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Zepter und Hammer: Roman, Band 45 der Gesammelten Werke
Zepter und Hammer: Roman, Band 45 der Gesammelten Werke
Zepter und Hammer: Roman, Band 45 der Gesammelten Werke
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Zepter und Hammer: Roman, Band 45 der Gesammelten Werke

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About this ebook

Der Roman beginnt in den Wäldern des Nordens und führt zu den sonnendurchglühten Ufern des Nils.
Die märchenhaft-geheimnisvolle Handlung erzählt von Abenteuern in der Wüste und im Mittelmeer und vom Aufstieg eines Nilbarkenführers zum Kapudan-Pascha, zum Großadmiral des Sultans.

I. Der schwarze Kapitän
II. Das Geheimnis der Gitana.

Fortsetzung zu "Zepter und Hammer": "Die Juweleninsel" (Band 46).
LanguageDeutsch
Release dateNov 1, 2011
ISBN9783780215451
Zepter und Hammer: Roman, Band 45 der Gesammelten Werke
Author

Karl May

Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May)[1] war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland. (Wikipedia)

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    Zepter und Hammer - Karl May

    KARL MAY’s

    GESAMMELTE WERKE

    BAND 45

    ZEPTER UND HAMMER

    ROMAN

    VON

    KARL MAY

    Herausgegeben von Dr. Euchar Albrecht Schmid

    © 1953 Karl-May-Verlag

    ISBN 978-3-7802-1545-1

    KARL-MAY-VERLAG

    BAMBERG • RADEBEUL

    Inhalt

    DER SCHWARZE KAPITÄN

    1. Die Zigeunerbande

    2. Herrenrecht

    3. Am Nil

    4. Die Sklavin des Mudîr

    5. Eine grausige Hochzeitsnacht

    6. Vom Reïs zum Kapudan-Pascha

    7. Die Rache des Khediven

    8. Leben um Leben

    9. Unter der roten Flagge

    10. Unter der schwarzen Flagge

    Das Geheimnis der Gitana

    1. Der Sohn des Schmieds

    2. Im Irrenhaus

    3. Die ‚Lichtspender‘

    4. Schachzüge

    5. Zwei Jugendfreunde

    I.

    II.

    III.

    6. In der Zigeunerburg

    7. In der Schmugglerschenke

    8. Auf Schloss Falkenau

    10. Vor der Entscheidung

    11. Die Schleier fallen

    ERSTER TEIL

    DER SCHWARZE KAPITÄN

    1. Die Zigeunerbande

    Weit von den Bergen herab stieg der dichte Wald. Einer seiner Ausläufer erstreckte sich sogar bis in die Nähe von Fürstenberg, der Hauptstadt des Herzogtums Norland, hernieder. Eine tief in diese Fortsetzung einschneidende Umpfahlung schloss ein Wildgehege ab, das zu betreten jedermann, außer den Forstbeamten, verboten war. Dennoch befanden sich eines Morgens innerhalb der Umzäunung Menschen, deren Kleidung man es leicht ansehen konnte, dass sie weder zu den Forstleuten noch zu sonst irgendwelchen Zutrittsberechtigten zählten. Zwischen zwei hohen Eichen, die wohl an die tausend Jahre alt sein mochten und ihre stammesdicken Äste weit in die Luft hinausreckten, stand ein altersschwacher, vierrädriger Karren. Der Gaul, der ihn gezogen hatte, weidete im hohen Gras, dessen saftige Stängel zwischen Moos und allerlei Grün hervorragten. Am Stamm des einen Baumes loderte ein hohes Feuer, an dem, über zwei Astgabeln gelegt, ein Rehrücken gebraten wurde. Ein kaum zehnjähriger Junge drehte ihn mit einer Miene, die ebenso viel Sachverständnis wie Behagen ausdrückte. Er war nur halb bekleidet, ebenso auch die anderen Personen, die um das Feuer saßen oder lagen, um der Zubereitung des leckeren Bratens zuzuschauen. Sie alle zeigten die unverkennbaren Züge der Zigeuner, schienen jedoch trotz ihres mehr als anspruchslosen Äußeren nicht jenen umherschweifenden Horden anzugehören, die Raub und Diebstahl als ihr eigentliches und einträglichstes Geschäft betreiben. Auf dem Wagen saß in alte Betten eingehüllt – gewiss ein sehr ungewöhnlicher Aufwand bei einer fahrenden Zigeunerbande – eine uralt scheinende Frau, jedenfalls die Vajdzina¹. Bald warf sie einen Blick auf den Knaben, bald musterte sie die immer dunkler werdende Farbe des Rehrückens, wobei sie aus einem kurzen Pfeifenstummel den Rauch eines Krauts zog, dessen Duft feinste Kenner bewundert hätten.

    Bei der Stille, die ringsum herrschte, waren ferne Laute zu vernehmen, die als gedämpfter Schall eines Gesprächs durch die Büsche drangen. Sie rührten von zwei Personen her, die sich von der Gesellschaft zurückgezogen hatten und sich einige hundert Schritte vom Wagen entfernt miteinander unterhielten.

    Die eine von ihnen war ein Mädchen. Sie mochte siebzehn Jahre zählen und war in jeder Hinsicht eine vollendete Schönheit. In halb nachlässiger, halb stolzer Haltung saß sie im Moos. Ihre Kleidung war bei weitem besser und vollständiger als die der andren; es war ersichtlich, dass darauf große Sorgfalt verwendet wurde.

    Ihr gegenüber stand ein junger Mann. Er hatte sich mit dem Rücken an einen Baum gelehnt und die Arme über der Brust verschlungen. Menschen, die gern unbewusst eine solche Stellung einnehmen, besitzen meist einen stark entwickelten Charakter. Seine hohe Gestalt ragte über Leute gewöhnlichen Schlages hinaus und musste sich mehr und mehr zu einer Achtung gebietenden Erscheinung herausbilden. Die dürftige Kleidung vermochte nicht, den kräftigen, ebenmäßigen Körperbau zu beeinträchtigen. Ein aufmerksamer Beobachter hätte sich vielleicht über die Hautfarbe des jungen Mannes gewundert. Sie war weder weiß wie die der Kaukasier, noch hatte sie diejenige Bräune, die den Zigeuner kennzeichnet. Man hätte sie eher grau nennen können; grau, vermischt mit dem Braun, wie es durch Wind und Wetter und unter den Einwirkungen der Sonne hervorgerufen wird. Er trug kurze, weite Hosen, die sicher für andere Körperverhältnisse bestimmt waren; zwischen ihnen und der viel zu engen, mehrfach zerrissenen Jacke lugte ein fadenscheiniges Hemd hervor. Den Kopf bedeckte eine Mütze, die ihren Schirm verloren hatte. Die Füße waren nackt und aus den Ärmeln der Jacke blickte stellenweise ebenso nackt der muskelstarke Arm. Durch eines dieser Löcher zeigte sich in tiefem Schwarzrot eine seltsame Zeichnung, die mittels Tätowierung der eigentümlich gefärbten Haut eingeprägt war. Sie stellte ein Wappen vor, dessen einzelne Züge so ausgezogen und ausgedehnt erschienen, dass das Ganze einen gewissen Grad von Undeutlichkeit besaß. Man konnte wohl daraus schließen, dass die Tätowierung bereits vor längeren Jahren angebracht worden sei. Sein Haar war von tiefschwarzer Farbe; wenn man jedoch genauer hinsah, konnte man bemerken, dass es an den Wurzeln einen bedeutend lichteren Ton zeigte und die Haut unter ihm so rein und weiß war, wie man sie vorzugsweise bei blonden Leuten beobachtet. Das Gesicht hatte unbedingt ein nordisches Gepräge. Die ungewöhnlich hohe und breite Stirn, das offene, blaugraue Auge deuteten nicht auf eine indische oder ägyptische Abstammung hin. So kam es, dass der Jüngling in seinem gegenwärtigen Anzug einen beinahe befremdenden Eindruck machte, der noch unterstützt wurde durch die Ruhe und Sicherheit seiner Haltung und Bewegungen, wodurch er bedeutend abstach von dem rastlosen und unsteten Wesen, das den Zigeuner von jeher gekennzeichnet hat.

    Trotz dieser äußeren Ruhe schien er sich in starker Erregung zu befinden. Seine Züge glänzten, sein Auge leuchtete. Der Blick schien in weite Ferne gerichtet zu sein und Gestalten zu schauen, deren Anblick dem gewöhnlichen Sterblichen versagt ist.

    Das Gesicht der Zingara² nahm den Ausdruck der Bewunderung an, als sie in anerkennendem Ton ausrief: „Katombo, dir ist ein Geist gegeben, der größer und mächtiger ist als die Gabe der Weissagung. Soll ich dir noch eine Aufgabe erteilen?"

    „Tu es, Lilga!", antwortete er.

    „Weißt du, wo Bhowannie, die Göttin der Gitani³ wohnt?"

    „Auf der Insel Nossindambo, die vom Volk der Christen Madagaskar genannt wird."

    „Richtig! Hoch droben im Ambohitsmene-Gebirge steht ihr Thron und tief unter den Bergen von Befour schläft sie des Tages, um erst beim Beginn des Abends zu erscheinen. Kannst du dir denken, wie sie aussieht? An stillen Abenden glänzt ihr Haupt in den Sternen und mit lieblichem Lächeln badet sie die schimmernden Füße in den wogenden Fluten des Meeres, bis der Tag erscheint, vor dessen Kuss sie nach Westen flieht. Kannst du das in der Sprache der Dichter beschreiben?"

    Er nickte selbstbewusst.

    „So bitte ich darum."

    „Nur wenn du dich meinem Kuss nicht entziehst, wie sie der Umarmung des Tages entflieht."

    Sie zögerte einen Augenblick mit der Antwort, dann erwiderte sie: „Du darfst mich küssen, Katombo! Jetzt aber beginne!"

    Er blickte träumerisch vor sich hin, dann erhoben sich seine Arme und ohne Pause oder Unterbrechung strömten ihm die Verse von den Lippen:

    „Wenn um die Berge von Befour

    des Abends erste Schatten wallen,

    dann tritt die Mutter der Natur

    hervor aus unterird’schen Hallen,

    und ihres Diadems Azur

    erglänzt von funkelnden Kristallen.

    In ihren dunklen Locken blühn

    Der Erde düftereiche Lieder;

    Aus ungemessnen Fernen glühn

    Des Kreuzes Funken auf sie nieder,

    und traumbewegte Wogen sprühn

    der Sterne goldne Opfer wider.

    Doch bricht der junge Tag heran,

    die Tausendäugige zu finden,

    lässt sie ihr leutendes Gespann

    sich durch purpurne Tore winden,

    sein Angesicht zu schaun, und dann

    im fernen Westen zu verschwinden."

    Das Mädchen war seinen Worten mit der Miene einer Kunstkennerin gefolgt. Sie neigte jetzt langsam den Kopf.

    „Die Boinjaren haben manche Dichter, aber keiner von ihnen allen besitzt den schnellen, glänzenden Geist, der in dir wohnt, Katombo."

    Er lächelte matt. „Unser Volk rühmt und preist mich als seinen besten Dichter, Lilga, aber ich gebe allen Ruhm und allen Preis hin für einen freundlichen Blick und für ein gutes Wort von dir. Ich nehme mir jetzt meinen Kuss."

    Er tat einen Schritt auf sie zu, sie aber wehrte ihn mit einer schnellen Bewegung ihres Arms ab.

    „Warte noch, du bist noch nicht zu Ende!"

    „Ich bin fertig!"

    „Nein, denn du hast Bhowannie geschildert nur, wie sie erscheint an stillen, milden Abenden. Aber wenn sie ihrem Volk grollt, dann erblickst du sie ganz anders. Der Himmel bedeckt sich mit Wolken, die Wogen stürzen sich mit..."

    „Halt!, unterbrach er sie. „Ich will nur deinen Kuss, nicht aber deine Unterweisung. Höre mich weiter, dann aber bin ich zu Ende und nehme mir meinen Lohn. Es ist dieselbe Göttin, darum sollen meine Worte auch dasselbe Gewand und denselben Vers besitzen.

    Er besann sich kaum einige Sekunden lang, bevor er begann:

    „Wenn um die Berge von Befour

    des Abends dunkle Schatten wallen,

    dann tritt die Mutter der Natur

    hervor aus unterird’schen Hallen

    und lässt auf die versengte Flur

    des Taues stille Perlen fallen.

    Des Himmels Seraph flieht, verhüllt

    Von Wolken, die sich rastlos jagen;

    Die Erde lässt, von Schmerz erfüllt,

    die Blumen bittre Tränen tragen,

    und um verborgne Klippen brüllt

    die Brandung ihre wilden Klagen.

    Da bricht des Morgens glühend Herz,

    er lässt den jungen Tag erscheinen;

    der küsst den diamantnen Schmerz

    von tropfenden Karfunkelsteinen

    und trägt ihn liebend himmelwärts,

    im Äther dort sich auszuweinen."

    Er hatte geendet und ließ nun sein Auge forschend auf dem Antlitz des Mädchens ruhen. Sie blickte vor sich nieder und die langen Wimpern verhüllten den Ausdruck dessen, was sie jetzt empfinden und denken mochte.

    „Lilga!"

    „Katombo!"

    „Meinen Kuss!"

    „Erlass ihn mir!"

    Sie erhob die Lider und ihr Blick suchte halb kalt, halb mitleidig den seinen.

    „Warum?"

    „Was nützt er dir? Stirbst du ohne meinen Kuss?"

    Seine Gestalt richtete sich höher auf und sein Auge flammte. „Lilga, du hast mich geliebt, mich allein, wir sind Verlobte und bald bist du mein Weib. Du selbst hast es gewollt und Geža, unsre Vajdzina, hat unsre Hände ineinander gelegt. Wie oft hast du gesagt, du müsstest sterben ohne mich! Auch ich habe Leben und Glück aus deinem Auge getrunken, ja, ich möchte sterben, wenn der Tod dich mir entrisse!"

    „Ich sterbe nicht."

    „Ich war noch nicht zu Ende. Ich würde freudig mit dir sterben; aber, wenn ich dich anders verlieren sollte, als durch den Tod, so – so..."

    „Nun, so...?"

    „So – so würde ich leben bleiben, denn ich hätte die Aufgabe zu erfüllen, die jeder Boinjare kennt, dem ein anderer sein Weib oder seine Braut entreißt!"

    „Und diese Aufgabe ist?"

    „Rache!"

    Sie blickte beinah erstaunt zu ihm empor. Dann flog ein ungläubiges Lächeln über ihre Züge.

    „Rache? Katombo und Rache? Hat der weiche Katombo jemals einen Wurm zertreten? Hat er ein einziges Mal für die Seinigen das getan, was die Christen Betrug und Diebstahl nennen? Du hast den Geist des Dichters, aber du bist kein Mann. Du sprichst von Boinjarenrache und musst jeden Mond Haar und Haut dir dunkler färben. Bist du ein echter Gitano?"

    „Was gibt mehr Recht, ein Gitano zu sein: die kurze Stunde der Geburt oder die langen Jahre des Lebens? Der Vajda⁴ hat mich im Wald gefunden und niemand kennt meine Eltern, doch ich bin bei euch gewesen allezeit; Geža nennt mich ihren Sohn und daher darf ich sagen, dass ich ein Gitano bin. – Gib mir meinen Kuss!"

    „So nimm ihn dir!"

    Sie sprach diese Worte kalt und gleichgültig. Seine Stirn verfinsterte sich, er rang mit dem aufwallenden Zorn und seine Stimme zitterte leise, als er entgegnete:

    „Behalte ihn! Aber vergiss niemals, dass deine Lippen mir gehören, sonst müsste ich dir beweisen, dass ich trotz meiner weißen Haut ein echter Boinjare bin!"

    Seine Antwort klang wie eine Drohung, doch sein Auge glänzte feucht. Sie sah es, sprang empor und schlang die Arme um seinen Hals.

    „Vergib mir!, bat sie, ihn küssend. „Ich habe dich lieb, Katombo, doch...

    Sie stockte. Er legte den Arm um sie und flüsterte:

    „Doch...? Sprich weiter, Lilga!"

    „Ich kann nicht, Katombo!"

    „Weshalb nicht?"

    Sie sah mit einem Blick zu ihm empor, in dem es halb wie Scheu und halb wie Bitte um Verzeihung glänzte. „Du wirst es noch erfahren; dennoch musst du glauben, dass ich dich immer lieb gehabt habe."

    „Ich weiß es; aber seit einigen Tagen ist dein Herz stumm, dein Angesicht kalt und trotzdem leuchtet zuweilen dein Auge wie ein Stern, dem eine Sonne neuen Glanz verliehen hat. Lilga, bleibe mein, damit ich nicht mich selbst mit dir verliere!"

    Es lag wie eine große Angst in seinen schönen, ehrlichen Zügen, als er diese Worte sprach. Da raschelte es in einem nahen Busch und eine laute Stimme gebot:

    „Fass ihn, Pluto!"

    Ein riesiger Fanghund schoss hinter dem Strauch hervor und warf sich von rückwärts auf Katombo.

    „Nieder!", erscholl ein zweiter Befehl.

    Der Hund packte den Zigeuner im Genick und riss ihn zu Boden, bevor er nur an Gegenwehr zu denken vermochte.

    „Festhalten!"

    Mit diesem Wort trat der Herr des Tieres jetzt herbei. Es war ein junger Mann, nicht viel unter dem Alter des Zigeuners. Er trug eine Jagdkleidung mit Uniformschnitt und ließ auch ohnedies in seiner ganzen Haltung und Erscheinung den Offizier erkennen.

    Lilga war von dem Vorgang tief erschrocken und dennoch ging eine glühende Röte über ihr braunes Angesicht.

    Der Fremde trat zu ihr und fasste ihre Hand.

    „Wer ist der Bursche, der es wagt, dich zu umarmen?", herrschte er sie an.

    „Katombo."

    „Katombo? Das mag sein Name sein, doch mir nicht genug!"

    „Er ist – mein – – Bruder", erwiderte sie stockend.

    „Dein Bruder? Nichts weiter?", fragte er, indem er den am Boden Liegenden mit finsterem Auge musterte.

    „Nichts weiter!"

    „Ah! Umarmt und küsst man einen Bruder in dieser Weise?"

    Sie schwieg, sichtlich in tiefer Verlegenheit. Er legte den Arm um sie und zog sie trotz ihres Widerstrebens an sich.

    „Wenn er wirklich nur dein Bruder ist, so mag er auch sehen, was ich tue."

    Er näherte seine Lippen ihrem Mund, kam aber nicht zum Kuss, denn ein Aufheulen des Hundes ließ ihn nach diesem blicken. Trotz der Gefährlichkeiten eines solchen Vorhabens hatte Katombo dem über ihm stehenden Tier mit einer blitzschnellen Bewegung beide Hände um den Hals geschlungen und ihm die Kehle so zusammengedrückt, dass es machtlos zu Boden sank.

    „Mensch, was wagst du!, rief der Jäger, nach seiner Büchse fassend. „Lass ab vom Hund oder ich schieße dich nieder!

    Katombo lag noch immer am Boden. Er lächelte. „Vom Hund lassen, damit er mich dann zerreißt? Mensch, du bist außerordentlich klug!"

    Mit der Linken den Hund festhaltend, zog er mit der Rechten sein Messer hervor und stieß dessen Klinge dem Tier bis ans Heft zwischen die Rippen.

    „So stirb!", schnaubte der Jäger, das Gewehr zum Schuss erhebend.

    Er drückte auch wirklich ab. Der Zigeuner warf sich aber gedankenschnell zur Seite, die Kugel bohrte sich hart neben seinem Kopf in den Boden. Im Nu sprang er auf, stürzte sich auf den Gegner, riss diesen nieder und schwang sein Messer über ihm.

    „Stirb jetzt du!"

    Der Stoß wäre unbedingt tödlich gewesen, wenn nicht Lilga den hochgehobenen Arm gefasst und mit Aufbietung aller Kraft gehalten hätte.

    „Tu ihm nichts, Katombo, es ist der Graf!"

    „Und wenn es der Herzog wäre! Warum hast du vorher nicht auch ihm gesagt, dass er mir nichts tun soll?"

    Er versuchte, seinen Arm aus ihren Händen zu befreien, während er mit dem anderen den sich bäumenden Gegner fest am Boden hielt. Es gelang ihm, und sicherlich hätte er seine Drohung wahrgemacht, wenn nicht ein zweites und viel nachhaltigeres Hindernis eingetreten wäre.

    „Halt!", klang es laut und gebieterisch von der Seite her, wo sich das Lager der Zigeuner befand.

    Es war Geža, die den Schuss gehört hatte und mit den Ihrigen herbeigeeilt kam. Sie schlug beim Anblick des zu Boden Gerissenen vor Schreck die Hände zusammen.

    „Der Graf! Der hohe, gute, schöne, schmucke Herr, der uns erlaubt hat, hier im Gehege zu lagern und so viel Wild zu verspeisen, wie wir wollen! Bist du wahnsinnig, Katombo? Lass ihn los!"

    Der Zigeuner gehorchte und erhob sich, doch ohne das Messer wegzutun. Auch der Jäger stand auf; sein Gesicht glühte vor Grimm und Beschämung. Die Zigeunermutter beugte sich tief vor ihm und zog den Saum seines Rocks an die Lippen.

    „Verzeiht ihm, großmächtiger Herr! Er ist sanft und gut und Ihr müsst ihn sehr gereizt haben, dass er es gewagt hat, sich an Euch zu vergreifen."

    „Gereizt? Kann ein solcher Bube sich erfrechen, sich für gereizt zu erklären vom Grafen von Hohenegg?"

    „Er wollte Lilga küssen und schoss auf mich!", entschuldigte sich Katombo.

    „Der Kerl erstach meinen besten Hund!, knirschte der Graf. „Hund um Hund, Blut um Blut!

    Er griff nach der Büchse, die ihm entfallen war. Ihr zweiter Lauf war noch geladen. Er erhob sie, um gegen Katombo loszudrücken. Da aber trat einer aus der Zahl der Zigeuner hervor und stellte sich vor die Mündung des Gewehrs.

    „Legt die Waffe weg, Herr! Mein Name ist Karavey. Katombo ist mein Bruder, und wenn Ihr nicht von ihm lasst, so ist es leicht möglich, dass es Euch wie Euerm Hund geht!"

    „Oho! Wollt ihr beide des Todes sein? Ich pflege nicht zu spaßen, am allerwenigsten aber mit Gesindel von eurer Sorte!"

    Die Vajdzina trat nochmals zwischen die Streitenden.

    „Seid gnädig, Herr Graf! Der Zorn spricht oft Worte, von denen das Herz nichts wissen mag. Der Gitano kennt keinen Richter als nur seinen Vajda und seine Vajdzina; jedem andern weiß er sich zu entziehn, das gebietet ihm sein Gesetz. Wenn Katombo Euch beleidigt hat, so klagt ihn an und ich werde ihn zu strafen wissen!"

    Der Grimm des Grafen schien einer sanfteren Gesinnung Platz zu machen; er lächelte spöttisch: „Du willst die Richterin sein? Nun wohl, ich werde mich eurem Gebrauch fügen. Dieser Mensch hat meinen Hund getötet und mir nach dem Leben getrachtet. Womit wirst du ihn bestrafen?"

    „Welche Sühne verlangt Ihr?"

    „Ich fordere hundert Hiebe für ihn, zwanzig Hiebe für den, der sich seinen Bruder nannte und dann die Räumung des Geheges. Ich habe euch aus Gnade und Barmherzigkeit die Erlaubnis erteilt, hier zu verweilen, und es kann nicht meine Absicht sein, dafür in Lebensgefahr zu schweben."

    „Hoher Herr, Eure Güte war groß, aber die Dankbarkeit der Vajdzina war auch so, wie Ihr sie verlangtet, antwortete die Alte mit einem unwillkürlichen Seitenblick auf Lilga. „Ihr hetztet den Hund auf Katombo, daher wurde er von diesem getötet. Ihr wolltet Katombo erschießen, daher suchte er sich zu verteidigen. Wählt eine mildere Strafe!

    „Nun wohl, Alte, ich will mich auch jetzt noch gnädig finden lassen. Ich hetzte den Hund auf diesen Burschen, der sich von Lilga küssen ließ, und er tötete ihn, weil ich sie dann küssen wollte. Wenn mich jetzt das Mädchen vor allen Augen küsst, soll alles vergeben sein."

    Das Mädchen erglühte und niemand antwortete.

    „Nun?, fragte der Graf. „Es steht in eurer Wahl, meine Gnade zu haben oder vor einem anderen und strengeren Gericht zu stehen!

    Die Vajdzina erhob die Hand gegen Lilga: „Geh hin und küss ihn!"

    „Halt!, rief Katombo, „Lilga ist meine Braut, ihr Kuss darf keinem anderen gehören als nur mir allein!

    Der Graf lächelte verächtlich. „Ich gebe euch nur eine Minute Zeit, dann ist es zu spät und ich lasse die beiden Burschen verhaften."

    „Küss ihn!", gebot die Mutter zum zweiten Mal.

    Obgleich tief verlegen und mit verschämtem, glühendem Angesicht, tat Lilga doch einen Schritt zu dem Grafen hin.

    „Bleib, Lilga, warnte ihr Bruder Karavey. „Eine Gitana küsst nur den Gitano!

    „Und mich wirst du verlieren, wenn du ihn küsst", fügte Katombo hinzu.

    „So sind wir zu Ende, entschied der Graf. „Räumt sofort das Gehege! Wer in einer Viertelstunde noch darin verweilt, wird als Wilddieb behandelt. Und für die beiden stolzen Gitani werde ich noch besonders Sorge tragen.

    „Küss ihn!", befahl die Mutter zum dritten Mal.

    „Ich muss, denn die Vajdina gebietet es!", klang die Entschuldigung Lilgas.

    Sie trat schnell auf den Grafen zu, legte die Arme um seinen Nacken und drückte flüchtig einen Kuss auf seine Lippen. Katombo stieß einen Schrei des Schreckens und der Wut aus und wollte sie zurückreißen, der Vajda aber ergriff ihn am Arm.

    „Halt, Katombo! Die Vajdzina hat es geboten, und was sie befiehlt, das muss ohne Widerrede befolgt werden. Können wir nun bleiben, hoher Herr?"

    „Bleibt!, lachte der Befragte. „Doch hütet euch in Zukunft sehr, etwas gegen meinen Willen zu unternehmen! Habt ihr einen Wunsch, so soll ihn mir niemand sagen als nur Lilga allein. Merkt euch das!

    Er wandte sich und ging, ohne jemand noch eines Blickes zu würdigen. Am Ausgang des Geheges traf er auf einen Wildhüter, der mit der Miene tiefster Untertänigkeit grüßte.

    „Wer hat heute Dienst, Stephan?"

    „Alle, gnädiger Herr, da keiner Urlaub nahm."

    „Kennst du sämtliche Zigeuner?"

    „Ja." Seine Miene ließ erraten, dass die Anwesenheit der Genannten nichts weniger als seine Billigung hatte.

    „Auch einen, den sie Katombo nennen?"

    „Auch den. Er ist noch das beste Mitglied der ganzen Sippschaft."

    „Warte, bis ich ein solches Urteil von dir verlange! Übrigens sollt ihr die Leute baldigst loswerden; sie haben sich gröblich gegen mich vergangen und werden ihre Strafe erhalten. Doch wünsche ich nicht, dass hiervon gesprochen wird. Kannst du schweigen?"

    „Herr Graf kennen mich wohl!"

    „Getraust du dich, diesen Katombo gefangen zu nehmen?"

    „Mit Leichtigkeit, gnädiger Herr!"

    „Es soll jedes Aufsehen dabei vermieden werden! Besonders soll niemand erfahren, wer den Befehl gegeben hat und wohin der Gefangene verschwindet."

    „Werde es so einzurichten wissen."

    „Ich komme heut Abend gegen elf Uhr in den Forst. Katombo muss sich dann gefesselt im Blößenhaus befinden."

    „Werde pünktlich sein, Herr Graf! Doch wenn er sich wehrt und zu laut wird, welche Mittel darf ich in Anwendung bringen?"

    „Jedes beliebige, das dazu dient, ihn zum Schweigen zu bringen."

    „Und wenn dieses Schweigen etwas länger dauern sollte, als man vorher annehmen konnte?"

    „So wird dir kein Schaden daraus erwachsen. Ich will heut Abend Punkt elf Uhr den Zigeuner im Blößenhaus haben. Das Übrige zu veranlassen, ist einzig und allein meine Sache. Du hast dich zu der Unterförsterstelle gemeldet?"

    „Nein, denn ich scheine mich der Gunst des Oberförsters nicht zu erfreuen und dann befinde ich mich auch noch nicht so lange im Dienst, dass ich auf Berücksichtigung rechnen könnte."

    „Melde dich!"

    „Wenn der gnädige Herr befiehlt, werde ich es tun."

    „Du wirst die Stelle haben und deine weiter Zukunft steht ebenso in meiner Hand, wie du wohl wissen wirst. Nur merke dir, dass ich genaue Erfüllung meiner Befehle und die strengste Verschwiegenheit liebe."

    Er ging, während Stephan zum Tor des Geheges zurücktrat, um es zu verschließen.

    Das Tor war früher stets streng verwahrt gewesen, damit das Wild nicht aus der Umzäunung zu entfliehen vermochte. Vor einigen Wochen jedoch hatte der Graf den Befehl erteilt, die Zigeunerbande darin aufzunehmen, ihr den nötigen Aus- und Eingang zu gestatten und es nicht zu beachten, wenn diese Leute zuweilen ein Wildbret für ihren eigenen Bedarf verwenden sollten. Dieser sonderbare Befehl hatte böses Blut unter sämtlichen Aufsichtsbeamten gemacht. Zigeuner im Wildgehege! Hierzu musste es eine sehr dringende und vielleicht eigentümliche Veranlassung geben. Man forschte nach ihr und fand sie auch bald.

    Zu der Zigeunerschar gehörte ein Mädchen von solcher Schönheit, dass sie jeden entzückte. Auch der Graf hatte sie gesehen und kam nun täglich ins Gehege, um mit ihr zusammenzutreffen. Dies geschah teils in Gegenwart der Zigeuner, teils aber auch heimlich, wie die Forstleute beobachteten. Nun war das Rätsel gelöst. Die Bande durfte ihren Aufenthalt im Wildgarten nehmen und sich sogar an den gehegten Tieren vergreifen, damit der Graf Gelegenheit finde, mit der schönen Lilga zusammen zu sein. Daher kam es dem Forstwart Stephan ganz unerwartet, dass so gewalttätige Maßregeln gegen ein Mitglied ihrer Familie ergriffen werden sollten, und ebenso war er über die unverhoffte Mitteilung erstaunt, die sich auf die Vertreibung der Zigeuner bezog.

    Er fragte sich nicht nach den näheren Gründen des Auftrags. Der Graf war sein höchster Vorgesetzter, von dessen Wohlwollen seine Zukunft abhing, und da er ein keineswegs empfindsames Gemüt besaß, so konnte es bei ihm nichts anderes als blinden Gehorsam geben. Den Eingang hatte er verschlossen, um der Gegenwart Katombos sicher zu sein; jetzt schritt er der Richtung zu, wo sich das Zigeunerlager befand.

    In dessen Nähe vernahm er eine zornige Stimme. Vorsichtig trat er näher und suchte hinter dem Stamm eines Baumes Deckung. Er erkannte Katombo, der mit zorniger Miene vor Lilga stand.

    „Sagte ich dir nicht, dass ich für dich verloren sei, wenn du ihn küsst? Und dennoch hast du es getan!", warf er ihr vor.

    „Ich habe es getan, doch nur deinetwegen und um Karaveys willen", erklärte sie.

    „Das glaube ich nicht! Weshalb hast du mir den Kuss verweigert, als wir noch allein waren? Warum schickt Geža mich stets zur Stadt, wenn dieser Mann ins Gehege kommt? Sollst vielleicht du das Fleisch bezahlen, das wir genießen und die Erlaubnis, hier im Wald bleiben zu dürfen?"

    „Bist du eifersüchtig?", fragte sie mit einem Lächeln, dessen Verlegenheit er wohl bemerken mochte.

    „Eifersüchtig? Ein verständiger Mann kann nie eifersüchtig sein und ich glaube sehr, dass ich meinen Verstand habe. Der Mann eines treuen Weibes und der Verlobte eines braven Mädchens, beide haben keine Veranlassung zur Eifersucht. Ein Weib aber, das diese Veranlassung gibt, ist nicht mehr wert, dass sich das Herz eines Mannes mit ihr beschäftigt."

    „Ich musste tun, was mir die Vajdzina gebot."

    „Du musstest tun, was ich dir gebot, denn deine Lippen waren mein Eigentum seit dem Tag, an dem du mir sagtest, dass du mich liebst, und meine Braut wurdest. Du hast mir dies Eigentum geraubt und an einen andern verschenkt, der nur ein schnödes Spiel mit dir treibt. Ich lasse es ihm, denn ich verzichte auf einen Mund, den ein zweiter nach mir küsst. Aber dieser Graf wird einst besser glauben als vorhin du, dass ich ein echter Boinjare bin, der einen solchen Raub zu vergelten weiß. Meine Schwester wirst du bleiben, meine Braut aber bist du gewesen und mein Weib wirst du niemals werden!"

    Ihr Auge flammte auf. „Du verachtest mich?"

    „Nein, sondern ich bemitleide dich und werde den Raub, den du an mir begingst, zu rächen wissen: nicht an dir selbst, sondern an ihm, denn deine Strafe erhältst du ganz von selber, gerechter, größer und schwerer, als ich sie dir bestimmen könnte."

    „So wagst du mit deiner zukünftigen Vajdzina zu sprechen? Du sagst, dass du mich nicht zum Weibe magst – weißt du denn, ob ich dich noch zum Mann begehre? Welche Strafe könntest du ihm erteilen und welche Strafe könnte mich außerdem noch treffen? Katombo, der Geist des Irrsinns ist über dich gekommen; bete zu Bhowannie, dass sie dich vom Wahnsinn errette! Und wenn deine Seele wieder licht und klar geworden ist, dann wirst du erkennen, dass es Lilga nicht nötig hat, bei dir um Vergebung und Liebe zu betteln. Vergebung braucht sie nicht, denn sie hat nicht gegen dich gesündigt, und Liebe findet sie überall, mehr als manche feine, blanke Dame, die ihr Auge vergebens zu Grafen und Herzögen erhebt."

    Er blickte ihr mit unendlichem Mitleid ins glühende Antlitz.

    „Lilga, nicht mich umfängt der Wahn, sondern dich! Nicht ich werde erwachen, sondern du und dann wirst du dich nach Vergebung sehnen, wie der Blinde nach dem Licht der Sonne. Oh, ich habe die Sprache deines Auges wohl verstanden, als der hohe Herr den Kuss von dir nehmen wollte, da ich unter dem Hund lag! Ich habe den entsetzten Schlag deines Pulses gefühlt, als ich das Messer über ihm zückte! Dein Herz ist nicht mehr mein, es gehört ihm. Und wenn es wieder zurückkehren wollte, ich möchte es nicht haben, denn nur der unvernünftige hilflose Säugling genießt den Bissen, den ein andrer Mund ihm vorkaut."

    Er musste sie mit jedem Gedanken seiner Seele lieb gehabt haben, das war aus dem knirschenden Grimm zu hören, mit dem er seine letzten Worte sprach. Der Schweiß stand in Tropfen auf seiner Stirn. Seine Zähne waren zusammengepresst und sogar die aufgetragene Farbe vermochte nicht die leichenhafte Blässe seiner Wangen zu verdecken. Das Mädchen bemerkte von dem allem nichts, der Zorn hatte sie so völlig übermannt, dass ihre Stimme beinahe heiser klang, als sie jetzt höhnisch entgegnete:

    „Nun wohl, hältst du mich für die Geliebte eines Grafen, so musst du wissen, dass du ein armseliger Wicht bist gegen einen solchen Mann. Ich verlache dich und alle deine Drohungen."

    Mit einigen raschen Schritten war sie hinter den Bäumen verschwunden.

    Er hatte vorhin durch seinen Angriff auf den Grafen bewiesen, dass es ihm an Mut und Kraft nicht fehle. Jetzt aber, da die Wirklichkeit seines Verlustes unwiderruflich vor ihm lag, lehnte er sich gegen den nächsten Baum und drückte seine glühende Stirn fest an dessen harte, raue Rinde.

    So stand er lange Zeit. Da plötzlich fühlte er eine Hand auf seiner Schulter. Er blickte auf. Der Wildheger Stephan stand vor ihm.

    „Bist du Katombo?"

    „Ja", erwiderte er in einem Ton, als erwache er soeben aus einem schweren, tiefen Traum.

    „Ist nicht Lilga, die junge Zigeunerin, deine Braut?"

    „Weshalb fragst du?"

    „Weil ich dir dann etwas anzuvertrauen habe. Sind wir hier unbelauscht?"

    „Ist es ein Geheimnis, was du mir zu sagen hast?"

    „Ja. Ich bin ein Freund von dir und möchte dir heute einen großen Dienst erweisen."

    Katombo musterte den Hüter misstrauisch. „Mein Freund? Seit wann willst du es sein? Hast du uns nicht von allen am meisten gekränkt und verfolgt?"

    „Dich nicht, sondern die anderen, die alle falsch und heimtückisch sind. Du hast uns nie Holz oder ein Wild gestohlen. Darum habe ich dich gern und möchte es dir beweisen."

    „So komm ein Stück fort von hier!"

    Sie schritten miteinander eine Strecke in den Wald hinein, bis sie eine Stelle erreichten, an der sie sicher sein konnten, nicht gesehen und gehört zu werden. Hier blieb der Zigeuner stehen.

    „Jetzt sprich!"

    „Kennst du das Blößenhaus?"

    „Das kleine, steinerne Häuschen auf dem freien Platz, das immer verschlossen ist? Was ist mit ihm?"

    „An seiner Rückseite steht eine Bank. Auf dieser habe ich zwei sitzen sehn, abends im Mondschein: einen Mann und ein Mädchen. Das Mädchen war Lilga, deine Braut."

    „Wer war der Mann?"

    „Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen. Er saß so, dass es mir abgewendet war."

    „Das ist unmöglich! Sie saßen doch jedenfalls nebeneinander, und wenn du ihr Gesicht gesehen hast, musstest du auch das seinige erkennen. Du willst mir also seinen Namen nicht verraten."

    „Und wenn es so wäre?"

    „Ich würde ihn dennoch kennen. Dass jener Mensch zu Lilga kommt, weiß auch ich; aber des nachts soll er von ihr lassen, dafür werde ich Sorge tragen. Sie darf nicht aus dem Lager gehen!"

    „Tor! Kannst du dir nicht denken, dass eure alte Hexe diese Liebschaft nach allen Kräften beschützt, weil ihr große Vorteile daraus zieht? Sie sendet dich in die Stadt, sooft er kommt; sie wird auch ihre Vorkehrungen treffen, dass du die nächtlichen Zusammenkünfte nicht zu stören vermagst. Die Sache müsste ganz anders angefasst werden."

    „Wie?"

    „Als der Mann, den ich nicht nennen will, dem ich aber gern einen Streich spiele, vorhin das Gehege verließ, befahl er mir, die alte Steinbank mit weichem Wassermoos zu belegen; schon bis zur Dämmerung muss die Arbeit fertig sein."

    „So will er gewiss heute Abend kommen?"

    „Das vermute ich. Wenn wir dann im Häuschen wären, könnten wir das Paar belauschen und jedes Wort vernehmen, denn grad über der Bank befindet sich die einzige Fensteröffnung, die das alte Gebäude hat. Das Übrige könnten wir je nach dem Umständen einrichten."

    „Ich bin dabei. Doch wer hat den Schlüssel zu dem Häuschen?"

    „Er hängt beim Förster und niemand bemerkt es, wenn ich ihn an mich nehme."

    „Willst du dies tun?"

    „Ja, vorausgesetzt, dass du auch wirklich mitmachst."

    „Darüber gibt es keinen Zweifel! Aber die Zeit?"

    „Es war elf vorüber, als ich die beiden beieinander sitzen sah; also wird es um zehn Uhr wohl noch Zeit genug für uns sein."

    „Ich komme. Wo treffen wir uns?"

    „Am besten unter der großen Buche, die der Tür des Häuschens am Waldrand gegenübersteht."

    „Gut!"

    Sie gingen auseinander, der Wildhüter mit dem Bewusstsein, sein Opfer bereits in der Schlinge zu haben, und Katombo mit einem Herzen, in dem gebrochene Liebe, Hass und Rachsucht eng beieinander wohnten.

    Er berührte nicht das knusprige gebratene Wildbret, um das die schmausende Zigeunerbande saß, als er den Lagerplatz erreichte, sondern warf sich ins Moos und gab sich Mühe, schlafend zu erscheinen.

    Nach dem Mahl legte sich Karavey zu ihm.

    „Katombo!"

    Der Gerufene antwortete nicht.

    „Glaube nicht, dass ich meine, du schläfst! Der Schmerz kennt keine Ruhe."

    „Was willst du?"

    „Dir sagen, dass ich stets dein Bruder und dein bester Freund gewesen bin."

    „Ich weiß es, Karavey!"

    „Was wirst du tun?"

    „Ich? Was soll ich tun? Der arme, verachtete Zingaro gegen einen mächtigen Grafen? Nichts!"

    „So willst du dich nicht an ihm, sondern an Lilga rächen?"

    „An ihr? Niemals! Ich habe sie geliebt."

    „Täusche mich nicht! Als du kamst, las ich in deinen Augen, dass ein fester Entschluss in deiner Seele wohnt. Des Freundes Blick ist scharf. Sag mir, was du vorhast, und ich werde dir beistehen mit allen meinen Kräften!"

    „Lass mich, Karavey! Du bist Lilgas wirklicher Bruder, ich darf dir mein Geheimnis nicht mitteilen."

    „Willst du uns verlassen?"

    „Ich weiß es nicht. Ich will ein freier Mann sein, dem die Vajdzina nicht zerstörend ins Leben greifen darf; doch ich bin ein Sohn eures Volkes geworden und möchte es bleiben, weil Dankbarkeit in meinem Herzen wohnt."

    „Schwöre mir bei Bhowannie, der Schrecklichen, dass du nicht von uns gehst, ohne es mir vorher zu sagen!"

    „Ich schwöre es!"

    „Vielleicht gehe ich dann mit dir. Der Gitano darf keinen Willen haben als den seines Vajda und seiner Vajdzina. Aber wenn diese beiden die eigne Tochter, das beste und schönste Kind des Stammes, das einst selbst Vajdzina werden soll, einem Wüstling opfern, so werde ich mich gegen ihren Befehl auflehnen und, falls dies nichts hilft, den Stamm verlassen. Die Welt ist groß und weit. Der Gitano hat keine Heimat und weiß, dass nur die Fremde ihm gehört."

    Das flüsternd geführte Gespräch war zu Ende und die beiden jungen Leute lagen, in trübe Gedanken versunken, nebeneinander. So verging ein Teil des Nachmittags, bis der Vajda mit Karavey und den andern Männern in den Wald ging, um sich ein Wild zu holen. Die Frauen und Mädchen blieben zurück, doch lag auf ihnen infolge des heutigen Erlebnisses ein Druck, der eine lebhafte Unterhaltung nicht aufkommen ließ.

    Katombo erhob sich jetzt, um mit seinen Gedanken durch den stillen, einsamen Forst zu streichen. Darüber verging Stunde um Stunde, bis es beinahe zehn Uhr war. Jetzt schlug er den Weg zum Blößenhaus ein.

    Die kleine Lichtung, in deren Mitte es stand, war rings von Tannen umgeben, zwischen denen zuweilen der hohe Wipfel einer Eiche oder Buche emporragte. Das Häuschen selbst war einstöckig, von starken Mauern aufgeführt und besaß eine dicke, mit Eisen beschlagene Bohlentür. Das kleine Fenster auf der Rückseite hatte kaum genug Umfang für den Kopf eines Mannes und war mit tief eingefügten Eisenstäben versehen. Das Bauwerk hatte einst zu verschiedenen Jagdzwecken gedient, stand jetzt aber leer und unbenutzt.

    Katombo schlich sich längs des Blößenrandes hin und bemerkte beim falben Schein des Mondes, dass die Bank hinter dem Haus nicht besetzt sei. Bei der Buche angekommen, traf er auf den Waldhüter, der ihn bereits erwartet hatte.

    „Du bist pünktlich, meinte dieser. „Es wird gleich zehn Uhr schlagen.

    „Hast du den Schlüssel?"

    „Ja. Komm!"

    Sie schritten auf das Häuschen zu. Bei diesem zog der Hüter den langen, rostigen Hohlschlüssel hervor und öffnete.

    Die alten Angeln kreischten laut, eine dumpfe, feuchte Luft schlug ihnen beim Eintreten entgegen.

    „Der Laden ist zu. Soll ich ihn öffnen?", fragte Katombo.

    „Ja."

    Der Zigeuner trat zur Hinterwand des finsteren Raumes und langte mit beiden Händen empor, um die Art des Verschlusses zu untersuchen. In diesem Augenblick erhielt er rücklings einen Schlag über den Kopf, dass er mit einem Schmerzenslaut zusammenbrach. Sofort kniete Stephan auf ihm und ein zweiter Hieb traf den Überfallenen so, dass er die Besinnung vollends verlor.

    2. Herrenrecht

    Als Katombo nach langer Zeit zu sich kam, fühlte er sich an den Händen gefesselt. Wo war er? Zweifellos in der Gewalt des Grafen, seines Nebenbuhlers. Den Ort freilich, wo er sich befand, konnte er nicht bestimmen. Nur das eine glaubte er zu erkennen, dass er nicht mehr im Blößenhaus, sondern in einem kellerartigen Raum lag. Er wollte sich aufrichten, um sein Gefängnis zu untersuchen, aber es gelang ihm nicht, da der Blutumlauf seines Körpers infolge der festen Bande stockte und sein Kopf ihm noch von den Hieben schmerzte. Nach einigen vergeblichen Anstrengungen blieb er in vollständiger Gleichgültigkeit liegen und sank nach und nach in tiefen, wohltätigen Schlaf.

    Beim Erwachen war es ihm unmöglich, festzustellen, wie lange er geschlafen habe. Lang, sehr lang aber musste es gewesen sein, denn er fühlte sich vollständig gekräftigt. Der Schmerz an seinem Kopf war verschwunden, nur die Fesseln seiner Hände verursachten ihm eine unerträgliche Pein.

    Er erhob sich. Es herrschte tiefes Dunkel im Raum. War es die Finsternis der Nacht oder hatte der Kerker keine Fenster? Er konnte dies nicht unterscheiden und tastete sich rings an den Wänden hin. So weit seine Gestalt reichte, fühlte er nur kalte, feuchte Mauern, deren einzige Unterbrechung in der Tür bestand.

    Noch war er mit der Untersuchung der Zelle beschäftigt, als er draußen Schritte vernahm. Die Riegel klirrten, die Tür öffnete sich und ein heller Lichtschein drang zu ihm herein. Jetzt bemerkte er deutlich, dass sein Gefängnis kein Fenster besaß; es zeigte keine einzige Öffnung, durch die Luft und Tageslicht hätten Zutritt finden können.

    Auch den Mann erkannte er, der mit der Blendlaterne eintrat und dann die Tür sorgfältig in den Rahmen zog; es war der Graf von Hohenegg.

    „Guten Abend!, klang es gedehnt und höhnisch. Und als der Gefangene ob dieser Anrede verwundert aufschaute, fuhr der Graf fort: „Ja, es ist bereits wieder Abend. Ich bin dreimal hier gewesen; du warst jedoch nicht zu sprechen, denn du schliefst, als hättest du mit den zwei kleinen Schlägen eine ganze Apotheke voll Opium erhalten. Nun aber, was sagt der stolze Gitano zu der vortrefflichen Wohnung, die ich ihm einräumte?

    „Schurke!"

    Es war nur das eine Wort, doch es lag eine ganze Welt voll Verachtung darin.

    „Schön! Ich werde dir einen Knebel geben müssen, damit deine Zunge nicht allzu sehr spazieren geht. Du bist in der Gewalt des Grafen von Hohenegg, der ganz andere Töne gewohnt ist als die deinigen."

    „Schurke!, erklang es furchtlos wieder. „Nimm mir nur einen Augenblick die Fesseln ab, so werde ich dir zeigen, wie ein ehrlicher Zigeuner mit einem Halunken verfährt!

    „Bemühe dich nicht, mich in Zorn zu bringen, denn alle deine Anstrengung wird fruchtlos sein. Ich komme nur, um dir dein Urteil zu verkünden. Lilga, das schöne Mädchen, muss mein eigen werden; du bist mir dabei im Weg und daher habe ich dir eine Unterkunft verschafft, wo du mich nicht belästigen kannst. Ich hätte dich vielleicht einst wieder freigegeben, aber du hast mich zu beschimpfen versucht und deshalb wirst du diesen Ort niemals wieder verlassen."

    „Meinst du, dass ich dich um Gnade anflehe? Ich verlange nur Gerechtigkeit und die wird mir werden!"

    „Gerechtigkeit? Ja, denn ich bin die oberste Behörde in diesem Haus und die ist gewohnt, schneller und gerechter zu entscheiden als jede andere Amtsstelle. Du bist schuldig eines Mordversuchs gegen mich und musst eigentlich sterben; doch ich begnadige dich zu lebenslänglicher Haft in diesem Kerker. Sei aber getrost, sie wird nicht lange dauern. Dafür werde ich sorgen."

    „Du darfst weder verurteilen noch begnadigen. Ich verlange einen gesetzmäßigen Richter, vor dem auch du zu stehen hast, denn auch du bist des Mordversuchs gegen mich und dazu des Menschenraubs schuldig."

    Der Graf lachte.

    „Dein einziger Richter steht vor dir und er verspricht dir, ein gerechtes Urteil zu fällen. Lilga wird sich entschließen, zu mir zu ziehen und mein Weib zu werden; die anderen müssen fort und werden mir für diesen Befehl dankbar sein, denn sie lieben ja die Freiheit. Damit sie diese voll und ganz genießen können, werde ich ihnen verbieten, jemals wieder in dieses Land zurückzukehren."

    „Schurke!", rief Katombo zum dritten Mal.

    Er machte eine vergebliche Anstrengung, seine Fesseln zu zersprengen, und rannte dann voll Wut gegen den Grafen an. Dieser taumelte zurück und prallte an die Mauer. Beinahe wäre ihm die Laterne entfallen. Er setzte sie zu Boden und fasste den wehrlosen Zigeuner.

    „Hund, ich werde dir das Beißen unmöglich machen. Du sollst mit dreifachen Banden geschnürt werden und..."

    Er hielt mitten in der Rede inne. Der Zigeuner hatte versucht, ihm den ergriffenen Arm zu entziehen und dabei das Loch seines Jackenärmels größer gerissen. Durch dieses erblickte der Graf jetzt deutlich jene seltsame Tätowierung. Er ließ von Katombo ab und trat erschrocken einen Schritt zurück.

    „Mensch, wer bist du?"

    Dieser Ausruf war ihm unwillkürlich entschlüpft. Katombo konnte sich die sonderbare Frage nicht erklären, er blickte ihn erstaunt an und antwortete nicht.

    „Wer bist du, habe ich gefragt!, wiederholte Hohenegg gebieterisch. „Du heißt nicht Katombo und bist kein Zigeuner!

    „Ah! Wer sagt dir das?"

    Der Graf erholte sich von seiner Überraschung und fragte mit scheinbarer Gleichgültigkeit:

    „Ist die Vajdzina deine Mutter?"

    „Ja."

    „Deine wirkliche?"

    „Inwiefern soll sie es nicht sein? Übrigens bin ich über solche Sachen keinem Menschen Rechenschaft schuldig. Ich habe hier von weiter nichts zu sprechen, als dass ich meine Freiheit oder einen ordentlichen Richter will."

    „Gut, so sind wir fertig."

    Hohenegg ergriff die Laterne und verließ die Zelle. Dann verschloss er die Tür mit beiden Riegeln und schritt einige Stufen empor, wo sich die Treppe teilte. Nach der einen Seite gelangte man an die Pforte, durch die Katombo hereingeschafft worden war, auf der anderen erreichte man das innere Erdgeschoss des Schlosses. Hier angekommen, blies der Graf seine Laterne aus, stieg die breiten Marmorstufen empor und suchte nachdenklich sein Arbeitszimmer auf. Dort legte er die Laterne ab.

    Hierauf ging er in die Bücherei, die hell erleuchtet war, und blätterte lange Zeit in alten, vergilbten Papieren herum. Er las einige Schriftstücke mehrere Male genau durch und verschloss sie dann so sorgfältig, als ob höchst Wichtiges von ihnen abhinge.

    In der Nacht konnte er keine Ruhe finden, sondern warf sich auf dem Lager hin und her, bis es Tag wurde. Schnell erhob er sich und verließ sehr bald die Stadt.

    Sein Weg führte ihn hinaus in den Wald zu dem Gehege, wo er die Zigeuner in großer Sorge um den vermissten Katombo antraf. Die Vajdzina war die Erste, die ihn erblickte. Sie nahm auch sofort Gelegenheit, ihre Klage anzubringen.

    „O hoher Herr, es ist Betrübnis eingezogen bei den Gitani und Sorge bei den Kindern meines Volkes. Habt Ihr nicht Katombo, meinen Sohn, gesehen?"

    „Nein. Was ist mit ihm?"

    „Er ist verschwunden, seit er gestern unser Lager verließ, und niemand hat eine Spur von ihm entdeckt. Der Forst birgt keine wilden Tiere, die ihn zerreißen konnten, und keinem hat er anvertraut, dass er uns freiwillig verlassen wolle. Es ist ihm gewiss ein Unglück widerfahren."

    „Was soll ihm begegnet sein?"

    Karavey trat näher, „Was ihm zugestoßen ist, das wissen wir nicht, meinte er mit finsterem Auge, „aber ich kenne seinen Feind, den einzigen, den er hat und dem sein Verschwinden am Herzen liegen muss. Weh ihm, wenn er die Hand dabei im Spiel hat!

    „Wen meinst du, Bursche? Verklage ihn bei mir! Ich bin euer Freund und werde euch alle Hilfe und Unterstützung gewähren."

    „Grad Euch brauche ich ihn nicht zu nennen. Aber die Kinder der Boinjaren haben scharfe Augen, gewandte Hände und ein Gedächtnis, das keine gute und keine böse Tat vergisst. Entweder ist Katombo heut Abend wieder bei uns oder wir werden uns zur Rache vorbereiten!"

    „Tu das, mein Lieber, nur betrachte dir den Mann genau, gegen den du deine Rache richten

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