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Vorarlberger Alpgeschichten
Vorarlberger Alpgeschichten
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Vorarlberger Alpgeschichten

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About this ebook

IRENE PRUGGER ENTFÜHRT UNS IN DIE WELT DER VORARLBERGER ÄLPLERINNEN UND ÄLPLER.
Ihre Bücher über Tiroler und Südtiroler Almen haben es bereits ausführlich bewiesen: DIE SCHÖNSTEN ALMREPORTAGEN schreibt Irene Prugger! Denn sie verliert nie die kleinen Details aus dem Blick, die das Alm- bzw. Alpleben mit seinen schönen, aber auch rauen Seiten so besonders machen. In den letzten zwei Jahren war die engagierte Autorin und Journalistin nun in Vorarlberg unterwegs und besuchte dort Alpen und ÄlplerInnen.
Das Resultat ist ein Buch voller inspirierender und unterhaltsamer Erzählungen aus dem Arbeits- und Lebensalltag auf der Alp. Im Mittelpunkt stehen dabei stets die Menschen, die auf den unterschiedlichsten Alpen leben, diese MIT HERZ UND ENGAGEMENT bewirtschaften und - ganz nebenbei - hervorragenden Käse erzeugen. Ein wunderbares Lesebuch, das Lust macht auf den nächsten Wanderausflug!

- 27 Alpgeschichten, spannend und einfühlsam erzählt
- faszinierende Einblicke und persönliche Anekdoten
- aus allen Regionen Vorarlbergs
- mit zahlreichen Hintergrundinformationen zu Lage, Gehzeit und kulinarischen Besonderheiten
- ideales Geschenkbuch für Natur- und Wanderbegeisterte
- stimmungsvoll fotografiert

"ein wunderschön bebildertes Buch, das einem das Leben in luftiger Höhe näherbringt."
Tiroler Tageszeitung, Christiane Fasching
(Aus den Pressestimmen zu "Almgeschichten")

**************************************************************************
Leserstimmen:
>>Ein Genuss für alle Liebhaber der Alpen und des bäuerlichen Lebens<<
>>Bereits beim Lesen packt einen die Wanderlust<<
LanguageDeutsch
Release dateMar 5, 2015
ISBN9783706627771
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    Book preview

    Vorarlberger Alpgeschichten - Irene Prugger

    14. April

    Maiensäß Fraxern, Rheintal

    Mit diesen Älplern ist gut Kirschen essen

    Mein Alpsommer beginnt nicht mit Kühen, Schafen oder Ziegen, sondern mit Schneeflöhen. Denn an diesem sonnigen Apriltag begegnen sich auf halbem Weg zum Maiensäß von Fraxern Frühling und Winter. Zuerst ist der Frühling mein Begleiter, er legt mir Wiesen mit frischem Grün und eine wunderbare Fernsicht zu Füßen. Aber hinter der nächsten Wegbiegung stapfe ich im Schnee. Weil es ein warmer Tag ist und der Winter mitsamt seiner Schneedecke schon sehr nachgiebig, breche ich bei jedem zweiten Schritt ein.

    Außerdem kommt mir vor, dass ich auf einen Umweg geraten bin. Beim Anstieg weiter unten hatte ich noch etliche Wanderer gesehen – lauter Einzelgänger, so dass ich schon dachte, es handle sich hier um einen ausgewiesenen „Single Trail, jetzt ist niemand mehr auf dem Weg. Vermutlich habe ich irgendwo eine Abzweigung übersehen. Umdrehen und im anstrengenden Stapfschritt zurück kommt nicht in Frage, lieber weiter nach oben. „Es god scho, rede ich mir auf Vorarlbergerisch zu. Und dann windet sich der Weg doch noch in die richtige Richtung und ein Wegweiser zeigt mir an, dass es von hier aus nur noch 15 Minuten zum Ziel sind.

    Gemeinsame Hirtschaft schon im Frühjahr

    Die Gemeindebürger von Fraxern legen Wert darauf, dass es bei ihnen „Maiensäß und nicht „Maisäß heißt. Dabei zählt für sie nicht nur die sprachliche Differenzierung. Im Unterschied z. B. zum Bregenzerwald, wo auf einem Vorsäß zumeist jeder Bauer eine eigene Hütte mit Stall besitzt und nutzt, bevor es zur gemeinsamen Beweidung auf die Hochalp geht, kommen auf dem Maiensäß von Fraxern schon im Frühjahr die Kühe aller auftreibenden Bauern unter einer gemeinsamen Hirtschaft zusammen. Im Übrigen funktioniert es hier gleich wie sonst auch bei der Vorarlberger Dreistufenwirtschaft: Nach drei bis vier Wochen wandern die Kühe vom Vorsäß auf die Hochalp – in diesem Fall ist es die Alpe Staffel – nach weiteren drei bis vier Wochen, wenn das Gras nachgewachsen ist, geht es wieder hinunter aufs Vorsäß, als dritte Stufe dann zu gegebener Zeit nach Hause zum Heimathof.

    Der Weg zum Maiensäß Fraxern ist herrlich aussichtsreich.

    Insgesamt besitzt Fraxern sechs Alpen mit einer Gesamtfläche von ca. 200 Hektar. Anfang des 19. Jahrhunderts waren nur die Wanna Alpe und die Alpe Schneewald für das Galtvieh bestimmt, die Alpe Schwimmersboden und Hohe Kugel, die Alpe Maiensäß und die Alpe Staffel wurden zu Milchviehalpen erklärt. Bei den Milchviehalpen wurde ausgelost, welcher Bauer auf welche Alpe auftreibt, und so ist es über die Generationen geblieben. Ein Tausch konnte nur mit beiderseitigem Einverständnis vorgenommen werden. Mitte der 1970er Jahre wurden die Sennereien auf den Milchviehalpen aufgelassen, die Milch wird seither nach Feldkirch zur „Vorarlberg Milch" geliefert.

    Die Kühe sind bei meinem Besuch noch im Tal, sie werden erst Ende Mai aufgetrieben. Ich höre also kein Muhen, dafür schallt mir fröhliches Stimmengewirr von der voll besetzten Terrasse entgegen, die Ausflügler genießen die gute Luft und die wärmende Sonne. Jetzt sind keine Einzelgänger mehr zu erkennen, die Gäste sind auf den Bänken zusammengerückt und es wimmelt rundum von Kindern. Einige von ihnen servieren Getränke und Speisen. Es handelt sich dabei aber nicht um bedenkliche Kinderarbeit, vielmehr unterstützen die Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse Volksschule Fraxern heute voller Eifer den örtlichen Skiverein, der die Hütte über den Winter bis Mitte Mai bewirtschaftet, also solange die Hirten und Kühe noch nicht auf dem Maiensäß sind.

    Alpwasser und Kriasiwasser

    Dieses Maiensäß ist sehr kommunikativ, man kommt ganz zwanglos mit vielen sympathischen Menschen ins Gespräch. Irgendwann gesellt sich Geigerin Verena aus Frankfurt an meinen Tisch, die zwischen zwei Konzerten einen Alpausflug unternimmt. Mit Familiennamen heißt sie Sommer, das trifft sich gut nach der heutigen Begegnung mit Frühling und Winter. Und ich lerne Marte Raimund kennen. Er war 15 Jahre Feuerwehrkommandant von Fraxern, deshalb weiß er, dass es im Jahr 1988 auf der Maiensäßhütte gebrannt hat. Er war bei den Löscharbeiten dabei, aber es war nichts mehr zu machen, die Hütte musste neu gebaut werden. Marte kennt sich aber auch deshalb hier und auf den umliegenden Alpen sehr gut aus, weil er im Alpgebiet früher die Quellen vermessen hat und dabei erkundete, wie viel Schüttung sie bringen, welche Temperatur und Qualität sie haben. „Bei einer guten Quelle beträgt der Unterschied zwischen Winter- und Sommertemperatur höchstens ein Grad, erklärt er, „die Alp-Quellen in diesem Gebiet liefern alle bestes Trinkwasser!

    Weil wir schon beim Thema Wasserqualität sind, kommt auch gleich das „Fraxner Kriasiwasser auf den Tisch, das ist ein besonders guter Kirschschnaps. Zwanzig Kirschsorten gedeihen in der klimabegünstigten Region rund um Fraxern. „Fraxner Kriasi (Fraxner Kirschen) wurden bereits 1574 urkundlich als „Khriespern erwähnt. Das „Kriasi-Gwinna, die Kirschernte, ist Anfang Juli, die geistvolle Essenz kann man aber das ganze Jahr trinken und verkaufen. Gibt es in der Gegend also vermehrt Kirschbauern statt Milchbauern?

    Früher waren die Kirschen ein wichtiger Nebenerwerbszweig für die hier ansässigen Landwirte, erzählt mir Bürgermeister Reinhard Nachbaur, als ich wieder im Tal bin. Die Kirschernte konnte zeitlich gut zwischen zwei Heumahden eingeschoben werden. Vor ca. 25 Jahren gab es mit 5000 Stück einen regelrechten Kirschbaum-Boom auf dem Gemeindegebiet von Fraxern, jetzt sind es nur noch halb so viele, was immer noch eine stattliche Zahl ist. Die Ernte von Tafelkirschen zahlt sich allerdings heute für den Verkauf kaum noch aus, der Arbeitsaufwand ist zu groß, viele der süßen roten und schwarzen Früchtchen wandern deshalb in die Destillerie.

    Zugunsten der Kirschen das Vieh aufzugeben, wäre demnach nicht zweckmäßig für einen Bauern. Aber auch ohne Kirschkonkurrenz gibt es kaum noch Viehbauern in Fraxern. Lange hat man deshalb Kühe und Galtvieh aus dem Schweizer Appenzell gesömmert, mittlerweile weidet nur mehr Vorarlberger Vieh auf den Fraxner Alpweiden, die Fraxner selbst stellen davon etwas mehr als zehn Prozent. Das ist wenig. Zum Glück schicken die Bauern aus dem übrigen Ländle ihre Kühe gern hierher. Erstens sind die Alpen von Fraxern nicht sehr gefährlich und haben gutes Futtergras, zweitens ist mit den Älplern hier gut Kirschen essen – und bei gegebenem Anlass auch gut Kirsch trinken!

    Informationen

    Lage: Das Maiensäß Fraxern liegt oberhalb des hübschen Ortes Fraxern im Bezirk Feldkirch/Vorarlberger Rheintal/Naturschutzgebiet „Hohe Kugel – Hoher Freschen – Mellental" auf einer Höhe von 1350 m. Gehzeit von Fraxern bis aufs Maiensäß ca. 1 Stunde. Größe (wie auch bei der Hochalpe Staffel) ca. 60 ha Weidefläche. Auf dem Maiensäß und der Alpe Staffel gibt es Platz für 89 Milchkühe, auf den vier Fraxner Galtviehalpen weiden ca. 160 Stück Vieh.

    Besonderheiten: Herrliches Wander- und Skitourengebiet mit Ausflugsmöglichkeiten zu vielen ebenfalls sehr lohnenden Nachbaralpen wie Schwimmersboden oder zur Hochalpe Staffel.

    Verpflegung: Die Maiensäßhütte Fraxern wird über den Winter bis Mitte Mai vom ansässigen Skiclub jeweils samstags und sonntags bewirtschaftet. Den Sommer über führt der Hirte die Gastwirtschaft entweder auf der Maiensäß-, der Staffelalphütte oder auf der Alpe Hohe Kugel, je nachdem, wo sich die Kühe aufhalten. Es gibt Getränke, Kuchen und kleine Mahlzeiten, wie z. B. ein hervorragendes „Alpschweinspeck mit Alphuhnei-Frühstück. Da Fraxern ein klimabegünstigter Ort ist, wo 20 Sorten Kirschen gedeihen, sollte man auch das „Fraxner Kriasiwasser (Fraxner Kirsch) probieren.

    20. Mai

    Nonnenalpe, Bürs, Brandnertal

    Himmelschlüssel auf der Nonnenalpe

    Heute geht es himmelwärts – hinauf zur Nonnenalpe von Bürs. Über einen steilen Kniebrecher-Steig. Die Alpe wird auch Klosteralpe oder augenzwinkernd „Himmelhennenalpe" genannt und gehört den Dominikanerinnen vom Kloster St. Peter in Bludenz. Schwester Kathrin an der Pforte hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass man nicht hinauffahren kann. Es sei denn, man hat ein himmlisches Gefährt, einen Helikopter zum Beispiel. In den späten 1970er Jahren durfte Schwester Dominika tatsächlich mit einem Hubschrauber hinauffliegen. Es waren damals einige Transportflüge für die Sanierung der Alpgebäude nötig. Vor allem für die älteren Schwestern war die Nachricht vom Hubschrauberflug eine Sensation. Und von der einen oder anderen Schwester wird Dominika gewiss beneidet worden sein.

    Da mir weder Hubschrauber noch Engelsflügel zur Verfügung stehen, muss ich mich auf meine Beine verlassen. Ein Weg zum Sündenabbüßen, wenn man wenig Kondition hat, ein schöner Weg, wenn man Muße für einen Alpausflug und Ausdauer mitbringt. Vor einer Woche lag noch Schnee und es war eiskalt, aber für heute hat Schwester Kathrin beim Heiligen Petrus schönes Wetter für mich bestellt. Da sie auch gute Beziehungen zu weltlichen Behörden hat, vermittelt sie mich an Michael Vonbank, Betriebsleiter der Agrargemeinschaft Bürs. Er bringt mich mit dem Forstauto bis dorthin, wo keine Forststraße mehr weiterführt, und erspart mir dadurch zweieinhalb Stunden Anstieg. Von hier ist es noch immer eine gute Stunde bis auf die Alp, aber der Weg ist abwechslungsreich, es gibt viel zu sehen, besonders jetzt im Frühjahr eine herrliche Vielfalt an Alpenblumen.

    Berghüsli, Stallhüsli und Jagdhüsli

    Auf den schattigen Hängen blühen Veilchen und weiter droben, wo sich der Wald lichtet, breitet sich eine Wiese voller Himmelschlüssel aus. Noch ein paar Höhenmeter, und ich entdecke die ersten Enziane. Am Hochplateau liegt dann die Alp wie die sprichwörtliche Dreifaltigkeit, drei Gebäude eng aneinandergeschmiegt: das Berghüsli, das Stallhüsli und das Jagdhüsli, welches der Jagdgemeinschaft von Bürs gehört.

    Segenszeichen an der Hüttenwand: Wenn das eine nicht nützt, nützt vielleicht das andere.

    Von der Alp aus ließe sich noch eine Bergtour unternehmen, hinüber zur Gottvaterspitze. Diese ist nicht leicht zu erklimmen, könnte sein, dass man da allzu voreilig zu seinen Engelsflügeln kommt, wenn man nicht aufpasst. Ich bleibe lieber im Alpgebiet und bin ganz allein, denn die Pächterfamilie Vonbank aus Braz (nicht mit dem Förster verwandt) ist noch nicht heroben, die Alp muss erst zum Leben erweckt und bestoßen werden. Das wird im Juni der Fall sein.

    Stolpersteine für die Alpbesitzer

    Die Dominikanerinnen von St. Peter – ihr Mutterkloster ist das berühmte Kloster Cazis in der Schweiz – erwarben im Jahr 1517, zu Beginn der Lutherischen Reformation, ein Maisäß, dann ein paar Jahre später die Alp und verpachteten diese. Der im Kloster aufbewahrte Kaufbrief stammt vom 22. April 1521. Archivar Anton Rohrer hat ihn mir stolz gezeigt und erzählt, dass es früher aufgrund der strengen Klosterklausur – die Schwestern durften nicht einmal beim Fenster hinaussehen, um sich nicht mit weltlichen Dingen abzulenken – für jede Tätigkeit außerhalb des Klosters eine bischöfliche Bewilligung brauchte, so auch für Kontrollgänge zur Alp.

    Mit der Reform nach dem „Dritten Orden" änderte sich das. Die Dominikanerinnen durften und dürfen karitativ, erzieherisch, pflegerisch oder missionarisch tätig sein. Das Kloster beherbergt heute eine Schule, der Kindergarten ist in einem neuen Gebäude untergebracht. Weltoffenheit legt allerdings manchmal auch Stolpersteine in den Weg. Es war vor etlichen Jahrzehnten, die Schwestern wollten mit Pferdefuhrwerken Schweine auf die Alp bringen. Als es über den Brunnenbach ging, scheuten die Pferde, das Fuhrwerk blieb im Brückengeländer hängen, Schwestern und Schweine landeten im kalten Wasser.

    Für die Nonnen von St. Peter brachte der Besitz der Alp auch andere Schwierigkeiten mit sich. Es kam im Laufe der Jahrhunderte immer wieder zu Grenz- und Gerichtsstreitigkeiten, weil Nachbarn unberechtigterweise auf dem Alpgebiet Holz schlägerten. Im Jahr 1830 wurde ein nachlässiger Pächter verklagt, der die Sennhütte verkommen ließ. Etwas mehr als ein Jahrhundert später wurde die Lage insgesamt prekär, während der nationalsozialistischen Herrschaft wurden die Besitztümer des Klosters beschlagnahmt, die Nonnen aus dem Kloster vertrieben und dort eine landwirtschaftliche Schule installiert. Nach dem Krieg wurde im Schultrakt ein Lazarett eingerichtet, die Klostergemeinschaft fand wieder zusammen.

    Die Alp linderte Frischmilchmangel

    Für die Versorgung der Bevölkerung waren die Alpen vor allem in der Nachkriegszeit sehr wichtig. Auf der Nonnenalpe wurden Anfang der 1950er Jahre pro Sommer ca. 20–30.000 Liter Milch gemolken, es war aber sehr kompliziert, sie über den langen, steilen Weg ins Tal zu transportieren. Obwohl die Stadtgemeinde Bludenz damals an Frischmilchmangel litt, wurde der Antrag auf eine Materialseilbahn abgewiesen, erst 1960 konnte sie in Betrieb genommen werden. Die entstandenen Kosten wurden teils durch Holzverkäufe gedeckt. Mittlerweile hat man die Milchwirtschaft auf der Nonnenalpe aufgegeben und ist umgestiegen auf Mutterkuhhaltung, u. a. für schottische Hochlandrinder.

    Michael Vonbank, dessen Vater bereits in diesem Gebiet Betriebsförster war, hat als Bub in den 1990er Jahren einige Auftriebe auf die Alp als Hirte begleitet. Selbst für die Leitkuh war das immer ein wildes Abenteuer. Sie musste am Strick geführt werden, denn es gab etliche Stellen mit Absturzgefahr, u. a. beim „Bösen Tritt". Durch den Bau der Forststraße wurden viele Gefahren gebannt, aber anstrengend ist der Weg für die Kühe noch immer.

    Eine Alp bedeutet Arbeit – auch für die Schwestern.

    Sie haben ja auch keinen botanischen Blick für die schönen Magerwiesen, in die sie nicht hineindürfen. Auch für den optischen Reiz schindelgedeckter Heubargen (Hütten fürs Heu) sind sie wenig empfänglich. Den Wanderern aber verkürzt der Anblick der blühenden Vielfalt im Naherholungsgebiet mit Biotop oberhalb des Bürser Felsens den langen Weg hinauf zur Alp.

    Schwester Kathrin – mit ihr leben zurzeit vier andere Mitschwestern im Kloster – war trotzdem froh, dass sie nicht mit musste. „Der Aufstieg ist wirklich sehr anstrengend. Aber wie schön es jetzt da droben wahrscheinlich ist!", sagte sie schwärmend. Stimmt. Himmlisch schön!

    Informationen

    Lage: Die Nonnenalpe von Bürs gehört dem Dominikanerinnen-Kloster St. Peter in Bludenz und liegt im Gebiet des Brandnertales auf 1639 m. Sie ist ca. 340 ha groß. Mutterkuhhaltung; die nächstgelegene Milchalpe ist die Ochsenalpe. Die Forststraße ist für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Sie führt ohnedies nicht ganz hinauf zur Alp, mindestens 1 Stunde Fußmarsch geht es vom Ende der Forststraße noch bergwärts. In den Wanderweg gibt es mehrere Einstiege, u. a. hinter der alten Bürser Kirche, unterhalb des Felsens. Gehzeit von Bürs 3 ½ bis 4 ½ Stunden.

    Besonderheiten: Die Alp liegt auf einem Hochplateau mit grandioser Aussicht. Aber auch schon der erste Teil des Weges ist interessant. Das Gebiet oberhalb von Bürs heißt „Schass, was soviel wie „oberhalb des Felsens bedeutet. Es ist ein Naherholungsgebiet mit „Biotopinventar", blühenden Magerwiesen und hübschen schindelgedeckten Heubargen, um die sich die Agrargemeinschaft Bürs kümmert. Auch die Tierwelt ist vielfältig, u. a. tummeln sich Haselhühner, Kreuzottern (sie verstecken sich gut!), Ringelnattern und Eidechsen. Für Unermüdliche: Von der Nonnenalpe kann man u. a. übers Eiserne Törle weiter zur Sarotlahütte (4 Stunden) und von dort aus ins Tal nach Brand (nochmals 2 Stunden) wandern. Eine sehr anspruchsvolle Tour, bei der gutes Schuhwerk, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit erforderlich sind, doch wunderschön am Fuß der Zimba entlang.

    Verpflegung: Es gibt weder Gasthaus noch Jausenstation auf der Alp, deshalb Jause im Rucksack mittragen. Im Tal jedoch ist für Verpflegung gesorgt: Das Kloster St. Peter hat im Jahre 2002 mit einem Team von fünf Schwestern einen Neustart gewagt. Das Klostergebäude wurde renoviert, die Schwestern können dort Gäste aufnehmen und zu Exerzitien und Seminaren einladen.

    Bei uns heißt es Alp!

    Wie kam die Käse-Erzeugung auf die Alp? Warum schmeckte der

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