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Gesammelte Dorfgeschichten: Sechstes Buch der heiter-besinnlichen Erzählungen
Gesammelte Dorfgeschichten: Sechstes Buch der heiter-besinnlichen Erzählungen
Gesammelte Dorfgeschichten: Sechstes Buch der heiter-besinnlichen Erzählungen
Ebook140 pages1 hour

Gesammelte Dorfgeschichten: Sechstes Buch der heiter-besinnlichen Erzählungen

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About this ebook

In den Dorfgeschichten werden auf heitere Art und mit großer Tiefe menschliche Vorzüge, aber auch Schwächen der Landbewohner geschildert.
Man möchte selbst in einem solchen Dorf leben, um den Mühen des Alltags, wenn auch nur für eine Weile, entrücken zu können. Schmunzeln ist
erwünscht und Lachen erlaubt ...
LanguageDeutsch
PublisherFreya
Release dateMar 26, 2014
ISBN9783990251348
Gesammelte Dorfgeschichten: Sechstes Buch der heiter-besinnlichen Erzählungen

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    Gesammelte Dorfgeschichten - Karl Schreibelmayr

    Flieder

    VORWORT

    von Oberösterreichs Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer

    Im vergangenen Jahr konnte ich Karl Schreibelmayr den Titel „Konsulent der oö. Landesregierung für Volkskultur und Heimatpflege" verleihen.

    Zurecht, denn mit seinem literarischen Schaffen betreibt er Brauchtumspflege in Reinkultur. Anlass und Grund, seiner wertvollen Arbeit Anerkennung entgegen zu bringen.

    Ich kenne seit Jahrzehnten seine Dorfgeschichten und bin immer angenehm überrrascht, wenn aus seiner Feder, die nie einzutrocknen scheint, wieder Neues fließt. Nun liegt der neue Band seiner heiter-besinnlichen Dorfgeschichten vor. Lassen Sie sich darin forttragen in eine heile Welt und schöpfen Sie Freude durch geistvolle Unterhaltung. Dies zu vermitteln ist auch das Bestreben des Autors.

    Ich wünsche Herrn Karl Schreibelmayr weitere schaffensfrohe Jahre und seinem neuen Buch einen große Leserkreis.

    Dr. Josef Pühringer

    Landeshauptmann

    DER FRECHSTE KATER DES DORFES

    Pfarrer Justl hat einmal festgestellt, dass es sicher kein Dorf mit mehr Katzen gibt als seines. Wahrscheinlich hat er recht, denn was die Katzenvermehrung im Dorf anbelangt, so spottet diese jeder Beschreibung. Der Hauptschuldige ist der schwarze Murli, dessen Charme das ganze Dorf unterliegt; wie sollten dann erst die Katzendamen widerstehen können? Kurzum, das Katzenvolk wird immer größer und die Mäuse fristen ein klägliches Dasein. Aber das ist halt so; des einen Freud ist des anderen Leid.

    Die Kreuzerbäuerin stellt schon seit längerem fest, dass sich der Inhalt des Rahmhäfens auf der Kellerstiege immer mehr verringert. Ein Wunder bei der Anwesenheit so vieler Katzen im Dorf? Trotz schwerster Deckel macht sich der Rahm aus dem Staub.

    Eines Tages macht aber die Kreuzerbäuerin eine sonderbare Entdeckung. Abends, nach Feierabend, fragt sie ihren Mann: „Du Bauer, hast du schon einmal gehört, dass eine Katze zum Schlecken aus dem Rahmhäfen einen Löffel verwendet?"

    Der Kreuzerbauer senkt die Zeitung und sagt „Nein. Daraufhin die Bäuerin: „Ich bin derselben Meinung – also wer ist der Rahmdieb? Der Löffel lag heute neben dem Häfen.

    Der Bauer, die Zeitung wieder kurz senkend: „Da muss er ihn vergessen haben."

    Die Bäuerin: „Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?"

    „Ja!, erwidert der Bauer gelassen. Darauf die Kreuzerbäuerin zornig werdend: „Na warte, ich werde den Dieb ertappen. Auf die Kellerstiege kommen ja nur unsere Milchkunden, die sich immer zur gleichen Zeit die gefüllten Pitschen holen.

    Jetzt faltet der Kreuzerbauer die Zeitung zusammen, schaut seine Frau überlegen über den Brillenrand an und sagt gemächlich: „Ich habe den Rahmdieb längst ertappt, und weil mir graust, dass er immer mit dem nackten Finger hinein gefahren ist, habe ich ihm den Löffel hingelegt. Du siehst, wie folgsam er ist!"

    Der Kreuzerbäuerin bleibt vor Staunen der Mund offen: „Ach, so ist das, du weißt es und duldest es? Da bist du ja direkt mitschuldig. Schämt ihr euch nicht, ihr Diebe?!"

    Der Bauer zuckt die Achseln.

    „Sag wenigstens, wer es ist."

    „Nur, wenn du ihm verzeihst und keinen Wirbel im Dorf machst."

    Der Kreuzerbäuerin bleibt nichts anderes übrig, als einzuwilligen und erfährt Folgendes: „Der Franzl von der Fannytant ist es, der beste Ministrant von unserem Pfarrer Justl und überhaupt einer der liebenswertesten von allen Lausbuben im Dorf. Lass ihn seine Bubenstreiche ausleben, solange es nichts Gröberes ist. Was glaubst du, wie wir einmal stolz darauf sein werden, wenn er einmal Doktor, Ingenieur oder Baumeister ist, dass wir ihn ins Rahmhäfen greifen haben lassen!"

    Darauf die Bäuerin längst besänftigt: „Ja ja, wir werden uns immer erinnern an den frechsten Kater des Dorfes!"

    DER STAUBSAUGER

    Wieder einmal sitzen der Ferdl mit dem Holzfuß und der großen Glatze und der Flickschuster und Feuerwehrhauptmann Matthias an ihrem Stammtisch im „Silbernen Kranz. Sie tun so, als ob sie „wieder einmal einkehren; dabei findet dieses „Wieder einmal" ohnehin täglich statt.

    Der Ferdl trommelt nervös auf der Tischplatte und wirft unwirsche Blicke um sich, weil der glotzäugige Wirt das Bier so lange nicht heranbringt.

    Der Matthias will die Situation entschärfen und sagt geheimnisvoll: „Habe ich dir die Geschichte vom Staubsauger schon erzählt?"

    „Von welchem Staubsauger?", brummt der Ferdl.

    Endlich ist das Bier am Tisch und der Ferdl etwas moderater: „Wenn die Geschichte nicht langweilig ist, darfst du sie mir erzählen!"

    „Also, pass auf! Es war an einem langen Winterabend; ich habe in der Werkstatt gearbeitet und dabei sage und schreibe übersehen, dass ich eingeschneit wurde. Ich muss heute noch an das Märchen ‚Frau Holle’ denken, wenn ich mich an dieses Schnee-Chaos zurück erinnere!"

    „Halt!, wendet der Ferdl zornig ein. „Was hat das alles mit einem Staubsauger zu tun, du verdammter Sohlenklopfer?

    „Warte nur, du wirst dich noch wundern; den Mund wirst du vor Staunen nicht mehr zubringen!"

    „Dann weiter, aber avanti! Lange habe ich nicht Geduld mit deinem blöden Staubsauger!"

    „Du wirst dich noch so wundern, Ferdl!"

    „Na, wird´s jetzt endlich? Der Ferdl will nach seiner Krücke greifen. Diese Drohgebärde fürchtet der Matthias, deshalb kürzt er etwas ab: „Auf einmal klopft es an der Haustür!

    „Hast du aufgemacht?"

    „Was glaubst du denn? Glaubst du, ich als Feuerwehrhauptmann fürchte mich?"

    „Wer war draußen? Schneller!"

    „Ich habe die Haustür nicht mehr aufgebracht, weil inzwischen so viel Schnee gefallen ist. Auf einmal hat von draußen jemand zum Schaufeln begonnen und meine Tür freigeschaufelt, dass ich sie öffnen konnte!"

    „Was? Du Lügenbaron! Das alles soll ich dir glauben?"

    „Ich bin kein Baron und ein Lügenbaron schon gar nicht, dass du es weißt! Ich lasse mich nicht derart beleidigen! Aus, ich erzähle nicht weiter!"

    „Und ob du es weiter erzählst! Du kannst doch nicht Derartiges anschneiden und mich dann im Regen stehen lassen. Hast du denn überhaupt keine Manieren? Du willst Dorfphilosoph sein? Pfui!"

    Der Ferdl dreht ihm den Rücken zu und der Matthias grinst in sich hinein.

    „Jetzt erzähl den Quatsch sofort fertig, sonst geh ich in die Pfarrbibliothek, hol mir einen Krimi, gehe ins Bett und pfeife auf deine Schauergeschichte – jawohl und basta!"

    Der Flickschuster weiß, dass wenn der Ferdl einmal „Basta sagt, dann Feuer am Dach ist. Er darf also den Bogen nicht weiter spannen, deshalb macht er es jetzt wirklich kurz: „Als ich die Haustür endlich aufbrachte, steht ein resolutes Frauenzimmer vor mir, das sich den Eingang in mein Haus freigeschaufelt hat!

    „Was? Und was hast du getan?"

    „Die Frau hat mir erbarmt; ganz erschöpft war sie vom vielen Schaufeln. Ich habe sie hereingebeten und sofort einen Tee zugestellt!"

    Der Ferdl schluckt: „Selbst wenn das Ganze ein Märchen ist; aber ein spannenderes Märchen, Matthias, habe ich noch nie gehört! Alle Achtung! Erzähle sofort weiter!"

    „Ja, und dann hat sich herausgestellt, dass es eine Staubsauger-Vertreterin war und sie mir unbedingt einen Staubsauger verkaufen wollte!"

    Der Ferdl bringt neben seinem dröhnenden Lachen die Frage kaum hervor: „Was hast du getan?"

    „Ich habe nicht nur einen Staubsauger gekauft!"

    „Ja was denn noch? Du dreifacher Luzifer!" Der Ferdl wischt sich den Bierschaum von den Lippen und starrt den Matthias in höchster Erregung an.

    „Die resolute Vertreterin ist die Rosa, meine heutige Frau!" Der Ferdl reißt den Mund auf wie ein Walross und vergisst vor lauter Staunen, ihn wieder zuzumachen.

    DER DOKTOR AM BERG

    Vor einiger Zeit hat sich ein sonderbarer Mann im Dorf angesiedelt; besser gesagt ganz oben am Berg, der sowohl von der Stadtseite als auch von der Dorfseite her erreichbar ist. Eine ganz einfache Blockhütte ist seine Behausung. Er selbst ist auch ein ganz einfacher Mensch. Er scheint mit sich, den Mitmenschen und mit Gott in völliger Eintracht zu leben. Selten sieht man ihn im Dorf, noch seltener in der Kirche und überhaupt nie im Wirtshaus. Schon deshalb wird er von

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