Monologe angehender Psychopathen: oder: Von Pudeln und Panzern
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"Überbordend und treffsicher polemisch, dann wieder leise und ehrlich schön. Und immer mit einer ganzen Ladung Herz: Eine, die von Münchweier auszog, die Menschen zu begeistern." Tobias Gralke
"Relevanz! Endlich Relevanz! Und nicht etwa eine alt-ehrwürdige, nein, Passmann macht funky-anarchische, unterhaltende Poesie, die auf Aussage nicht verzichtet." Lars Ruppel
"Ein diamantenharter Tonfall, ein Geist, dem die Dinge gläsern sind, assoziative Raserei und ein bodenloser Humor. Immer respektlos. Nie ohne Verve." Franziska Holzheimer
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Monologe angehender Psychopathen - Sophie Passmann
Nachwort
Vorwort
Von Sebastian23
Ich kam in die Poetry-Slam-Szene, als die Menschen noch Hand in Hand mit Mammuts lebten und Säbelzahntiger über Löwenzahnwiesen liefen. Am Anfang warf ich mich mit Begeisterung in den Wettbewerb und glomm förmlich vor Ehrgeiz, doch mit dem Alter wurde ich milder. In den letzten Jahren habe ich immer weniger Leute die Kellertreppe runtergeschubst, weil diese mich beim Slam besiegt hatten.
Ganz im Gegenteil, ich sehe das mittlerweile so: Dem Nachwuchs gehört die Zukunft und mir gehört bald deren Geld – in Form von Rente. Ich möchte nämlich langsam auch mal auf den Schaukelstuhl am Kamin, ein schön ornamentiertes Pfeifchen rauchen und in goldenen Erinnerungslücken schwelgen. Ich bin immerhin 34 Jahre alt, auch wenn ich mich an guten Tagen wie 31 fühle.
Für junge Autoren, die die Bühne nicht scheuen, ist Poetry Slam in den letzten Jahren ein unglaublich guter Weg geworden, ein Publikum zu finden. Man muss sich das vorstellen: Da kommen Dutzende, Hunderte Menschen, die sich in Kneipen, Cafés und Kellerclubs zusammenfinden, um sich Gedichte und Kurzgeschichten anzuhören. Das ist natürlich Benzin für jene, die eine kleine Flamme aufkeimender Kreativität in sich tragen. Plötzlich schreibt man nicht mehr nur noch für die Schreibtischschublade und höfliche Komplimente von Freunden und Mutti – man schreibt für die Saftschorle saufenden Horden von Germanistikstudentinnen (auf Lehramt!) im Publikum.
Aber nein, ich sollte nicht scherzen über Slam-Besucher: Die Zuhörer sind mutige Leute – sie erwerben mit der Eintrittskarte immer auch – Achtung, tieffliegende Phrase! – die Katze im Sack. Denn meist wissen sie nicht, welche Slammer an einem bestimmten Abend auf der Bühne stehen werden. Es gibt andererseits einen guten Grund, warum Poetry Slams fast immer gut besucht sind: Man wird in den allermeisten Fällen positiv überrascht. Und das nicht nur ein bisschen, manchmal kawemmst es einen echt aus den Tretlingen.
Lange Zeit moderierte ich einen der ältesten Poetry Slams in Deutschland im Café Atlantik in Freiburg. Dort hatte ich vor noch längerer Zeit einst meinen eigenen ersten Slam-Auftritt. Und ebendort geschah es, dass ich das erste Mal auf Sophie Passmann traf. Sie war damals gerade 15 Jahre alt und frech wie die Zitrone gelb ist. Bereits bei ihrem ersten Auftritt machte sie sich am Mikrofon über mich und meine Mütze lustig. 250 Leute lachten herzhaft – denn wenn ein kleines Mädchen einen alten Mann verprügelt, dann juckt dem Volk der Lachmuskel. Ich rechnete mir daher niedrige Chancen aus, meine Sympathiewerte zu steigern, indem ich Sophie von der Bühne und dann die Kellertreppe runterschubste. Also lachte ich mit, denn, verdammt, es war auch lustig – und ich dachte, es geht schon wieder vorbei.
Ging es aber nicht. Sophie kam ab da jeden Monat zum Slam und rockte jedes Mal das Haus. Das sagt man so in der Slam-Szene. Man könnte auch sagen: Die Zuhörer hingen ihr an den Lippen und lagen ihr zu Füßen. Wenn man diese Redewendungen nicht kennt, klingt das auch erst mal schmerzhaft. Es war jedoch ganz wunderbar.
Nach einer Weile nahm ich Sophie zur Seite und sagte: „Sophie, die Leute hier feiern deine Texte! Vergiss jedoch nicht: Die Welt ist groß und überall sind Slams! Geh doch mal auf Tour!" Dann rief ich ein paar befreundete Slam-Veranstalter an und sagte ihnen, dass sie diese junge Dame doch mal in ihre Stadt