Labrador Retriever: Charakter, Erziehung, Gesundheit
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Der Labrador Retriever ist der zurzeit beliebteste und begehrteste Vertreter aus der Gruppe der sechs Retrieverrassen und hat bezüglich der Nachfrage sogar den Goden Retriever überholt. Typisch für den Labi - wie er von Liebhabern dieser Rasse meistens kurz genannt wird - ist das äußerst freundliche Wesen und der ausgeprägte "Will to please". Die größte Passion des Labis ist das Apportieren, was ihn zu einem zuverlässigen Jagdbegleiter für die Arbeit nach dem Schuss, ob an Land oder am Wasser, gemacht hat. Heute werden zwar noch viele Labrador Retriever jagdlich eingesetzt, aber die Mehrzahl von ihnen wird als Familien- und Begleithund gehalten. Dieses Buch informiert über alles Wissenswerte rund um den Labi wie Herkunft, Abstammung, Farbverberbung, richtige Auswahl, gesunde Ernährung, Gesundheitsvorsorge und vieles mehr. Außerdem erfahren Sie, für welche Aufgaben sich der Labi am besten einsetzen lässt und wie man ihn mit seiner größten Leidenschaft, dem Apportieren, rassegemäß beschäftigt und fordert.
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Book preview
Labrador Retriever - Heike E. Wagner
Bücher
EINFÜHRUNG
Der Labrador Retriever in seinen drei Farbschlägen erfreut sich seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit und hat sich zu seinem angenehmen Familienhund entwickelt. Hier gibt die Autorin eine Übersicht darüber, welche wichtigen Informationen sie über dieser Rasse in dem Buch zusammengestellt hat und auf was unbedingt zu achten ist.
Den Labrador Retriever gibt es in diesen drei Farbschlägen: schwarz, gelb und leberbraun. (Foto: Widmann)
Die Tatsache, dass Sie dieses Buch in den Händen halten und darin stöbern, blättern oder gar lesen, spricht dafür, dass Sie entweder auf der Suche nach einer weiteren nützlichen Hilfestellung für die Anschaffung eines Hundes – vielleicht eines Labrador Retrievers – oder aber bereits glücklicher Hundebesitzer sind und Ihr Wissen um den Labrador ergänzen, vertiefen oder bestätigt wissen wollen.
Sich mit dem Thema Labrador Retriever zu beschäftigen, sich einen solchen anschaffen zu wollen oder gar einen zu besitzen kann Ausmaße annehmen, die manch ein Neuling nicht zu ahnen vermag! Nicht selten befällt einen Labradorbesitzer, der doch zunächst nur einen Familienhund halten wollte, das „Retriever-Virus" und er ist über kurz oder lang auf sämtlichen Trainings-, Prüfungs- oder Ausstellungsgeländen wiederzufinden. Häufig entsteht aus dieser Passion auch nach einiger Zeit der innige Wunsch, sich einen zweiten Labrador Retriever anzuschaffen.
Der Labrador Retriever in all seinen Farbschlägen (schwarz, gelb, leberbraun oder chocolate) erfreut sich seit langer Zeit großer Beliebtheit, die in den letzten Jahren sogar noch erheblich zunahm und dem Golden Retriever – der lange Zeit als der „Modehund" galt – starke Konkurrenz bietet, nicht zuletzt weil über die Medien bekannt wurde, dass Prominente zu den Besitzern von Labrador Retrievern gehören (wie zum Beispiel Bill Clinton, der häufig im Fernsehen mit seinem braunen Labrador gezeigt wurde). Dies bestärkte sicherlich einige Menschen in der Auswahl dieser Retrieverrasse.
Sein äußeres Erscheinungsbild sowie sein angenehmes Wesen machen den Labrador Retriever zu einem angenehmen Begleithund. (Foto: Abels)
Es herrschen teils unberechtigte Vorurteile, dass ein Rassehund, der gerade in Mode gekommen zu sein scheint, doch überzüchtet sein müsse. Dies ist bei der sorgfältigen Auswahl eines leidenschaftlichen, verantwortungsvollen und ehrlichen Züchters jedoch nicht zutreffend. Durch jahrzehntelange kontrollierte und sorgfältige Zucht ist der Labrador Retriever ein äußerst robuster Hund, der nicht zum Kränkeln neigt. Wird er gewissenhaft aufgezogen und artgerecht gehalten, sowohl bei seinem Züchter als auch bei seinem späteren Besitzer, bereitet er keine der vielfach gefürchteten Probleme in Bezug auf Wesen oder Gesundheit.
An dieser Stelle sei beispielsweise nur die teilweise hysterisch gefürchtete Hüftgelenksdysplasie erwähnt. Durch jahrzehntelange Selektion in der Zucht wurde diese Hüftgelenksproblematik systematisch reduziert und kaum ein Labrador hat heute damit Probleme. Der seit geraumer Zeit in aller Munde von Retrieverbesitzern diskutierten Labrador-Myopathie (LM) ist sicherlich mehr Aufmerksamkeit zu widmen als dem Thema Hüftgelenksdysplasie (siehe Kapitel „Erkrankungen").
Durch sorgfältige Welpenauswahl und mit ein bisschen Glück steht einem durchschnittlich zwölf Jahre langen glücklichen Zusammenleben mit diesem treuen Vierbeiner nichts im Wege. Der Labrador ist ein nervenstarker Hund mit hoher Reizschwelle, was ihn in erster Linie zum angenehmen und problemlosen Familienhund macht. Auch wenn er in der Regel sehr kinderlieb ist, sollten Sie dennoch berücksichtigen: Die Erziehung eines Retrievers gehört nicht in Kinderhände und der Wunsch eines Kindes sollte nicht das Kriterium für die Anschaffung dieses Hundes sein!
Sein äußerst ansprechendes Erscheinungsbild, seine zwar durch Disziplin, aber dennoch durch Konsequenz und Liebe, recht einfache Erziehung von klein auf sowie sein fast lustiges und nahezu stoisches Wesen machen ihn zu einem liebenswerten, menschenfreundlichen Familienmitglied. Mit seinen stürmischen Begrüßungszeremonien verbunden mit seiner fast propellerartig wedelnden Rute, die sein gesamtes Hinterteil in Bewegung bringt, erobert er im Nu so manches Herz. Durch seine physische Härte und Ausdauer eignet er sich nicht nur als eifriger und treuer Jagdbegleiter, sondern durch seinen ausgezeichneten Geruchssinn auch als gewissenhafter Rettungs- und Mantrailinghund oder Drogen- und Sprengstoffspürhund. Aufgrund seiner sicheren Orientierung mithilfe optischer und akustischer Signale ist er ein zuverlässiger Behindertenbegleithund. Sein ausgeglichenes und sanftes Wesen macht ihn zum geduldigen Therapiehund. Und durch seinen ständigen Bewegungsdrang und Wunsch nach Beschäftigung sowie seine Apportierfreudigkeit ist er ein idealer Sportkamerad wie zum Beispiel beim Turnierhundesport oder bei der Dummyarbeit.
Sollten Sie sich für die Anschaffung eines Labradors, einer zweifellos liebenswerten Hunderasse, entscheiden, dürfen auf keinen Fall rein äußerliche oder gesellschaftliche Gründe ausschlaggebend sein. Der Labrador soll nicht nur den Kofferraum unseres teuren Kombis füllen, unsere schicke Ledercouch schmücken oder uns in unserer tollen Marken-Wachsjacke als „Eyecatcher" begleiten! Er ist und bleibt ein Hund und macht Arbeit, denn er will drei- bis viermal täglich bei jedem (!) Wetter raus und bringt im Gegenzug Schmutz mit ins Haus. Und er haart, je nach Jahreszeit unterschiedlich stark. Seine Ernährung, seine Versicherung und Steuer, der Tierarzt, seine Ausstattung und vieles mehr kosten im Laufe des Hundelebens viel Geld. Er bestimmt unseren Tagesrhythmus und als Welpe oder eventuell kranker Hund auch so manch eine Nacht.
Doch wenn Sie nach reiflicher Überlegung schließlich zur Überzeugung gekommen sind, einen Labrador nicht nur in Ihr Haus aufzunehmen, sondern ihn auch während seines gesamten und hoffentlich langen Lebens in Ihrem Alltag bedingungslos zu integrieren, dann kommt er nicht nur durch die Eingangstür in Ihr Haus, sondern gelangt auch ganz schnell in Ihr Herz, das er im Sturm erobert. Ein Labrador macht ausnahmslos Freude – nur nicht in zwei Situationen: wenn er ernsthaft erkrankt oder wenn er für immer von uns geht! Die Tiefe dieses Kummers kann nur ein Hundebesitzer nachempfinden und verstehen. Ein Grund dafür ist das starke Gefühl, das wir für einen Labrador empfinden, und die innige Bindung zwischen Mensch und Hund.
Der wetterfeste, fröhliche Labi kann die Freizeitaktivitäten seines Besitzers enorm beeinflussen und verändern. Auch ungewöhnliche Tricks wie hier Heulen auf Handzeichen lernt er gern dazu. (Foto: B. Konstantinou)
Egal was man mit seinem treuen Familienmitglied auf vier Pfoten mit der scheinbar ständig wedelnden Rute plant, über eines sollte man