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Sacrificium
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Sacrificium

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Jakob, ein 55jähriger Frühpensionist, schläft schlecht in der Nacht zum Karfreitag. Zwischen Traum und Wachen zieht sein Leben an ihm vorbei: die Jahre in der "Burg", wie die Zöglinge das Konvikt nannten, sein Theologiestudium, der frühe Drogentod seines Freundes Michl, die verschwommenen Missbrauchsgeschichten, seine Unfähigkeit mit Frauen umzugehen. War auch er ein Opfer oder phantasierte er bloß? Am Vormittag des Karfreitags macht sich Jakob auf den Weg, um noch einmal die "Burg" zu besuchen. Als er mit dem alten Prior durch das Haus geht, steht ihm der fast vergessene und verdrängte Missbrauch mit scharfer Klarheit vor Augen. Am Nachmittag, während des Karfreitags-Gottesdienstes, bricht es aus Jakob heraus: Laut klagt er, vor der versammelten Gemeinde, den alten Prior des Missbrauchs an.
LanguageDeutsch
PublisherWieser Verlag
Release dateJul 21, 2015
ISBN9783990470282
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    Sacrificium - Franz Josef Weißenböck

    978-3-99047-028-2

    I. Die Burg

    Die Zeit vergeht auf dem Land langsamer als in der Stadt, und noch einmal langsamer vergeht sie in den Bergen. Jakob war mehrmals aus einer Geschwindigkeit in eine andere gewechselt, und immer hatte er darunter gelitten. Manchmal befiel ihn sogar das Gefühl, die Zeit kehrte sich um und liefe zurück. Er wusste, dass das eine physikalische Unmöglichkeit war; aber wenn die Zeit sehr, sehr langsam verging, sodass sie beinah stillzustehen schien, dann war es ihm, als säße er in einem Zug, der rückwärts zu fahren scheint, wenn zugleich ein Zug auf dem Nachbargleis losfährt.

    Schon als Kind neigte Jakob zum Grübeln, er war still und in sich gekehrt, und aus diesem Grübeln kam manchmal eine Frage, die von den Erwachsenen mit Verwirrung wahrgenommen, aber selten beantwortet wurde. Was meinen die Menschen, wenn sie sagen, die Zeit vergeht? War die Zeit dem Vergehen überhaupt zugänglich? Die Dinge können vergehen, vom kleinen Käfer bis zu den Gebirgen und zu den Sternen, die als Sternschnuppen verglühen – aber die Zeit? Die Zeit – das war nur ein anderes Wort für Vergänglichkeit, Verfall, Absterben. Alles, was ist, ist in der Zeit, und es ist auf dem Weg zu seinem Ende. Immer wieder kehrten seine Gedanken zu diesen Fragen zurück, und immer blieben sie ohne Antwort. Die Zeit ist etwas anderes für die Frau, die ihren Geliebten erwartet, als für den Mann in der Todeszelle.

    Den ersten Wechsel in eine andere Geschwindigkeit, in einen beschleunigten Zeitfluss, erlebte Jakob gleich nach seiner Reifeprüfung. In der »Burg«, wie das Stift samt angeschlossenem Gymnasium von den Zöglingen seinerzeit genannt wurde, war die Zeit ihren gemächlichen, gleichförmigen Weg gegangen. Ein Tag glich dem anderen, von den kirchlichen Hochfesten abgesehen, und das Leben verlief nach dem immer gleichen Rhythmus und den immer gleichen Regeln. In der Stadt, in der Jakob zu studieren begann, herrschte ein höheres und unregelmäßiges, synkopierendes Tempo. Oft genug hatte der junge Mann das Gefühl, nicht mithalten zu können und den Anschluss zu verlieren.

    Den letzten Rhythmuswechsel erlebte er mit wachsender Bestürzung. Nach einem in mancher Hinsicht unsteten Leben als Frühpensionist mit 55 Jahren nach St. Paul im Walde und in das Haus seiner Eltern zurückgekehrt, konnte er sich nicht mehr in das gemächlichere Tempo seiner Jugend einfügen. In der Stadt war er ein Fremder geblieben, weil er sich ihrem Tempo nicht hatte anpassen können, für seine Heimat in den Bergen aber war er nach den vielen Jahren in der Stadt zu schnell. Er war ungeduldig, oft aufbrausend, ebenso schnell wie hart im Urteil und verstörend für die Dorfgemeinschaft, der er in den Jahrzehnten vor seiner Rückkehr entwachsen und fremd geworden war. Nicht, dass Jakob sich nicht um Angleichung bemüht hätte. Er lebte das Leben im Dorf mit, äußerlich passte er sich dem Rhythmus des Dorfes an, der von den Jahreszeiten und vom Kirchenjahr geprägt wurde. Er fügte sich ein, so gut es ihm möglich war; er tat es, weil er auf diese Weise zu verstehen hoffte, welchen Weg er genommen hatte. Manchmal glaubte er, er könnte so Vergebung für eine Schuld finden, die er nicht kannte und die ihn dennoch belastete.

    Die Welt hatte sich verändert in St. Paul. Die Zahl der Bauern, die von ihrer Wirtschaft lebten, war deutlich gesunken. Die meisten jüngeren Bauern führten entweder ihre Landwirtschaft im Nebenberuf oder als eine Art nostalgisches Hobby und verdienten ihren Lebensunterhalt in verschiedenen Firmen außerhalb von St. Paul. Die meisten hatten ihre leichter und maschinell zu bewirtschaftenden Felder an die wenigen Vollerwerbsbauern verpachtet. Die steileren Hänge waren bereits Jungwälder oder waren unregelmäßig und wild mit Stauden und Dornen bewachsen. Jakob schien es gut möglich, dass in nicht zu ferner Zukunft der Wald die alte Kulturlandschaft erobern würde.

    Auch in Jakobs Vaterhaus hatte sich dieser Wandel vollzogen. Äußerlich ein alter Bauernhof mit Stall und Stadel, war der Hof nur noch ein totes Gerippe. Im Hof gackerten keine Hühner mehr. Sie hätten auch keinen Misthaufen mehr vorgefunden, um darauf zu scharren. Der Stall war leer und still, keine Kuh muhte oder rasselte mit den Ketten. Das durchdringende Gekreisch der Schweine bei der Fütterung war verstummt, selbst die Gerüche der Ställe waren längst verduftet.

    Jakob erfüllte dieser Wandel mit einer unbestimmten Wehmut, und obwohl es ihn nichts anging, betraf es ihn doch. Er hatte keine Verpflichtungen. Anfangs war ihm dieser neue Zustand als Befreiung erschienen, danach empfand er es als eine Art Betäubung und zuletzt litt er immer mehr unter der Nutzlosigkeit seiner Existenz. Gleichwohl genoss er es, nicht in aller Herrgottsfrüh aus dem Bett zu müssen, sondern in einem ebenso langsamen wie langen Erwachen seinen vergehenden Träumen und beginnenden Gedanken nachzuhängen. Zwischen Traum und Tag, das war jetzt seine Zeit, die Stunde, die ganz ihm gehörte und in der er sich ganz gehörte.

    Sein Vater, trotz seiner achtzig Jahre immer noch ein Frühaufsteher, verstand Jakob nicht. Du vertust den ganzen Tag, grummelte er und schüttelte den Kopf. Sein Vater, der Jogl, wie er im Dorf genannt wurde, die ländliche Form für Jakob. Schon Jogls Vater hieß Jogl, und ihn nannten die Dörfler den alten Jogl. Jakob hingegen wurde nie zum Jogl; er blieb Jakob, und schon sein Name stempelte ihn als Fremden ab in der Gemeinschaft des Dorfes. Jakobs Großvater, der alte Jogl, war Jakobs Vertrauter von Kindesbeinen an gewesen. Er hatte ihn in die Welt der Märchen und Sagen eingeführt. Jakobs Mutter Katharina hatte dafür keine Zeit. Immer gab es Arbeit, und wenn nicht Arbeit, dann den Rosenkranz. Oft auch beides zugleich; oft hatte Jakob seiner Mutter zugehört, wenn sie beim Melken der Kühe zwischen Gesätzchen des Rosenkranzes Hier liegt vor deiner Majestät sang oder Meerstern ich dich grüße. Als Kind hatte Jakob sich einmal von seinem Vater eine Ohrfeige eingehandelt, weil er gefragt hatte, ob der besungene Meerstern sich auf die Kuh beziehe; das Tier hieß Sterndl. Gotteslästerlich nannte der Vater die Frage, und Jakob brannte das Unrecht der Strafe in der Seele heißer als auf der Wange.

    Auch Jakobs jüngerer Bruder Hansl, der den Bauernhof vom Vater übernommen hatte, zeigte für Jakobs Lebensweise kein Verständnis, ja er verhehlte seine Verachtung gegenüber dem untätigen Frühpensionisten kaum. Die beiden Brüder waren sich fremd geworden, als Jakob von Zuhause weg und in die Burg gegangen war. Jakob war sich nicht sicher, ob Hansl ihn, einen unnützen Esser, am Hof geduldet hätte, wenn nicht Jakob sich anlässlich der Hofübergabe mit dem Wohnrecht einschließlich Verpflegung als Erbteil begnügt hätte. Jakobs Schwägerin Elisabeth, die von allen Sissy gerufen wurde, trug nicht zur Verbesserung des Verhältnisses der beiden ungleichen Brüder bei, sondern stichelte bei jeder Gelegenheit gegen Jakob. Jakob ging ihr aus dem Weg, wenn es sich einrichten ließ, und es ließ sich fast immer einrichten.

    Jakob glaubte den Grund von Sissys tiefsitzender Abneigung zu kennen. Bei der Hochzeit seines Bruders hatte er sich zu einem spöttischen G’stanzl hinreißen lassen, das seine Schwägerin ihm nicht verzieh:

    Die Sissy is’ fesch,

    die Sissy is’ schick,

    is umadum hübsch,

    nur die Haxen san z’dick.

    Brauchst nicht glauben, dass ich dir das Bett auch noch mach’, hatte sie Jakob bei seiner Heimkehr ins Elternhaus begrüßt. Das wollte er gar nicht – wenn er in der Burg etwas gelernt hatte, dann war es Bettenmachen.

    Jakobs Heimkehr war nicht freiwillig. Ein schwerer Herzinfarkt hatte ihn aus seinem unsteten Berufsleben gerissen, in dem er nie richtig Fuß gefasst hatte. Ein paar Jahre verdiente er als Religionslehrer an verschiedenen Volksschulen seinen Lebensunterhalt, bis er dem Hinauswurf durch die kirchliche Schulbehörde wegen seiner unorthodoxen Lehrmethoden und –inhalte durch Kündigung zuvorkam. Danach versuchte er sich als Versicherungsagent und Vermögensberater; seine eigene ökonomische Situation machte ihn auf diesem Feld nicht sehr glaubwürdig. Ähnlich erging es ihm als Werbetexter, der zu seinen Botschaften immer erkennbar auf Distanz blieb und gar nicht erst versuchte, Begeisterung zu zeigen. Dazwischen arbeitete er immer wieder als Journalist bei verschiedenen Medien, bis er das Gefühl hatte, mit der technischen Entwicklung nicht mehr mithalten zu können. Was die jungen Nachdrängenden im kleinen Finger zu haben schienen, versuchte er sich zunächst mühsam anzueignen, bis der Infarkt ihn von dieser Last auf Dauer befreite.

    In der Nacht zum Karfreitag schreckte Jakob aus einem Traum auf.

    Er steht wieder vor dem Tor der Burg, als der Zehnjährige, den seine Mutter in die Obhut der Patres übergibt. Das Konvikt des Ordens liegt auf dem Burgberg oberhalb von St. Paul, es thront über dem Dorf und beherrscht es. Jakob ist in der Volksschule ein guter Schüler, was zum einen bedeutet, nicht ganz dumm und zum anderen und vor allem sehr brav und bereit, jeglicher Obrigkeit gehorsam zu sein. Dem Novizenmeister der Abtei, der zugleich im Dorf das Amt des Pfarrers versieht und in der Volksschule Religion unterrichtet, sind Jakobs Qualitäten nicht verborgen geblieben, zumal der Bub auch ein eifriger Ministrant ist.

    Die Mutter ruft Jakob in die Küche. Am großen Küchentisch, unter dem Herrgottswinkel mit Madonna und Schutzengelbild, sitzt Pater Laurenz, der Pfarrer. Was hat er wohl angestellt, dass der Pfarrer seine Mutter aufsucht? Blitzschnell überfliegt Jakob die Möglichkeiten seiner Sünden, von Vergehen beim Ministrieren bis zu heimlichen Gesprächen mit Mitschülern, um ihn in die verwirrenden Geheimnisse der Sexualität einzuführen. Aber Pater Laurenz ist nicht gekommen, Jakob zu bestrafen, sondern ihn zu erhöhen.

    Jakob, du bist ein guter Schüler und außerdem ein frommer Ministrant.

    Jakob ist erleichtert. Rasch schließt er sein Sündenregister. Er nickt stumm.

    Ich habe mit deiner Mutter gesprochen. Sie sagt mir, dass auch dein Vater damit einverstanden ist, wenn du im Herbst zu uns ins Konvikt kommst. Schau, wir brauchen junge Menschen wie dich, die g’scheit und fromm sind. Was heißt wir! Gott braucht dich, Gott ruft dich!

    Dreimal sagt der Pfarrer Gott ruft dich, langsam sagt er es, und jedesmal legt er die Betonung auf ein anderes Wort: Gott – ruft – dich.

    Verlegen schaut Jakob zu Boden. Auf den groben Lärchenbrettern des Fußbodens sieht er die Profile der Maserung, die hervortretenden dunklen Einschlüsse von Ästen, die Unebenheiten infolge der Schritte und Tritte von Generationen, des Putzens und Reibens, die Spuren der Jahrzehnte. Er sieht eine große Fliege, die in einem Sonnenfleck sitzt und sich wärmt. Auf vier Beinchen stehend, reibt sie ihr vorderes Beinpaar aneinander, streicht dann mit dem hinteren Paar über die Flügel, fliegt schließlich weg. Jakob beneidet sie.

    Die Frau Lehrerin sagt auch, dass du begabt bist und das Zeug zum Studieren hast. Ein Träumer bist du halt, sagt sie, und man könnte manchmal glauben, dass du mit deinen Gedanken ganz weit fort bist. Aber ein braver Schüler.

    Jakob wird rot, weil er sich durchschaut fühlt. Der Herr Pfarrer weiß alles, denkt er mit Entsetzen. Er weiß um Jakobs Gedankenreisen, er weiß um seine Träume am hellen Tag, er weiß gewiss auch, dass die Grenze zwischen Träumen und Wirklichkeit unsicher ist und dass Jakob im Nachhinein nicht immer sagen kann, ob etwas tatsächlich so geschehen ist oder nur ein Traum war. Pater Laurenz lässt nicht locker.

    Na, was sagst du?

    Jakob hört die Stimme des Pfarrers wie von weit her.

    Willst du nicht zu uns kommen, jetzt einmal als Schüler ins Konvikt, später als Novize und zuletzt als Pater?

    Als Jakob immer noch schweigt, setzt er nach, mit mehr Nachdruck in der Stimme: Jesus ruft dich, Jakob, nicht ich. Ich bin nur sein Sprachrohr.

    Jakob schielt zu seiner Mutter, die am Herd steht und Kaffee für den Gast bereitet. Sie nickt ihm zu, halb aufmunternd und halb schmerzlich, wie Jakob scheint.

    Jakob fühlt sich allein. Seine Gedanken fliegen. Er lernt nicht nur leicht, er lernt auch gern, und ins Konvikt zu gehen, könnte ihn von Belastungen befreien, die das Leben auf einem Bauernhof für Jakob mit sich bringt, wie das Sauabstechen alle paar Monate. Er hasst die gesamte Prozedur, ja es graut ihm davor. Er kann es nicht mitansehen, wie das nichtsahnende Tier aus dem Koben gelockt wird, wie es nach der geschrotenen Gerste schnüffelt, die ihm als Köder und Henkersmahlzeit angeboten wird, damit es ruhig ist und Jakobs Vater den Schuss mit dem Schlachtschussapparat – schon das Wort strömt eine abschreckende, stahlkalte Brutalität aus – in die borstige Stirn schießen kann. Er läuft weg, versteckt sich, steckt die Finger in die Ohren, um den Schuss nicht hören zu müssen. Verstohlen betastet er danach den öligen Bolzen, der das Stirnbein der Sau durchschlagen hat und an dessen stumpfem Ende Knochensplitter und Reste des Gehirns kleben. Er hasst es, wenn er zum Blutrühren verurteilt wird, ekelt sich vor dem heißen, oft in der kalten Luft dampfenden Blut, das bis zum Erkalten gerührt werden muss, damit es nicht stockt und so für die weitere Verarbeitung unbrauchbar wäre. Er hasst es, wenn der tote Tierleib im Trog mit Saupech eingerieben, dann mit brühend heißem Wasser übergossen wird, wenn mit speziellen Ketten die Borsten entfernt werden. Was folgt, erträgt der Bub leichter: das Hochziehen des Schweins an den Hinterbeinen, das Aufschneiden – mit Interesse beobachtet Jakob, wie Vater die Innereien entnimmt – und Zerlegen, bis gegen Mittag nichts mehr an das blutige Geschehen im Hof erinnert. Dann schleicht Jakob in den Schweinestall, betrachtet den nun leeren Koben und trauert um das Leben, das nicht mehr ist. Bei diesen Gelegenheiten wird sich Jakob kristallklar bewusst, dass er zum Bauern nicht taugt.

    Ins Konvikt – das heißt aber andrerseits in die Fremde. Zwar ist es nur einen Steinwurf vom Dorf und dem Haus seiner Eltern entfernt, aber wer ins Stiftsgymnasium will, der muss die gewohnte Welt verlassen und im Internat leben. So einer sieht seine Eltern und Geschwister nur noch an den so genannten Besuchstagen und während der Ferien zu Allerheiligen, zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten und in den Sommerferien; so einer verliert seine Freunde, die nach der Volksschule die Hauptschule besuchen, ihr gewohntes Leben mit seinen Abenteuern und Geheimnissen weiter leben und die ehemaligen Schulfreunde rasch vergessen. Wer in die Burg geht, geht aus der Welt. Jakob weiß das, und Jakob will es nicht. Dann schon lieber Sauabstechen.

    Pater Laurenz ruft Jakob aus seinen Träumen zurück. Na, was sagst du, Jakob?

    Wieder ein Blick zur Mutter, die sich abgewandt und ganz ihrer Arbeit zum Wohl des Gastes hingegeben hat.

    Jakob schluckt. Aber –

    Da gibt ’s kein Aber! Wenn Gott ruft, gibt ’s kein Aber. Schau, Jakob, du wirst ja nicht allein sein im Konvikt. Der Michl kommt auch zu uns und der Schurl auch. Der Schurl ist doch dein bester Freund, oder?

    Jakob nickt stumm.

    Also abgemacht! Im September fängst du bei uns an.

    So steht Jakob zu Schulbeginn am Tor der Burg, begleitet von seiner Mutter, die den Koffer mit Wäsche trägt. Der Weg ist kurz vom Dorf zum Stift, und Jakob hat sich an diesem Tag gewünscht, er wäre länger, ja ohne Ende. Die Mutter räumt die Wäsche, alle Stücke versehen mit der Wäschenummer 36, in den Kasten im Schlafsaal. Zwei durch eine Tür verbundene Säle mit je

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