Alle für die Mafia: Komödie einer Manipulation. Drehbuch zum Fernsehfilm.
()
About this ebook
Felix Mitterer dazu: "Zu zeigen war - mit den Mitteln der Komödie -, dass mafiose Strukturen überall existieren, in der Gemeinschaft, in der Stadt, in jedem Dorf, und dass manchmal die so braven Bürger ebenso schlimm sind wie die Vertreter des organisierten Verbrechens. Die Mafia ist überall."
Die Fernseharbeit wurde durch Zeitungsmeldungen angeregt, hat also durchaus einen realen Hintergrund. Für die Druckfassung wurde das Drehbuch wie schon bei Mitterers Fernseherfolgen "Verkaufte Heimat" und "Piefke-Sage" von filmtechnischen Details befreit und dadurch leicht lesbar gemacht. Zahlreiche Szenenbilder ergänzen den Text.
Read more from Felix Mitterer
Das Fest der Krokodile Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Boxer: Theaterstück Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKein Platz für Idioten Rating: 4 out of 5 stars4/5Kein schöner Land Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMärzengrund: Theaterstück Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Panther Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSibirien Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Kinder des Teufels Rating: 5 out of 5 stars5/5Der Patriot: Ein-Mann-Stück Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHeim Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsStigma Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Wilde Frau Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDrachendurst Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Beichte: Theaterstück Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Piefke-Saga: Komödie einer vergeblichen Zuneigung Rating: 5 out of 5 stars5/5Die Weberischen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJägerstätter: Theaterstück Rating: 5 out of 5 stars5/5Krach im Hause Gott: Modernes Mysterienspiel Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKeiner von euch: Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVerlorene Heimat Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGalápagos: Theaterstück Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSilberberg: Das Schwazer Knappenspiel Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIn der Löwengrube: Ein Theaterstück und sein historischer Hintergrund Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEin Jedermann Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMein Ungeheuer: Ein Zwei-Personen-Stück Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Hutterer: Eine Chronik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMein Lebenslauf Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related to Alle für die Mafia
Related ebooks
DER CLUB DER UNSTERBLICHEN: T.N.T. SMITH - Jäger der Unsterblichen, Band 1 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsExil Ibiza: Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLeipziger Maskerade: Kriminalroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPrügel für den Hausbesitzer: Tatsachenroman eines Immobilienspekulanten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVersöhnung: Geschichten aus dem ganzen Leben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJesse Trevellian und der Unterhändler Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Nacht von Rom: Thriller Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVerschollene Spuren Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSalamitaktik Rating: 4 out of 5 stars4/5Machtspiele & Dolce Vita Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Raffkes Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSpitzbergmörder: Ein Baden-Württemberg-Krimi Rating: 0 out of 5 stars0 ratings5 Prozent: Rache an Zürich Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Streuner: Das Alter oder am Rande des Lebens Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Fürst vom Hubertussee: Der Frohnau-Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchmitts tiefer Fall Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsCommissaire Marquanteur und die Blutspur in Marseille: Frankreich Krimi Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Piefke-Saga: Komödie einer vergeblichen Zuneigung Rating: 5 out of 5 stars5/5Die Liebe in Zeiten gepflasterter Hofeinfahrten: Erzählungen und Geschichten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKruzitürken: Der dritte Fall für Zeki Demirbilek. Kriminalroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Frau im Auto: Ein Theaterstück Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDan Shocker's LARRY BRENT 228: Silber-Grusel-Krimi 342 – Das Echsengezücht greift an Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Pate von Darmstadt: Kriminalroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIm Gleichschritt stark: Kriminalroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTraumtunnel: Thriller Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMord à la carte in Schwabing: Kriminalroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Filmsammler: Regional Krimi aus Flensburg Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie neuen Räuber: Kriminalnovelle Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNachsaison: Fontane und die Bettler von Neapel Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGesammelte Werke Joseph Roths Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Performing Arts For You
Filmverrückter und Serienjunkie: Stars, Filme und Serien Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWissen in Bewegung: Perspektiven der künstlerischen und wissenschaftlichen Forschung im Tanz Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGerman Reader, Level 1 Beginners (A1): Mein wunderbares Lokal: German Reader, #2 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEmotionsgeladene Monologe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHenrik Ibsen: Ein Puppenheim: Schauspiel in drei Akten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDramaturgie im Autorenfilm: Erzählmuster des sozialrealistischen Arthouse-Kinos Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsUnnützes James Bond Wissen: Mehr als 2500 Fakten über 007 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Räuber Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsRudolf Nurejew: Die Biographie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFilmwissen: Abenteuer: Grundlagen des populären Films Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsExposee, Treatment und Konzept Rating: 0 out of 5 stars0 ratings50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2 (Golden Deer Classics) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKörper als Archiv in Bewegung: Choreografie als historiografische Praxis Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchauspielen - Ausbildung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKlänge in Bewegung: Spurensuchen in Choreografie und Performance. Jahrbuch TanzForschung 2017 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDu wolltest deine Sterne: Sylvia Plath und Ted Hughes Rating: 4 out of 5 stars4/5Die Erotik des Verrats: Fünf Gespräche mit Hans-Dieter Schütt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMaria Stuart Rating: 5 out of 5 stars5/5Woyzeck: Drama Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGöttliche Komödie Rating: 4 out of 5 stars4/5Der leere Raum: The Empty Space Rating: 4 out of 5 stars4/5Lexikon der Symbole und Archetypen für die Traumdeutung Rating: 5 out of 5 stars5/5PARSIFAL: Die Legende um den Heiligen Gral Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Alle für die Mafia
0 ratings0 reviews
Book preview
Alle für die Mafia - Felix Mitterer
www.haymonverlag.at.
STATT EINES VORWORTES
Der Fernsehfilm „Alle für die Mafia" hat einen durchaus realen Hintergrund. Vor einigen Jahren erschien in einer Tiroler Zeitung folgende Meldung:
WIEDER MAFIOSO NACH SÜDTIROL
BOZEN. Als ob sie es „zu fleiß täten, haben die Richter von Neapel den Südtirolern innerhalb weniger Tage bereits den zweiten Mafioso zugesprochen: Gestern wurde der Gemeinde Olang im Pustertal mitgeteilt, sie habe demnächst den Camorra-Gangster Antonio Pardellino aus Neapel für drei Jahre in Verbannung zu halten. Ebenfalls für drei Jahre war in der vergangenen Woche der Gemeinde Marlin bei Meran der Neapolitaner Camorra-Mann Salvatore Imperatrice „verheißen
worden. Die Olanger befinden sich in heller Aufregung ebenso wie die Marlinger. Die beiden Bürgermeister haben gestern zusammen mit dem SVP-Kammerabgeordneten Roland Riz eine Eingabe an die zuständigen Regierungsstellen gemacht, in der sie auch Zweifel aussprechen, ob diese „Verbannung" ihren Sinn erfüllen würde, da Marlin keine Gendarmeriestation hat, die den Mann überwachen würde, und sowohl Marling als auch Olang Fremdenverkehrsorte sind, wo die Verbannten jeden nur gewünschten Kontakt pflegen könnten. Protestaktionen sind geplant.
Einige Zeit später konnte man im „Kurier" folgende Glosse lesen:
GERUCHLOS
Kürzlich sah man im TV einen Südtiroler Bürgermeister, der sich beklagte, daß in sein schönes Dorf ein Mafioso aus Neapel verbannt wurde.
Das ist zwar römische Rechtspraxis, aber, so der Bürgermeister, man werde sich dagegen wehren
Man wehrt sich jetzt nicht mehr: Der Mafioso verhalf dem Dorf innerhalb weniger Tage zu den 250 Millionen Lire (fast drei Millionen Schilling) für den Bau eines Kindergartens, auf die es Jahre vergeblich gewartet hatte.
Ein Mafioso, einer aus der berüchtigten Bande von Gewalttätern, braucht offenbar nur die richtige Behörde und den richtigen Beamten anzurufen, stellt sich vor: Signor M., und schon klappt’s.
So verflochten, und nicht nur in Italien, sind Verbrechen und Wohltun, und Gott und Teufel arrangieren sich. Wonach riecht Geld?
Weder nach Schwefel noch nach Weihrauch.
M. M.
Als ich diese beiden Zeitungsnotizen las, kam mir die Idee zu einem Drehbuch: Ein Mafiaboß wird trotz der Proteste der Einwohner in ein Südtiroler Bergdorf verbannt und rächt sich auf seine Weise gegen die schlechte Behandlung, die ihm dort zunächst zuteil wird: Er manipuliert, er korrumpiert, er kauft die Bürger des Ortes. Zu zeigen war – mit den Mitteln der Komödie –, daß mafiose Strukturen überall existieren, in jeder Gemeinschaft, in jeder Stadt, in jedem Dorf, und daß manchmal die so braven Bürger ebenso schlimm sind wie die Vertreter des organisierten Verbrechens. Die Mafia ist überall.
Felix Mitterer, März 1997
PERSONENLISTE
Michele Calderone, genannt Don Michele
Rosa, seine Frau
Michele, sein Sohn
Stefano und Tommaso, seine Leibwächter
Sepp Moroder, Wanderhändler
Alois Krautschneider, Bauer
Regina, seine Frau
Eva, seine Tochter
Franz, sein Sohn
Michl, zweiter Sohn
Helmut Stecher, Bauunternehmer und Bürgermeister
Frieda, seine Frau
Moni, Sekretärin des Bürgermeisters
Karl Wielander, Lehrer
Pfarrer
Burgl, seine Haushälterin
Lukas, des Pfarrers Sohn
Max Rampl, Wirt
Maria, seine Tochter
Rita Hollenzer, Geschäftsfrau
Bruno Hauser, Bankfilialleiter
Maresciallo
Alberto und Renato, Carabinieri
Gino, Carabiniere in Zivil
Filippo, Carabiniere in Zivil
Marcello und Silvio, für Don Michele tätig
Ignazio und Salvatore, für Don Pasquale tätig
Don Pasquale
Baupolier
Baureferent der Landesregierung
Auktionator
1. und 2. Bursche
Alter Mann
1. Teil
HERZLICHER EMPFANG
BERGDORF GALMIGG. Tag. – Typisches Südtiroler Dorf in der Berglandschaft.
TURNSAAL DER HAUPTSCHULE. Tag. – Die Kinder malen unter Anleitung des Schuldirektors Karl Wielander (trägt ein schlecht sitzendes Toupet) Transparente und Tafeln, auf denen steht: „Keine Mafia in Galmigg!, „Wir protestieren!
, „Keine Drogen in Galmigg!, „Galmigg will den Mafioso nicht!
, „Zurück nach Palermo!, „Galmigg ist nicht Palermo!
. Wielander zerrt Lukas (Sohn des Pfarrers) bei den Haaren, weil er „brodestiren" geschrieben hat. Auch Michl (Sohn des Bauern Krautschneider) malt fleißig.
Leute kommen herein und betrachten mit Befriedigung das Werk Es sind Bürgermeister Helmut Stecher (sehr selbstbewußt), seine Frau Frieda (energisch, selbstsüchtig), der Pfarrer (barock-katholisch), Wirt Max Rampl (die Falschheit in Person), Bankfilialleiter Bruno Hauser (Sportler und Pragmatiker), Supermarktbesitzerin Rita Hollenzer (dicke Brille, tüchtig, sehnsüchtig) und Bauer Alois Krautschneider (vollbärtiger Blut- und Bodentyrann). Der Pfarrer tätschelt lobend seinen Sohn Lukas, obwohl der „brodestiren" geschrieben hat.
BERGSTRASSE IN SÜDTIROL. Nacht. – Regen. Ein ziviler Carabinieri-Alfa und dahinter ein unauffälliger, älterer, schwarzer Mercedes (letzterer mit viel Gepäck auf dem Dachträger, beide mit Kennzeichen von Palermo) fahren eine enge, kurvenreiche Bergstraße hinauf. Auf einer Seite immer brüchige Felswand. Eine Steinschlagwarntafel am Straßenrand.
IM ALFA / BERGSTRASSE. – Am Steuer in Zivil der Carabiniere Gino, neben ihm Don Michele, die Hände in Handschellen (an einem Finger ein besonderer Siegelring). Hinten sitzt – ebenfalls nicht in Uniform – mit der Straßenkarte auf dem Schoß der Carabiniere Filippo.
Don Michele ist ein unauffälliger, älterer Herr, der schwer einzuordnen ist. Er trägt offenes Hemd und Strickjacke, sieht müde und deprimiert aus. Er hat außerdem ein schweres Rückenleiden, trägt deshalb ständig ein silbernes Korsett am Leib und benützt immer einen kostbaren Spazierstock mit edlem Griff (auch jetzt hat er ihn zwischen den Knien). Gino ist ehrgeizig und frustriert, Filippo ein sanfter, freundlicher Mann.
Don Michele hat Rückenschmerzen, will es sich nicht anmerken lassen. Filippo schaut zu ihm, er merkt ihm die Schmerzen trotzdem an, hat Mitleid.
GINO: (grinsend) Na, gefällt dir die Gegend, Michele? Deine neue Heimat! Naja… Drei Jahre.… was ist das schon? Du wirst es überleben… Falls nicht ungebetener Besuch kommt, was? (Er lacht scheppernd.)
Don Michele reagiert nicht, starrt hinaus. Filippo schaut mißmutig. Er findet es nicht richtig, wie sein Kollege Don Michele behandelt.
IM MERCEDES / BERGSTRASSE. – Am Steuer Stefano, neben ihm Tommaso, die beiden Leibwächter Don Micheles. Hinten sitzt schlafend seine Frau Rosa. Stefano ist ein eleganter junger Mann, gefährlich, zum Jähzorn neigend, sportlich-modern gekleidet. Tommaso ist ein eher primitiver, gemütlicher, herzensguter Mensch, sehr groß, gebaut wie ein Kleiderschrank, trägt Anzug mit Krawatte (Hut und Mantel liegen hinten). Rosa ist eine sympathische, etwas füllige Dame von einigem Temperament. Sie ist in Trauer, deshalb schwarz gekleidet.
STEFANO: (schaut auf den Alfa vor ihnen) Der fährt immer noch wie die Feuerwehr! Der spinnt ja!
TOMMASO: (schaut auf die Uhr) Vor vier Stunden sind wir das letzte Mal stehengeblieben. (Schüttelt hilflos den Kopf.) Don Michele hält das doch nicht aus!
Tommaso sieht aus dem Fenster, während sie um eine Kurve fahren. Man sieht ein Schloß auf einem Felsen stehen.
IM ALFA / BERGSTRASSE. – Gino sieht, gerade noch rechtzeitig, daß ein Stück weiter vorne von der Felswand ein paar Steine herunterpoltern. Gino bremst, weicht aus. Er flucht.
ÜBER DER BERGSTRASSE. – Regen. Marcello steht da und schaut über die Felswand auf die Straße hinunter. Er trägt Anorak mit Kapuze, raucht, hält aber die Zigarette in der hohlen Hand, damit man die Glut nicht sieht. Der Alfa und der Mercedes fahren unten auf der Straße vorbei. Marcello schaut den Fahrzeugen nach, geht zurück. Ein Stück weiter hinten steht ein Jeep Cherokee mit Mailänder Nummer. Hinten drin liegt Silvio, er schläft. Marcello öffnet die Tür, stößt Silvio an, der sich verschlafen aufrichtet.
GASTSTUBE „ZUM ELEFANTEN". Nacht. – Der Wirt Max Rampl zerrt den betrunkenen Wanderhändler Sepp von einem Tisch hoch und schleift ihn zur Tür. Sepp hält sich überall fest, wo es nur möglich ist. Er ist ein heruntergekommener Säufer, unrasiert, schlecht gekleidet, ohne Mantel, blauer Schurz unter dem zerlumpten Rock. An einem Tisch sitzt Rita Hollenzer, die Freundin des Wirtes, bei einem Glas Wein. Der Wirt saß vorhin bei ihr, sein Glas steht auch dort.
SEPP: Laß mi aus, laß mi aus, i will no was trinken!
WIRT: Du trinkst bei mir überhaupt nix mehr! Zahl einmal zuerst deine Schulden!
SEPP: I zahl ja! I zahl ja!
Rita schüttelt seufzend den Kopfüber den alten Schwerenöter Sepp.
WIRT: Ja, mit Besen! I brauch keine Besen, hab schon gnug Besen!
SEPP: I gib dir an Herrgott! An schönen gschnitzten Herrgott!
WIRT: Herrgott brauch i erst recht koan! Behalt dir dein Grödner Glump!
Sie kommen an der Schank vorbei, wo des Wirtes Tochter Maria steht und Biergläser abspült. Sie ist eine schöne, junge, selbstbewußte Frau mit blonden Haaren. Sepp greift nach einem halbvollen Bierglas, trinkt es schnell aus, Maria lächelt. Sepp wird vom Wirt weiter zur Tür geschleppt. Neben der Tür ist auf einer Dartscheibe ein Zeitungsausschnitt geklebt, auf dem Don Michele abgebildet ist, wie er nach einem Freispruch ein Gerichtsgebäude verläßt. Er trägt Anzug, Krawatte, Hut, einen teuren Mantel über der Schulter, schaut überlegen in die Kamera. Hinter ihm sind Tommaso und Stefano zu sehen. Dartpfeile stecken in Don Micheles Körper.
DORFPLATZ GALMIGG / VOR DEM GASTHAUS. – Am Dorfplatz das Gasthaus „Zum Elefanten", die Carabinieri-Station, das Rathaus, die Bank, der Supermarkt und das Haus des Bürgermeisters. Kirche und Pfarrwidum sind um die Ecke. Immer noch Regen. Alles dunkel, nur im Gasthaus brennt Licht. An der Hauswand lehnen die von den Schülern gebastelten Transparente und Schilder.
Die Gasthaustür öffnet sich, Sepp wird herausgestoßen, er hält sich am Türrahmen fest, der Wirt tritt ihm in den Bauch, Sepp fällt heraus, der Wirt knallt die Tür zu, verriegelt sie. Sepp steht auf, trommelt mit den Fäusten gegen die Tür, sie öffnet sich, der Wirt stößt Sepp zurück, daß er wieder hinfällt, wirft ihm einen Korb nach, an den Reisigbesen gebunden sind. Im Korb befinden sich geschnitzte Kruzifixe, die jetzt zum Teil herausfallen. Der Wirt verschließt die Tür.
SEPP: (Richtung Gasthaus) Schweinaug! I zünd dir die Hütten an! (Er rappelt sich auf, sammelt die herausgefallenen Kruzifixe ein, gibt sie in den Korb zurück, streckt das letzte in die Luft, schaut zu den Häusern am Dorfplatz, schreit:) Wer kauft an Herrgott? Wer kauft an Herrgott? (Niemand meldet sich, Sepp schaut das Kruzifix an, sieht, daß es schmutzig geworden ist, putzt es sorgfältig mit seinem ebenfalls schmutzigen Taschentuch ab, murmelt dabei:) Mein Gott, sag’s dein’ Gott, kein Mensch kauft an Herrgott! (Er nimmt den Korb auf den Rücken, wankt davon, dreht sich zum Gasthaus um.) Wart nur, du wirst no froh sein um an Herrgott, zwischen deine steifen Finger!
Sepp prallt mit seinem abgewendeten Kopf gegen den Masten eines Verkehrsschildes, glaubt, er wurde von einem Menschen angegriffen, schlägt automatisch um sich, geht bewußtlos zu Boden.
VOR DEM DORF. – Der Alfa und der Mercedes fahren auf das Dorf zu. Man nähert sich dem Ortsschild.
IM ALFA / VOR DEM DORF. – Don Michele schaut zum Fenster hinaus. Am rechten Straßenrand taucht das Ortsschild auf, wie immer in Südtirol ist es zweisprachig: „Galmigg – Galmuggio. Daneben wurde eines der von den Kindern gebastelten Schilder in den Boden gerammt. Aufschrift in Deutsch und Italienisch: „Keine Mafia in Galmigg!
Gino, Don Michele und Filippo schauen auf das Schild, Gino bekommt einen Lachanfall, schlägt auf das Lenkrad, schubst Don Michele am Oberarm. Don Michele schaut ihn an, zum ersten Mal ist sein Blick nicht demütig, sondern überlegen und gefährlich. Gino bemerkt das nicht, er lacht weiter. Filippo aber sieht den Blick Don Micheles.
IM MERCEDES / VOR DEM DORF. – Stefano und Tommaso schauen auch auf das Schild. Rosa am Rücksitz schläft immer noch.
STEFANO: (grinst böse) Na, das fangt ja gut an!
TOMMASO: (ehrlich überzeugt) Es gibt ja gar keine Mafia!
STEFANO: (grinsend) Wird nicht leicht sein, die davon zu überzeugen.
DORFPLATZ. – Der Alfa und der Mercedes fahren auf den Dorfplatz, Gino schaut sich um, sieht die Carabinieristation, steuert darauf zu, hält davor an, der Mercedes folgt.
IM ALFA / DORFPLATZ. – Gino stellt den Motor ab, schaut auf die Uhr, nickt befriedigt, schaut Don Michele an.
GINO: Wieviele hast du killen lassen, eh? Zwanzig? Dreißig?
Don