Dämonen des Geistes
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Pältrül Rinpoche gibt uns Hinweise, wie wir innere und äußere Dämonen in ihren verschiedenartigsten Verkleidungen rechtzeitig erkennen können. Er gibt uns Ratschläge, wie gegen sie anzugehen ist, um sie unschädlich zu machen und sich dauerhaft gegen sie zu schützen.
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Book preview
Dämonen des Geistes - Pältrül Rinpoche
Pältrül Rinpoche
Dämonen des Geistes
Vom Umgang mit Hindernissen
Übersetzt von
Dr. Cornelia Weishaar-Günter
Der Autor:
Dza Pältrül Rinpoche (rDza dPal-sprul O-rgyan ’Jigs-med dbangpo, 1808-1887) war einer der berühmtesten rNying-ma-pa-Lehrer des letzten Jahrhunderts, geachtet und respektiert von allen tibetischen Schulrichtungen. Weit entfernt vom Prunk der institutionalisierten Lamas verbrachte er sein Leben als bescheidener, oft unerkannter Wandermönch. Das spiegelt sich in seinen zahlreichen Schriften wider, die durch ihre praktische und ungeschminkte Art weite Verbreitung gefunden haben.
Danksagung:
Durch die großzügige Spende einer langjährigen Schülerin von Dagyab Kyabgön Rinpoche ist dieses Buch zu unserer großen Freude endlich wieder erhältlich.
1. Auflage 1995
2. Auflage 1996
3. Auflage 1999
4. Auflage 2009
© Tibethaus Deutschland e.V.
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: C. Hackethal, E. Hessel, A. Ansmann
Satz: A. Ansmann
Druck und Bindung: Gruner Druck GmbH, D-Erlangen
Bezugsadresse:
Tibethaus Deutschland e.V.
Kaufunger Straße 4, 60486 Frankfurt
www.tibethaus.com
ISBN 978-3-931442-78-1
ISBN (ebook) 987-3-931442-90-3
Inhalt
Dämonen des Geistes
Einführung
Dämonen des Geistes
Allgemeine Dämonen
Spezielle Dämonen
Äußere Dämonen
Innere Dämonen
Geheime Dämonen
Ursachen für das Auftreten dieser Dämonen
Aktivitäten und Einflussbereich der Dämonen
Segenszeichen der Dämonen
Die gewöhnlichen Zeichen
Die außergewöhnlichen Zeichen
Befriedungsmethoden
Zwei Beiträge
von Dagyab Kyabgön Rinpoche
Gibt es Dämonen als Wesen?
Was bedeutet „Vom Lehrer gehalten werden"?
Zwei Briefe
mit einer Einführung
von Dagyab Kyabgön Rinpoche
Ich alter Hund
Rede aus dem Herzen
Anmerkungen
Dämonen des Geistes
Einführung
Der vorliegende Text ist — vermutlich erstmals in eine westliche Sprache übersetzt — ein sehr tiefgründiges Werk. Seine Kürze trügt — denn hinter jedem seiner prägnanten Sätze stehen die Erfahrungen von Generationen von Praktizierenden auf dem buddhistischen Weg; Sätze, die je nach individueller Situation und geistiger Entwicklung eine ganz unterschiedliche Tragweite entwickeln können.
Es geht um die „Dämonen des Geistes oder schlicht, die Hindernisse, denen wir in unserem Bemühen um die buddhistische Praxis nicht nur begegnen können, sondern sogar sicher begegnen werden. Der Ausdruck „Dämonen des Geistes
(tib. bdud, skr. mara) deutet hierbei an, dass es sich in der Mehrzahl um Kräfte innerhalb unseres eigenen Geistes handelt, die quasi „dämonisch unser Bestreben korrumpieren, ohne dass wir es selbst merken; wir versuchen z.B. Liebe zu verwirklichen, halten uns schließlich selbst für sehr liebevoll und bekommen auch entsprechendes Feedback von unserer Umwelt und merken dabei gar nicht, dass wir damit nur eine Vorstellung von uns selbst gepflegt und dabei einer Verhärtung unseres Egoismus zugearbeitet haben. Das wäre eine typische Aktivität eines solchen „Dämons
.
Es liegt in der Natur des buddhistischen Weges, dass wir immer und immer wieder in Gefahr sein werden, „Dämonen" dieser Art in die Hände zu fallen. Warum? Dazu müssen wir ein wenig ausholen.
Das Ziel:
Die Überwindung der Geistesgifte
Buddhaschaft bezeichnet die höchste Qualität an Liebe, Erkenntnis und Fähigkeit, die überhaupt erreicht werden kann. Die Anlage zur Buddhaschaft liegt spontan und unzerstörbar im tiefsten Bewusstsein eines jeden Wesens. Man nennt diese Anlage „Buddhanatur" und vergleicht sie oft mit Gold, das auch durch die Mischung mit verschiedenen Erzen nichts von seiner grundlegenden Gold–Qualität verlieren kann; es muss nur von den Erzen gereinigt werden, bevor es als Gold seine strahlende, unkorrumpierbare Qualität zeigen kann.
Die buddhistische Praxis hat nur diese eine Aufgabe, der Buddhanatur zur Entfaltung zu verhelfen, indem die dicken Schichten der störenden „Geistesgifte" (tib. nyon-mongs, skr. klesa) abgetragen werden, die unser Potential zur Buddhaschaft verdecken und unterdrücken. Eigentlich ein sehr nüchterner und sachlicher Vorgang — wie die besagte Trennung zwischen Gold und Erz —, aber wenn wir überlegen, was die Geistesgifte sind, werden wir sehen, wie leicht dieses Bemühen für uns die Nüchternheit verliert und in der einen oder anderen Form zum Drama werden kann:
Denn es geht um Anhaftung, Hass, Gleichgültigkeit (Verblendung), Stolz, Eifersucht, also all das, woraus der Stoff der Romane, der Tragödien, der Spielfilme gewebt und gedreht wird! Es geht um die Mehrzahl der Gefühle, die uns im Alltag beherrschen, und zwar im wörtlichsten Sinn beherrschen. Ist es z.B. angenehm, verletzt zu sein? Natürlich, man könnte in dem betreffenden Fall „recht haben, aber wäre es nicht denkbar, sein Recht zu vertreten, ohne dabei die Vorteile einer offenen und liebevollen Geisteshaltung zu verlieren? Wir haben jedoch im Alltag zumeist keine Wahl — die „Geistesgifte
entwickeln eine Eigendynamik, die für uns höchst problematisch ist.
Die Arbeitsgrundlage:
Das prekäre Gleichgewicht der Geistesgifte
Denn wie sollen wir mit den Geistesgiften umgehen? Unterdrücken wir unsere unerwünschten Gefühle mit Gewalt, so arbeiten sie unverdaut in unserem Unterbewusstsein weiter und machen uns krank. Lassen wir ihnen hingegen völlig freien Lauf, werden wir uns immer mehr in sie hineinsteigern und müssen im Extremfall ebenfalls mit Krankheit rechnen. Solange es Geistesgifte gibt, ist es wichtig, dass wir sie in einem gewissen Gleichgewicht halten. Festigung und Erhalt dieses Gleichgewichts ist von alters her eine wichtige Aufgabe von Erziehung, Umfeld, Literatur, Psychologie etc., um uns ein Leben in relativem Wohlbefinden zu ermöglichen. Wenn wir darüber im Detail nachdenken, werden wir unendliche Beispiele dafür finden, wie die Mechanismen dabei speziell in unserer Kultur funktionieren.
Besonders deutlich wird es jedoch, sobald wir versuchen, die Kultur zu wechseln. Denn jede Kultur hat dabei etwas andere Wege gefunden, die wir nicht sofort übernehmen können, ohne unser emotionales Wohlbefinden zu gefährden.
Nur ein Beispiel: Für viele westliche Menschen ist es wichtig, über ihre Gefühle zu sprechen, was in Asien zur Seite der „Übertreibung gehört und völliges Unverständnis auslöst; der Verzicht auf eine solche Kommunikation bedeutet für den westlichen Menschen jedoch „Unterdrückung
und führt zu inneren Spannungen — was für eine Erleichterung, nach Monaten unter Asiaten endlich wieder auf einen anderen westlichen Menschen