Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Die Berliner Schnauze: Die besten Sprüche, Schimpfwörter und Redensarten
Die Berliner Schnauze: Die besten Sprüche, Schimpfwörter und Redensarten
Die Berliner Schnauze: Die besten Sprüche, Schimpfwörter und Redensarten
Ebook160 pages3 hours

Die Berliner Schnauze: Die besten Sprüche, Schimpfwörter und Redensarten

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Die Hauptstädter sind berühmt-berüchtigt für ihre schnoddrige Schnauze und ihre unnachahmliche Schlagfertigkeit in jeder Lebenslage: Vom Essen und Trinken bis hin zur Alltagsphilosophie, vom Kompliment bis zum deftigen Fluch.
Matthias Zimmermann wirft einen Blick auf typische Berliner Redewendungen und erklärt, woher sie kommen und was sie bedeuten. Mit einem Seitenblick auf Witze, Reime, Lieder und Aussprüche ergibt sich ein unterhaltsamer Streifzug durch 200 Jahre Sprachgeschichte.
LanguageDeutsch
PublisherBeBra Verlag
Release dateMay 20, 2015
ISBN9783839341223
Die Berliner Schnauze: Die besten Sprüche, Schimpfwörter und Redensarten

Read more from Matthias Zimmermann

Related to Die Berliner Schnauze

Related ebooks

Teaching Methods & Materials For You

View More

Related articles

Reviews for Die Berliner Schnauze

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Die Berliner Schnauze - Matthias Zimmermann

    Matthias Zimmermann

    Die Berliner Schnauze

    Die besten Sprüche, Schimpfwörter und Redensarten

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Alle Rechte vorbehalten.

    Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung auf DVDs, CDROMs, CDs, Videos, in weiteren elektronischen Systemen sowie für Internet-Plattformen.

    ebook im be.bra verlag, 2015

    © der Originalausgabe:

    berlin edition im be.bra verlag GmbH

    Berlin-Brandenburg, 2014

    KulturBrauerei Haus 2

    Schönhauser Allee 37, 10435 Berlin

    post@bebraverlag.de

    Lektorat: Ingrid Kirschey-Feix, Berlin

    Umschlaggestaltung: Ansichtssache, Berlin

    ISBN 978-3-8393-4122-3 (epub)

    ISBN 978-3-8148-0207-7 (print)

    www.bebraverlag.de

    Inhalt

    Vorwort

    Uns kann keener, ooch nich eener!

    Pechhengst, Stoppelhopser und Schrippenarchitekt

    Nich feierlich

    Jeh da lang, hier lang is jeflastert!

    Dir Aas kenn ick!

    Wasch dir de Brust – du wirst erschossen!

    Ick liebe dir uff jeden Fall!

    Knorke ist dreimal so dufte wie schnafte

    Schnurz und piepe

    Nu brat mir eener’n Storch!

    Wichs und Vatermörder

    Mir kannste nich an de Wimpern klimpern

    Manoli linksherum

    Angst hab ick nich, aber loofen kann ick

    Uff’n Arm nehm’ könn’ Se mir, aber nich schaukeln!

    Wat nachkommt, is Bärme!

    Flitzpiepe, Patentekel und Piesepampel

    Da kiekt’n Been raus!

    Mach dir det ab!

    Lieber die janze Woche faulenzen wie Sonntag arbeeten

    Det walte Hugo!

    Ran an’n Sarg un mitjeweent!

    Säufste, stirbste, säufste nich, stirbste ooch, also säufste!

    Chansonettenbrüstchen und ’ne Stulle mit Lamberkengs

    Jehn Se mit Jott, aber jehn Se!

    Dummheit is ooch ne Jabe Jottes

    Dir könnt ick stundenlang in de Fresse haun

    Der Fleck is wech, det Loch is da

    Da schmeiß ick’t lieber in de Spree …

    Oogen, Fleesch und Beene

    Mensch, hab ick jelacht, der janze Bauch war eene Falte!

    Der Berliner sagt immer mir, ooch wenn’t richtig is

    Literaturauswahl

    Zum Autor

    Vorwort

    Eins vorweg. Ich bin kein Berliner. Geboren in Halle, aber früh nach Potsdam gezogen, lebe ich seit nahezu 30 Jahren im Speckgürtel Berlins. Ein Umstand, der mich letztlich zum typischen wie idealen Sprecher des dort entstandenen Zungenschlags macht. Schon um 1700 war nur ein Viertel der Einwohner in Berlin geboren, ein Verhältnis, das so auch heute besteht. Eigentlich keine ideale Grundlage für eine gemeinsame Sprache. Und doch verschmolzen im Laufe der Jahrhunderte die zahlreichen Sprachen der neu Hinzukommenden und der schon länger Beheimateten zu einer eigenständigen Mundart. Berlinisch wird den wenigsten, die es sprechen, in die Wiege gelegt. Sie kommen auf verschlungenen Pfaden zu einer neuen, meist zweiten Sprache – was diese wie ihre Sprecher lebendig hält und sich weiterentwickeln lässt.

    Meine erste bewusste Begegnung mit der Sprache Berlins führte mich im Alter von vielleicht fünf Jahren direkt in ihr Zentrum. In einem der elterlichen Bücherregale stand ein Leporello, ein faltbares Buch, das ich auf den ersten Blick für ein Bilder- und damit Kinderbuch und mich deshalb für den natürlichen Adressaten hielt. Es enthielt nur ein kurzes Gedicht, das illustriert über Vorder- und Rückseite lief. Es fesselte mich vom ersten Moment an. Ich muss es im Laufe der Jahre Hunderte Male besehen, gelesen und rezitiert haben. Während es mich anfangs schlicht stets zum Lachen brachte, vermutete ich später tiefere, mir verborgene Einsichten nahezu existenzialistischen Formats. Ob ich sie habe entdecken können, weiß ich bis heute nicht. Irgendwann schlichen sich indes – vielleicht berechtigte – Zweifel ein, ob es sich um mehr als nur eine freudvolle Nonsensreimerei handelt. Längst ist es mir egal. Denn, so scheint mir, der Text hat seinen Zweck – für mich – vollends erfüllt: Er hat meine Freude am Spiel mit der Sprache und ihren Möglichkeiten geweckt, die Begeisterung für Wortspiele, überraschende Wendungen und schlagfertige Ausdrücke. Er hat aber auch die Neugier genährt auf Fragen, die über das Offensichtliche hinausgreifen, die Lust an Vieldeutigem, Unentschiedenem. Aus dem ersten Kontakt mit dem Berlinischen ist nach und nach eine enge Beziehung geworden.

    Es heißt, es wird im Umland inzwischen zahlreicher und »reiner« gesprochen als in Berlin selbst, wo jährlich ein großer Teil der Bevölkerung kommt und geht, ohne dass seine Sprache haften bleibt. Grund genug, eine kleine Sprachreise zu unternehmen, durch die Welt des Berlinischen – mit einer höchst individuellen Auswahl aus den witzigsten, schlagfertigsten und praktischsten Ausdrücken, Wendungen und Redensarten in gebotener Kürze, aber aller Buntheit. Ziel ist dabei keineswegs, ein Abbild der heute, Anfang des 21. Jahrhunderts, gesprochenen Berliner Sprache zu liefern, sondern ein möglichst vielseitiges Panorama zu bieten, was diese Sprache zu leisten vermag und was sie überhaupt ausmacht. Dank fleißiger Sammler und unermüdlicher Forscher ist vieles aus der Vergangenheit des Berlinischen erhalten, was heute nicht mehr jeder auf der Straße zu hören bekommt. Obwohl es, wie ich finde, zu hören sein sollte! Und wie der Berliner sagt: Wat nich is, kann ja noch – oder, wie in diesem Fall: wieder – werden!

    In diesem Sinne: Rin in de Rinne! Und mein Einstieg ins Berlinische soll auch der Ihre sein – die Klopsgeschichte:

    Ick sitze da und esse Klops.

    Uff eenmal kloppt’s.

    Ick jeh’ zur Tür und denk’ nanu,

    Erst war se uff, jetz isse zu.

    Ick mache uff und kieke,

    Und wer steht draußen: Icke!

    Noch eine kleine Vorbemerkung zur Schreibung der Berliner Wendungen und Wörter: Das Berlinische verfügte nie über ein Regelwerk für seine Eigenheiten, das betrifft Grammatik und Orthografie gleichermaßen. Da die in diesem Buch zusammengetragenen Begriffe, Redewendungen und Anekdoten aus zahlreichen unterschiedlichen Quellen der vergangenen 180 Jahre stammen, variieren sie hier und da auch in ihrer Schreibung. Während man im 19. Jahrhundert zu Glas noch Jlass sagte, springt über diese Hürde heute kein Berliner mehr …

    Außerdem ist das Berlinische lange schon eine Sprache der Möglichkeiten und nicht der Zwänge. Soll heißen: Vieles kann man »berlinisieren«, muss man aber nicht, und wo es geschieht, geschieht es oft mit gutem Grund, und wo nicht, auch. Also: Nehm’ Se’t, wie’t kommt!

    Uns kann keener, ooch nich eener!

    Das Bekannteste am Berliner ist, so lässt sich vermuten, sein Mundwerk, die Kodderschnauze. Dank ihr gilt er in seinem Wesen als frech, meckerig, von sich selbst eingenommen und größenwahnsinnig. Und machen wir uns nichts vor: Es stimmt. All das »berlinert«, es gehört dazu. Auch. In seinem Vorwort zum wichtigsten Wörterbuch des Berlinischen, Hans Meyers »Der richtige Berliner«, bringt es der Schriftsteller und geborene Berliner Walter Kiaulehn auf den Punkt: »Das Geheimnis des richtigen Berliners ist, dass er nicht berlinern muss, sondern, dass er es auch kann.« Aber er kann eben zugleich stets anders, und wenn er meckert, motzt oder frotzelt, dann (zumeist) bewusst. Wer auf die Schippe genommen wird, der hat es verdient. Ton, Grammatik und Witz des Berlinischen dienen ihm als Mittel. Und wenn man einmal genauer hinsieht, sind die Eigenheiten des Berlinischen keineswegs sinnfreie, selbstverliebte Sprachspielereien, sondern Ausdruck der ganz besonderen gewachsenen Umstände dieser Stadt und fast immer zugleich nur die eine Seite der Medaille.

    Der schnoddrije Ton zum Beispiel, der sich tatsächlich vom niederdeutschen Wort für den Nasenschleim (snodder) ableitet. Egal, ob nun kiebig, rotzig, pampig oder riedig, der Berliner gilt in jeder Form als ausverscheemt. (Da unverscheemt schon für unfassbares Glück reserviert war, drehte man einfach ein bisschen an der Vorsilbe und fortan stand ausverscheemt für frech.) So sehr, dass im großen Brandenburgisch-Berlinischen Wörterbuch für die Dreisten der Eintrag kess wie ein Berliner zu finden ist und zu einem Berliner mit Quadratschnauze der Spruch kursiert: Wenn der mal stirbt, muss de Schnauze extra dotjeschlaren wer’n! Schon der Geheimrat Goethe bemerkte nach einem Besuch in der Stadt: »Es lebt aber, wie ich an allem merke, dort ein so verwegener Menschenschlag beisammen, daß man mit der Delicatesse nicht weit reicht, sondern daß man Haare auf den Zähnen haben und mitunter etwas grob sein muß, um sich über Wasser zu halten.«

    An die durchaus anerkennende Beschreibung der Berliner als »verwegener Menschenschlag« schließt der Dichterfürst jene Beobachtung an, die Licht ins Dunkel des Vorwurfs ungeschlachter Grobheit bringt: Obwohl es erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts zur Millionenstadt anwachsen sollte, war Berlin schon seit Langem ein Schmelztiegel unzähliger Heimatsuchender, Glücksritter und Zuwanderer, die sich dort ein neues Leben aufbauen wollten. Ein Umstand, der auch ihre Sprache beeinflusste. Franz Lederer, der Anfang des 20. Jahrhunderts in seinem Büchlein »Ick lach ma’n Ast« versucht hat, »Sprache, Wesen und Humor des Berliners« zu ergründen, erklärte dies folgendermaßen: »Die Einwohnerschaft, von Anfang an auf eigene Kraft gestellt, gewöhnte sich frühzeitig daran, Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Eine solche Bevölkerung neigt naturgemäß zur Kritik, und diese Kritik geht leicht in derben Spott über – (…).«

    Was mitunter grob erscheint, ist – von einer anderen Seite aus betrachtet – schlicht Offenheit ohne falsche Pietät. Wo Zurückhaltung nicht angebracht ist, vertreiben ein paar klare Worte beizeiten den Nebel. Wenn einer anjibt wie’ne Tüte Mücken, lässt sich der Berliner nicht zweimal bitten und stutzt den Großkotz auf Normalmaß herunter: Mach ma det Fenster uff, det riecht hier mächtig nach Eichenlaub. Oder wie Adolf Glaßbrenner seinen Nante über einen Prahlhans sagen lässt: Dunderwetter, wenn ick det wäre, wat der sich inbildt, denn kooft’ ick mir Deutschland, un setzte mir uff’t Riesenjebirje un sagte: Blast mir’n Stoob wech!

    Dabei ist die Kritik des Berliners in der Regel kein Mittel, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Zumeist entlarvt sie die Lüge, benennt das Verquere und tadelt das Falsche. Wer heiße Luft daherredet, dem weht ohne Zögern entgegen: Quatsch man keene Wellen, sonst kippt der Kahn um! Folgerichtig macht der Berliner vor seiner eigenen Person nicht halt und nimmt sich, wo es angebracht ist, selbst auf die Schippe. Ganz nach dem Motto: ’n jeder blamiert sich so jut er kann!

    Nicht selten ist für kritische Töne Ironie das Mittel der Wahl. Mit ihrer Hilfe lässt sich ansprechen, was offen zu scharf, zu schwere Kost oder gar gefährlich wäre. Das ironische Lob ist eine Berliner Paradedisziplin: Wunderscheen is jarnischt dajejen! An einem langweiligen Abend hat er sich amüsiert wie Mops im Tischkasten – also gar nicht, weil er eingesperrt ist – und was schlicht nicht passt, det passt wie de Faust uff’s Ooge. (Mittlerweile passt die Faust übrigens sehr wohl und gilt als Ausdruck der Zustimmung, während die negative Bedeutung nahezu verloren gegangen ist.)

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1