Der Engel der Schatten: Erotischer Roman
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Der Klassiker von Astrid Martini in einer vollständig überarbeiteten und um das Doppelte erweiterten Ausgabe.
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Book preview
Der Engel der Schatten - Astrid Martini
Astrid Martini
ENGEL DER SCHATTEN
© 2015 Plaisir d’Amour Verlag
Am Gassenkopf 8
D-64686 Lautertal
www.plaisirdamourbooks.com
info@plaisirdamourbooks.com
© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg
(www.art-for-your-book.weebly.com)
ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-173-2
ISBN eBook: 978-3-86495-174-9
Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses eBook darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.
Inhalt
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Der Garten Eden
Einst schuf Gott Lichtengel, um vom Garten Eden aus in Liebe und Treue über das Licht des Universums wachen zu lassen.
Doch den Engeln reichten die Süße und der Frieden des Paradieses nicht. Neid, Missgunst und Eifersucht glomm zwischen ihnen auf. Jeder wollte Gott am nächsten stehen. Als die Zwietracht zwischen den Lichtengeln mehr und mehr zunahm und sie die Geheimnisse des Schöpfers gar dazu nutzten, um ihn vom Thron zu stürzen, mit dem Ziel, selbst das HÖCHSTE zu sein, verbannte Gott die Lichtengel aus dem Paradies.
Sie wurden von ihm ins Universum und von dort ins Schattenreich geschleudert.
Manchen von ihnen gelang jedoch der Weg zu den Menschen, und wo immer sie auftauchten, begannen sie, diese zu verführen und sich durch magische Zeremonien direkten Zugang zu deren Seelen zu verschaffen.
Als Seelenfänger besaßen sie die Macht, jede Seele in einen Strudel der Hörigkeit zu stürzen, bis diese sich freiwillig vom Licht ab- und dem Schattenreich zuwandten. Ihr Ziel: Herrschaft über die Menschheit und die Erde, um alles Gute in Böses zu verwandeln – Licht in Dunkelheit.
Bis der Schöpfer sich dazu entschloss, alles, was er einmal geschaffen hatte, langsam wieder zu sich ins Licht zu holen. Dazu musste jeder einzelne seine Schwingungen erhöhen, sich bewusst und aus tiefer Überzeugung vom Bösen abwenden. Der Schlüssel dazu lag fortan in bedingungsloser Liebe.
Kapitel 1
Unzählige graue Wolken durchzogen den dunklen Nachthimmel. Sie gaben ihm etwas Unwirkliches, Mystisches und auch ein wenig Unheimliches.
Sie krochen so dicht und drohend über das finstere Himmelszelt, dass kein einziger Stern die Möglichkeit hatte, bis zur Erde hindurchzuschimmern – hinter der dichten grauen Decke verschwand sogar der volle runde Mond komplett.
Die feucht-schwüle Nachtluft ließ erahnen, dass ein gewaltiges Gewitter im Anmarsch war. Dicke Tropfen waren gefallen, hielten sich dann aber doch zurück, ganz so, als würden sie auf einen besonderen Moment warten.
Heftige Windböen tauchten immer wieder wie aus dem Nichts auf, nur um dann ebenso plötzlich zu verschwinden, wie sie gekommen waren.
Sie rundeten die „Weltuntergangsstimmung" bedrohlich – aber auch malerisch – ab. Die Luft schien wie elektrisiert.
Nicholas´ Blick glitt über die grauen Nebelschwaden, die wie eine Unheil verkündende Masse zwischen den Bäumen und Häusern hingen. Sie vermittelten eine bedrückende Atmosphäre. Es war, als senkte sich der Himmel auf die Erde hinab.
Er atmete tief aus, seine Muskeln spannten sich.
Das letzte Mal, dass er hier auf der Erde mit den vielfältigen Verlockungen gewesen war, lag schon Wochen zurück. Nicholas liebte die Versuchung, die Verführung, die Herausforderung, den Kitzel des Neuen – die Jagd.
Er war ein gefallener Engel, dem der Zugang zum Licht für immer verwehrt bleiben sollte. Es sei denn, er würde der wahren, aufrichtigen Liebe begegnen und diese mit derselben Inbrunst erwidern wie sein Gegenüber.
Nicholas verzog bei dem Gedanken daran zynisch seine Mundwinkel.
Dazu würde es nie und nimmer kommen, denn er war zu keinen selbstlosen Gefühlen fähig. Er brachte das Verderben, das Böse, die Dunkelheit und das Grauen. Außerdem hatte er nicht viel für Gefühlsduseleien übrig.
Und nichts anderes war diese ach so geheiligte und von allen herbeigesehnte Liebe für ihn nun einmal.
„Liebe!" Nicholas spie das Wort förmlich aus. „Ich pfeife auf die Liebe. Mich dürstet es nach Lust, Gier, erhitzter Haut und weichen Schenkeln. Und ich vergehe vor Lust, wenn ich sehe, wie sehr jede der Ladys leidet, nachdem ich sie zu sündigen Torheiten verführt habe." Er lachte rau auf.
Eine schwüle Brise zerzauste sein langes Haar, strich über seine Haut und ließ sein Hemd flattern. Grimmig lächelnd blickte er zum dunklen Nachthimmel empor. Sein Blick folgte dem Lauf der Wolken.
Sie sind Wanderer, wie ich es bin. Sie wandern zwischen den Welten, dorthin, wo sie ohne Sehnsüchte und Schmerzen zu Hause sind. Doch wo bin ich zu Hause?
Er blieb sich die Antwort schuldig, doch er wusste wenigstens, was er brauchte. Er brauchte eine Herausforderung – eine unschuldige Seele, die er ins Dunkel locken konnte.
Sein Blut geriet in Wallung. Rastlosigkeit zerrte an seinen Nerven, riss an seiner Geduld. Er musste etwas tun, sich ablenken. Ziellos kurvte er in der Stadt herum. Die Stadt war überschaubar, sie machte es ihm leicht, sich mit ihr vertraut zu machen. Er tippte mit zusammengekniffenen Augen den Zeigefinger gegen seine Unterlippe und malte sich in Gedanken anregende Bilder von wildem Sex und rasender Lust aus. Er dachte an verschiedene Frauen, die er bisher beobachtet hatte und die in Frage kämen – verwarf die Gedanken an sie aber wieder, denn sie passten nicht zu seiner übergroßen Gier.
Sie waren nichts Besonderes, nichts Einzigartiges. Nicht unschuldig und rein genug. Er sehnte sich nach einer reinen Seele. Wollte sie besitzen und dann ins Verderben stürzen. Wollte helles Weiß in abgrundtiefes Schwarz verwandeln und seine Macht spüren, indem er aus dieser markanten Kraftprobe als Sieger hervorging.
Nicholas liebte es zu beherrschen, zu manipulieren, zu blenden. Er genoss die Verzweiflung der Damen, nachdem er von ihnen abgelassen und sie in die Abgründe der menschlichen Seele und ins Dunkel geführt hatte. Hatte er sie dort, wo er sie haben wollte, so war alles weitere ein Leichtes für ihn. Für eine weitere Nacht mit ihm waren sie bereit, ihre Seele an ihn zu verkaufen und sich selbst damit ins Reich der Dunkelheit zu verbannen.
Und genau das war sein Ziel.
„Ich werde die passende Lady finden. Heute. Koste es, was es wolle." Er stand auf und legte seinen Kopf in den Nacken, um die ersten Regentropfen zu begrüßen, die von einem ohrenbetäubenden Grollen begleitet wurden. Die glitzernden Tropfen taumelten vom düsteren Himmel herab, legten sich wie ein Film auf die belaubten Bäume und Sträucher, Straßenlaternen, Autos, Dächer, Fensterbretter und auf ihn. Feucht und dominant. Unbarmherzig. Wie er!
Mit einem kalten Lächeln ließ er seine Fingerspitzen durch die feuchten Haare gleiten und strich sie sich im Weitergehen aus dem Gesicht.
Ein Hochgefühl ergriff ihn. Ein Gefühl, wie er es sonst nur spürte, nachdem er besonders tückische Spielchen getrieben hatte. Nun aber war es aus dem Nichts da und wer weiß, vielleicht war dies ja ein Omen für einen besonders günstigen Zeitpunkt.
Eines Tages werden die Dunkelheit und das Böse über das Licht siegen. Wenn ich nicht im Licht sein darf, so darf es niemand! Das Licht und das Gute müssen vernichtet werden. Für alle Ewigkeit!
Mit diesen Gedanken machte er sich mit großen Schritten in Richtung Stadtmitte auf.
Vor einer Bar blieb er stehen. Scheinwerfer beleuchteten das Gebäude und den angrenzenden Parkplatz und ließen die Umrisse zahlreicher Autos erkennen. Die Bar schien also gut besucht zu sein.
Zwei attraktive Frauen schlenderten miteinander plaudernd von der anderen Straßenseite her auf die Bar zu. Beide waren noch sehr jung. Ihre kurzen, luftigen Kleider ließen erkennen, dass sie es vorgezogen hatten, auf ein Höschen zu verzichten. Als sie Nicholas bemerkten, begannen sie zu kichern.
Offensichtlich gefiel er ihnen. Für Nicholas keine große Überraschung, denn allein ein gezielter Gedanke seinerseits genügte, um zu bewirken, dass ihm sein Gegenüber mit Haut und Haaren verfiel. Und da er auf der Jagd war, hatte er alle Sinne darauf ausgerichtet, interessant für das andere Geschlecht zu sein.
Nicht, dass er es nötig gehabt hätte, denn er war attraktiv – ja, fast schon überirdisch schön. Allein seine steingrauen Augen reichten aus, um Frauen reihenweise in den Bann zu ziehen und nicht mehr loszulassen. Und an einem Tag wie diesem, wo seine Gier nach Verführung all seine innewohnenden Grenzen zu sprengen schien, wollte er nichts dem Zufall überlassen.
Während die Blonde ihm lediglich einladend zuzwinkerte und dann die Bar betrat, kam die Dunkelhaarige mit wiegenden Schritten auf ihn zu, blickte ihm tief in die Augen und legte ihre perfekt manikürte Hand auf seinen Arm.
Ihr lasziver Blick musterte ihn interessiert, und während ihr dunkelrot lackierter Zeigefinger die Spur seines Kinns nachfuhr, rieb sie provokativ ihre Hüften an ihm.
„Ich wüsste ein Plätzchen, wo wir zwei es uns nett machen könnten. Na, wie wär´s?"
Ihr Augenaufschlag war perfekt und ihr sinnlicher Mund eine Sünde wert.
Doch Nicholas spürte keinerlei Interesse an ihr. Ihm war nach etwas anderem.
Nach purer Unschuld. Nach einer Frau, deren Seele so rein war wie die eines Neugeborenen. Diese Dame hier aber war verrucht und allseits bereit – wenn ihr Gegenüber nur entsprechend attraktiv war. Und genau das war seit einiger Zeit keine Herausforderung mehr für Nicholas. Frauen von diesem Kaliber hatte er zur Genüge gehabt und ins Schattenreich geführt.
Er lächelte charmant. „Ein verlockendes Angebot. Leider habe ich andere Pläne. Schade eigentlich …"
Er nickte ihr zu und wollte sich abwenden, doch sie hielt ihn am Arm fest und beugte sich so, dass ihr praller Busen fast aus ihrem Kleid hüpfte.
„Pläne sind dazu da, um verworfen zu werden. Komm schon, sei spontan und verschiebe deinen Termin. Ich verspreche dir Stunden, die du nie vergessen wirst."
„Das ist leider nicht möglich."
Ein inneres Sehnen und der immense Drang weiterzusuchen, nahmen von ihm Besitz. Er schloss die Augen, legte seinen Kopf in den Nacken und begann zu wittern – wie ein Raubtier.
Den fassungslosen Blick der jungen Frau vor ihm ignorierte er. Er nickte ihr noch einmal zu und nahm erneut die Witterung auf. Er war sich sicher, dass er noch heute die Frau finden würde, die er suchte.
Er kam an einem Krankenhaus vorbei, dessen Außenanlagen kein Ende zu nehmen schienen. Eine vibrierende Energie traf ihn wie ein Vorschlaghammer. Suchend sah er sich um und ihm stockte der Atem, als er eine junge Frau vor dem Zentrum entdeckte. Begleitet von einem fernen Donnergrollen stand sie mit erhobenem Kopf kurz vor der Eingangstür. Ihr braunes Haar fiel in weichen Wellen über ihre Schultern, und ihre Augen betrachteten den Himmel, als würde sie auf ein Zeichen warten.
Nicholas verband sich mit ihren Energiefeldern und folgte ihr unbemerkt in das Gebäude. Als sie schließlich auf einer der Stationen aus seinem Blickfeld verschwand, um sich im Schwesternzimmer für den Dienst vorzubereiten, setzte er sich in eine der Besucherecken. Diese Frau war einen weiteren Blick wert.
Sein gieriger Geist huschte behände durch jeden Winkel und war schon bald am Ziel. Die Aura der Frau zog ihn magisch an. Er konnte sie deutlich spüren. Sie hatte eine ganz außergewöhnliche Energie, die sein Unterbewusstsein mit unzählig vielen kleinen Fäden zu durchdringen schien. Er begann in den Energiefeldern ihrer Aura zu lesen wie in einem Buch und sah, dass sie nicht nur anständig und hilfsbereit war, sondern ihre eigenen Bedürfnisse selbstlos hinter die ihrer Mitmenschen stellte und keinem anderen Lebewesen jemals etwas zuleide getan hatte.
Das gefiel ihm außerordentlich gut! Genauso wie die Tatsache, dass sie in sexueller Hinsicht wach geküsst werden musste.
Ich werde dir zeigen, wie schön Sex ist, Süße. Du wirst dich danach verzehren wie nach einem besonderen Leckerbissen.
Interessiert beobachtete er die Hilfsbereitschaft ihrer jungen Kollegin gegenüber. Er spürte ihre Müdigkeit, ihre Erschöpfung, aber sie klagte nicht, sondern freute sich, dass sie der Kollegin eine Last von den Schultern nehmen konnte.
Nicholas rieb sich die Hände. Alles passte perfekt. Dies war die Frau seiner Wahl.
Er musste sich regelrecht zwingen, dem Impuls, der ihn dazu drängte, sich ihr so schnell wie möglich zu nähern und für sich zu gewinnen, nicht nachzugeben. Er wollte sie noch eine Weile studieren, ihr folgen, die Vorfreude auf das, was kommen würde, intensiv auskosten.
Nicht mehr lange – sagte er sich.
Kapitel 2
Cecile Foster kam aus dem oberen Stockwerk die Treppe herunter und gähnte herzhaft. Sie hatte einen anstrengenden Tag auf der Intensivstation hinter sich und sehnte sich nach ihrem Bett. Die Krankensäle waren auf allen Stationen voll belegt und auch die Intensivstation quoll förmlich über.
Sie hatte an diesem Abend zusammen mit einer anderen Schwester drei Stunden gebraucht, um die Kranken für die Nacht zu versorgen. Nun machte sie noch einmal einen Rundgang, um zu sehen, ob auch wirklich alles in Ordnung war, und zog sich anschließend müde und seufzend ins Schwesternzimmer zurück. An eine Pause war jedoch nicht zu denken, denn die Krankenberichte für die Übergabe an die Nachtschwestern schrieben sich nicht von allein.
Als sie sich nach getaner Arbeit ihre Tasche schnappen wollte, um ihren wohlverdienten Feierabend anzutreten, sah sie, wie Schwester Agnes, die erst seit zwei Wochen im Dienst war, schluchzend in die kleine Teeküche stürmte.
Cecile wusste, dass Agnes noch unerfahren war und große Angst hatte, durch einen Fehler den Patienten zu schaden und ihre Arbeit zu verlieren. Bisher hatte es keine Möglichkeit gegeben, sie ausreichend einzuarbeiten, dennoch hatte sie alle anfallenden Arbeiten zu erledigen wie jeder andere.
Trotz ihrer Müdigkeit dachte Cecile in diesem Moment nicht an ihren Feierabend, sondern gesellte sich voll Mitgefühl zu ihrer Kollegin.
„Was ist los?"
Agnes stand mit dem Rücken zu ihr, doch Cecile konnte an ihren bebenden Schultern erkennen, dass sie herzzerreißend weinte. Lautlos, aber unübersehbar.
Sie trat zu der verzweifelten Kollegin und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Kann ich was für dich tun?"
Agnes zuckte erschrocken zusammen und wandte ihr das tränennasse Gesicht zu. „Wenn du niemandem erzählst, dass du mich in einer solchen Verfassung angetroffen hast, wäre mir schon sehr geholfen."
„Natürlich erzähle ich es niemandem. Warum auch?"
Agnes lachte bitter auf. „Weil sich hier jeder selbst der Nächste ist. Intrigen, Missgunst und Mobbing gehören zur Tagesordnung. Machst du einen Fehler, wirst du gnadenlos an den Pranger gestellt. Also versuche ich, Fehler zu vermeiden. Was nicht einfach ist, wenn man nicht eingearbeitet wird."
„Sag