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Träume ... alles anders: Leere Augen
Träume ... alles anders: Leere Augen
Träume ... alles anders: Leere Augen
Ebook416 pages5 hours

Träume ... alles anders: Leere Augen

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About this ebook

Träume ... alles anders/ Leere Augen ist die spannende Fortsetzung des Romans "Craig's little Dawn".
Das Leben auf der Straße hat für Craig und Dawn ein Ende gefunden. Doch die erhoffte Ruhe und sorgenfreie Zukunft bleiben aus. Unvorhersehbare Ereignisse stellen die Liebe der beiden jungen Männer auf eine harte Bewährungsprobe.
LanguageDeutsch
Release dateFeb 6, 2013
ISBN9783943678703
Träume ... alles anders: Leere Augen

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    Träume ... alles anders - Justin C. Skylark

    Träume … alles anders

    Leere Augen

    Roman von J. C. Skylark

    Fortsetzung von „Craig’s little Dawn"

    Impressum

    © by the author

    © by dead soft verlag

    http://www.deadsoft.de

    Covergestaltung: M. Hanke

    Motiv: © Eiskönig – fotolia.com

    2. Auflage  2008

    3. Auflage 2013

    ISBN 978-3-934442-16-0 (print)

    ISBN 978-3-943678-70-3 (epub)

    Vogelspuren im Schnee,

    Angst und Freude,

    Hunger und Tod.

    Wenn der Schnee geschmolzen ist,

    wer denkt noch daran?

    Toyotama Tsuno

    Träume ... alles anders ... 

    Was sind Träume? Die Antworten darauf liefern uns Freud und Langs zu genüge, doch habe ich aufgegeben, in ihren Deutungen einen Sinn zu sehen.

    Für mich bedeuten Träume nur noch Angst, Verlust, Konflikte, Trauer und Schmerz – das ergibt den Stoff, aus dem meine Träume sind.

    Können Sie sich vorstellen, was es heißt, nachts ins Bett zu gehen, mit dem Wissen, dass der Traum – ein Albtraum – weitergehen wird? Er sich nicht wiederholt, nicht stehen bleibt, sondern einfach weitergeht ... wie ein Film, ein Horrorfilm ...

    Schweißgebadet wache ich auf, Nacht für Nacht. Und auch wenn ich im ersten Moment froh darüber bin, dass alles doch nur ein „blöder" Traum war, so ergreift mich stets die erneute Angst vor der Fortsetzung dieses Films.

    Vielleicht haben Sie meine Geschichte gelesen, vielleicht wissen Sie, was ich alles erlebt habe. Es mag keine Entschuldigung für meine Träume sein, doch sicherlich ein Auslöser.

    Und vielleicht können Sie auch begreifen, wie schrecklich es ist, wenn selbst in der Realität – weit außerhalb der Träume – alles ganz anders wird, als man vorher gedacht hatte. Wenn man zwar erwacht, doch das eigentliche Leben auch keinen besseren Traum darstellt.

    Das ist jetzt alles verwirrend, das sehe ich auch ein, doch wenn das ganze Leben nur noch aus Traum besteht, wer kann mir dann sagen, wo die Wirklichkeit ist?

    1

    Mein Herz stolperte vor Freude, als ich die schwere Tür der Klinik öffnete. Frische Winterluft kam uns entgegen. Der Wind wirbelte ein paar welke Blätter in unsere Richtung. Euphorisch drehte ich mich um.

    „Freust du dich, Craig? Freust du dich nicht?"

    Ich war so begeistert, dass ich nicht bemerkte, wie mein Freund die schwere Tür kaum halten konnte. Er zwängte sich durch den schmalen Spalt, der offen stand, dann ließ er die Tür geräuschvoll zufallen.

    „Doch, doch ... Ich freu mich." Seine Stimme klang schwach und bleiern. Er hatte Schmerzmedikamente intus, und doch hielt er sich die Hand vor den Bauch.

    „John wird gleich kommen, dann fahren wir heim."

    Ich stellte die kleine Tasche ab und starrte auf die Straße. Heim – mein Heim war jetzt bei John. Ich war so froh darüber. Ich hatte erreicht, was ich wollte. Ich war frei, ungebunden.

    Das Leben voller Angst und Abhängigkeit war vorbei.

    „Er kommt sicher gleich!", rief ich aufgeregt. Craig schlurfte hinter mir her, dann schleppte er sich auf die Bank, die vor der Klinik stand und setzte sich.

    „Kurze Pause...", krächzte er. Er atmete schwer. Es war noch alles sehr anstrengend für ihn. Ich nickte verständnisvoll.

    „Hast du ne Kippe?"

    „Klar."

    Ich reichte Craig meine Schachtel Camel ohne Filter. Seine dürren Finger zogen sich einen Glimmstängel heraus. Ich gab ihm Feuer.

    Er hustete beim ersten Zug. Das hatte ich bei ihm noch nie erlebt. Er lächelte.

    „Mann, 6 Wochen ohne Kippe, dass ich das überlebt habe?"

    Ich versuchte auch zu lächeln, aber es fiel mir schwer. 6 Wochen. Es war eine lange Zeit gewesen. Eine Zeit voller Angst und Ungewissheit. Craig hatte mit dem Tode gerungen  – und gewonnen. Ich verkniff mir die Tränen. Ich hatte genug geweint. Nun war Schluss damit.

    Dann bog ein Jeep um die Ecke. Es war John in seinem neuen Wagen. Ich fuchtelte wild mit den Armen, lotste ihn heran. Der Wagen hielt. Ich hatte mich die ganze Zeit gefragt, wie Craigs Entlassung aus der Klinik ablaufen würde. Und nun ging alles so einfach.

    John stieg aus. Er sah wieder gut aus. Ein kurzärmliges Hemd hatte er über ein Longsleeve gezogen, seine Jeans saß perfekt. Als er auf uns zukam, nahm er die Brille ab. Das tat er nur, weil ich Männer mit Brille nicht mochte. Nun trafen sie aufeinander. Die ganzen Wochen, die Craig in der Klinik verbracht hatte, war John zurückhaltend gewesen. Er brachte mich zwar hin und holte mich auch wieder ab, doch er kam nie mit, um Craig zu besuchen.

    John war nervös, das sah ich an seinem Blick und seinen zuckenden Mundwinkeln. Er wusste sicher nicht, ob ein Lächeln angebracht war.

    Ich grinste ihn heldenhaft an. Er klopfte mir kurz auf die Schulter, dann trat er auf Craig zu und hielt ihm etwas schüchtern die Hand entgegen.

    „Hallo, ich bin John", sagte er. Craig hob seinen Kopf und musterte John gründlich. Erst rechnete ich mit keiner Antwort, doch dann streckte Craig ihm ebenfalls die Hand entgegen.

    „Hi!, kam es über seine Lippen. Sie schüttelten kurz die Hände. „Vielen Dank, dass ich bei dir unterkommen darf.

    Mir fiel ein kleiner Stein vom Herzen. Craig schien in keiner Weise nachtragend zu sein. Immerhin war John mal ein Freier von mir gewesen, doch das war eine andere Geschichte. Das Zusammentreffen zwischen Craig und John zeigte mir nur zu deutlich, dass diese Geschichte der Vergangenheit angehörte. Zumindest wollte ich es in diesem Moment glauben.

    „Es ist kein Problem, sagte John freundlich. Er schien lockerer zu werden. Die Anspannung fiel von ihm ab. „Bei mir ist genug Platz.

    John trug die Tasche zum Auto. Ich half Craig beim Laufen. Ich war in den letzten 4 Monaten ordentlich gewachsen; deswegen war ich sogar schon beim Arzt gewesen. Ich hatte Knochenschmerzen. Ich wuchs einfach zu schnell, und das, obwohl ich in der Zeit meiner Obdachlosigkeit so gut wie gar nicht gewachsen war. Es war, als wolle mein Körper jetzt plötzlich alles ganz schnell nachholen.

    Jedenfalls war ich froh, dass ich Craig etwas stützen konnte. Ich war zwar noch nicht ganz so groß wie er, doch kräftiger. Mein Freund dagegen sah zerbrechlich und müde aus. Die Verletzung und der lange Krankenhausaufenthalt hatten ihn geschwächt.

    Ich half  ihm ins Auto. Der Range Rover war ein hoch gelegter Wagen. Craig verzog das Gesicht, als er auf den Sitz kletterte. Ich setzte mich ebenfalls mit auf die Rückbank.

    Ganz dicht saß ich neben Craig, der seine Augen geschlossen hatte. Ich streichelte seinen schlanken Hals mit meinen Lippen und seufzte tief.

    „Ich bin so froh, dass du da raus bist", sagte ich leise. Craig nickte still. Ein Lächeln tat sich bei ihm auf.

    „Nikolas? Schnallst du dich bitte an?" Es war John, der mich ermahnte. Ich widersprach nicht. John hatte ja recht. Ich rückte von Craig ab und setzte mich ordentlich hin, zog den Gurt um meinen Körper.

    Doch als ich wieder aufsah, bemerkte ich, wie John in den Rückspiegel sah und den nachdenklichen Blick von Craig streifte.

    Bei John angekommen, brachte ich Craig gleich in mein Zimmer. Es war nicht sonderlich groß, doch Craig bestand darauf, bei mir zu schlafen und nicht in dem Gästezimmer.

    John duldete es ohne Worte.

    Ich half Craig beim Ausziehen. Ein dicker Verband klebte an seinem Bauch.

    Ich konnte jede einzelne seiner Rippen zählen. Wochenlang wurde er nur durch Infusionen ernährt. Ich hatte Angst, er würde verhungern.

    Ich half ihm in ein weites T-Shirt, damit er es bequem hatte, dann deckte ich ihn zu. Dass er sich ausruhen musste, das stand gar nicht zur Diskussion.

    „Ich mach’ dir eine Suppe, okay?"

    Craig nickte.

    „Kann ich hier rauchen?", fragte er in seiner sanftmütigen Art. Ich überlegte kurz. John mochte es gar nicht, wenn ich mein Zimmer vollqualmte, doch ich konnte unmöglich von Craig verlangen, dass er für jeden Glimmstängel in die Küche gehen musste. Und der Blick von seinen grün-blauen Augen ließ mich sofort weich werden.

    „Ja, kannst du. Solange du nicht das Bett anzündest!"

    Craig lachte und hielt sich dabei den schmerzenden Bauch.

    Ich stopfte Craigs schmutzige Kleidung in die Waschtrommel. Ich freute mich so über seine Entlassung, dass mich das Waschen heute nahezu kalt ließ.

    „Und?, fragte ich gespannt. Ich blickte John erwartungsvoll an. „Wie findest du ihn?

    John überlegte nur kurz, dann nickte er zustimmend.

    „Ja, doch! Er scheint nett zu sein."

    Ich schloss die Waschmaschine und drehte an den Knöpfen.

    „Sieht er nicht gut aus?", nervte ich weiter.

    Ich merkte nicht, wie nachdenklich Johns Blick wurde.

    „Ja, er sieht gut aus. Besser, als ich mir vorgestellt hatte."

    Warum er dies so ernst sagte, weiß ich bis heute nicht. Vielleicht spürte er schon damals, dass alles nicht so glatt laufen würde, wie ich zuerst angenommen hatte.

    Die Suppe hatte ich selbst zubereitet. Gut, ich gebe zu, es war ein Fertigprodukt, aber immerhin hatte ich sie eigenhändig gekocht. Ich setzte mich zu Craig an das Bett.

    „Soll ich dich füttern?", fragte ich. Ich konnte an diesem Tag einfach nicht ernst bleiben.

    „Das ist ja wohl das Mindeste." Auch Craig war in guter Stimmung. Überhaupt, es war ein ganz wundervoller Tag. Vorsichtig schob ich Craig den Löffeln zwischen die Zähne. Ich freute mich zutiefst, dass er wieder essen konnte. Jeder Tropfen, den er herunterschluckte, war für mich ein Weg in die viel versprechende Zukunft.

    „Wenn ich deine Lippen sehe, dann dreht sich alles bei mir", sagte ich abwesend. Ich merkte, wie ich rot wurde. Ich war geil auf Craig, keine Frage. Wochenlang musste ich auf so viel verzichten. In der Klinik war ich froh, wenn ich ihn mal küssen konnte, ohne dass er vor Schmerzen wimmerte oder eine Krankenschwester uns merkwürdig ansah.

    „Tust du mir einen Gefallen?", hörte ich Craig dann sagen.

    „Ja, was?" Ich kratzte den letzten Rest der Suppe zusammen.

    „Zieh dich aus."

    Ich senke den Löffel und wurde noch roter.

    „Jetzt?" Ich schielte zu der offenen Tür,  hörte, wie John in der Küche hantierte.

    Craig nickte. Sein Blick war flehend.

    „Bitte, sagte er.  „Ich hab dich so lange nicht gesehen ... Und du hast dich ... verändert ...

    Ich wusste, was Craig meinte. Seine Aussage war nicht negativ gemeint. Ich hatte mich verändert, das wusste ich selbst. Ich war größer geworden, mein Haar war länger, meine Statur kräftiger, meine Gesichtszüge waren kantiger geworden. Ich sah nicht mehr aus, wie der hilflose Junge. Ich war dabei, erwachsen zu werden.

    Vorsichtig stellte ich den Teller ab und blickte Craig an. Ich sah Sehnsucht in seinen Augen. Die gleiche Sehnsucht, die auch ich verspürte. Der stille Moment hielt nicht lange an. Ich grinste schelmisch. Craig auch. Ich sah seine Zahnlücke. Kurz dachte ich an den Moment, als ich ihn zum ersten Mal getroffen hatte. Es war, als wäre es erst gestern gewesen.

    „Also, ein spezieller Strip, für den bezauberndsten Mann der Welt!?"

    Ich erhob mich von dem Stuhl. Craig nickte eifrig. Ich schloss die Tür.

    „Was willst du denn sehen?", fragte ich provozierend, während ich mir als erstes die Socken auszog.

    „Alles!" Craigs Gesicht glühte. Vorsichtig richtete er sich im Bett auf und lehnte sich gegen eins der Kissen. Neugierig verfolgte er jede Bewegung meines Körpers. Ich kicherte, als ich die Knöpfe meines Hemdes öffnete. Ich ließ es einfach auf die Erde fallen.

    Dann zog ich mein T-Shirt aus. Ich bemerkte, dass meine Bewegungen unfreiwillig langsamer wurden. War ich nervös? Es war doch Craig, mein Freund! Doch trotz all der Vertrautheit, die ich ihm gegenüber verspürte, war mir auch bewusst, wie lange wir nicht mehr intim miteinander gewesen waren. 3 ½ Monate waren es bestimmt. 8 Wochen in der Jefferson Villa und 6 Wochen Bangen um Craigs Leben.

    Es war mittlerweile Dezember. Das neue Jahr stand vor der Tür.

    Mein Oberkörper war nun frei, und meine Hände begannen zu zittern. Craig sah mich gierig an. Sein Blick heftete sich auf meiner Brust fest.

    „Bist du schön ...", hörte ich ihn sagen. Es klang etwas weinerlich, verzweifelt, als könne er es gar nicht glauben.

    „Findest du?", fragte ich verlegen. Ich griff nach meinem Reißverschluss und öffnete die Hose. Ich kann nicht leugnen, dass sich erste Anzeichen einer Erregung bemerkbar machten. Ich sah noch kurz zur Tür, doch die war verschlossen. Mein Lachen war längst verstummt. Es lag eine merkwürdige Spannung in der Luft, und schließlich entledigte ich mich auch noch meiner Unterhose. Ich schluckte, stand da, wie erstarrt. Craig musterte mich von Kopf bis Fuß, dann richtete er sich etwas auf.

    „Komm’ her ...", sagte er mit leiser Stimme. Ich trat an das Bett heran und ließ zu, dass mich seine warmen Hände sanft berührten. Er strich seitlich an meinen Hüften entlang, fuhr über meinen Bauch, meine Brust, dann an meinen Oberschenkeln entlang, schließlich berührte er mein Geschlecht. Ich seufzte laut und schloss die Augen. Craig wusste zu gut, was er in mir auslöste.

    „Du bist ... kein Junge mehr, Dawn", sagte er. Seine Stimme bebte. Ich war mir nicht sicher, ob er ebenfalls so erregt war, oder ob ihm die Schmerzen wieder zusetzten. Unsicher sah ich ihn an.

    „Ja, ich weiß ..."

    Irgendwie schämte ich mich. Ich weiß auch nicht wieso. Und dann ganz plötzlich tat sich ein schlimmer Gedanke bei mir auf. Meine Knie wurden weich, und ich setzte mich zu Craig auf das Bett.

    „Aber, das stört doch nicht, oder?, fragte ich ihn angsterfüllt. „Du magst mich doch noch, oder?

    Mein Herz stolperte. Mir war nicht klar, warum ich auf einmal diese Unsicherheit verspürte. Wahrscheinlich, weil ich nicht mehr den Körper besaß, mit dem ich Craig kennen gelernt hatte. Ich war nicht mehr der Junge, der damals einsam und verlassen seinen Weg kreuzte. Ich war reifer geworden, erfahrener und um viele Tränen ärmer.

    Craig strich über meine Wange.

    „Natürlich mag ich dich noch", flüsterte er. Dann versanken wir in einem innigen Kuss. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Stürmisch presste ich Craig an mich.

    „Bitte, bitte, nicht so doll!" Craig versuchte sich zu lösen. Ich sah sein verzerrtes Gesicht.

    Sofort ließ ich ihn los. Er war ja so zerbrechlich. Müde sank er zurück in die Kissen.

    „Es tut mir leid!", beteuerte ich. Craig lächelte.

    „Macht nichts ... Es tut nur noch so weh, verstehst du?"

    Ich nickte.

    „Was um alles in der Welt würde ich jetzt tun, um dich ..." Er verstummte. Ich verstand sofort, was er meinte. Ohne Worte ließ ich meine Hand unter die Bettdecke gleiten und erforschte Craigs Körper.

    „Entspann dich einfach", sagte ich liebevoll, dann zog ich ihm die Shorts aus. Ihn mit den Händen zu berühren, erschien mir auch zu heftig. Craigs Körper schien wie aus Porzellan. Deswegen nahm ich seine Männlichkeit lieber behutsam in meinen Mund. Ich begann daran zu saugen, zu lutschen, so vorsichtig, wie noch nie in meinem Leben. Ihm gefiel das, ich spürte es an seiner steigenden Erektion. Seine rechte Hand griff in meine Haare. Er atmete tief durch.

    „Das ist göttlich, Dawn ... Ich wusste schon gar nicht mehr, wie sich das anfühlt."

    Er streichelte meinen Rücken und genoss meine Zärtlichkeiten in vollen Zügen. Kurz drauf wurde sein Atmen schneller. Er fasste sich an den Bauch, seine Muskeln spannten sich an, es schmerzte, ich sah es in seinem Gesicht, und doch war seine Lust größer. Schließlich kam es ihm. Ich hielt seine Hand ganz fest. Ich fragte mich, was das für ein Gefühl sein musste. Er war geplagt von Schmerzen, doch ebenso von lustvoller Gier.

    Nach kurzer Zeit hatte er sich beruhigt. Ich legte mich neben ihn und küsste seine hohlen Wangen.

    „Geht’s?", fragte ich unsicher. Er drehte seinen Kopf und sah mich mit funkelnden Augen an.

    „Ich liebe dich, Dawn."

    Jetzt bloß nicht heulen! ermahnte ich mich.

    „Ich dich auch, Craig!"

    Wir küssten uns. Lange Zeit war ich nicht mehr so glücklich gewesen.

    Dann klopfte es an der Tür. Ich schreckte hoch.

    „Nikolas?" Es war John. Ich sprang auf, griff nach meinen Klamotten.

    „Gleich sofort!", schrie ich. Hastig zog ich mich an.

    „Es gibt Abendessen!"

    In der Eile zog ich meine Socken verkehrt herum an, doch das war jetzt egal.

    „Ich komme!"

    Johns Schritte entfernten sich wieder. Ich atmete auf.

    „Was machst du denn für einen Aufstand?", fragte mich Craig erstaunt.

    „Wir sind hier Gäste, Craig, erklärte ich mein Verhalten. „Wir sollten uns auch dementsprechend verhalten.

    Hastig stopfte ich das Brot in den Mund.

    „Craig bringe ich was ins Zimmer. Er ist noch schwach", erklärte ich.

    John schwieg. Wie immer lag ein Stapel von Akten neben seinem Teller. Er war Psychiater. Im Erdgeschoss lag seine eigene Praxis. Man sagt ja immer, dass alle Psychiater selbst eins an der Waffel haben, doch so sehr ich mir auch Mühe gab, bei John fand ich keine Auffälligkeiten. Außer, dass er auf Knaben stand, doch wer hatte keinen Fetisch?

    Die einen treiben es im Pelz, die anderen lecken dabei Stiefel, andere stehen auf Ketten und Wachs. John mochte es eben jung. Dagegen war eigentlich nichts einzuwenden.

    In meiner Zeit als Strichjunge hatte ich ihm einige rettende Geldscheine zu verdanken, das werde ich nie vergessen. Er war immer spendabel gewesen. So auch jetzt, in der Zeit, in der ich bei ihm wohnte. Er hatte mir sogar Klamotten gekauft. Auch die schwarze Cordhose, auf die ich nun meine Salamischeibe fallen ließ, weil plötzlich Craig in der Tür stand und uns neugierig ansah.

    Ich sprang sofort auf.

    „Craig! Du sollst dich doch schonen, im Bett liegen bleiben."

    Jetzt sah auch John auf und musterte meinen unterernährten Freund. Eine, vom vielen Waschen, ausgeblichene Shorts schlackerte um seine mageren Hüften, sonst war er nackt. Seine große Statur wankte auf den langen, knochigen Beinen, und er hielt sich wieder die Hand auf seinen Verband.

    „Kann doch hier essen", murmelte er.

    Ich erkannte sofort, dass ihn der Schmerz erneut plagte, doch ich sagte nichts. Craig wusste immer, was er tat. Man durfte ihm nie schlau kommen, dann wurde er wütend. Ohne Kommentar stellte ich ihm ein Glas hin und träufelte ein paar Schmerztropfen hinein. John erhob sich und tischte noch ein Gedeck auf. Ich sah genau, wie er Craig betrachtete. Prüfend und eindringlich. Es gab keinen Streit, doch ich wusste, dass John sich unterlegen fühlte und sicher einen Heidenrespekt vor Craig hatte.

    Stundenlang hatte ich John von unserem Leidensweg erzählt. Er wusste, welche Geschichte Craig und mich prägte. Er wusste, in welchem Milieu wir monatelang zusammen gelebt hatte. Und es war ihm klar, welche Vergangenheit Craig mit sich trug.

    John war zwar schon Mitte dreißig und hätte mein Vater sein können, doch an Erfahrungen und Erlebnissen, war er um einiges ärmer als mein Freund.

    Und so mager und krank Craig nun auch da saß und ein Weißbrot fast schwächelnd mit Butter bestrich, soviel stärker und überlegener war er doch John gegenüber. Es wurde nicht darüber gesprochen, doch wir wussten es alle.

    Als Craig sein Brot gegessen hatte, klapperte sein Körper vor Kälte.

    „Du solltest wieder ins Bett", sagte ich. Er nickte, doch seine Hand legte sich auf seinen Bauch.

    „Der Verband müsste noch mal neu gemacht werden." Er sah unsicher in die Runde. Automatisch blickte ich John an. Er war zwar Psychiater, hatte aber ein Medizinstudium absolviert. Er würde am Besten wissen, wie man so etwas machte.

    „Ähm, ja ... Ich kann es gerne neu verbinden", sagte er zögernd.

    Kurze Zeit später lag Craig auf dem Bett in meinem Zimmer, und John löste das Pflaster des Verbandes. Craig verzog das Gesicht.

    „Vorsichtig, bitte ..."

    Ich fragte mich, wie John noch vorsichtiger vorgehen sollte. Seine Berührungen an Craigs Wunde waren mehr als zaghaft. Er ging wirklich behutsam damit um. Als der Verband ab war, kam eine ziemlich große Narbe zum Vorschein. Doch die war noch längst nicht vollständig abgeheilt. Blutiger Schorf hatte sich gebildet. John musste die Wunde mit Kochsalz reinigen, eine Salbe auftragen und zum Schluss alles so steril wie möglich verbinden. Doch soweit kam es erst gar nicht. Als John an der Narbe herumtupfte, wurde Craig zappelig.

    „Mann, das tut weh!", fauchte er. Wütend sah er John an. Ich biss mir auf die Lippe. Wenn Craig ausfallend wurde, dann war es stets ein beängstigendes Erlebnis für mich.

    „Ich pass auf", sagte John ruhig. Er fuhr fort, die Wunde zu reinigen. Craig verzog das Gesicht jedoch nur noch mehr.

    „Au! Hör’ auf damit!, zischte er. Genervt richtete er sich auf und schlug Johns Hand weg. „Das ist die Hölle, was du da machst. Du kannst das gar nicht!

    Spannung lag in der Luft. Ein bisschen schämte ich mich für Craigs Verhalten. Ich hatte oft genug erlebt, wie die Schwestern in der Klinik den Verband gewechselt hatten. Sie hatten das genauso wie John gemacht, und Craig hatte bei ihnen nie so ein Theater veranstaltet.

    „Es ist doch normal, dass es noch etwas weh tut", versuchte John die Situation zu besänftigen.

    Hastig schüttelte Craig den Kopf.

    „Aber nicht so!"

    Verbissen griff Craig nach ein paar feuchten Tupfern, und begann umständlich, seine eigene Wunde zu säubern.

    „Ich mach’ das alleine, schimpfte er. „Und Dawn klebt das Pflaster drauf.

    John erhob sich zögernd. Er war sichtlich verunsichert. Er hatte es nur gut gemeint, und ich wusste, dass ihn wirklich keine Schuld traf. Er sah mich fragend an. Zaghaft zuckte ich  mit den Schultern. Ich konnte mir auch nicht richtig erklären, warum Craig plötzlich so gereizt war.

    Die Krankenschwester reichte mir eine Tasse heißen Kaffee. Den brauchte ich, denn meine Hände zitterten wie Espenlaub, meine Nerven lagen blank. Es war mitten in der Nacht, man hatte mich aus dem Schlaf gerissen. Ich ruhte auf einem Stuhl neben Craigs Krankenbett. Es ging ihm so schlecht wie noch nie. Der diensthabende Arzt war längst informiert. Ich hörte, wie er sich telefonischen Rat von Kollegen holte. Er war überfordert. Alle waren überfordert.

    Ich trank nur einen kleinen Schluck, dann stellte ich die Tasse hastig ab. Craig krümmte sich wieder vor Schmerzen. Er stöhnte. Ich musste ihn festhalten, er wäre sonst über die Bettgitter gegangen. Richtig wach war er jedoch nicht. Nur unruhig. Er wühlte in der Bettdecke herum, griff sich an den Bauch, dann schrie er vor Schmerzen.

    Er schwitzte stark, dann kam auch schon wieder eine Schwester, die ein Medikament spritzte.

    „Bauchfellentzündung? ... Magendurchbruch ... Noch einmal Röntgen? ... Oder erneute OP? ... Hoher Blutverlust ... Macht das denn noch Sinn?"

    Die Stimmen der Ärzte und Schwestern waren plötzlich überall. Und ich hörte ihn nur schreien, meinen Craig.

    „Was hat er denn bloß!?" Mich ergriff langsam Panik. Meine Hände krallten sich an Craig fest. Ich sah in sein Gesicht. Es war eingefallen und bleich. Seine Nase spitz.

    „Craig!"

    „So schlecht, mir ist so schlecht ..." Das war das letzte, was er sagte. Mit einem Mal bäumte er sich auf und stöhnte laut. Ich rief nach dem Arzt. Es ging alles so schnell.

    Craig fiel zurück ins Kissen und begann zu würgen. Er spuckte Blut. Das Leben wich aus seinem Körper. Ich griff ihn wieder, drückte ihn an mich. Blut rann ihm aus dem Mundwinkel und aus den Nase. Er röchelte nur noch. Ärzte und Schwestern zerrten an ihm, an mir ...

    „Was hat er denn?"

    Dann sackte er in sich zusammen. Er wurde schwer in meinen Armen. Ich konnte ihn nicht mehr halten. Als ich ihn losließ, fiel er wie eine Puppe zurück auf das Bett. Und überall Blut.

    „Zu spät! ... Wir können nichts mehr tun!"

    Ich riss erschrocken die Augen auf.

    „Wie!?"

    Dann stand da plötzlich John und strich mir über den Rücken. Mein Gesicht war tränenüberströmt.

    „So schnell, so weiß und blass ... Ich schüttelte den Kopf. „Ich kenne Craig nur in Farbe ...

    2

    „Dawn!"

    Jetzt schrie ich. Entsetzt  richtete ich mich auf. Ich atmete schnell.

    Craig sah mich merkwürdig an.

    „Was strampelst du denn so?, fragte er besorgt. „Du hättest mich beinah aus dem Bett gedrängelt!

    Ich seufzte tief und fuhr mir mit der Hand über das Gesicht.

    „Ich weiß nicht ..."

    „Hast du geträumt, dass ich plötzlich auf Frauen stehe?" Craig lachte herzhaft und hielt sich dabei den Bauch fest.

    „Schlimmer."

    „Hey, es ist alles okay."

    Er beugte sich über mich, streichelte meine Wangen. Wärme durchströmte meinen Körper. Craig war da. Er lebte. Ich drückte ihn gierig an mich. Alles in mir schrie nach seiner Nähe.

    Wie eine quietschende Puppe fuhr Craig jedoch zusammen. Sofort ließ ich ihn los.

    „Diese Scheißwunde!, fluchte er. Er drehte sich auf den Rücken und schloss verkrampft die Augen. „Wenn ich mich nicht bald wieder richtig bewegen kann, dann drehe ich durch.

    Nun musste ich lächeln. Verträumt strich ich durch sein Haar.

    „Dir geht es doch gar nicht wirklich um’s Bewegen, sondern um’s ... na ja ..." Ich machte eine eindeutige Handbewegung.

    „Das eine schließt das andere nicht aus", hörte ich Craig sagen.

    Wie recht er hatte. Doch in diesem Moment war es mir fast egal, dass ich auf seinen Körper vorerst verzichten musste. Mir saß die Angst um ihn noch in den Knochen. Ich träumte oft davon, dass er in meinen Armen liegt und mir einfach wegstirbt.

    Ich bemerkte nicht, wie Craig eines nachts aufstand, weil ihn der Schmerz erneut plagte. Still schlich er aus dem Zimmer und ging ins Bad, um ein paar Schmerztropfen einzunehmen. Dort angekommen stutzte er jedoch. Er vernahm Stimmen, die leise in den Flur drangen. Sie kamen aus Johns Zimmer. Und natürlich war Craig neugierig genug, um das Gespräch zu belauschen. Nachdem er die Tropfen eingenommen hatte, stellte er sich vor Johns Zimmertür, die dummerweise auch noch einen Spalt offen stand.

    „Möchtest du etwas trinken? Es war John. Seine Worte klangen aufmerksam und liebevoll. „Vielleicht Saft oder ein Glas Cola?

    Durch den schmalen Spalt konnte man die Konturen eines Jungen erkennen. Er trug nur eine Unterhose, doch es schien ihm in keiner Weise unangenehm zu sein. Vergnügt wippte er auf dem Bett hin und her. Er wirkte entspannt und vergnügt. Craig schätzte ihn auf 14 Jahre.

    „Kann ich nicht ein Bier haben?"

    John runzelte die Stirn.

    „Ist in deinem Alter eigentlich nicht das wahre."

    „Bitte!" Der Junge sah ihn flehend an. Da löste sich ein Seufzer aus Johns Mund. Zärtlich strich er dem Knaben über den schlanken Rücken.

    „Wir können uns ja eins teilen. Das wird wohl nicht schaden."

    John erschrak gewaltig, als er den hageren Schatten im Flur erblickte. Hastig machte er Licht.

    „Craig? Du ... du bist noch wach?" Er schloss die Tür hinter sich und versperrte somit den Einblick in das Zimmer – und auf den Jungen.

    „Gib dir keine Mühe, erwiderte Craig. „Ich habe den Bengel längst gesehen. Wie viel zahlst du ihm?

    John sah zu Boden und schwieg.

    „Du denkst wohl, ich kriege das nicht mit, was du hier abziehst?" Mein Freund schüttelte abfällig den Kopf. John sah immer noch nicht auf. Wie angeklagt stand er da und ließ die Schultern hängen.

    „Ich mache das extrem selten, sagte er dann leise. „Und ich tu ihm doch nichts. Ich zahle gut. Er kann das Geld gebrauchen.

    „Ach, wofür? Für Drogen und Alkohol?" Craig hielt sich den Bauch. Die Schmerztropfen hatten noch nicht gewirkt. Und die Tatsache, dass John sich immer noch sein Vergnügen von der Straße holte, stimmte ihn sichtlich wütend.

    „Wenn ich ihn nicht bezahle, macht es ein anderer. Was macht das für einen Unterschied? John versuchte, sich zu rechtfertigen. „Und andere sind brutaler ... Ich versuche doch nur, zu helfen.

    „Du bist doch krank im Kopf!, erwiderte Craig. „Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie du damals mit Dawn ... Er verzog angewidert das Gesicht, dann wandte er sich ab. „Spätestens morgen früh ist der Junge weg!, sagte er bestimmend. „Ich will nicht, dass Dawn etwas davon mitbekommt.

    John nickte still. Er konnte kaum registrieren, dass ihm in seiner eigenen Wohnung Vorschriften gemacht wurden. Zu sehr war er von Peinlichkeit gezeichnet. Er brachte keine weitere Kraft mehr auf, um seine Neigung zu verteidigen.

    Und dann war Silvester. Es lag Schnee, und es war lausig kalt. Oft dachte ich daran, wie es mir vor einem Jahr ergangen war. Jeden Tag hatte ich von Neuem gedacht, ich würde die kalte Nacht auf der Straße nicht überleben.

    Doch nun lag ich in der warmen Badewanne und fuhr mir mit einem flauschigen Schwamm über die nasse Haut.

    Craig stand vor dem Waschbecken und kämmte sich die Haare. Es ging ihm schon wieder bis zu den Schultern. Ich hatte nie einen Menschen erlebt, dessen Haar so schnell wuchs. Fast so schnell wie meine Knochen.

    Als ich den Schaum aus meinen Haaren spülte, sah ich, wie Craig merkwürdige Übungen vor dem Spiegel vollzog. Er zog ein Bein dicht an seinen Körper heran, dann ging er in die Hocke. Danach machte er eine Kniebeuge, dann streckte er sich, um kurz drauf seinen Körper zu senken und mit den Fingern seine Füße zu berühren.

    Perplex stellte ich das Wasser ab.

    „Was soll das denn werden?", fragte ich etwas amüsiert. „Trainierst du für

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