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Kattenhorns Pferd: Fabeleien um das alte Worpswede
Kattenhorns Pferd: Fabeleien um das alte Worpswede
Kattenhorns Pferd: Fabeleien um das alte Worpswede
Ebook172 pages1 hour

Kattenhorns Pferd: Fabeleien um das alte Worpswede

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About this ebook

Kattenhorns Pferd ist glücklich. Sein lang gehegter Wunsch geht endlich in Erfüllung, es darf zum Schützenfest nach Osterholz! Und der Rabe Jakob kommt auch mit. Zusammen erleben die beiden einen aufregenden Tag, denn neben den Jahrmarktfreuden warten auch einige Aufträge, die sie für Herrn Kattenhorn erledigen müssen. In den weiteren Geschichten rund um den Weyerberg kommt das kluge Pferd auch bis nach Bremen und bis nach Vegesack. Fritz Theodor Overbecks Fabeleien um "Kattenhorns Pferd" und seine Freunde haben seit der Erstausgabe 1947 unzählige Kinderherzen bewegt. Wer sie einmal gehört hat, wird sie nie vergessen.
LanguageDeutsch
Release dateSep 6, 2013
ISBN9783837880175
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    Kattenhorns Pferd - Fritz Theodor Overbeck

    Kattenhorns Pferd

    Fabeleien um das alte Worpswede von Fritz Theodor Overbeck

    Mit Illustrationen von Felicitas Blech

    Die Geschichte von Kattenhorns Pferd

    »Wo ist Herr Kattenhorn?«, fragte das Pferd.

    »Hinterm Haus in der Laube«, sagte Frau Kattenhorn; sie war gerade dabei,­ das Brot für die nächste Woche zu backen, und schob soeben den Teig in den Backofen.

    »Wolltest du was von ihm?«, fragte Frau Kattenhorn.

    »Och, ich meine man bloß«, sagte das Pferd. Man merkte aber, dass es doch etwas Besonderes auf dem Herzen hatte, wie es da so neben dem Backofen stand und gar nichts mehr sagte. Nach einer Weile ging es langsam um das Haus herum in den Garten, wo Herr Kattenhorn auf der weißen Bank in der Laube saß und seine Abendpfeife schmauchte.

    »Guten Abend, Pferd! Pass nur auf, dass du mir nicht mit den Hinterbeinen in die Astern trittst! Was willst du denn?«

    »Och, ich meine man bloß, Herr Kattenhorn, morgen ist doch Sonntag, nich?«

    »Ja, morgen ist Sonntag«, sagte Herr Kattenhorn.

    »Ja, und dann ist doch in Osterholz Schützenfest!«

    »So, so, ist da Schützenfest?«, sagte Herr Kattenhorn. »Das wusste ich noch gar nicht!«

    Das Pferd schwieg eine ganze Weile. Dann fasste es sich ein Herz und sagte:

    »Ach, Herr Kattenhorn, nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich hätte wohl eine große Bitte. Dürfte ich morgen wohl mal zum Schützenfest nach Osterholz gehen?«

    »Hm«, sagte Herr Kattenhorn, »das ist ja ein sonderbarer Wunsch für ein Pferd!«

    »Och, sagen Sie das nicht«, antwortete das Pferd, »da hab ich genau solchen­ Spaß dran wie Sie selber, als Sie noch jung waren. Und wenn Sie mich hingehen­ lassen, will ich auch immer ganz besonders fleißig sein.«

    »So, so«, sagte Herr Kattenhorn, »das ist aber ein weiter Weg nach Osterholz, da musst du ganz über Teufelsmoor und Pennigbüttel laufen. Sind denn deine Hufeisen auch in Ordnung?«

    »Doch«, sagte das Pferd, »die sind in Ordnung; das links hinten hat ja Schmied Ranke erst vorige Woche wieder festgeschlagen und alles gründlich nachgesehen.«

    Herr Kattenhorn stopfte sich eine Pfeife und überlegte.

    »Na, schön«, sagte er endlich, »also meinetwegen kannst du morgen nach Osterholz gehen. Aber nun pass mal auf, dann kannst du in Überhamm gleich mal bei Tietjen nachfragen, ob wir nächste Woche wohl unsere beiden Schinken und die Mettwürste wieder abholen können, die er im Rauch hängen hat. Und dann machst du noch einen kleinen Abstecher nach Winkelmoor und bestellst bei Wellbrock, er sollte mir mal endlich die Rechnung für die neuen Milchkannen bezahlen. Wenn er aber das Geld immer noch nicht hat und wenn er uns dafür noch zwei Fuder Torf bringen wollte, dann wäre ichs auch zufrieden. – Und aus Osterholz bringst du mir ein Pfund Salz mit. – Hast du auch zugehört und kannst du es behalten, oder soll ich es dir aufschreiben?«

    »Nein, Herr Kattenhorn, ich weiß Bescheid. Ich soll bei Tietjen in Überhamm nachfragen, ob nächste Woche wohl die Schinken und Mettwürste fertig geräuchert wären, und Wellbrock in Winkelmoor soll endlich die Milchkannen bezahlen oder aber zwei Fuder Torf dafür liefern, und aus Osterholz soll ich ein Pfund Salz mitbringen.«

    »Gut«, sagte Herr Kattenhorn, »und nun will ich dir etwas Geld geben, damit du das Salz kaufen und dich auf dem Schützenfest amüsieren kannst. Hier sind zwanzig Pfennige, verliere sie nicht. Morgen früh, wenn du es vom Kirchturm sieben schlagen hörst, kannst du dich gleich von der Weide aus auf den Weg machen.«

    Während Herr Kattenhorn so redete, trat das Pferd vor Freude und Ungeduld von einem Fuß auf den anderen und beinahe doch noch auf die Astern. Es bedankte sich vielmals, wünschte Herrn Kattenhorn einen schönen guten Abend und ging davon. Als es aber erst den Gartenweg hinter sich hatte, auf dem es ja sehr vorsichtig gehen musste, schlug es einen vergnügten Trab an.

    Da begegneten ihm Carsten und Lenchen Kattenhorn.

    »Ich darf morgen nach Osterholz zum Schützenfest!«, rief ihnen das Pferd entgegen.

    »Ach, das ist ja herrlich«, riefen die Kinder, »davon musst du uns noch mehr erzählen! Komm, wir gehen mit dir und bringen dich auf die Weide.«

    Carsten setzte sich dem Pferde auf den Rücken, und Lenchen ging nebenher, griff in die schöne goldrote Mähne und klopfte dem Tier den Hals. Das Pferd aber erzählte­ alles, was Herr Kattenhorn gesagt hatte.

    »Weißt du, wenn Vater dir zwanzig Pfennige für das Schützenfest geschenkt hat, dann gebe ich dir noch fünf Pfennige dazu«, sagte Lehnchen.

    »Ja, und von mir sollst du auch noch fünf Pfennige haben«, fügte Carsten hinzu, »wir haben nämlich gestern von Tante Bolte jeder zehn Pfennige geschenkt bekommen.«

    »Und was willst du dir denn kaufen?«, fragten die Kinder.

    »Kaufen? – Och«, sagte das Pferd, »zuerst werde ich wohl mal an die Schießbude gehen, dann muss ich natürlich Karussell fahren, und dann möchte ich mir eine Mundharmonika kaufen.«

    »Au, ja, da ist fein«, rief Carsten, »das ist fein, dann kannst du Mundharmonika spielen, wenn du auf der Weide gehst. Da werden sich die Kühe aber wundern!«

    »Und weißt du was«, sagte Lenchen, »morgen früh, wenn du hier fortgehst, dann komm doch mal am Hause vorüber. Dann will ich dir mit der Wichsbürste die Hufe noch mal schön schwarz machen, damit du auch fein ordentlich nach Osterholz kommst.«

    Unter solchen Gesprächen waren die drei an der Weide angekommen. Die Kinder öffneten das Gatter, ließen das Pferd hineingehen und wünschten ihm eine gute Nacht.

    Als am andern Morgen die Glocke sieben Mal vom Kirchturm schlug, sprang das Pferd mit einem Satz über das Gatter der Weide und machte sich auf den Weg. Es lief zunächst zu Kattenhorns Haus; da stand Lenchen mit der Wichsbürste in der Hand schon wartend an der Haustür. Sie machte dem Pferd die Hufe sonntäglich schwarz, dass sie glänzten, und gab ihm auch die versprochenen zehn Pfennige von ihrem Bruder und sich selber. Aber es wurde dem guten Kind doch ein wenig schwer ums Herz, als das Pferd dann alleine auf der Landstraße nach Osterholz davontrabte, denn gar zu gerne wäre es doch selber mit zum Schützenfest gegangen. Es war ein wunderschöner Morgen.

    Als das Pferd bis zum Umbeck gekommen war, saß da auf einem Pfahl an der Straße Jakob der Rabe.

    »He da, bist du nicht Kattenhorns Pferd? Wo willst du denn so eilig hin?«, rief der Rabe.

    »Ach, sieh da! Bist du nicht Jakob der Rabe?«, antwortete das Pferd. »Ich geh zum Schützenfest nach Osterholz.«

    »Donnerwetter«, rief der Rabe, »das ist ein guter Einfall von dir! Weißt du was? Ich gehe mit! Ich wünsche mir schon lange, das Osterholzer Schützenfest zu sehen, und möchte dort auch einiges einkaufen.«

    »Ich habe nichts dagegen«, sagte das Pferd, »aber hast du denn auch Geld?«

    Der Rabe kratzte sich verlegen hinter dem Kopf. »Das ist allerdings eine dumme Sache«, sagte er, »das Geld ist heutzutage leider sehr knapp, und im Augenblick habe ich tatsächlich keinerlei Bargeld zur Verfügung. Aber vielleicht können wir unterwegs noch etwas auftreiben.«

    »Na, wenn du meinst, dann ziehen wir also los! Setze dich nur auf meinen­ Kopf. Ich muss übrigens für Herrn Kattenhorn zuerst noch einige Besorgungen machen.«­

    So kamen sie zunächst nach Überhamm und gingen in das Haus von Tietjen durch die große Tür der Diele hinein. Da drinnen war alles voller Torfrauch; das musste aber so sein, denn oben unter der Decke hingen dicht bei dicht lauter Speckseiten, Schinken und Würste zum Räuchern. Die von Kattenhorns waren auch dabei.

    »Guten Tag«, sagte das Pferd zu Herrn Tietjen, der in frischen Sonntags­hemdsärmeln auf der Diele stand, »ich soll mal zufragen, ob wir nächste Woche wohl die Schinken und Mettwürste für Kattenhorn abholen können.«

    »Für Kattenhorn?«, fragte Herr Tietjen. »Deubel auch, ich hab ja ganz vergessen, wo die hängen und wie lange die schon im Rauch sind. Da müssen wir mal nachsehen.«

    Herr Tietjen schob mit einer langen Astgabel zwischen den Schinken herum und wollte diejenigen herunterholen, von denen er meinte, es könnten wohl Kattenhorns sein.

    »Hoffentlich mache ich mir meine frischen Hemdsärmel dabei nicht schmutzig«, brummte er vor sich hin. Doch da sagte der Rabe: »Ach, lassen Sie man, Herr Tietjen, ich bin sowieso schwarz, mir macht das nichts aus, ich fliege hinauf und sehe selber nach.«

    Und dann flog der Rabe zur Decke empor und kletterte zwischen den Schinken und Würsten herum.

    »Hier sind welche, da hängt ein viereckiges Pappschild dran – sind das eure?«, rief er zum Pferde hinunter.

    »Nein«, antwortete das Pferd, »an unseren hängt ein dreieckiges Pappschild, und da ist ein großes ›K‹ draufgemalt, das soll Kattenhorn heißen.«

    Der Rabe musste ziemlich lange suchen, bis er die Richtigen gefunden hatte, und als Herr Tietjen sie sah, meinte er, dass diese schon lange genug im Rauch gehangen hätten und abgeholt werden könnten.

    »Wollt ihr sie nicht gleich mitnehmen?«, fragte Herr Tietjen.

    »Ach nein, das geht nun doch nicht«, antwortete das Pferd, »wir können uns jetzt nicht so schwer bepacken, wir sind nämlich auf dem Wege nach Osterholz und wollen zum Schützenfest.«

    »Ach so«, sagte Herr Tietjen, »na, dann wünsche ich euch viel Spaß! Und dann könnt ihr doch gewiss noch etwas Geld fürs Schützenfest gebrauchen?« Und damit gab Herr Tietjen dem Raben, dem er dankbar war für das Nachsehen der Schinken, zehn Pfennige Marktgeld.

    Bald darauf kamen die beiden zu Wellbrock nach Winkelmoor. Das Pferd hatte dem Raben schon erzählt, was es ausrichten sollte, und da hatte der schlaue Rabe gesagt:

    »Pass auf, ich glaube, das gibt eine gute Gelegenheit, noch zu etwas Geld zum Schützenfest zu kommen. Lass mich nur machen.«

    »Guten Morgen, Herr Wellbrock«, nahm das Pferd das Wort, als sie eintraten, »wir kommen von Herrn Kattenhorn und sollen Ihnen bestellen, er müsse jetzt unbedingt das Geld für die Milchkannen haben, das Sie ihm schon so lange schuldig sind.«

    »Ach, du liebe Zeit«,

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