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Glück: Wie das Leben gelingt (GEO Wissen eBook Nr. 1)
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Glück: Wie das Leben gelingt (GEO Wissen eBook Nr. 1)

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About this ebook

Wer möchte das nicht: glücklich und zufrieden sein. Doch da endet die Einigkeit schon. Allein zur Frage, was denn der Kern des Glücks sei, finden sich die unterschiedlichsten Antworten. Glück ist ein ebenso schillernder wie unpräziser Begriff, irgendwo angesiedelt zwischen dauerhafter Ekstase und stiller Zufriedenheit.

In diesem eBook haben wir die besten Reports, Essays, Reportagen und Interviews aus GEO WISSEN zum Thema Glück zusammengestellt. Die Autoren dieses reinen Lesebuchs nähern sich dem Phänomen aus unterschiedlichen Richtungen und Perspektiven. Auf diese Weise geben sie Anregungen, wie man als Mensch den ein oder anderen Schritt weiterkommt auf dem ganz persönlichen Weg zu mehr Glück und Zufriedenheit.


Inhalt

Lebensmut: Auf der Suche nach den Quellen des Glücks

Soziale Bindungen: Niemand ist eine Insel

Persönlichkeitsforschung: Die Biochemie der Lebensfreude

Gesellschaft: Das große Glück der kleinen Völker

Philosophie: Ein Hauch, ein Husch, ein Augenblick

Selbstwertgefühl: Den Schatten akzeptieren

Auf der Suche nach der neuen Balance: Yoga-Klettern

Innere Stärke: Was sich von Menschen mit großer Resilienz lernen lässt
LanguageDeutsch
PublisherGEO WISSEN
Release dateFeb 20, 2014
ISBN9783652003698
Glück: Wie das Leben gelingt (GEO Wissen eBook Nr. 1)

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    Book preview

    Glück - GEO WISSEN

    Lebensmut

    Auf der Suche nach den Quellen des Glücks

    Die Psychologie war lange Zeit eine Wissenschaft der Angst, des Schmerzes und der Depression. Bis erste Forscher fragten: Was zeichnet besonders widerstandsfähige Menschen aus? Und wie erhalten sie sich die Freude am Leben? Das war die Geburtsstunde der Positiven Psychologie. Diese neue Forschungsrichtung verspricht: Ist der Wille vorhanden, kann ein jeder sein Glücksniveau zum Großteil selbst bestimmen. Doch lässt sich Zuversicht tatsächlich erlernen?

    Von Bertram Weiß

    Hinter dieser Tür, so scheint es, wohnt das Glück: Vierblättrige Kleeblätter aus Pappe bedecken die blau lackierte Fläche; manche tragen das Foto eines lächelnden Kindes. Die Bilder zeigen die Schüler einer zweiten Klasse im österreichischen Graz.

    Wie jeden Freitag haben sich die 21 Kinder um ein rosafarbenes Plüschschwein versammelt. „Na, was für eine Stunde steht nun wohl an?, fragt die Lehrerin. „Wohlfühlstunde, ruft ein Mädchen, „Glücksstunde!", ein anderes.

    Auch hier, in der Grazer Volksschule Peter Rosegger, lernen die Kleinen das Alphabet und die Zahlen bis 100. Aber einmal pro Woche steht für 50 Minuten etwas anderes auf dem Stundenplan: das Wohlbefinden der Kinder.

    Die Initiative „Glück macht Schule", die der Landesschulratspräsident 2009 ins Leben rief, hat sich zum Ziel erklärt, dass Lehrer positive Fähigkeiten wie etwa Mut oder Zuversicht bei den Schülern stärken sollen.

    Das Projekt ist längst kein kleines Experiment mehr: An sechs Schulen in der Steiermark lernen Kinder bereits regelmäßig, was sie tun können, damit es ihnen gut geht; 43 weitere Volksschulen und höhere Schulen widmen sich diesem Thema in speziellen Projektwochen. Mehr als 100 Lehrer haben dazu Weiterbildungskurse besucht.

    Deren Inhalte orientieren sich an der Hirnforschung und den Erziehungswissenschaften. Vor allem aber an einer noch jungen Forschungsdisziplin, die sich den konstruktiven Kräften der Psyche verschrieben hat: der Positiven Psychologie.

    Nur wenige Forschungszweige sind in den vergangenen Jahren so rasant gewachsen wie dieser. Angesehene Universitäten haben Wissenschaftszentren für Positive Psychologie gegründet. Die Glücksforscher tauschen sich in eigenen Publikationen wie dem „Journal of Positive Psychology aus und vernetzen sich in Fachorganisationen wie der „International Positive Psychology Association. Im Sommer 2011 wird sich die Gemeinschaft zum zweiten Mal auf einem Weltkongress versammeln; bei der Premiere vor zwei Jahren lockte der Gipfel rund 1500 Teilnehmer an.

    Mäzene, Ministerien und Stiftungen fördern deren Forschung inzwischen großzügig, vor allem in den USA. Denn dort hat die Positive Psychologie ihren Ursprung – in jenem Land also, in dem die Bürger das Streben nach Glück als unveräußerliches Recht einst in ihrer Verfassung verankert haben und wo die Menschen als besonders optimistisch gelten.

    Aber wo sie im weltweiten Vergleich auch das meiste Geld für Medikamente gegen Depression ausgeben.

    Ausgerechnet dort rief 1998 der Psychologe Martin Seligman – damals Vorsitzender der American Psychological Association (APA), einer Vereinigung von rund 150 000 Therapeuten – seine Zunft auf, sich den Stärken des Menschen zu widmen, statt sich auf dessen Schwächen zu konzentrieren. Die Psychologie, so Seligman, solle fragen: Was stimmt Menschen fröhlich? Wann glauben sie, zufrieden zu sein? Und warum blicken manche zuversichtlicher nach vorn als andere?

    Kurz: Wo liegen die Quellen des Glücks?

    HEUTE GEHÖREN DIESE FRAGEN zum Kanon der Geisteserforschung. Doch das war nicht immer so. Denn seit der Begründung der Psychologie vor rund 130 Jahren haben sich Wissenschaftler vor allem den Schattenseiten der Seele gewidmet.

    Die Psychologie war eine Wissenschaft der Angst, des Schmerzes und der Depression: Allein zwischen 1967 und 1994 erschienen in den einschlägigen Fachzeitschriften hierzu rund 90 000 Artikel; gerade einmal 5000 beschäftigten sich dagegen mit Freude, Zufriedenheit und Glück.

    Die Forscher suchten vor allem nach den Wurzeln von Traumata und Neurosen, von schmerzhaften Erinnerungen und quälender Freudlosigkeit. Darüber aber, wie Menschen Belastungen ertragen oder Hindernisse überwinden, wie sie sich selbst begeistern, motivieren oder Kraft schöpfen, wussten die Psychologen bis zu Seligmans Vorstoß nur wenig. Deshalb setzte sich der Amerikaner vehement für eine Wende in der Psychologie ein. Und versprach vollmundig: „Wir können der Welt zeigen, welches Verhalten zu Wohlbefinden führt, zu positiv gesinnten Menschen, zu blühenden Gemeinschaften und zu einer gerechteren Gesellschaft."

    Um ihrem Ziel näherzukommen, erforschen die Positiven Psychologen seither vor allem das Leben jener Menschen, die fast immun zu sein scheinen gegen Gram und Pessimismus – Zeitgenossen, die trotz Streit und Krankheit, trotz Unglück oder Vernachlässigung nicht die Freude am Leben verlieren.

    Denn in dieser Widerstandsfähigkeit, so scheint es, liegt das Geheimnis des Glücks. Wissenschaftler nennen diese Kraft „Resilienz" (von lat. resilire = abprallen).

    Auf ein charakteristisches Merkmal der Resilienz stießen Forscher der Stanford University in Kalifornien: Widerstandsfähige Menschen können ihre Emotionen besonders schnell verändern und umdeuten – unangenehme Gefühle dauern bei ihnen nur kurz an, angenehme vermögen sie dagegen zu verstärken. Die Wissenschaftler konnten dies sogar im Hirnscanner nachvollziehen: Selbst wenn sie die Probanden mit bedrohlichen Bildern konfrontierten, waren die Angstareale in deren Denkorganen nur kurzzeitig aktiv.

    Gerade auf diese Flexibilität, so vermuten die Stanford-Forscher, könnten Menschen ein stabiles Wohlbefinden aufbauen. Um sie zu trainieren, gelte es vor allem, die eigenen Gefühle bewusst wahrzunehmen. Denn wem es gelinge, seine Emotionen zu beobachten, der vermöge sie auch positiv zu verändern, gerade in schwierigen Situationen.

    Darüber hinaus haben Forscher drei Faktoren ausfindig gemacht, die Menschen helfen, Glück zu empfinden:

    • Hedonismus. Wem es gelingt, sich vor allem jenen Dingen zu widmen, die Genuss bereiten, angenehm und lustvoll sind, der schafft die Voraussetzung für viele Glückserlebnisse. Dazu können Reisen zählen oder gut Essen zu gehen.

    • Sinnerfülltes Leben. Glück empfindet, wer im Alltag tieferen Lebenssinn findet und die eigenen Stärken in den Dienst einer höheren Sache stellen kann. Das kann beispielsweise ein Engagement als ehrenamtlicher Helfer sein.

    • Aktives Leben. Wenn die eigenen Fähigkeiten und Interessen im Vordergrund stehen, erreichen Menschen ein stabiles Wohlgefühl – etwa, wenn sie in ihrem Job über einen hohen Grad an Selbstbestimmtheit verfügen und wenn sich die eigenen Interessen mit den Inhalten der Arbeit decken.

    Der Weg zu diesem Lebensgefühl führt, folgt man Martin Seligman und seinen Kollegen, über 24 Charakterstärken, die der Psychologe identifiziert hat. Dazu zählen unter anderem Mut und Neugier, der Sinn für Schönheit sowie Vergebungsbereitschaft, Teamfähigkeit und geistige Aufgeschlossenheit. All diese Merkmale seien bei fast jedem Menschen zu finden, mal stärker, mal schwächer ausgeprägt.

    Für Seligman sind diese Charakterstärken die entscheidenden Faktoren, mit denen jeder Mensch sein persönliches Glück in der Hand hat. Glücksempfinden ist demnach kein Naturzustand, so die wohl wichtigste Botschaft der Positiven Psychologen – sondern das Ergebnis andauernder Persönlichkeitsbildung.

    DENN EIN LEBEN LANG, so haben Neurowissenschaftler nachgewiesen, bleibt das Gehirn formbar. Selbst im hohen Alter können sich Hirnzellen neu verknüpfen. Um ein glücklicheres Leben zu führen, müsse daher jedermann seine persönlichen Stärken erkennen und fördern, so Seligman, statt nur daran zu arbeiten, eigene Schwächen zu vermindern.

    Institutionen wie das britische „Centre of Applied Positive Psychology oder die „Glücksakademie in Hamburg wollen den Menschen auf der Grundlage dieser Erkenntnis zu mehr Glücksgefühlen verhelfen. Sie offerieren Handbücher oder machen Coaching-Angebote zur Verbesserung individueller Fähigkeiten. Firmen sollen damit die Leistungsfähigkeit ihrer Manager stärken, Privatkunden ihr Selbstbewusstsein.

    Von den Broschüren und Websites der Glücksgefühl-Vermittler blicken dem Betrachter meist lächelnde Menschen entgegen. Sie wirken aufgeräumt, tatkräftig und zielstrebig; so, als hätten sie ihr persönliches Glück bereits gefunden.

    Es ist nicht immer einfach zu erkennen, wessen Ratschläge auf seriöser Forschung und Wissenschaft beruhen – und wer sich nur in die Menge der zum Teil höchst undurchsichtigen Ratgeber und Trainer einreiht, die ohne jedes wissenschaftliche Fundament einfach nur „positives Denken" anpreisen.

    Manche Forscher sehen das ähnlich. So warnen die Herausgeber des „Handbook of Positive Psychology": Die neue Disziplin wecke so viel Hoffnung und Begeisterung, dass mancher Forscher versucht sei, voreilige

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