Demokratie und Integration in Deutschland: Politische Führung und Partizipation aus Sicht von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund
()
About this ebook
Related to Demokratie und Integration in Deutschland
Related ebooks
Lobbyarbeit: Praxis, Regeln und Akteure – Politik mitgestalten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVolkes Stimme?: Zur Sprache des Rechtspopulismus Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsArmut und Umweltschutz: Potenziale und Barrieren im urbanen Raum Westafrikas Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPolitische Kultur in Kroatien im europäischen Vergleich: Eine Analyse auf Basis der European Values Study Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Geschichte der E-Mail: Erfolg und Krise eines Massenmediums Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMetropolen im Wandel: Gentrification in Berlin und Paris Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDeutscher Gangsta-Rap: Sozial- und kulturwissenschaftliche Beiträge zu einem Pop-Phänomen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: Zwischen Westbindung und europäischer Hegemonie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMichael Bakunin und die Anarchie: Der Weg eines Revolutionärs Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHandbuch interkulturelle Gruppenarbeit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIntermedialer Style: Kulturelle Kontexte und Potenziale im literarischen Schreiben Jugendlicher Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsUnterdrückte Frauen: Gewalt - Ausbeutung - Armut Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVerratene Revolution: Was ist die Sowjetunion und wohin treibt sie? Rating: 4 out of 5 stars4/5Anmerkungen eines Ungebildeten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Hussiten: Glaubenskriege Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSelbstbestimmte Norm. Feminismus, Pränataldiagnostik, Abtreibung: Feminismus, Pränataldiagnostik, Abtreibung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsReden, die die Welt veränderten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSinologie und Chinastudien: Eine Einführung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFrauenwahlrecht: Demokratisierung der Demokratie in Deutschland und Europa Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDigitaler Faschismus: Die sozialen Medien als Motor des Rechtsextremismus Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVäter der Zukunft: Ein philosophischer Essay Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMenschenrechte im Vergleich der Kulturen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAfrika Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGegen Entfremdung: Lyriker der Emanzipation und streitbarer Intellektueller. Gespräche über Erich Fried Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Mythos und der Mensch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBundeskanzler in Deutschland: Grundlagen, Funktionen, Typen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWörterbuch Politikunterricht Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHeiden, Christen, Juden und Muslime: Eine Geschichte der Religionen in Österreich Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMehrsprachigkeit und Bildungsgerechtigkeit: Erkundungen einer didaktischen Perspektive Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVerpackungsdesign: Packaging als Instrument der Unternehmenskommunikation Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Social Science For You
Systemische Fragetechniken für Fach- und Führungskräfte, Berater und Coaches: Die Bedeutung von Fragen im Beruf Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchlagfertigkeitstechniken für Anfänger: Grundlagen und Techniken der Schlagfertigkeit lernen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas ist Deutschland!: Eine Landeskunde für alle Rating: 5 out of 5 stars5/5Psychologie der Massen Rating: 4 out of 5 stars4/5Unverfügbarkeit Rating: 4 out of 5 stars4/5Gender: Eine neue Ideologie zerstört die Familie Rating: 2 out of 5 stars2/5Lexikon der Symbole und Archetypen für die Traumdeutung Rating: 5 out of 5 stars5/5Warum lernst du kein Deutsch ?! Rating: 5 out of 5 stars5/5Deutsches Freimaurerlexikon Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Welt der Commons: Muster gemeinsamen Handelns Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Vagina-Monologe Rating: 4 out of 5 stars4/5Griechische Mythologie für Anfänger: Gesamtausgabe Rating: 5 out of 5 stars5/5Resonanzen und Dissonanzen: Hartmut Rosas kritische Theorie in der Diskussion Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Zufall, das Universum und du: Die Wissenschaft des Glücks Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Erfindung der Hausfrau – Geschichte einer Entwertung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus: Enthält außerdem die 'protestantischen Sekten' und vier Antikritiken Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWas ist deutsch?: Elemente unserer Identität Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsManipulationstechniken: Manipulation Erkennen, Abwehren und Gezielt Einsetzen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas große Latrinum: Ich wollte schon immer Latein lernen. Rating: 0 out of 5 stars0 ratings200 Duas für Muslim Rating: 5 out of 5 stars5/5Niklas Luhmann: "... stattdessen ...": Eine biografische Einführung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVerlaufen in Berlin Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZwangsgedanken besiegen und loswerden Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEinspruch!: Verschwörungsmythen und Fake News kontern - in der Familie, im Freundeskreis und online Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGregory Bateson - Eine Einführung in sein Denken Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWer schweigt, stimmt zu: Über den Zustand unserer Zeit. Und darüber, wie wir leben wollen Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Demokratie und Integration in Deutschland
0 ratings0 reviews
Book preview
Demokratie und Integration in Deutschland - Verlag Bertelsmann Stiftung
Literatur
Demokratie und Integration in Deutschland - Politische Führung und Partizipation aus Sicht von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund: Ergebnisse einer repräsentativen Befragung in Deutschland
Bernhard Kornelius
Die vorliegende Studie hat die Forschungsgruppe Wahlen Telefonfeld GmbH im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt. Hierfür wurden vom 17. November bis zum 2. Dezember 2008 in ganz Deutschland insgesamt 2.002 zufällig ausgewählte deutschsprachige Bürgerinnen und Bürger im Alter ab 18 Jahren telefonisch befragt. Alle Ergebnisse sind in Prozent angegeben. Rundungsbedingt müssen sich die Prozentwerte nicht unbedingt auf 100 Prozent addieren.
1 Einleitung
1.1 Konzept
Demokratie und Integration sind in Deutschland inzwischen untrennbar miteinander verbunden: Schon heute hat gut jeder zehnte wahlberechtigte Bundesbürger einen Migrationshintergrund, etwa jedes dritte Kind unter fünf Jahren kommt mittlerweile aus einer Familie, in der zumindest ein Elternteil nach Deutschland zugewandert ist. Schließlich sind die gut sieben Millionen ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ebenfalls Teil einer Gesellschaft, deren politischinstitutioneller Rahmen eine demokratisch verfasste Grundordnung bildet: Diese bietet diverse Möglichkeiten der politischen Partizipation, die sich keinesfalls ausschließlich auf Wahlen beschränken. Im Superwahljahr 2009 stehen vor allem diese konventionellen, im politischen System fest verankerten Abstimmungen im öffentlichen Rampenlicht: Neben acht Kommunal- und fünf Landtagswahlen werden Bundestag und Europaparlament neu gewählt.
Da aber jede Wahl ihre ganz eigenen Rahmenbedingungen besitzt und auf allen Ebenen unterschiedliche Akteure mit meist spezifischen Inhalten antreten, interessieren im Vorfeld dieser politischen Richtungsentscheidungen zuerst prinzipielle Fragen: In vier Kapiteln zeigt diese von der Forschungsgruppe Wahlen durchgeführte Untersuchung, welche Meinungen und Einstellungen die Bürgerinnen und Bürger zur Demokratie und zum politischen System ganz allgemein haben, wie sie Führungskräfte und speziell politische Führung bewerten, wie es um ihr grundsätzliches Partizipationsverhalten bestellt ist, wie sie ihre Einflussmöglichkeiten im demokratischen Prozess definieren und welche Positionen die Bevölkerung in integrations- und migrationspolitischen Grundsatzfragen besetzt.
Entsprechend der Gesamtintention der Studie »Demokratie und Integration in Deutschland - Politische Partizipation und politische Führung aus Sicht von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund« wurden zufällig ausgewählte deutschsprachige Bürgerinnen und Bürger im Alter ab 18 Jahren befragt. Neben den Meinungen und Einstellungen der deutschsprachigen Wohnbevölkerung insgesamt bildet der Vergleich von Bürgerinnen und Bürgern mit und ohne Migrationshintergrund einen analytischen Schwerpunkt dieser Untersuchung. Zusätzlich finden immer auch ausgesuchte weitere demographische, soziale oder politische Gruppen Beachtung. Um Veränderungen, aber auch Kontinuitäten feststellen zu können, basiert die Untersuchung partiell auf Themenfeldern, die in der - ebenfalls von der Forschungsgruppe Wahlen durchgeführten - Studie »Politische Partizipation in Deutschland« der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2003 behandelt wurden. Darüber hinaus entstammen einige Fragen den regelmäßig durchgeführten Politbarometer-Untersuchungen der Forschungsgruppe Wahlen: So lassen sich bestimmte Einstellungen auch langfristig dokumentieren.
1.2 Zusammenfassung
Egal ob jung oder alt, ob Frau oder Mann, ob Ost oder West und unabhängig vom deutschen Pass oder dem Faktor Migrationshintergrund: 89 % aller erwachsenen Bürgerinnen und Bürger fühlen sich grundsätzlich wohl in Deutschland. 88 % sind es aber auch bei den Bürgern, die selbst zugewandert sind bzw. die mindestens einen Elternteil haben, der ursprünglich nicht aus Deutschland stammt. Gleichzeitig fühlen sich 83 % der Befragten mit Migrationshintergrund der Republik verbunden, 87 % sind dies unter Befragten ohne Migrationshintergrund. 70 % der Menschen mit und 78 % derjenigen ohne Migrationshintergrund bezeichnen die Demokratie als optimales Verfassungsmodell. Nach Erkenntnissen der Forschungsgruppe Wahlen, die für diese Untersuchung 2.002 deutschsprachige Bürgerinnen und Bürger repräsentativ befragt hat, wächst die politische Systemakzeptanz dabei parallel mit der Lebenszeit, die Zuwanderer in Deutschland verbracht haben. Bei der outputorientierten Bewertung politischer Leistungsfähigkeit ist dies tendenziell umgekehrt, da die Zufriedenheit mit der Demokratie mit der Zeit sinkt. Insgesamt bewerten mit anteilig 55 % dennoch etwas mehr Migranten das Funktionieren der Demokratie zurzeit positiv als alle wahlberechtigten Deutschen mit 52 %, die im langfristigen Mittel des wiedervereinigten Deutschlands momentan leicht überdurchschnittlich unzufrieden sind.
Zwar haben 49 % aller Befragten, aber nur 39 % der Bürger mit Migrationshintergrund ein ausgeprägtes Interesse für Politik, doch deren Tragweite besitzt hier wie dort den gleich hohen Stellenwert: 77 % aller Befragten und 76 % derjenigen mit Migrationshintergrund messen Entscheidungen des Deutschen Bundestages auch für sich persönlich hohe Bedeutung zu. Allerdings differenzieren die Bürger mit oder ohne Migrationshintergrund ganz erheblich zwischen den unterschiedlichen Systemebenen: Noch 68 % aller Befragten erachten Entscheidungen der Landtage sowie 67 % die Beschlüsse von Stadt- und Gemeinderäten persönlich für wichtig. Beim Europaparlament sind dies ungeachtet aller machtpolitischen Realitäten lediglich 44 % der Bürgerinnen und Bürger - mit eine Ursache für die aller Voraussicht nach erneut geringe Wahlbeteiligung an der anstehenden Europawahl Anfang Juni.
Dabei ist Wahlenthaltung keinesfalls automatisch mit politischem Desinteresse oder Verdruss gleichzusetzen: Für fast ein Viertel der Befragten ist das Fernbleiben von der Urne eine Handlungsoption, um gezielt politisch ein Zeichen zu setzen. Gut ein Drittel der Befragten hat aus Protest schon mindestens einmal eine Partei gewählt, der sie normalerweise nicht ihre Stimme geben. Gleichzeitig ist demokratisches Bewusstsein in Form parteipolitischen Lagerdenkens zurzeit besonders stark ausgeprägt: Nur für 21 % der Befragten macht es überhaupt keinen Unterschied, wer im Bund regiert. Für 27 % gibt es hierbei dagegen weniger große und für 49 % große Differenzen. 63 % der Befragten verneinen die These, dass »die Parteien im Großen und Ganzen alle gleich sind«. Vor allem die eigene Stimme ist den Bürgern ein hohes Gut: Dass diese als eine unter vielen bei Wahlen praktisch wertlos sei, wird von einer sehr klaren Mehrheit von 88 % aller Befragten abgelehnt. Um politisch Einfluss zu nehmen, beteiligen sich die Bundesbürger mit hoher Konstanz weiter an Unterschriftensammlungen (76 %; 2003: 77 %), Demonstrationen (34 %; 2003: 35 %) oder Bürgerinitiativen (20 %; 2003: 21 %). Allerdings sind entsprechend unkonventionelle Beteiligungsformen eindeutig mehr Ergänzung denn Alternative zur klassischen Wahlteilnahme: Genutzt werden sie von weitaus mehr regelmäßigen Wählern als von Nichtwählern.
Neben einem emanzipierten Politikbewusstsein und der Erkenntnis, dass die Bürger ihre Möglichkeiten der politischen Partizipation bedarfsorientiert und pointiert einsetzen, gibt es in der Bevölkerung auch ein hohes Bewusstsein zu systemimmanenten Realitäten: Wenn es ganz allgemein um wichtige politische Entscheidungen geht, plädieren zwar 65 % der Befragten grundsätzlich für eine direkte Beteiligung der Bürger und nur 31 % für die Entscheidungshoheit bei den hierfür gewählten Politikern. Doch im Detail unterscheiden die Befragten beim Thema Mitspracherecht signifikant zwischen den politischen Verwaltungsebenen: Wenn politisch relevante Sachverhalte zur Debatte stehen, befürworten auf kommunaler Ebene 78 % eine direkte Bürgerbeteiligung. Auf Ebene der Länder sind dies nur noch 60 %, für den Bund 55 % und für Europa lediglich 40 %.
Als zunehmend wichtigste Politikereigenschaft gilt die Glaubwürdigkeit: Nach 64 % vor fünf Jahren hat Glaubwürdigkeit jetzt für 72 % der Deutschen höchste Priorität. Dahinter rangiert mit ebenfalls hoher Bedeutung Sachverstand (54 %; 2003: 62 %), mit Abstand folgen die Eigenschaften Bürgernähe (35 %; 2003: 34 %), Tatkraft (26 %; 2003: 30 %) sowie Sympathie (8 %; 2003: 7 %). Während Glaubwürdigkeit und Kompetenz in diesem normativen Politiker-Idealbild ganz oben stehen und Bürgernähe den Menschen weiter klar wichtiger als die Sympathie eines Politikers ist, zeigen die Akteure in der Wahrnehmung der Bevölkerung hierbei Defizite: 60 % aller Befragten beklagen, dass »sich Politiker nicht viel darum kümmern, was Leute wie ich denken«. 63 % haben den Eindruck, dass die Führungskräfte in der Politik ihren Aufgaben zurzeit nicht gerecht werden. Zum Vergleich: An den Führungskräften in der Wirtschaft zweifeln zurzeit 67 %, die Qualifikation des Bürgermeisters in der eigenen Stadt oder Gemeinde stellen nur 20 % der Befragten infrage. Dass aber »Wählen keinen Sinn macht, da Politiker ohnehin machen, was sie wollen«, meinen nur 27 % der interviewten Personen. Im Detail vertreten diese Ansicht mit 72 % allerdings weit überproportional viele Bundesbürger, die selten oder nie von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen: Nichtwahl ist also besonders auch dort zu verorten, wo Volksvertretern mangelnde Rücksichtnahme vorgeworfen wird.
Ob Politiker eher konsens- oder eher reformorientiert handeln sollen, wird in der Bevölkerung kontrovers diskutiert: 64 % der Befragten unterstützen und 34 % widersprechen der Ansicht, dass »Politiker immer versuchen sollten, durch Kompromisse möglichst allen Interessengruppen gerecht zu werden«. Dass »Politiker als notwendig erachtete Veränderungen auch dann durchsetzen sollten, wenn manchen Bevölkerungsgruppen dadurch Nachteile entstehen«, finden mit 56 % etwas weniger Bürger richtig, 38 % sind mit dieser politischen Grundeinstellung nicht einverstanden. Ein solcher Führungsstil von Politikern, die notwendige Reformen über Partikularinteressen stellen, wird vor allem von formal hochgebildeten, politisch stark interessierten sowie finanziell gut gestellten Bürgern gefordert. Umgekehrt wird die konsensorientierte Linie, die möglichst alle Interessen beachtet, besonders von jungen Menschen sowie Bürgern in einer prekären Finanzsituation unterstützt. Außerdem wächst die Forderung nach kompromissorientierter Politik, die möglichst alle Bedürfnisse abdeckt, je weniger ein Bürger den Eindruck hat, politisch selbst etwas bewegen zu können.
Die Forderung, dass Politiker durch kompromissorientiertes Handeln den Interessen möglichst aller Bevölkerungsgruppen nachkommen sollten, unterstützen 63 % derjenigen Befragten ohne, aber 72 % derjenigen mit Migrationshintergrund. Der tendenziell gegenläufige Politikansatz, wonach notwendige Reformen auch zum Nachteil bestimmter Gruppen durchgesetzt werden sollten, erhält dagegen nur von 44 % der Migranten Zustimmung. Bei Befragten ohne Migrationshintergrund sind dies jedoch 59 %.
Was speziell die Interessen von Migranten betrifft, so werden diese von der Politik in Deutschland nach Meinung von 17 % aller bundesweit Befragten »zu stark« beachtet. Ebenfalls 17 % sagen »zu schwach« und eine Mehrheit von 55 % sagt »gerade richtig«. Kritischer wird in diesem Kontext die Ausländerpolitik bewertet: Hier sagen schon 30 % aller deutschsprachigen Erwachsenen, dass »zu viel« getan werde, für 18 % wird »zu wenig« getan und 44 % bezeichnen den Status quo als »gerade richtig«.
Ambivalent sind die Meinungen in puncto Integration: Insgesamt finden 22 % aller Befragten - 20 % im Westen, aber 30 % im Osten -, dass für die Eingliederung der Ausländer in Deutschland »zu viel« getan werde. 39 % bezeichnen die entsprechenden Anstrengungen als »gerade richtig«, 32 % bemängeln »zu wenig« Hilfe bei der Integration. Entsprechende Defizite bei der Integration reklamieren dabei vor allem jüngere Menschen, die Bewohner von größeren Städten und Großstädten sowie weit überproportional viele Befragte mit einem formal hohen Bildungsniveau.
Doch während die hierzulande angestellten Bemühungen zum gemeinsamen Miteinander von fast einem Drittel der erwachsenen Bevölkerung als zu gering kritisiert werden, sind dies umgekehrt - mit Blick auf die Bemühungen der Ausländer - fast vier von fünf: 77 % der Befragten meinen, dass die meisten in Deutschland lebenden Ausländer