eine Seifenblase zusammen, und Galvez kehrt nach Europa zurück.

    »Das Ganze liest sich wie ein Hollywood-Spätwestern der 60er-Jahre, in dem alle Register der Soap-Opera gezogen werden [...] eine Mischung aus Schlammbad und Tortenschlacht, die irgendwo zwischen burlesker Farce und Slapstick-Komödie anzusiedeln ist.« (Hans Christoph Buch)

    Der Autor

    Márcio Souza wurde 1946 in Manaus (Amazonien) geboren, wo er auch heute wieder lebt. Er studierte Sozialwissenschaften in São Paulo und leitete die Nationale Buchabteilung der Biblioteca Nacional in Rio de Janeiro. Neben seiner literarischen Tätigkeit (Romane, Essays, Drehbücher, Filmkritiken) war er auch als Journalist und Dramaturg tätig. In deutscher Übersetzung liegen vor: »Galvez, Kaiser von Amazonien« und »Mad Maria oder Das Klavier im Fluss«. Sein Debüt »Galvez«, auch in den USA ein Bestseller-Erfolg, machte ihn mit einem Schlag bekannt.

    Die Übersetzerin

    Ray-Güde Mertin (1943–2007) war eine deutsche Philologin, Literaturagentin und Übersetzerin portugiesischer, brasilianischer, spanischer und hispanoamerikanischer Literatur. So übertrug sie Werke von António Lobo Antunes, João Ubaldo Ribeiro und José Saramago ins Deutsche.

    Leben und wundersame Abenteuer des Don Luiz Galvez Rodrigues de Aria in den sagenumwobenen Städten Amazoniens sowie die ergötzliche Eroberung des Territoriums von Acre in wohlausgewogener Darstellung zum Vergnügen des Lesers berichtet

    Márcio Souza

    Galvez,

    Kaiser von Amazonien

    Roman

    Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Ray-Güde Mertin

    Edition diá

    Inhalt

    1. Teil

    November 1897 bis November 1898

    2. Teil

    Mitten auf dem Amazonas

    3. Teil

    Manaus, März bis Juni 1899

    4. Teil

    Das Kaiserreich von Acre Juli bis Dezember 1899

    Impressum

    »Jenseits des Äquators ist alles erlaubt.«

    Portugiesisches Sprichwort aus dem 15. Jahrhundert

    »Fast alles.«

    Luiz Galvez, gestürzt

    Das vorliegende Buch ist ein Roman, in dem historische Persönlichkeiten zu einer Synthese verschmolzen sind, die den Irrsinn der Monokultur zeigt. Die Ereignisse der Vergangenheit stehen hier unter neuen Vorzeichen. Der Autor hat versucht, einen bestimmten Ausschnitt aus dem Leben seiner Region zu zeigen.

    1. Teil

    November 1897 bis November 1898

    »In solchen Dingen stolpert die Zunge nie, wenn nicht zuvor die Absicht zu Fall kommt. Sollte ich aber vielleicht aus Unachtsamkeit oder aus Bosheit spotten, so würde ich dem, der mich deswegen schelten wollte, antworten, was Mauleón, ein beschränkter Dichter und unordentliches Mitglied der Akademie der Nachahmer, einem Mann erwiderte, der ihn fragte, was ›Deum de Deo‹ heiße; er sagte, es bedeute ›Dummer Deibel‹«.

    Miguel de Cervantes: Exemplarische Novellen

    Breitblättriger Wald Dies ist eine Geschichte voller Abenteuer, deren Held am Ende vor Altersschwäche im Bett stirbt. Und was den Stil betrifft, so wird der Leser feststellen, dass auch Amazonien glücklich und endlich das Jahr 1922 erreichte, als der Modernismus begann. Das macht nichts, denn schließlich schreibt man keine Abenteuerromane mehr wie früher. Im Jahre 1922 des gregorianischen Kalenders wurde in Amazonien noch der breitblättrige Stil der Parnassiens gepriesen. Heutzutage haben wir genug von exotischen Abenteuern und selbst von klassischen Adjektiven. Man kann sogar behaupten, dass wir es hier mit dem letzten exotischen Abenteurer zu tun haben, einem Abenteurer, der noch erlebt hat, wie Zigarren mit Tausend-Reis-Scheinen angezündet wurden, und so aus eigener Erinnerung bestätigen konnte, was aus jener legendären Zeit berichtet wurde. Und nach ihm? Multinationaler Tourismus.

    José de Alencar Im Jahre 1945 beschloss ein alter Mann, seine Memoiren zu schreiben. Er lebte in Cádiz, war pensioniert und schon seit geraumer Zeit am Ende seiner Manneskraft. Der Alte reiste gern und war bei seinen wenigen Freunden als ein ausgemachter Lügner bekannt. Aber in Spanien kam der Lüge eine besondere Bedeutung zu. Ebenso in Amazonien. Der Alte hinterließ einen Stapel Manuskripte, in denen er eine Reihe von Tollheiten erzählte, die auch seine Freunde schon gehört hatten, ohne ihm jedoch Glauben zu schenken. Er aber kümmerte sich nicht darum, denn er wusste, dass diese Tollheiten bemerkenswerte Begebenheiten in seinem Leben gewesen waren. Sein Leben war nur deshalb bedeutend gewesen, weil er es in einem gänzlich unbedeutenden Land verbracht hatte. Der Alte starb 1946 und hinterließ keinerlei Erben. Offensichtlich beendete er das Manuskript, denn der Packen Papier, das mit einer gleichmäßigen, klaren Schrift beschrieben war, wurde zwanzig Jahre später in noch gutem Zustand in einer Mappe wiedergefunden. Wie es sich für einen echten Abenteuerroman gehört, fand ein brasilianischer Tourist 1973 das Manuskript bei einem Bouquinisten in Paris. Bis heute weiß man nicht, wie dieses Manuskript von Cádiz in das Regal eines Antiquariats auf dem Boulevard Saint-Michel gelangt ist. Jedenfalls erstand der Brasilianer, der in den Buchhandlungen von Paris herumstöberte, das in Portugiesisch verfasste Manuskript für 350 Francs, was zu jener Zeit nicht gerade viel war. Genau der angemessene Preis für ein unbedeutendes Manuskript. Der Brasilianer las das Manuskript in zwei Tagen. Dabei wurde er an José de Alencar erinnert, der in seinem Buch »Der Krieg der Trödler« genau das getan hatte, was er jetzt zu tun beschloss, nämlich das Manuskript zu ordnen und zu veröffentlichen. Der brasilianische Tourist war ich. Ich war ziemlich beeindruckt von den Tollheiten dieses Spaniers aus dem 19. Jahrhundert. Aus diesen auf so seltsame Weise entdeckten Papieren, um mit José de Alencar zu sprechen, habe ich dieses Buch zusammengestellt, das nun gedruckt worden ist. Und um noch einmal mit dem Meister Alencar zu sprechen, rate ich den Lesern, »richtet euch ein in dieser Welt, sie ist der Meister Puppenspieler, der die Marionetten führt«. Ich hoffe zumindest, dass ich die 350 Francs, die ich für das Manuskript ausgegeben habe, wiederbekomme, denn ich habe dafür unter anderem eine Busreise nach Nizza und ein Abendessen in Les Balcans geopfert.

    Titelblatt Hier und da ist die Tinte schon etwas verblasst, auch haben sich einige Motten an manchen Adjektiven gütlich getan. Nichtsdestoweniger beginnt die Geschichte mit dem Bericht über ein Länderdreieck, das den Amoaca-, Arara-, Canamari- und Ipuriná-Indianern gehörte. Offenbar war dieses Dreieck damals auf den bolivianischen Landkarten als »unentdecktes Gebiet« verzeichnet. Es war dies ein Landstrich voller tropischer Krankheiten und gewundener Flüsse, eingekerbt zwischen Bolivien, Peru und Brasilien. Kurz, kein rechtschaffener Mensch wäre je auf den Gedanken gekommen, sich dort niederzulassen. Aber ein Mann aus dem Staat Ceará, ohne jedes Hab und Gut, verließ seine Gegend und schlug sich an einem gewundenen Fluss entlang durch. Dabei stieß er auf die Ipuriná. Er brachte es fertig, sich eine Hütte zu bauen, und schrieb an den Vicomte von Santo Elias, einen einflussreichen Kaufmann in Belém, mit der Bitte, ihm Waren zu schicken. Die Ipuriná-Indianer nannten jenen Fluss Aquiri. Der Cearenser, der mit der Kunst der Kalligrafie auf dem Kriegsfuß stand, kritzelte diesen Namen auf den Umschlag. Der Vicomte entzifferte nach viel Mühe das Wort als Acre. So begann der Vicomte, ein gutes Geschäft zu machen, ohne zu wissen, dass er einen Landstrich getauft hatte. Acre war reich an schönen Exemplaren der hevea-brasiliensis und sollte noch viele Jahre unter dem Zeichen von Missverständnissen stehen.

    Postkarte Eine Nacht im Juli 1898 in Belém, der Hauptstadt von Pará. Ich beginne meinen Bericht in der Mitte meines Lebens, ich bin schon neununddreißig Jahre alt. In der Erinnerung sehe ich matt schimmernden Mondschein vor mir. Der sonst so beliebte Volksmarkt »Ver-o-Peso« ist nur eine Silhouette, die Straßen sind an jenem frühen Morgen lau. Die Häuser dunkel. Die elektrischen Straßenlaternen ziehen Hunderte von Nachtfaltern an, die um sie herumschwirren und zu Boden fallen wie tote Fliegen. Von der Guajará-Bucht her weht eine Brise, die die Hitze etwas erträglicher macht und den Geruch der Ebbe mit dem Moder von Planken vermischt. Jene Ecke, die nach Kumabaum und Rosenholz duftet, ist ein dreckiger Stadtteil voller Schlamm und verfaulter Abfälle. Die Straßen, die zum Markt führen, sind nur schlecht beleuchtet, und es ist nicht viel los. Einige Nachtschwärmer sind noch unterwegs. Ich liege derweil gut gebettet in einem Schlafzimmer. So schien es wenigstens.

    Politisch-eheliches Allegro I Während ich einen nach Parfum duftenden Körper streichle, geht dort unten Luiz Trucco oder besser Don Luiz, wie der einsame und verdrießliche Vertreter Boliviens genannt wurde, vorbei. Er war ein Mensch, der die Monotonie jener Nächte des ausgehenden Jahrhunderts einfach nicht mehr ertragen konnte. Ich selbst konnte seinen Missmut nicht teilen. Seit einigen Jahren hatte sich gezeigt, dass der Kautschukhandel ein Mittel zu schneller Bereicherung war, und Amazonien hatte sich in ein ideales Experimentierfeld verwandelt. Wer in diesen Breiten zu Reichtum gelangt war, stellte ihn auch zur Schau. Dabei war man so fantasielos, dass man sich der Eintönigkeit einfach nicht erwehren konnte. Und so sündigte man aus Mangel an Fantasie.

    Ich hielt Luiz Trucco für einen Kosmopoliten. Er hatte sich an das reichhaltige Angebot von Städten wie Mailand und Buenos Aires gewöhnt, wo er vorher gearbeitet hatte. Für jemanden wie ihn musste es wahrhaftig ermüdend sein, immer in denselben überfüllten Bars und Pensionen zu verkehren, wo alle es eilig hatten, viel Lärm machten und doch nicht wussten, worüber sie sich unterhalten sollten. Trucco hatte die Angewohnheit, seinen Groll auf Spaziergängen auszuführen. An jenem Sonntagmorgen, es war nämlich Sonntag, floh er vor den Menschen in den alten Stadtteil, wo sich das Fort befand. Dort setzte er sich auf eine Mauer. Er hätte seinen Gedanken nachhängen können, aber das Licht, das auf dem Fluss tanzte, wirkte wie Balsam für alle seine Sorgen. Trucco, der eine Schlüsselstellung in der bolivianischen Diplomatie innehatte, war ein Mensch, der sich immer Sorgen machte.

    Politisch-eheliches Allegro II Während ich die kleine, feste Brust küsse, die nach Pipirioca duftet, geht dort unten auf der Straße Luiz Trucco vorbei. Er hält den Silberknauf seines Spazierstocks aus Zedernholz umfasst und befindet sich auf dem Nachhauseweg. Sein Stock schlägt in kostbarem Takt gegen den marmornen Bürgersteig. Er schien ganz in Gedanken versunken zu sein, und zwar so sehr, dass er die drei Männer, die ihm wie Schatten gefolgt waren und, wie es sich gehört, Kapuzen trugen, gar nicht bemerkt hatte. Nun ergab es sich, dass die Männer ihn genau in der schlecht beleuchteten Tür zu dem Lagerhaus unter mir überfielen. Sie umzingelten den Alten geschwind, und man sah Truccos Gestalt in weißem Leinenanzug den Spazierstock schwingen wie ein Dirigent seinen Stab. Trucco verteidigte sich geschickt, kein Zweifel, aber lange hätte er nicht widerstanden, wenn nicht der verfluchte Mann der Kreolin, die ich gerade bumste, mit gezücktem Säbel ins Zimmer gestürmt und ich mich nicht erhoben und mit einem großen Satz durchs Fenster gesprungen wäre, in der Hand noch einen Teil meiner Kleidung. Wie in einem guten Fortsetzungsroman landete ich genau auf den vier Männern. Wir bildeten ein Knäuel auf dem Boden, und ich hörte die Kreolin oben schreien. Ihr Mann, ein portugiesischer Matrose, verpasste ihr eine Tracht Prügel. Die drei Angreifer flüchteten bald darauf um die Ecke, Richtung Kathedrale, und Trucco lief in die entgegengesetzte Richtung, während ich mich in der noch offenen Hose verhedderte.

    Politisch-eheliches Allegro III All das geschah sehr schnell. Ich hatte den Lärm der Leute da unten auf dem Bürgersteig sehr wohl gehört, ihn aber nicht weiter beachtet. Ich weiß nicht mehr, wie es Trucco überhaupt gelungen war, so schnell bis zur Ecke vorzulaufen, geschweige denn, wie ich es geschafft hatte, den Sprung ohne gebrochene Rippen zu überstehen. Ich ging auf Trucco zu. Er stand an der beleuchteten Tür zu einem Nachtlokal. Er sah, dass ich meine Hose festhielt und nicht ganz angezogen war. Zum Glück war es mir gelungen, wenigstens Jackett und Hose mitzunehmen. Ich hatte keine Schuhe, es gelang mir aber, den Gürtel zu schließen und die Jacke zuzuknöpfen. Dabei fiel mir ein, dass ich dort oben mein Leinenhemd vergessen hatte. Ein Trost war, dass meine Geldbörse mit den wenigen Ersparnissen noch in der Hosentasche steckte.

    Selbstbildnis Ich sagte bereits, dass ich neununddreißig Jahre alt war, groß, leicht vornübergebeugt, und einen Spitzbart mit gezwirbeltem Schnauzbart hatte. Außerdem trug ich eine runde Brille mit goldenem Gestell und hatte eine spitze Nase. Ich bin ein mediterraner Typ, meine Haut war von der Sonne gebräunt. Ich war ein gut aussehender Mann und bemerkte in jenem Augenblick, dass Trucco mich ungläubig betrachtete. »Danke, dass Sie mich vor dem Überfall gerettet haben«, sagte Trucco etwas verlegen über meine Erscheinung, die, zugegebenermaßen, nicht gerade alltäglich war. Ich entgegnete, er schulde mir keinen Dank, es handle sich lediglich um eine Reihe von Irrtümern, die ohnehin der Leitfaden meines Lebens seien. Ich erklärte ihm, dass eigentlich ich derjenige sei, der überfallen worden war, und zwar von einem mit einem Säbel bewaffneten Ehemann. Da nannte er mir seinen Namen: Luiz Trucco, Generalkonsul

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