Überzeugt im Glauben kraftvoll im Handeln: Persönlichkeiten aus dem Evangelischen Namenkalender
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Bekannte Persönlichkeiten sind darunter, natürlich Martin Luther und Philipp Melanchthon, aber auch Florence Nightingale, die Begründerin der modernen Krankenpflege, oder Paul Schneider, der in Buchenwald predigte, gehören dazu.
Petra Ziegler porträtierte im Evangelischen Gemeindeblatt für Württemberg ein Jahr lang 110 Persönlichkeit aus dem Evangelischen Namenkalender. In ihren kurzen, prägnanten Texten entsteht an beeindruckendes Kaleidoskop von Lebenswelten, die uns bis heute Orientierung geben können.
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Überzeugt im Glauben kraftvoll im Handeln - Petra Ziegler
2012
In den Bodelschwinghschen Anstalten Bethel (Bielefeld) werden 20 000 Kinder, Frauen und Männer von 13 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut: unter anderem in Krankenhäusern, Rehabilitationszentren, in der Obdachlosen-, Behinderten- und Altenhilfe.
Der Sohn von Friedrich von Bodelschwingh Fritz (auch Friedrich von Bodelschwingh der Jüngere genannt) wurde 1877 in Bethel geboren; er war das Jüngste von acht Kindern des Ehepaares Friedrich und Ida von Bodelschwingh. Fritz wurde Theologe. Ab 1904 arbeitete er bei seinem Vater in Bethel. Nach dessen Tod wurde er 1910 Leiter von Bethel. „Pastor Fritz", wie er dort genannt wurde, wurde 1933 Reichsbischof der evangelischen Kirche in Deutschland. Einen Monat später trat er aus Protest gegen die Deutschen Christen zurück.
Fritz von Bodelschwingh hat sich von Anfang an gegen die Auslieferung und die damit gegen die Ermordung von Behinderten gewehrt. Aber das Archiv Bodelschwinghschen Anstalten bestätigt auch, dass nicht alle Patienten vor einer Deportation bewahrt werden konnten. Die historische Erforschung dieser Zeit habe ergeben: „Drei Männer und vier Frauen jüdischen Glaubens wurden auf-Anordnung des Reichsinnenministeriums im September 1940 in die Landes- und Pflegeanstalt Wunstorf ausgeliefert. Von dort führte der Weg wahrscheinlich direkt in die Tötungsanstalt Brandenburg."
Fritz von Bodelschwingh starb am 4. Januar 1946 dort, wo er geboren war: in Bethel.
Gedenktag: 4. Januar
Jakob Andreä wurde in Waiblingen geboren und sollte wie sein Vater, der Schmied war, Handwerker werden. Es kam anders: Jakobs scharfer Verstand wurde schnell erkannt, und er konnte mit einem herzoglichen Stipendium in Tübingen Theologie studieren. Dann war er erst Diakon in Stuttgart, später Katechist in Tübingen. Andreä stand dem Herzog nahe. 1550 reichte er dem sterbenden Herzog Ulrich sein letztes Abendmahl.
Der Theologieprofessor Gerhard Hennig bescheinigt Andreä ein „schier rastloses Bemühen um die Einheit des Protestantismus". Folgerichtig wurde Andreä nicht nur Superintendent in Göppingen, sondern später auch Kanzler der Universität Tübingen. Das Bemühen von Jakob Andreä um die innerprotestantische Einigung mündete 1580 im so genannten Konkordienbuch. Es enthält die grundlegenden Bekenntnisse und Schriften der lutherischen Kirchen im deutschsprachigen Raum. Im Herzogtum Württemberg mussten weltliche und kirchliche Beamte und Angestellte auf das Konkordienbuch einen Eid leisten.
Andreä war bei allen wichtigen Religionsgesprächen als theologischer Vertreter Württembergs dabei. Aber er war im Deutschen Reich auch als guter Organisator bekannt. Deshalb beriet er als Experte für Kirchenordnungen verschiedene Herzogtümer in Deutschland.
Gedenktag: 7. Januar
George Fox wurde in England, im heutigen Fenny Drayton, geboren. Er ist der Begründer der Quäker. Er kam aus einem frommen Elternhaus, war sich aber zunächst seines Glaubens unsicher.
Dann befahl ihm eine Stimme: Er solle ohne Menschenfurcht predigen, was ihm der Geist auftrage. Wenn ihn der Geist Gottes ergriff, überkam ihn ein krampfhaftes Zittern. Davon kommt auch der Name der „Quäker; das heißt übersetzt „Schüttler
.
Fox predigte in Kirchen und am Hof, aber auch unter Bäumen und auf den Feldern. Der Ort spielte für ihn keine Rolle. Viele nahmen ihn nicht ernst. Manchmal wurde er misshandelt, manchmal ins Gefängnis geworfen. Dort schrieb er Bücher. 1659 ließ er sich in Swarthmoor nieder. Einige Jahre zuvor war die „Gesellschaft der Freunde – die Quäker – gegründet worden. Wie Menschen zu Gott kommen, damit hat sich Fox in vielen Schriften befasst. 1658 schrieb er: „Sei still und ruhig in deinem Inneren und frei von eigenem Denken; dann wirst du das Walten Gottes erfahren, wie es deine Sinne auf den Herrn lenkt, aus welchem das Leben kommt; und dann wirst du seine Kraft spüren, die dich stark macht gegen alle Stürme und Unwetter. So allein wirst du Geduld erlangen, Unschuld, Reinheit, Ruhe, Festigkeit und Frieden in Gott, in seiner allgegenwärtigen Kraft.
Sein Grab befindet sich auf den Bunhill Fields in London.
Gedenktag: 14. Januar
Besser bekannt als Traugott Hahn ist hierzulande sein Sohn Wilhelm. Er war von 1964 bis 1978 Kultusminister in Baden-Württemberg.
Traugott Hahn wurde in Rauge (Estland) geboren. Der Theologe war zunächst Pfarrer an der Universitätskirche in Dorpat (heute Tartu; das ist heute die zweitgrößte Stadt in Estland) und später Professor für Praktische Theologie. Die Lehre war ihm ebenso wichtig wie das Predigen in der Kirche. Seine Studenten, so wird berichtet, hatten immer den Eindruck, dass seine Vorlesungen stets „das Gepräge eines persönlichen Bekenntnisses" hatten.
Traugott Hahn war ein Märtyrer – ein Blutzeuge – im wahrsten Sinne des Wortes. „Wenn wir nicht bereit sind, um des Zeugnisses des Evangeliums willen unser Leben zu opfern, so beweisen wir, dass es für uns nicht den nötigen vollen Wert gehabt", schrieb er an seinen Bruder.
Als die Bolschewisten 1918 die Macht in Dorpat übernommen hatten, durfte Hahn keine Gottesdienste mehr halten. Freunde rieten ihm dringend zu Flucht, doch er blieb.
Zusammen mit einem katholischen und einem orthodoxen Priester wurde Hahn am 3. Januar 1919 verhaftet. Als estnische Truppen Dorpat am 14. Januar befreiten, war das auch eine Befreiung für 300 Gefangene. Für Traugott Hahn und 22 weitere Gefangene war dies zu spät. Sie waren kurz vorher ermordet worden.
Gedenktag: 15. Januar
Antonius wurde in Ägypten geboren. Er erhielt später auch den Beinamen „der Einsiedler". Sein Leben – der Sohn reicher Eltern, der sich für ein bettelarmes Leben entschieden hat – eignete sich für eine reiche Legendenbildung.
Ausschlaggebend für sein Leben in Armut und Abgeschiedenheit war ein Satz aus dem Matthäusevangelium (19,21): „Wenn du vollkommen sein willst, dann verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen."
Antonius wird gerne als der Vater der Mönchsbewegung bezeichnet. Er gründete jedoch kein Kloster wie später Benedikt von Nursia, sondern seine Schüler lebten in ähnlichen Einsiedeleien wie er selbst. Um von nichts Weltlichem abgelenkt zu werden, zog er sich in die Wüste zurück. Seinen Schülern empfahl er: „Nie soll der Gedanke der Ewigkeit eurem Geist entfliehn. Verrichtet jede Handlung mit Andacht, als ob sie die letzte eures Lebens wäre." Antonius war davon überzeugt, dass die Selbsterkenntnis der einzige Weg zur wahren Gotteserkenntnis sei.
Noch im hohen Alter reiste Antonius nach Alexandrien zu der Auseinandersetzung um einen theologischen Streit. Er war dort Vertreter der Trinitätslehre. Sein Leben lang stand Antonius außerdem mit dem römischen Kaiser Konstantin in Briefkontakt. In seinem Heimatland Ägypten, in seiner Klause am Berg Kolzim ist Antonius gestorben.
Gedenktag: 17. Januar
Sein Abendlied „Der Mond ist aufgegangen" (Evangelisches Gesangbuch, Nummer 482) gehört mit zu den schönsten Abendliedern. Für viele ist es sogar das Abendlied schlechthin.
Matthias Claudius ist in Reinfeld (Holstein) geboren. Sein Vater war dort Pfarrer. Matthias studierte dann zunächst Theologie in Jena, später Rechtsund Verwaltungswissenschaften. Nicht so ganz geklärt ist, ob er jemals einen Abschluss in einem seiner Studienfächer gemacht hat.
Entscheidend für das Leben von Matthias Claudius war seine Bekanntschaft mit Friedrich Gottlieb Klopstock, den er in Kopenhagen kennen gelernt hatte. Von 1771