Hexen, Mörder, Nixen, Dichter ...: Dunkelmagische Geschichten
()
About this ebook
"Die Augen. Offen und zu. Im Schlaf. Im Schmerz und in Tränen. In Angst. Und weit aufgerissen. Einatmende Augen. Ausgedehnte Pupillen. Schmerzhaft und berauschend farbig. Errötet oder türkisblau, grün, sich versinkend verzehrende Augen, eines Träumers, eines Wahnsinnigen ..." Zum ersten Mal in deutscher Sprache, Todor Todorov, der neue Autorenstern aus Bulgarien. Einzigartige, verstörende Mysterie à la David Lynch. Ein poetischer Akt in Prosa, für schlaflose Nächte und helle Geister, für Leser die Sex, Schrecken und Thriller lieben und für Ritter, "die kühn herkommen, mit leichtem, aber heißem Herzen". Ganz besonders ist dieses Buch zu empfehlen für diejenigen "die nachts in den Waldestiefen umher wandern, dort, wo Menschen nichts zu suchen haben, mit allen Hexen schlafen, böse Nachtgespenster in den Augen sehen, und ..."
Read more from Todor Todorov
Van Goghs schwarze Vagina: Eine Geschichte zum Mitternachtsbrunch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Geheimnis von Saint-Brès: Eine Geschichte zum französischen Brunch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsImmer die Nacht: 14 Geschichten am Rande der Welt Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related to Hexen, Mörder, Nixen, Dichter ...
Related ebooks
Opfermond - Ein Fantasy-Thriller Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDER FEUERVOGEL: Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Granatapfel: Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer niegeküßte Mund: Drei Erzählungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFlöte und Schwert Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVenezia Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer niegeküßte Mund: Erzählungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVom sterbenden Rokoko Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEiner bläst die Hirtenflöte & Sündenfälle: Feuilletons Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMord im Tiergarten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPesthauch über Venedig Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZwei Monde: Roman in Erzählungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchwefel, Wasser, Stoff: Zapata ermittelt Rating: 0 out of 5 stars0 ratings"Issue Does Not Exist"],"errors":{ Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAlraune: Die Geschichte eines lebenden Wesens Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Zwang Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEin Hauch von Zimt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDSA 73: König der Diebe: Das Schwarze Auge Roman Nr. 73 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGesammelte Feuilletons: Einer bläst die Hirtenflöte + Sündenfälle Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie unfruchtbare Witwe: Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBracke Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas gestohlene Manuskript des Oscar Wilde Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGoethes Krafft: Überarbeitete Neuauflage Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHier kommt die Flut: When the Music's over Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMärchen aus 1001 Nacht Update 1.1: Wer braucht schon einen Dschinn Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie große Fälschung: Band 4: Entführung in die Sahara Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHundstage: Fontane und der Tote im Walzwerk Rating: 3 out of 5 stars3/5Dorian Hunter - Das ABC des Teufels Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEiner bläst die Hirtenflöte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLeonardos Abenteuer: Eine herrliche Katzengeschichte Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
General Fiction For You
Der Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Rating: 4 out of 5 stars4/5Schneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Rating: 4 out of 5 stars4/5Grimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Rating: 4 out of 5 stars4/51984 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Welle: In Einfacher Sprache Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJames Bond 01 - Casino Royale Rating: 4 out of 5 stars4/5Schöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Zauberberg Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Frau ohne Schatten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWalter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIlias & Odyssee Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHandbüchlein der Moral Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKönig Artus: Die Geschichte von König Artus, seinem geheimnisvollen Ratgeber Merlin und den Rittern der Tafelrunde Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Nibelungenlied: Vollständige Ausgabe der Nibelungensage Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHeinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Rating: 5 out of 5 stars5/5Sämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Gilgamesch-Epos: Die älteste epische Dichtung der Menschheit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGesammelte Werke: Romane, Memoiren, Essays, Novellen und Erzählungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Nibelungenlied Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMagisches Kompendium - Schamanismus und angewandte Schamanismen Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Hexen, Mörder, Nixen, Dichter ...
0 ratings0 reviews
Book preview
Hexen, Mörder, Nixen, Dichter ... - Todor Todorov
BIOGRAPHISCHES
DANTES BART
«Dieser sah nicht mehr den letzten Tag,
Doch war er ihm nah, so vom Wahn verblendet,
Dass er ihm gewiss in kurzer Frist erlag.»
Dante, Purgatorio I, 1
Der Bart ist vor allem Geschichte, dachte Dante und holte mit dem Rasiermesser aus. Er keimt wie eine Traube, angeschwollen von der Vergangenheit, von der sich nur magere Vögel ernähren. Fest ins Gesicht gepresst, reift er langsam, wird schwer und wird geschnitten, bevor er Früchte trägt.
Dantes Geschichte begann nach seinem Treffen mit Abulafia. Dieser unruhige Jude, sachkundig im Unverständlichen, hatte ihm die Geheimnisse der Alchemie und der Kabbala enthüllt. Er hatte ihm beigebracht, wie er nach Nord und Süd träumen konnte und auch nach West und Ost und er hatte ihn ermahnt, dass in manchen Nächten, in eine bestimmte Richtung zu träumen, nicht ungefährlich war. Seine Erscheinung setzte der heimischen Gemütlichkeit ein Ende, inmitten derer Dante unzählige Nachmittage vor seinen lateinischen Bänden verbrachte, wenn draußen der Hahn auf Italienisch krähte. Sie verwandelten sich in Wanderer. Kuckucksvögel bauten Nester in ihren Bärten, solange sie die staubigen Wege kehrten.
Sie landeten in einer jener Städte, wo die Zungen hinter jeder Ecke sprachen. Sie erzählten ihnen von Blinden, die sich im Geheimen versammelt hätten, aber immer an ein und derselben Stelle und zu einer im Voraus vereinbarten Stunde, um über die Welt zu lästern und zu freveln. Wenn etwas Unheimliches oder einfach eine Unannehmlichkeit geschah, sagten die Leute: Es sind sicher die Blinden gewesen! Und wenn mit den Kindern etwas Schlimmes passierte, warnten die Mütter: Sicher sind die Blinden dort gewesen!
Diese Menschen trugen breitkrempige Hüte und verschiedene seltsame Verbände über ihren Augen, überhaupt verdeckten sie immer ihre Blindheit. Sie sagten, wenn jemand in das Weiße ihrer Augen blicke, verliere er seinen Verstand und ihm sei ein grausames Verhängnis vorbestimmt. Man nannte sie Malooculi – die bösartigen Augen. Man sagte auch, dass jeder einer von ihnen sein könne – vom Bettler auf der Straße bis zu dem alten, eines Nachts vor Entsetzen erblindeten Bischof. Aber das waren nicht einfach Blinde. Sie wollten nicht sehen. Die Welt schmerzte sie wie ein lästiges Geschwür und sie spuckten auf sie in ihren Träumen und in ihrer endlosen Blindheit. Die zwei bärtigen Männer spuckten auch und gingen ihren Weg weiter.
Dann sah Dante die Katzen. Ganze Katzenarmeen durchquerten die Städte an der Adria. Sie hatten kein Ziel. Sie waren Nomaden, Wanderer, Prügelhelden, Straßenbanditen. Sogar Mörder. Immer unterschiedlich. Dreckig, zerzaust, nass, meist mager. Und zäh. Unbekannt. Sie waren eine Bande Taugenichtse. Heruntergekommen und mit gesträubtem Fell, mit atemlosen Augen, als ob sie geradezu aus der Hölle hervorkommen waren.
Sie kamen von überall her. Es führte sie irgendein schwarzer langer Kater, der mit seinem Schwanz arabisch schreiben konnte und den die Menschen flüsternd Il Carnefice nannten – den Kopfabschneider. Er hielt nicht an. Niemals. Sie hatten genagt und alles gekaut, was man auf den schlammigen Straßen und Schluchten der Toskana kauen konnte. Ja, sie paarten sich sogar auf den Straßen … lange und laute Orgien. Alles war erlaubt. Jeder wie er es mochte. Es erregte sie der Geruch von Blut, es spannte ihren ganzen Körper an. Fleisch. Vielleicht bereits ein wenig faul und abstoßend … aber Fleisch. Und Hunger. Orgien aus Hunger. Ja, der Trieb stieß sie, warf sie in seltsame Genüsse, sich vergessend und betäubt vom Hunger, haben sie gefickt. Ja, gefickt. Lange und erschöpfend. Und manchmal grausam. Fleisch und Hunger.
Sie gingen ihren Weg weiter, während Abulafia erzählte, wie die Geschichten der Städte aus ihren Katzenperioden entstanden sind. So die Dynastie Ju Dsin – haarige und kugelförmige Katzen – die mehr als tausend Jahre Peking beherrscht hatte, und den Tod einiger Herrschergeschlechter gesehen hatte. »Den Katzen in Rom und Konstantinopel wachsen Bärte«, sagte Abulafia. »Und jetzt verändern wieder die Katzen die italienischen Städte«, endete er, während der Wind und die Nacht sie auf dem Weg zusammen mit dem Katzengeheul einholten.
Am nächsten Tag sah Dante Beatricia. Ihr goldenes Haar lockte den blauen Morgen wie ein Segel. Sie trug einen alten römischen Namen und mit jeder Bewegung malte sie die Welt aufs Neue. Sie war das lebendigste Etwas, das Dante je gesehen hatte.
Neben ihr sah alles alt aus, klebrig und träge.
Man hatte sie einem Herzog versprochen, der der Meinung war, dass die Welt im Allgemeinen unbeweglich sei. Totgeboren. Und er fürchtete sich vor dieser Paralyse. Er fürchtete sich sehr. Er bevorzugte die Unruhe im Traum, deshalb hatte er sein Schloss so gebaut, dass sein Schlafzimmer sich zusammen mit dem Lauf der Himmelskörper drehte, damit sein Schlaf möglichst lange anhielt. Außerdem sammelte er Dinge, die seiner Meinung nach die Blasphemie des Seins, in so einer Welt wie dieser, aufbewahrten. Man sagte, er besitze einen Vogel, Phönix, der ganz blau sei wie ein persisches Fresko, und dass in seinem Schloss eine Jungfrau aus Afrika wohne, wild wie die Nacht, die all seinen Untergebenen den Wahnsinn gebracht habe. Der Herzog schützte mit diesen Sachen sein Leben.
Beatricia war das lebendigste Etwas, das er jemals sehen würde.
Dante ging nach Hause, Abulafia in der Tiefe des Waldes verlassend, als die Nacht sie umhegte und in ihre Bärte eindrang. Ihr Weg nahm ein Ende und Dante wusste – dort aus der Nacht und aus dem Wald gab es allein nur einen Ausgang.
Er war müde. Der Speichel der alten Männer floss langsam wie ein Lokum von den Balkons herab, und die Fliegen schlummerten auf den erhitzten Dächern. Eine Eule, die ihr Nest neben seinem Fenster gebaut hatte, warnte ihn jeden Abend mit einem dumpfen Schrei.
Er wusste, dass der Geist von Abulafia ihm auflauerte, um ihn direkt durch die Tore der Unterwelt zu verschleppen. Dieser Mann hatte schon zu Lebzeiten unmenschliche Kräfte besessen.
Die Blasphemie des Seins – dachte Dante und rasierte sich. Einen Augenblick nachdem er das Messer neben das Fenster niederlegt hatte, klopfte es an der Tür. Er machte zwei Schritte und hielt inne, um noch einmal nach draußen zu schauen – dort, wo die Welt sich wie ein altes vergilbtes Papier zu krümmen begann. Er erinnerte sich an den Blinden und an die Katzen, die sich Städte erstritten. Er erinnerte sich auch an Abulafia, der sich in irgendeinem schlammigen sizilianischen Dorf zu einem Heiligen erklärt hatte. Und machte auf.
Ich war es.
Vergilius.
VAN GOGH IN PARIS
«La tristesse durera toujours.»
Die letzten Worte Van Goghs
Purpurrote Nächte. Und entzündete Augen. Saure Frauen, saurer Wein. Van Gogh erbrach. Aufs Neue. Schon den sechsten Tag schlief er unter der Brücke Saint Michelle und jeden Morgen sah er sein Spiegelbild in den Gewässern der Seine, wo die Stadt bleich auftauchte, schwarzweiß und gereinigt. Manchmal ernährte er sich von Ratten.
So ist es. Paris ist Epidemie, Ansteckung, ein Ort, wo der Körper gezwungen ist, zu träumen, zu zittern … zu schwitzen. Ein besonderes Delirium, erinnerungslos, und Fieber beherrschten den Holländer, seitdem er hier hergekommen war. Er fickte eine Äthiopierin auf der rue D’Assain, gekauft und wieder verkauft gegen die wundertätigen Reliquien eines einheimischen Heiligen von einem Mann mit trüben Augen und einer Wunde am Kopf in einer Grotte. In den Kanälen. An solchen