Das Fujifilm X100T / X100S Handbuch: Kreativ fotografieren mit Fuji's Messsucherkamera
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Das Buch behandelt die Kamera Seite an Seite mit ihrer Vorgängerin, der FUJIFILM X100S. Dabei erhält der ambitionierte Fotograf nicht nur Tipps zur optimalen situationsbedingten Bedienung, sondern auch technische Hintergrundinformationen und zahlreiche Bildbeispiele. Das Buch soll weder das zur Kamera mitgelieferte Benutzerhandbuch ersetzen noch zum wiederholten Mal die fotografischen Grundlagen und Begriffe erläutern. Wenn es um Bedienelemente und Funktionen geht, verweist der Autor zielgenau auf die entsprechenden Passagen im Benutzerhandbuch, wobei ein fotografisches Grundverständnis beim Leser vorausgesetzt wird.
Er vermittelt die Besonderheiten des Fotografierens mit der X100T/S und zeigt das immense Potenzial, aber auch die Tücken dieser Kamera. Erläutert werden zudem die neuen Konzepte der X100T. Was zeichnet den neuartigen Hybrid-Sucher aus? Wie lässt sich der eingebaute ND-Filter kreativ einsetzen? Ist tatsächlich Bildbearbeitungssoftware in die Kamera integriert? Welche besonderen Möglichkeiten der Blitzfotografie erlaubt der Zentralverschluss der Kamera?
Peter Fauland betrachtet alle relevanten Aspekte der X100-Fotografie und erlaubt einen Blick hinter die Kulissen. Dem Leser seien hier viele Aha-Momente versprochen.
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Das Fujifilm X100T / X100S Handbuch - Peter Fauland
INDEX
1 DIE MESSSUCHERKAMERA & HISTORIE DER X100-SERIE
Im Gegensatz zur digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR), bei der das Bild mittels eines klappbaren Schwingspiegels und eines Penta-Prismas in den Sucher gelenkt wird, sind Messsucherkameras mit einem optischen Sucher mit Scharfeinstellhilfe ausgestattet, der wiederum mit der Entfernungsmessung (Fokussierung) des Objektivs verbunden ist. Diese Entfernungsmessung war bei klassischen analogen Messsucherkameras meist als Schnittbildindikator ausgeführt, bei dem mehrere horizontal gegeneinander verschobene Bildteile sich dann zum realen Bild zusammenfügen, wenn korrekt auf das Motiv fokussiert wurde. In »Vor-Autofokus-Zeiten« war dies die Standard-Fokuskontrolle. Auch moderne Digitalkameras verfügen oftmals über diese Art der manuellen Fokuskontrolle.
Das Konzept des Messsuchers bietet nach wie vor einige Vorteile gegenüber den weit verbreiteten DSLR-Kameras. Es fällt der Spiegel der DSLR weg, was zu einem permanent sichtbaren Sucherbild führt. Gerade bei langen Belichtungszeiten kann dies ein nützlicher Vorteil sein. Des Weiteren sind keine durch den schwingenden Spiegel einer DSLR hervorgerufene Vibrationen zu befürchten, welche bei langen Belichtungszeiten zu Verwacklungsunschärfe führen können. Das Auslösegeräusch einer Messsucherkamera ist in der Regel leiser als das einer DSLR, eine Eigenschaft, die in vielen Aufnahmesituationen (z.B. Konzertfotografie) ein bedeutender Vorteil ist. Ein großer, heller Messsucher ermöglicht auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen eine exakte Fokussierung, bei denen im Sucher einer DSLR kein deutliches Bild mehr zu sehen ist und viele Autofokussysteme nicht mehr in der Lage sind, schnell und präzise zu fokussieren. Ein weiterer Vorteil liegt in den vergleichsweise kleinen Abmessungen, die auf ein geringeres Auflagemaß zurückzuführen sind. So sind Messsucherkameras nicht nur einfacher zu transportieren und schneller einsatzbereit, sondern lassen sich auch deutlich unauffälliger verwenden als eine große DSLR mit angesetztem Objektiv. Bei Veranstaltungen z.B. habe ich oftmals die Erfahrung gemacht, dass die anwesenden Personen überhaupt nicht bemerkt haben, dass sie fotografiert wurden. Diese diskrete Arbeitsweise ermöglicht es, natürliche, ungestellte und authentische Momente festzuhalten.
Aufgrund der konstruktionsbedingten Trennung von Sucher und Objektiv ergibt sich ein leicht unterschiedlicher Blickwinkel, ein Effekt, der Parallaxe genannt wird. Diese Parallaxe führt dazu, dass bei Motiven, die sich nahe vor der Kamera befinden, der Bildausschnitt nicht exakt im Sucher festgelegt werden kann. Die spätere Aufnahme bzw. der Bildausschnitt und Fokuspunkt stimmen nicht mit dem Sucherbild überein. Moderne Messsucherkameras gleichen diese Parallaxe aus, indem der Leuchtrahmen im Sucher entsprechend verschoben wird. Der automatische Parallaxenausgleich der FUJIFILM X100S/X100T zeigt bereits im optischen Sucher den korrekten Bildausschnitt, der der späteren Aufnahme entspricht. Wird die Kamera mit elektronischer Suchereinstellung verwendet, tritt dieses Problem ohnehin nicht auf, da direkt das Bild des Sensors dargestellt wird.
Im September 2010 wurde mit der FUJIFILM Fine-Pix 100 auf der Photokina der Öffentlichkeit die erste Kamera der bis heute anhaltenden Erfolgsgeschichte vorgestellt. Die Kamera im klassischen Design traditioneller Filmkameras mit mechanischen Einstellrädern für Verschlusszeit, Blende und Belichtungskorrektur verfügt über einen 12-Megapixel-CMOS-Sensor im 2/3-Zoll-Format mit EXR-Prozessor, eine lichtstarke 23-mm-Festbrennweite und einen neu entwickelten Hybridsucher, der das Umschalten zwischen optischem und elektronischen Sucher ermöglicht. Er verfügt über eine 0,5-fache Vergrößerung und erlaubt das Einblenden relevanter Aufnahmedaten und Kameraeinstellungen sowie einen in der Helligkeit variierenden Leuchtrahmen. Der elektronische Sucher hat eine Auflösung von 1,4 Mio. Pixel und bietet speziell bei Dunkelheit oder im Makro-Modus den Vorteil eines klaren, hellen Sucherbildes.
Die 23-mm-F2.0-Festbrennweite (Kleinbildäquivalent 35 mm) verfügt über acht Elemente in sechs Gruppen inkl. einem asphärischen Element. Die Blende mit neun Lamellen ist für das ausgesprochen schöne Bokeh bei Offenblende verantwortlich. Der integrierte ND-Filter (drei Blenden Lichtreduktion) lässt sich schnell und einfach über das Kameramenü oder eine der frei belegbaren Funktionstasten aktivieren.
Es kann zwischen einem 49-Punkt-Autofokus mit variabler Fokuspunktgröße (bei Nutzung des elektronischen Suchers) und einem 25-Punktautofokus (bei Nutzung des optischen Suchers) gewählt werden.
Anfang 2013 wurde das Nachfolgemodell FUJIFILM X100S vorgestellt, welches über den aus der X-Pro1 und X-E1 bekannten 16,3 Millionen Pixel APS-C X-Trans CMOS Sensor ohne Tiefpassfilter, den Nachfolgeprozessor EXR II (mit doppelt so hoher Verarbeitungsgeschwindigkeit im Vergleich zum EXR I) sowie einen weiterentwickelten Hybridsucher verfügt, wobei die hervorragende 23-mm-F2.0-Festbrennweite beibehalten wurde.
Auf vielfachen Wunsch wurde der Autofokus deutlich verbessert. Hierfür sind die auf dem Sensor vorhandenen Phasendetektionspixel verantwortlich. Je nach Aufnahmesituation steht nun entweder der Kontrast-Autofokus oder der Phasen-Autofokus zur Verfügung. Als erste digitale Messsucherkamera war die FUJIFILM X100S mit einem digitalen Schnittbildindikator ausgestattet, welcher das manuelle Fokussieren wie in analogen Zeiten ermöglicht. Ein weiteres Hilfsmittel war das sogenannte FokusPeaking (Kantenüberschärfung) zur präzisen Fokus- und Schärfentiefekontrolle. Der elektronische Sucher hatte eine Auflösung von 2,36 Millionen Pixel bei 100% Bildabdeckung. Eine weitere Neuerung war die Einführung der »Q-Taste«, welche den schnellen Zugriff auf die wichtigsten Kameraeinstellungen erlaubte.
X100
Diese Funktion konnte beim Vorgänger nach einem Firmware-Update, welches Ende 2013 eingeführt wurde, über die RAW-Taste aufgerufen werden.
Die Kameras der FUJIFILM-X100-Familie warten mit einem besonderen Feature auf, dem Hybridsucher. Mittels eines kleinen, unscheinbaren Hebels an der Vorderseite der Kamera direkt neben dem Objektiv lässt sich zwischen dem elektronischen Sucher (EVF, electronic view finder) und dem optischen Sucher (OVF, optical view finder) umschalten.
Im September 2014 wurde dann die dritte Generation, die FUJIFILM X100T, vorgestellt.
X100T
Eine der Neuerungen der FUJIFILM X100T ist die Möglichkeit, dem optischen Sucherbild unten rechts die »digitale Lupe« inkl. FokusPeaking-Funktion zuzuschalten.
Tabelle 1.1: Eigenschaften des Hybridsuchers
Je nach Aufnahmesituation und Lichtverhältnissen lässt sich so der optimale Suchermodus wählen, je nachdem ob das Hauptaugenmerk auf der Beurteilung der realen Lichtverhältnisse oder auf dem präzisen Festlegen des Schärfepunktes liegt.
Abbildung 1.1: »Digitale Lupe«, zu sehen unten links im Sucher (rot hervorgehoben)
DER HYBRIDSUCHER
X100T
Der Hybridsucher der FUJIFILM X100T verfügt jetzt über einen Echtzeit-Parallaxenausgleich, wenn der optische Sucher verwendet wird.
Bei den beiden Vorgängermodellen, der X100 und X100S, musste die Aufnahme beim manuellen Fokussieren durch erneutes Halb-Drücken des Auslösers neu »parallaxenkorrigiert« werden. Mit jetzt 92% Bildabdeckung ist der optische Sucher um 2% angewachsen. Andere Verbesserungen des OVF/EVF sind die kleinen, je nach Kameraausrichtung rotierenden Anzeigegrafiken, die Wahlmöglichkeit zwischen natürlicher Bildwiedergabe und der Darstellung, die die aktuellen Aufnahmeeinstellungen, also z.B. eine spezielle Filmsimulation, wiedergeben.
Die Bildwiederholrate ist mit 54 Bildern