Der ohnmächtige Arzt: Hinter den Kulissen des Gesundheitssystems
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Mit dem Insiderwissen des erfahrenen Arztes und Kammerfunktionärs, sensibel, präzise und doch mit polemischer Schärfe, diagnostiziert Günther Loewit die Krankheiten, an denen unser Gesundheitssystem leidet, blickt schonungslos auf die Geschäftemacherei mit der Krankheit, auf die Schikanen und Doppelgleisigkeiten des Gesundheitssystems, auf die zunehmende Wert- und Würdelosigkeit der Ärzte und auf den verlorengegangenen Respekt des Systems vor der Heilkunst.
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Der ohnmächtige Arzt - Günther Loewit
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Das Leben als Wirtschaftsgut
Das Geschäft mit dem Leben
Lust ohne Folgen
Seit der Verbreitung der hormonellen Verhütung mit der Einführung der Anti-Baby-Pille ab 1961 hat sich in der „westlichen Welt das Werden des Menschen und damit sein Lebensverständnis grundlegend verändert: Von nun war Geschlechtsverkehr nicht mehr automatisch damit verknüpft, möglicherweise neues Leben zu schaffen. Die Lust war folgen- und angstfrei geworden, das eigene Leben, die eigenen Bedürfnisse waren in den Mittelpunkt der allgemeinen Interessen gerückt. Die unabänderliche Reihenfolge von Liebe, Lust, Zeugung, Leben und Tod war – zumindest, was den Anfang des Lebens anbelangt – planbar oder, genauer gesagt, verhinderbar geworden. Der Mensch hat in einem entscheidenden Teilbereich die „Herrschaft über Leben und Tod
übernommen. Ein Zweck des Lebens, nämlich die Fortpflanzung zur Erhaltung der Art, durfte von nun an erfolgreich in Frage gestellt werden.
„Frau Doktor, mein Mann und ich sind jetzt seit acht Jahren verheiratet und wir bekommen kein Kind. So beginnt ein Gespräch zwischen einer 35-jährigen Frau und einer Ärztin in einem Ambulatorium. Die Ärztin fragt: „Ja, warum haben Sie so lange zugewartet, Hilfe in Anspruch zu nehmen?
– „Ich habe nicht geglaubt, dass wir ein Problem haben werden. In meiner Familie hat es immer viele Kinder gegeben, meine Großmutter hatte neun Geschwister und weniger als fünf Kinder hat es nirgends gegeben."
Die Ärztin beginnt, eine genaue Anamnese zu erheben, in deren Verlauf sich erst langsam herausstellt, dass die Patientin über insgesamt 17 Jahre ihres Lebens die Pille genommen hat und diese erst vor acht Monaten vom Frauenarzt abgesetzt wurde, weil „wir zuerst unser Haus fertigbekommen wollten. Die Ambulanzärztin will die hilfesuchende Frau beruhigen und sagt: „Na, wenn es erst acht Monate sind, können Sie ruhig noch ein bisschen zuwarten, nach der Pille dauert es oft eine gewisse Zeit, bis sich wieder ein normaler Zyklus einpendelt.
Da beginnt die Patientin, mit den Tränen zu kämpfen, und flüstert: „Ich habe so Angst, dass ich selber schuld bin, weil ich mit 17 einmal abgetrieben habe, und mein Mann weiß nichts davon und er darf das auch nicht erfahren, das müssen Sie mir versprechen!"
In den Industrieländern veränderte sich in der Folge die Einstellung gegenüber dem eigenen Leben und Tod dramatisch: War früher die Aussicht auf die eigene Sterblichkeit mit dem Trost versehen, in seinen Nachkommen fortzuleben, so stellte der Tod nach einem kinderfreien Leben nunmehr das endgültige Ende einer Ahnenkette dar. Im Gegenzug gewann das eigene Leben, unbeeinträchtigt von der Verpflichtung und dem Verzicht, den Nachkommen bedeuten, immer mehr an Gewicht. Kinder wurden seltener und bekamen daher einen neuen, bis dahin unbekannten Stellenwert. Seit sie bewusster und gezielt in die Welt gesetzt werden, gewinnt zusammen mit steigendem Wohlstand und medizinischem Fortschritt der menschliche Körper in der westlichen Welt an sich an Wert. Das körperliche und seelische Wohlergehen des Individuums rückte unablässig in den Vordergrund der gesellschaftlichen Werte und die Politik versucht, dem Wandel gerecht zu werden: Je weniger Kinder die Gesellschaft hat, umso besser müssen diese umsorgt und behütet werden.
Zuletzt wurde die ungewollte Zeugung menschlichen Lebens sogar als medizinischer „Notfall erkannt – so bezeichnete der österreichische Gesundheitsminister in einer Aussendung im November 2009 die „Pille danach
als Notfallmedikament und sprach sich dafür aus, sie von der Rezeptpflicht zu befreien – auf Ansuchen der Herstellerfirma übrigens.
Aber schon wenige Jahrzehnte nach Einführung der Anti-Baby-Pille sollte sich herausstellen, dass es keinen Segen ohne Fluch geben würde. Denn zusammen mit dem Siegeszug der hormonellen Verhütung kam es in der westlichen Welt zu einer spürbaren Abnahme der Fruchtbarkeit. Sexualmediziner beklagen seit Langem eine Abnahme der sexuellen Lust an sich.
Die sogenannte Fertilitätsrate gibt an, wie viele Kinder eine Frau zwischen ihrem 15. und 45. Lebensjahr zur Welt bringt. Schon seit den 1970er-Jahren wird in den Industrieländern die Rate von 2,1 Kindern pro gebärfähige Frau – das sogenannte Fertilitätsersatzniveau – unterschritten. Unter diesem Niveau kommt es zu einer Abnahme der Bevölkerung. Die Ursache dafür ist nicht zuletzt der Siegeszug der „Pille". Zeugungsschwierigkeiten nach vielen scheinbar sorgenfreien Jahren, in denen hormonell verhütet wurde, sowie unerfüllter Kinderwunsch als Begleiterscheinung von Lebensstil und Zeitgeist führten in den vergangenen Jahrzehnten zu bedeutenden Fortschritten in der medizinischen Behandlung von Unfruchtbarkeit – denn wo es mögliche Kunden gibt, lassen medizinische Produkte und Lösungen nicht lange auf sich warten. Wissenschaft und Forschung richten sich seit jeher nach den Bedürfnissen der Gesellschaft.
Der manipulierte Lauf der Natur
In Dänemark, dem Land mit der höchsten Rate an durch künstliche Befruchtung gezeugten Babys, wurden 2003 fast 4 Prozent aller Neugeborenen durch Insemination (als Insemination bezeichnet man die künstliche Übertragung männlichen Samens in die weibliche Gebärmutter) ins Leben gerufen und der Anteil ist stetig im Steigen.
Dieser Entwicklung muss die gesetzliche Freigabe der Abtreibung im Rahmen der „Fristenlösung als Kontrapunkt gegenübergestellt werden, die in Österreich und Deutschland in den 1970er-Jahren eingeführt wurde. Das „Recht auf den eigenen Körper
drang in dieser Zeit als neues Lebensgefühl in die Gesellschaft, Kirche und Medizin gingen in der Frage des Lebensanfangs erstmals getrennte Wege. Nach heftigen öffentlichen Auseinandersetzungen wurde der Schwangerschaftsabbruch schließlich legalisiert, sofern er innerhalb der ersten drei Monate einer Schwangerschaft vorgenommen wird.
Seither steigt die Zahl der Abtreibungen von Jahr zu Jahr und beträgt in Österreich zurzeit, nach vorsichtigen Schätzungen, zwischen 30.000 und 40.000 jährlich. Dem stehen ungefähr 70.000 Kinder, die pro Jahr lebend geboren werden, gegenüber. Die Kosten für einen Schwangerschaftsabbruch betragen ca. 400 Euro und dabei sind Therapien möglicher psychischer Spätfolgen noch gar nicht mitgerechnet. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der Abtreibungen ergibt das also einen Millionenmarkt für Ärzte, Krankenhäuser und Ambulatorien, dem ein weiterer notwendig gewordener Millionenmarkt für künstliche Befruchtung und Unfruchtbarkeitsbehandlung gegenübersteht. Noch nie in der Geschichte der Menschheit war bereits in der Entstehungsphase des Lebens so viel Geld im Spiel – der Anfang einer neuen Industrie.
Frau B.S. ist regelmäßige Besucherin einer allgemeinmedizinischen Praxis. Seit Jahren befindet sie sich zusammen mit ihrem Lebenspartner wegen ihres unerfüllten Kinderwunsches in der Behandlung einer Spezialklinik. Dem Allgemeinmediziner gegenüber klagt sie regelmäßig über die horrenden Kosten und die mit der Zeit immer unfreundlicher werdende Behandlung. Sie könne ja schließlich nichts dafür, dass die teuren Befruchtungsversuche erfolglos blieben. Trotzdem möchte sie, vor allem auch in Anbetracht der bereits investierten Summe, die vorgeschlagene dritte Entnahme speziell vorbereiteter Eizellen zur Insemination versuchen. Sie bittet den Arzt um die Verabreichung der dazu notwendigen Hormoninjektionen zu den jeweils genau vorgegebenen Zeitpunkten. Aus Kostengründen. Und weil sie ein gutes Wort brauche, bei all dem Stress. Der konsultierte Arzt ist dazu bereit und verabreicht sowohl die Hormonspritzen als auch die ihm geeignet erscheinenden Worte, mahnt zur Geduld, macht Hoffhung. Er tröstet Frau B. S., indem er auf die Möglichkeit einer Adoption hinweist. (Die lehnt aber der Gatte von B. S. mit den Worten „entweder mein Kind oder keines" kategorisch ab).
Eines Tages erscheint Frau B. S. wieder in der Sprechstunde. Kreidebleich. Verstört.
Der Arzt spürt, dass wieder ein gutes Wort zum Kassentarif nötig sein wird. Aber er ahnt nicht, was kommt.
„Herr Doktor, ich bin schwanger", haucht sie mit gesenktem Kopf auf die Schreibtischplatte.
Der Arzt will seine Welt nicht mehr verstehen, als die Patientin nach längerem Schweigen hinzufügt:
„Aber nicht von meinem Mann. Und: „Bitte können Sie mir helfen?
Natürlich kann der Arzt auch in diesem Fall helfen. Er steht vor der Wahl: Abtreibung – was in Anbetracht der Leidensgeschichte der Patientin Spott und Hohn wäre; oder der Rat zum Partnerwechsel, was er in diesem speziellen Fall wohl eher getan haben wird.
Aber nichts ist unmöglich. In jedem Fall kann geholfen werden. Zum Kassentarif oder privat. Auf der Universitätsklinik oder im Schwangerschaftsambulatorium. Der Arzt und sein Können, wissenschaftliche Erkenntnis, medizinischer Fortschritt und das Bedürfnis, damit Geld zu verdienen, sind zentrale und immer kompetente Drehscheiben für Lebensentwürfe und -unfälle geworden. Zuständig für Wünsche und deren Nichterfüllung.
Das kostbare Wunschkind
Alles beginnt mit der Geburt. Oder: hat begonnen, früher einmal. Denn längst ist die Geburt nicht mehr der Anfangspunkt neuen Lebens.
Heute beginnt neues Leben mit der Planung, dem Kinderwunsch. Dank der Anti-Baby-Pille ist die Fruchtbarkeit gezielt ausschaltbar und einsetzbar geworden. Nicht mehr gottgegeben, nicht mehr zufällig, sondern steuerbar – und zur Not, wenn die Natur den Menschen im Stich lässt, auch von Menschenhand machbar. Das Wunschkind ist möglich geworden, punktgenau, gewollt, aber leider auch teuer, nicht für jeden bezahlbar, nicht immer leistbar. Die kostengünstigere Kraft der Liebe spielt in absehbarer Zeit nur noch eine Nebenrolle, wenn man davon ausgeht, dass die Zeugungsfähigkeit der Menschen in der westlichen Hemisphäre noch weiter abnehmen wird.
Und noch ein Schritt: Wenn schon die Zeit bestimmt werden kann, dann sollte es auch möglich sein, ein gesundes, ein passendes, ein perfektes Kind zu bekommen. Wenn man es sich schon aussuchen kann, wenn man schon dafür bezahlt. Die Fortschritte in der Reproduktionsmedizin machen diese Entwicklung möglich, mitsamt ihren Folgeerscheinungen. Der Kunde ist König, die Kinder notgedrungen Prinzessinnen und Prinzen.
Während in anderen Teilen der Welt die Überreproduktion einer medizinisch im Stich gelassenen Bevölkerung die Lebensgrundlagen knapp werden lässt, werden im Westen bei Bedarf Spermien gezählt und stimuliert, wird inseminiert und in vitro gezeugt (in vitro bedeutet wörtlich „im Glas" und heißt, dass Ei- und Samenzelle außerhalb des weiblichen Körpers zusammengebracht werden), werden Zellen entnommen und eingepflanzt. Das Wunschkind. Der Gipfel persönlicher Entfaltung. 1,3 Kinder für ein Paar. Zu wenig, um als Art zu überleben.
Wenn der Kunstgriff gelingt, hat ein so zustande gekommenes Kind einen besonderen Wert. Sowohl in Euro als auch emotional. Völlig anders zum Beispiel, als das Ergebnis einer zunächst vielleicht nicht erwünschten Schwangerschaft. Kein Zusammenraufen mehr. Kein Geschenk des Himmels, sondern selbstgemacht. Mit nicht unerheblichem finanziellen und emotionalen Aufwand. Lust- und freudlos im Reagenzglas. Gegen entsprechendes Entgelt. Mit ausgesuchtem Samen und gezielt entnommener, hormonell stimulierter Eizelle. Noch vor der Einpflanzung in die Gebärmutter auf mögliche genetische Fehler untersucht. Eine neue Form der Selektion. Zwei perfekte Einzelteile, die zusammengebracht nicht unbedingt den perfekten neuen Erdenbürger ergeben.
Oder doch mittels althergebrachter Methode, aber nach hormoneller Vorbereitung, zum bestmöglichen Zeitpunkt. Als Erfüllung eines letzten Wunsches nach dem abgeschlossenen Hausbau mit Doppelgarage und Schwimmbad. Nach beruflicher Karriere. Knapp vor der Menopause. Ohne Vorspiel, todernst in vorgeschriebener Stellung, zum vorbestimmten Zeitpunkt. Als Nachspiel eines Punkt für Punkt abgearbeiteten Lebensplans, als weiteres materielles Objekt, zur Befüllung des fertiggestellten Hauses. Oder zur Behebung oder Vermeidung psychischer Störung. Das Kind zur Heilung der Eltern, zur Rettung einer Beziehung, die ihre materiellen Ziele alle schon erreicht hat.
Auf der anderen Seite stehen all die abgetriebenen Föten, zur Unzeit gezeugt, vom falschen Mann, von der unpassenden Frau, während des Hausbaus, mitten auf der Karriereleiter, die zu schmal und zu steil ist, um mit Nachwuchs belastet zu werden. Die Zahl der legal durchgeführten Schwangerschaftsabbrüche ist so hoch wie nie zuvor. Ein stiller Millionenmarkt. Verworfene Leben, die das System nicht mehr weiter belasten. Es sei denn, man betrachtete die demografischen Kurven mit ihrer evidenten Überzahl an Senioren, Greisen und Pflegefällen. Ein hoher Preis, wie sich in einer gesamtvolkswirtschaftlichen Rechnung noch herausstellen wird, denn zugleich vermehrt sich alle fünf Wochen die Bevölkerung der Erde um ca. acht Millionen Menschen, was in etwa der österreichischen Bevölkerung entspricht.
Die Angstschwangerschaft
Die Schwangerschaft ist nicht länger ein Zustand besonderer Gesundheit, vielmehr wird sie wie eine Krankheit gesehen und von Anfang an behandelt. Man möchte heute fast fragen, wie sich die Menschheit jahrtausendelang ohne Vitamin- und Eisentabletten, ohne Blutabnahmen und Ultraschalluntersuchungen fortpflanzen konnte. Frühzeitiger Mutterschutz bei der geringsten Übelkeit, dem leisesten Ziehen im Bauch oder einem Risikofaktor in der Anamnese. Untersuchungen, Messungen, Berechnungen, ständige Kontrolltermine sichern Ärzte und Patienten gleichermaßen ab, sollen Normalität suggerieren. Das Bild einer Gesellschaft, die aus zahlentechnischen Gründen auf kein Kind mehr verzichten will.
Die Zeit der Schwangerschaft ist dem Zeitgeist entsprechend von allgegenwärtiger Angst und Unsicherheit durchsetzt. Eine unübersehbare Anzahl von Studien und Untersuchungen lässt bald jede Schwangerschaft als Risiko erscheinen. Ab 2010 werden in Österreich auf Empfehlung der zuständigen Fachgesellschaften ein Zuckerbelastungs- und ein HIV-Test für jede werdende Mutter in den Mutter-Kind-Pass aufgenommen. Ein beachtlicher Aufwand in Anbetracht von insgesamt ca. 4.000 HIV-positiven Frauen aller Altersgruppen in Österreich. Rein rechnerisch bewegt sich der Schaden, der dadurch verhindert oder minimiert werden kann, im Promillebereich. Dem gegenüber steht: Ein weiterer Arzttermin. Eine weitere Untersuchung. Ein weiteres Mal Bangen. Zittern. Auf ein Ergebnis warten. Verunsicherung. Ein weiteres Mal das Gefühl, dass die werdende Frucht schon frühzeitig vor möglichem Schaden bewahrt werden muss. Und neben allen psychischen Belastungen und deren Folgen entstehen Kosten, die der Gesellschaft aus ethischen Gründen nie zu viel werden dürfen. Wer anders denkt, ist ein schlechter Mensch. Wenn es hingegen möglich wäre, den Genuss von Alkohol während der Schwangerschaft zu verbieten, könnten alleine in Österreich pro Jahr ungefähr 1.000 neurologische Missbildungen verhindert werden. Doch dazu fehlen offenbar der öffentliche Mut und der politische Wille. Denn Alkohol zu verbieten kommt nicht so gut an wie eine Blutuntersuchung auf HIV-Antikörper.
In Afrika könnten um den Preis einiger Cent jedes Jahr sechs Millionen neuer Malariaerkrankungen verhindert werden, wenn Säuglinge im ersten Lebensjahr zweibis dreimal ein Malariamedikament erhielten.
Das wäre Effizienz!
Natürlich muss erwähnt werden, dass durch die Einführung dieser medizinischen Schwangerschaftsbegleitung Österreich von einem Nachzügler in Sachen Säuglingssterblichkeit ins internationale Spitzenfeld vorgerückt ist. Die Frage ist lediglich: Um welchen Preis wollen und können wir welche Ziele erreichen? Und bis zu welchem Punkt sollen immer mögliche Verbesserungen der medizinischen Begleitung eingeführt werden? Wann wird aus einer sinnvollen Betreuung belastende Bevormundung? Die Antwort darf keinesfalls die Angstschwangerschaft sein: ständig überwacht, nicht aus den Augen gelassen. Sonografisch dokumentiert, punktiert, biopsiert, bei Bedarf schon im Mutterleib korrigiert und sogar operiert. Und sollte die Nackenfaltenmessung eine Behinderung erwarten lassen, kann die mühsam gezeugte Frucht auch gleich legal abgetrieben, entsorgt werden.
Nicht, dass solche medizinischen Errungenschaften grundsätzlich abzulehnen wären, im Gegenteil. Aber die Leichtigkeit, mit der an einer kostspieligen, genetisch perfekten Welt gearbeitet wird, erschreckt. Nichts scheint mehr unmöglich. Leihväter, Leihmütter, jede genetische Variation wird durchgedacht. Und wenn bestimmte Zeugungsarten wie z.B. gewisse Formen der heterologen Insemination (künstliche Befruchtung unter Verwendung fremder Ei- oder Samenzellen) aus ethischen Gründen vom Gesetzgeber verboten worden sind, weichen die Patienten ins Ausland aus. Ein neues