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Jugend - Engagement
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Jugend - Engagement

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About this ebook

Welche Erfahrungen machen Jugendliche heute? Welche Chancen haben sie? Und welche Rahmenbedingungen brauchen sie? Die Bertelsmann Stiftung befasst sich in vielen Projekten mit Jugendlichen vor allem in den Bereichen Bildung, Integration, Zivilgesellschaft, Kultur und Werte.

In Anknüpfung an unser Magazin change mit dem Schwerpunkt Jugend haben wir in diesem E-Book noch einmal spezielle Umfragen, Studien und Leseproben aus den Büchern des Verlags Bertelsmann Stiftung für Sie zusammengestellt.

Der change reader Jugend - Engagement enthält den Praxisleitfaden Ausgezeichnet! Kinder- und Jugendengagement wirksam fördern, Handlungsempfehlungen für Kommunen und umfangreiche Leseproben aus unseren aktuellen Büchern zum gesellschaftlichen Engagement: Kinder- und Jugendbeteiligung in Deutschland, Vorbilder bilden Gesellschaftliches Engagement als Bildungsziel sowie aus den Mitmachheften für die Sekundarstufen I und II.
LanguageDeutsch
Release dateDec 8, 2010
ISBN9783867933070
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    Jugend - Engagement - Verlag Bertelsmann Stiftung

    Engagement

    Die Beteiligung junger Menschen in Familie, Schule und am Wohnort

    Reinhard Fatke, Helmut Schneider

    In 42 deutschen Städten und Gemeinden wurde das Mitwirkungsverhalten von rund 12.000 Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren untersucht: in der Familie, in der Schule und an ihrem Wohnort. Ausgewertet wurden dabei auch die Einflüsse von Alter, Geschlecht, Geschwisterzahl, Schulform und Nationalität.

    Ziel und Design der Untersuchung

    Ungeachtet der hohen Bedeutung, die dem Thema zukommt, liegen bislang kaum empirische Befunde zur Partizipationssituation junger Menschen in Familie, Schule und Kommune vor. Eine solche Bestandsaufnahme ist allerdings grundlegende Voraussetzung für die Stärkung der Kinder- und Jugendbeteiligung in unterschiedlichen Lebensbereichen.

    Im Jahr 2004 wurden, verteilt über alle Städtegrößen und Bundesländer, 42 Kommunen ausgewählt, in denen gut 12.000 Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren nach ihren Erfahrungen mit Partizipation in Familie, Schule, Freizeit und Kommune befragt wurden. Gleichzeitig fand bei den Verwaltungen eine Erhebung zu Strukturdaten, Partizipationsangeboten und ihrer Ausgestaltung statt. Außerdem wurden die rund 630 Lehrkräfte, die die befragten Schülerinnen und Schüler unterrichten, sowie deren 422 Schulleiter zur Partizipation in der Schule befragt.

    Obwohl die vergleichsweise kleine Zahl der Verwaltungen die Aussagekraft der Befunde auf kommunaler Ebene etwas einschränkt, bilden die Daten eine einzigartige empirische Basis zur Erhellung der Partizipationssituation junger Menschen in Deutschland.

    Dieser Beitrag konzentriert sich auf das Mitwirkungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Familie, Schule und Wohnort sowie auf die Analyse möglicher - aufgrund struktureller Einflussgrößen bedingter - Unterschiede hinsichtlich der Mitwirkungsintensität in diesen drei Lebensbereichen. Zentrale Gruppierungsvariablen sind das Alter, das Geschlecht, die Schulform, die Anzahl der Geschwister in der Familie sowie ein möglicher Migrationshintergrund der Eltern.

    Um die Bedeutung dieser Einflussgrößen transparent zu machen, wurden die Werte der jeweiligen Gruppen ins Verhältnis zum Gesamtmittelwert der jeweiligen Variable gesetzt.¹ Werte, die größer als 1 sind, signalisieren somit einen Gruppenwert, der um die Differenz zu 1 prozentual größer ist als der Gesamtmittelwert. Werte kleiner als 1 zeigen entsprechend eine im Verhältnis zur Grundgesamtheit prozentual geringere Ausprägung.² Zur Beurteilung der statistischen Sicherheit möglicher Gruppenunterschiede wurde angesichts der sehr großen Stichprobe auf die Effektstärke nach Cohen zurückgegriffen: Effektstärken größer als 0,1 werden demnach als kleiner, Werte größer als 0,25 als mittlerer und Werte über 0,4 als starker Effekt charakterisiert.

    Mitbestimmung in der Familie

    Die Gesamtuntersuchung war von der Annahme getragen, dass die Familie als erste Sozialisationsinstanz das spätere Mitwirkungsverhalten junger Menschen auch außerhalb des häuslichen Bereichs grundlegend prägt. Deshalb wurden die Kinder und Jugendlichen gefragt, wie sehr und bei welchen Themen sie zu Hause mitbestimmen. Außerdem sollten sie angeben, wie zufrieden sie mit den Ergebnissen sind und was es ihnen - auch abgesehen vom Ergebnis - persönlich bringt, wenn sie zu Hause mitbestimmen.

    Drei Viertel der Befragten (74,6 Prozent) geben an, viel oder sehr viel zu Hause mitzubestimmen. Das in dieser Verteilung sichtbare hohe Niveau drückt sich auch im Mittelwert bei der Frage nach der Mitwirkungsintensität in der Familie aus. Hier ergibt sich auf einer 5er-Skala (1 = sehr wenig, 5 = sehr viel) ein Wert von 4,05. Die Kinder und Jugendlichen geben an, dass sie von den 18 vorgegebenen Themen im Durchschnitt bei gut vier Fünfteln mitbestimmen.

    Insgesamt zeigen sich die Befragten mit ihrer Mitbestimmung in der Familie zufrieden (Mittelwert 4,06 auf einer 5er-Skala mit 1 = sehr unzufrieden und 5 = sehr zufrieden). Auch der Mittelwert von 4,08 (1 = sehr wenig und 5 = sehr viel) bei der Frage, was die Mitbestimmung zu Hause - abgesehen vom Ergebnis - den Jugendlichen persönlich bringe, bestätigt diesen Befund.

    Zusammenfassend ergibt sich somit folgendes Bild: Kinder und Jugendliche können nach eigener Einschätzung in der Familie viel mitbestimmen, und sie sind mit den Ergebnissen ihrer häuslichen Mitbestimmung insgesamt zufrieden.

    Es gibt allerdings themenspezifische Unterschiede. Ein genauer Blick zeigt, dass die Themen sich einteilen lassen in solche, die auch die Eltern direkt betreffen (z. B. die Höhe des Taschengeldes, ob ein Haustier angeschafft werden soll, um welche Uhrzeit gegessen wird), und solche, von denen die Eltern nicht unmittelbar berührt sind (z. B. wofür das Taschengeld ausgegeben wird, ob Freunde eingeladen werden dürfen, wie es im eigenen Zimmer aussieht).

    Die Gesamtmittelwerte - auf einer 5er-Skala zwischen »ich bestimme nie mit« (= 1) und »ich bestimme immer mit« (= 5) - unterscheiden sich hier sehr stark: 3,4 (Eltern unmittelbar betroffen) zu 4,4 (Eltern nicht unmittelbar betroffen). Das relativ hohe Maß an Mitbestimmung in der Familie muss also relativiert werden: Die Eltern sind offenbar weniger bereit, ihre Kinder mitbestimmen zu lassen, wenn es sich um Themen handelt, die sie selbst mit betreffen, d. h. bei denen sie von ihrer Verfügungsmacht einen Teil abgeben müssen.

    Zieht man den Mittelwert der Spannweite bei den fünf untersuchten strukturellen Einflussgrößen heran (Tabelle 1), so wird deutlich, dass der stärkste Einfluss auf die Mitbestimmung in der Familie vom Alter der Kinder und Jugendlichen ausgeht: Je älter die Kinder werden, umso mehr können sie in der Familie mitbestimmen. Auch im Hinblick auf die Schulform ergeben sich nennenswerte Differenzen zwischen den Befragten: Berufs(fach)schüler sowie Gymnasiasten bestimmen in der Familie mehr mit als Haupt-, Real- und Gesamtschüler. Allerdings gilt es dabei zu berücksichtigen, dass Schultypen und Alter zusammenhängen.

    Tabelle 1: Mitbestimmung in der Familie - Abhängigkeit von strukturellen Einflussgrößen

    Das Geschlecht hingegen beeinflusst das Niveau der Mitbestimmung in der Familie kaum. Über alle einbezogenen Variablen ist zwischen Mädchen und Jungen lediglich ein Unterschied von zwei Prozentpunkten festzustellen. Vom Migrationshintergrund und der Anzahl der Geschwister geht ein schwacher Einfluss auf die Mitbestimmung in der Familie aus.

    Neben der Frage, ob die einzelnen Faktoren die Mitbestimmung in der Familie beeinflussen, ist die Richtung möglicher Unterschiede bedeutsam. Lassen sich also einzelne Gruppen identifizieren, die in der Familie deutlich stärker oder schwächer mitbestimmen als andere?

    Die befragten Kinder und Jugendlichen, deren beide Elternteile keine Deutschen sind, bestimmen nach eigenen Angaben zu Hause weniger mit als Kinder deutscher Eltern (Effektstärke 0,12). Das Mitbestimmungsniveau von Kindern und Jugendlichen, bei denen nur ein Elternteil nicht deutscher Herkunft ist, entspricht in etwa dem Durchschnitt aller Befragten (Tabelle 2).

    Tabelle 2: Mitbestimmung in der Familie - Abhängigkeit von der Nationalität der Eltern

    Dieser Befund stützt sich auf die Gesamtfrage nach der Mitbestimmung zu Hause und auch auf die abgefragten Themenbereiche, bei denen Kinder und Jugendliche mit ausländischen Eltern bei elf von 18 Themen signifikant (Effektstärke > = 0,1) weniger mitbestimmen als die aus deutschen Familien. Die deutlichsten Unterschiede ergeben sich bei den Themen »ob ich bei einer Freundin übernachte« (Effektstärke 0,24) und »wohin ich in die Ferien fahre« (Effektstärke 0,18). Kaum Unterschiede zeigen sich indes im Hinblick auf die Zufriedenheit mit der Mitbestimmung in der Familie.

    Ist die Mitbestimmung abhängig von der Anzahl der Geschwister? Hier ergibt sich ein ebenso eindeutiger, wenn auch statistisch etwas schwächerer Befund (Tabelle 3).

    Tabelle 3: Mitbestimmung in der Familie - Abhängigkeit von der Geschwisterzahl

    Mit wachsender Kinderzahl geht das Ausmaß der Mitbestimmung in der Familie aus Sicht der Befragten zurück. Besonders stark sinkt das Mitbestimmungsniveau bei mehr als zwei Geschwistern. Gemessen an der Gesamtfrage, besteht zwischen der Gruppe der Einzelkinder (Wert 4,18) und der Gruppe der Befragten mit mehr als zwei Geschwistern (Wert 3,9) ein Unterschied von sieben Prozent. Während Einzelkinder bei 14 der 18 Themen überdurchschnittliche Werte aufweisen, zeichnen sich Kinder und Jugendliche mit mehr als zwei Geschwistern bei 16 von 18 Themen durch unterdurchschnittliche Werte aus. Auch hier gilt, dass die Zufriedenheit nicht so deutlich differiert wie das Ausmaß der Mitbestimmung.

    Der persönliche Gewinn hingegen sinkt - wenn auch mit schwachem statistischem Effekt - ebenso wie das Ausmaß der Mitbestimmung mit wachsender Geschwisterzahl kontinuierlich. Dieser Befund lässt sich leicht dadurch erklären, dass der Familienalltag aus Sicht des Einzelkindes - im Vergleich zu Familien mit mehreren Kindern - weitaus mehr Anlässe für Gespräche und Auseinandersetzungen sowie für das Aushandeln von Entscheidungen bietet.

    Die größte Bedeutung für die Mitwirkung in der Familie hat das Alter der Kinder und Jugendlichen (Tabelle 4).

    Tabelle 4: Mitbestimmung in der Familie - Abhängigkeit vom Alter

    Bei allen einbezogenen Einflussgrößen steigt das Ausmaß der Mitbestimmung stetig mit dem Alter der Befragten. So weisen im Hinblick auf die Gesamtfrage beispielsweise 12-Jährige einen Mittelwert von 3,78 auf, 18-Jährige einen Mittelwert von 4,39 - ein um 15 Prozent höheres Niveau. Die Zufriedenheit mit den Ergebnissen der Mitbestimmung variiert indes altersabhängig nur wenig. Der persönliche Gewinn aus der Mitbestimmung in der Familie hingegen wächst wiederum mit dem Alter an. Auch diese Befunde lassen sich leicht dadurch erklären, dass mit zunehmendem Alter die Ansprüche, an Entscheidungen beteiligt zu werden, wachsen, wie umgekehrt die Eltern entsprechende Zugeständnisse machen, um die Selbstständigkeit ihrer Kinder zu fördern.

    Das Geschlecht ist die Variable mit dem geringsten Einfluss (Tabelle 5) auf die Mitbestimmung in der Familie.

    Tabelle 5: Mitbestimmung in der Familie - Abhängigkeit vom Geschlecht

    So sind nicht nur die prozentualen Unterschiede zwischen den Gruppen äußerst gering, sondern auch die Effektstärke als statistisches Maß bei allen Variablen kleiner als 0,1.

    Von der Schulform der Kinder und Jugendlichen geht hingegen ein nicht unerheblicher Einfluss auf die Mitbestimmung in der Familie aus (Tabelle 6).

    Tabelle 6: Mitbestimmung in der Familie - Abhängigkeit von der Schulform

    Das deutlich geringste Mitwirkungsniveau haben Hauptschüler, gefolgt von Schülern der Realschule, der Gesamtschule und des Gymnasiums. Am stärksten mitbestimmen können Schülerinnen und Schüler von Berufs(fach)schulen, was aber wahrscheinlich zu einem großen Teil auf die andere Alterstruktur zurückzuführen ist: Das Durchschnittsalter der Berufs(fach)schüler liegt mit 17,2 Jahren deutlich über dem der anderen Schulformen (Hauptschule: 14,2; Realschule: 14,2; Gymnasium: 14,9; Gesamtschule: 14,4). Auch hier gilt, dass sich die Zufriedenheit mit den Ergebnissen der Mitbestimmung in der Familie zwischen den Gruppen kaum unterscheidet, mit wachsendem Niveau aber der persönliche Gewinn aus der Mitbestimmung zunimmt.

    Zusammengefasst können Kinder und Jugendliche nach eigenen Angaben in der Familie relativ viel mitbestimmen und sind mit den Ergebnissen zufrieden. Diese generelle Aussage muss im Hinblick auf einzelne Gruppen jedoch relativiert werden: So können Ältere, Kinder und Jugendliche aus kleineren Familien, junge Menschen, deren beide Elternteile Deutsche sind, sowie Kinder und Jugendliche mit einem höheren formalen Bildungsniveau überdurchschnittlich viel mitbestimmen. Umgekehrt bieten sich jüngeren Kindern und Jugendlichen, deren beide Eltern keine Deutschen sind, die viele Geschwister haben und ein geringes formales Bildungsniveau besitzen, eher weniger Mitbestimmungsmöglichkeiten in der Familie.

    Mitwirkung in der Schule

    Im Vergleich zur Familie ist die Mitwirkung in der Schule weitaus weniger stark ausgeprägt: Nur 14,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen geben an, dass sie dort viel oder sehr viel mitwirken. Diese Diskrepanz spiegelt sich auch in den jeweiligen Mittelwerten. Bei der Frage: »Alles in allem: Wie sehr kannst du in deiner Schule mitwirken?« signalisiert der Mittelwert von 2,65 ein deutlich geringeres Ausmaß der Mitwirkung (Familie: 4,05) in diesem Lebensbereich. Auch die Zufriedenheit und der persönliche Gewinn aus der Mitwirkung sind in der Schule deutlich geringer ausgeprägt als in der Familie: Partizipationszufriedenheit 3,35 (Familie: 4,06), persönlicher Gewinn 3,2 (Familie: 4,08).

    Analog zur Befragung hinsichtlich der Familie wurden auch für die Schule unterschiedliche Themen analysiert. Dabei wurden die Schülerinnen und Schüler gebeten, zu neun unterrichtsnahen Themen (z.B. Sitzordnung im Klassenzimmer, Auswahl von Unterrichtsthemen) ihre Mitwirkungsmöglichkeiten anzugeben. Als Antworten standen zur Auswahl: »ich werde informiert«, »ich kann meine Meinung sagen«, »ich kann mitbestimmen« und »ich werde gar nicht einbezogen«.

    Der Ordinalcharakter dieser Skala verhindert eine Analyse auf der Basis von Mittelwerten. Um den Einfluss struktureller Faktoren zu untersuchen, wird daher auf die Antwortrubrik Bezug genommen, die das höchste Mitwirkungsniveau widerspiegelt: »Ich kann mitbestimmen.« Der jeweilige Mittelwert des Prozentsatzes über die neun Themen wird als spezifische Mitwirkungsintensität interpretiert. Auch diese Daten wurden so indiziert, dass Werte größer als 1 eine stärkere Beteiligung, Werte kleiner als 1 eine unterdurchschnittliche Beteiligung signalisieren.

    Die Angaben zeigen die aus Sicht der Schüler eher geringe Mitbestimmungsmöglichkeit bei unterrichtsnahen Dingen, jedoch auch große Unterschiede im Hinblick auf die abgefragten Themen. Über alle Themen hinweg sind lediglich 25 Prozent der Ansicht, dass sie bei unterrichtsnahen Belangen mitbestimmen dürfen. Bei Themen hingegen, die nicht das Unterrichten selbst und damit die pädagogische Autorität der Lehrkräfte direkt betreffen, sondern eher die Rahmenbedingungen (z. B. Sitzordnung im Klassenzimmer), liegen die Werte deutlich über diesem Mittelwert. Am seltensten werden die Kinder und Jugendlichen bei Entscheidungen einbezogen, die das Abprüfen und die Bewertung ihrer Leistungen betreffen, wie Festlegung von Hausaufgaben und Notengebung (Tabelle 7).

    Inwieweit wird auch die Mitwirkung in der Schule durch strukturelle Faktoren beeinflusst? Die generelle Bedeutung dieser Einflussgrößen wird im Folgenden abermals an der Spannweite der Gruppenmittelwerte für die relevanten Einflussgrößen festgemacht (Tabelle 8).

    Die Mitwirkung in der Schule unterscheidet sich vor allem im Hinblick auf das Alter der Schülerinnen und Schüler sowie auf die Schulform. Die Faktoren »Migrationshintergrund«, »Anzahl Geschwister« und »Geschlecht« haben hingegen nur geringen Einfluss. Im Gegensatz zur Familie unterscheiden sich weniger die generellen Mitwirkungsmöglichkeiten oder die Zufriedenheit mit und der persönliche Gewinn aus der Mitwirkung in der Schule (vgl. Mittelwert der Spanne bei den 5er-skalierten Variablen). Differenzen zeigen sich vor allem in der Einschätzung der Mitbestimmungsmöglichkeiten bei den unterrichtsnahen Themen. Insofern indizieren die Spannweiten - vor allem in Anbetracht der anders gemessenen themenspezifischen Mitwirkung -, dass die Mitwirkung in der Schule in geringerem Maße von strukturellen Faktoren beeinflusst wird als in der Familie.

    Tabelle 7: Mitbestimmung im Unterricht (in Prozent)

    Tabelle 8: Mitbestimmung in der Schule - Abhängigkeit von strukturellen Einflussgrößen

    Im Gegensatz zur Familie beeinflusst der Migrationshintergrund das schulische Mitwirkungsniveau kaum. Sowohl bei der Intensität als auch bei der Zufriedenheit zeigen sich zwischen den Gruppen keine nennenswerten Unterschiede. Lediglich der persönliche Gewinn aus Mitwirkungsaktivitäten wird von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund bei jedoch sehr geringer Effektstärke etwas höher eingeschätzt als von denen aus deutschen Familien (Tabelle 9).

    Tabelle 9: Mitwirkung in der Schule - Abhängigkeit von der Nationalität der Eltern

    Auch die Anzahl der Geschwister ist für das Ausmaß der Mitwirkung in der Schule im Gegensatz zur Familie ohne Einfluss. Bei keiner der vier mitwirkungsrelevanten Einflussgrößen ergeben sich hier relevante Unterschiede zwischen den Gruppen (Tabelle 10).

    Tabelle 10: Mitwirkung in der Schule - Abhängigkeit von der Geschwisterzahl

    Das Alter der Schüler beeinflusst zwar - analog zum Lebensbereich Familie - die Mitwirkung in der Schule; allerdings fallen die Unterschiede zwischen den Altersgruppen kleiner aus als in der Familie.

    Darüber hinaus besitzt der Befund einer steigenden Mitwirkungsintensität mit zunehmendem Alter für die Schule so keine Gültigkeit: Die themenbezogene Mitwirkung nimmt zwar mit dem Alter zu, die Gesamteinschätzung jedoch ist wie die Zufriedenheit und der persönliche Gewinn altersabhängig rückläufig (Tabelle 11).

    Eine mögliche Erklärung kann darin liegen, dass ältere Schülerinnen und Schüler in der Familie mehr Mitbestimmung erleben und mit der sich daraus ergebenden Erwartungshaltung das schulische Mitwirkungspotenzial als nicht hinreichend erleben. So ließe sich auch die Gegenläufigkeit von themenspezifischer Mitwirkung sowie Gesamtmitwirkung und Zufriedenheit erklären. Ältere können zwar bei mehr Themen mitbestimmen als Jüngere, aber dieses Mitwirkungsniveau zieht aufgrund der höheren Erwartungshaltung der älteren Schüler nicht auch höhere Werte bei der Gesamtmitwirkungsfrage und der Zufriedenheit nach sich.

    Tabelle 11: Mitwirkungsmöglichkeiten in der Schule - Abhängigkeit vom Alter

    Ebenso wie in der Familie hat das Geschlecht der Kinder und Jugendlichen auch in der Schule keinen nennenswerten Einfluss auf die Mitwirkung (Tabelle 12).

    Tabelle 12: Mitwirkung in der Schule - Abhängigkeit vom Geschlecht

    Auch hier unterscheiden sich die Werte zwischen männlichen und weiblichen Befragten nur sehr geringfügig, selbst wenn das Niveau der Mädchen bei allen untersuchten Variablen höher ist als das der Jungen.

    Der Einfluss der Schulform auf die Mitwirkungsintensität in der Schule ist geringer als der in der Familie (Tabelle 13). So gibt es nennenswerte Unterschiede lediglich hinsichtlich der generellen Frage, bei der die Berufsschüler nach eigenen Angaben die geringsten Mitwirkungsmöglichkeiten haben. Möglicherweise ist dieser Effekt auf das höhere Alter dieser Schüler zurückzuführen, sodass in dem geringen Wert vor allem die größere Erwartung zum Ausdruck kommt.

    Tabelle 13: Mitwirkung in der Schule - Abhängigkeit von der Schulform

    Zusammengefasst ist festzuhalten, dass sowohl die Mitwirkungsintensität als auch die Zufriedenheit mit der Mitwirkung in der Schule deutlich kleiner ausfallen als in der Familie. Hinsichtlich der Bedeutung struktureller Einflussgrößen bleibt festzuhalten, dass diese in der Schule wesentlich geringer ist als

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