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James Krüss' Erzählungen, Bilderbücher, Gedichte: in Grundschule, Sekundarstufe I und in der Vorschule
James Krüss' Erzählungen, Bilderbücher, Gedichte: in Grundschule, Sekundarstufe I und in der Vorschule
James Krüss' Erzählungen, Bilderbücher, Gedichte: in Grundschule, Sekundarstufe I und in der Vorschule
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James Krüss' Erzählungen, Bilderbücher, Gedichte: in Grundschule, Sekundarstufe I und in der Vorschule

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About this ebook

James Krüss (1926-1997) ist einer der bedeutenden Autoren für Kinder. Seine Gedichte, Erzählungen und Bilderbücher werden in der Grundschule und Vorschule und bis in die weiterführenden Schulstufen hinein gehört und gelesen.
James Krüss ist der Dichter des "Zauberer Korinthe" und des Kinderromans "Timm haler oder Das verkaufte Lachen".
Der vielseitige Autor und Sprachkönner, von dem mehr als 700 Bücher im Krüss-Turm auf der Blutenburg bei München versammelt sind, wurde und wird bis heute in fast alle Sprachen der Welt übersetzt. Verse, wie "Kori, Kora, Korinthe" oder "Wenn die Möpse Schnäpse trinken" sind längst in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen.
In der vorliegenden Publikation werden Krüss' Leben und Schaffen, sein der Auflärung verpflichtetes Werk gewürdigt und in den literaturwissenschaftlichen Kontext eingeordnet.
Zu entdecken ist ein Bilder- und Sprachreichtum in den Texten des James Krüss, der uns die Freiheiten der Fantasie genießen lässt. Gefunden werden kann ein Dichter, der Lehrer lernte, aber Dichter wurde und davon ausging, dass die Kinder mit seinen exten in die Sprache und damit zugleich in die Welt hineinwachsen können.
Aus Krüss' reichem Schaffen werden in diesem Buch unterschiedliche Texte betrachtet und unter anderen nachfolgende Erzählungen und Gedichte für den Unterricht aufbereitet:
- Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen
- Die Weihnachtsmaus
- Hundertzwei Gespensterchen
- Der Garten des Herrn Ming
- Das Königreich von Nirgendwo
- Wenn die Möpse Schnäpse trinken
Die in diesem Buch angebotenen Unterrichtsideen, die von der Planung von Unterrichtseinheiten bis hin zu Vorschlägen für Arbeitsblätter reichen und praktisch erprobt wurden, folgen dem didaktischen Herangehen eines handlungs- und produktionsorientierten Unterrichts und sind der Ausbildung der Lesekompetenz aller Schüler verpflichtet.
LanguageDeutsch
Release dateNov 13, 2012
ISBN9783834030177
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    Book preview

    James Krüss' Erzählungen, Bilderbücher, Gedichte - Gudrun Schulz

    254).

    A

    Grundlagen

    1 Biografisches

    James Jacob Hinrich Krüss (Pseudonyme: Markus Polder, Felix Ritter) wurde am 31. Mai 1926,

    einem Montag, vier Tage nach Vollmond, auf der Insel Helgoland geboren als erstes Kind des Elektrikers Ludwig Krüss und seiner Ehefrau, der Hummerfischertochter Margareta, geb. Friedrichs

    http://www.james-kruess.de/biografisches.html

    So beschreibt James Krüss seine Ankunft in der Welt und seine Herkunft und weist damit zugleich auf Fermente seines Dichtens hin.

    Er nannte sich einen Insulaner (vgl. Der Harmlos 1988, S. 427), was einerseits auf den Geburtsort, die Insel Helgoland, zurückgeht, und andererseits auf seinen späteren Wohnsitz verweist, das kleine Dorf La Calzada auf der Insel Gran Canaria, wo er seit 1966 mit seinem Lebensgefährten lebte und wo er auch starb.

    Abb. 1 Reinhard Michl: Der Hummer (CD zu Krüss: Mein Urgroßvater, die Helden und ich, gelesen von Wiglaf Droste, 2006, Booklet o.S.)

    Inselbewohner sind die Helden seiner berühmtesten Kinderbücher: der Urgroßvater, der kleine Boy und die Obergroßmutter. Und die Hummerfischertochter, seine Mutter, verweist auf die Hummerfischer, die den Hummer fangen und in seinem Longseller Der Leuchtturm auf den Hummerklippen (2006b) bereits im Titel auftauchen (vgl. dazu auch Krüss: Sommer auf den Hummerklippen 2004/Gäste auf den Hummerklippen 2003/Weihnachten auf den Hummerklippen 2001/Freunde von den Hummerklippen 1987/Abschied von den Hummerklippen 1989).¹

    Mit seinem Geburtsort Helgoland in der Nordsee hat der Dichter noch andere Spezifika für sein Dichten mitbekommen.

    Er wächst im friesischen Sprachgebrauch auf und lernt das Deutsche nach eigener Aussage erst richtig auf dem Festland kennen. Aufgrund dieser ‘Zweisprachigkeit’ beginnt er früh, hinter die Bedeutung der Wörter zu schauen und beschäftigt sich ein Leben lang damit, den Kindern in seinen Texten die Sprache und das Sprechen nahe zu bringen.

    Das Worte-Deuten nutzt er auch beim Übertragen und Übersetzen seiner und anderer Dichter Texte aus einer Sprache in die andere. Sprache und Sprechen thematisiert er in seiner Lyrik (denkt man an die unzähligen ABC-Gedichte) wie in seinen Erzählungen.

    Die Themen seiner Erzählungen und vieler Gedichte widerspiegeln das Leben der Leute von der Insel, das Meer und die Meerestiere.

    Aber Krüss’ Werke lassen sich bei aller Spezifik nicht auf eine enge Heimatliteratur festlegen, denn er ist welterfahren und ein weitgereister Mann, der von der Insel Helgoland über Locham und Gilching bei München, einen Aufenthalt auf der Insel Terschelling in Holland mehrere Reisen nach Jugoslawien und Italien, in das Elsass, die Schweiz und nach Österreich unternahm und letztendlich auf der Insel Gran Canaria landete, womit noch nicht alle Orte, die er kennen lernte, benannt sind.

    Krüss hat in seinem schriftstellerischen Schaffen die Welt und ihre Probleme im Blick und die Hoffnung, dabei zu helfen, diese Welt ein wenig bewohnbarer machen zu können.

    Er ist ein Weltliterat.

    Seinen Sprung von der Inselwelt auf das Festland terminiert er selbst auf das Jahr 1942 mit dem Abschluss der Mittelschule und dem Besuch der nationalsozialistischen Lehrerbildungsanstalt in Lunden, Schleswig Holstein, ab 1943 in Ratzeburg und seit 1944 in Braunschweig. Im Spätsommer 1944 meldet sich Krüss freiwillig als Soldat zur Luftwaffe (vgl. Remmers 2006, S. 1).

    Krüss beschreibt das in seinem Lebenslauf, wenn es heißt:

    Musste mit Gewehr,

    Noch ein Jahr ins Kriegesheer,

    Ohne Pass – der Krieg war aus –

    Pilgerte ich dann nach Haus.

    (Krüss in: www.james-kruess.de/biografisches.html)

    Die Kriegszeit prägt Krüss, der

    zum Heldentum nicht tauge und auch für böse Zeiten nicht

    (Krüss 1988, S. 218).

    Krüss wird ein Streiter für eine friedliche Welt.

    In dem Roman Der Harmlos, den man semiautobiografisch lesen kann und dessen Titel ein ganzes Programm seiner Weltsicht beinhaltet, beschreibt er auch seine Zeit als Soldat.

    In Anlehnung an Grimmelshausens Simplicius Simplicissimus (was soviel wie ‘Einfältiger’ bedeutet), dem Kriegsroman aus dem 30-jährigen Krieg, und an Eichendorffs Reise eines ‘Taugenichts’ (Aus dem Leben eines Taugenichts), deren Heldenfiguren in ihrem Verhalten eher Antihelden sind, erzählt Krüss im Harmlos, was er im Krieg sieht und wie er glücklicherweise unbeschadet an Leib, aber zum Nachdenken über Hitler und die Deutschen geschult, daraus hervorgeht. Sein Held ist der Harmlos, noch ohne Harm, also ohne Unglück.

    Krüss übernimmt von Eichendorff auch die Art des Erzählens und das Einfügen von Liedern in den epischen Text, was bereits lange vor seinem Roman Der Harmlos für seine Kinderbücher typisch ist. Die Eichendorff-Lieder singt der Harmlos-Jaques, -Jockel, -Jäcki, wie sein Held, sich wandelnd, im Verlauf des Buches heißt, vor allem auf der Rückfahrt aus dem Krieg (Wem Gott will rechte Gunst erweisen).

    Als der 2. Weltkrieg zu Ende ist, befindet sich James Krüss in Aussig (Böhmen), wirft zuerst sein Kriegsgerät ab und begibt sich zu Fuß und per Rad auf den Weg zurück nach Cuxhaven, wo seine Eltern leben (vgl. Remmers 2006, S. 1).

    Helgoland war durch die Bombardierung während des Krieges unbewohnbar geworden.

    In der Gestalt des ‘Jockel’ (der Name, der auch in seinem 2. Taufnamen Jacob steckt) schreibt er in dem Roman Harmlos:

    Ich taugenichtste munter durch die Gegend, so wie der Müllerssohn im Buch (Krüss 1988, S. 181).

    1946 setzt Krüss sein Lehrerstudium an der Pädagogischen Hochschule in Lüneburg fort und legt dort 1948 das Examen als Volksschullehrer ab. Er arbeitet aber nicht als Lehrer, sondern gründet eine Zeitschrift für die in verschiedene Gegenden versprengten Helgoländer. Die Zeitschrift erschien bis 1956 (vgl. Remmers 2006, S. 1).

    1949 geht Krüss nach München und weilt von da an nur noch besuchsweise im Norden.

    Es ist sein zweiter Sprung auf das Festland, der in den Süden, und zugleich der Beginn einer reichen literarischen Produktion.

    Krüss lernt Erich Kästner kennen, dessen Konferenz der Tiere er für den Funk bearbeitet.

    Seit 1951 erscheinen regelmäßig Gedichte für Kinder von James Krüss in Die Neue Zeitung und in der Süddeutschen Zeitung. Zudem schreibt und bearbeitet er Hörspiele und später Fernsehspiele zu eigenen Texten und solche von Dichterkollegen, vor allem von Erich Kästner.²

    Zeitgleich mit seinen literarischen Veröffentlichungen beginnen seine Reisen in den weiteren Süden nach Italien, an die Adria nach Jugoslawien, nach Frankreich, Griechenland, Ungarn und bis Südafrika, Lateinamerika und die USA (1980 Empfang in New York durch den Verlag Athenäum).

    Krüss ist nicht nur weit gereist, sondern er hatte vor allem auf Gran Canaria Besuch aus aller Herren Länder, darunter die Dichter Heinar Kipphardt, Janosch und in den 1970er Jahren spanische Oppositionelle. Er schrieb sich Briefe u. a. mit Janosch, Peter Hacks und mit Astrid Lindgren.

    Krüss ist ein Autor, der in West und Ost gleichermaßen verlegt und gelesen wurde. Manchmal erschienen seine Bücher zuerst im Kinderbuchverlag Berlin der DDR.

    1953 liegt sein erstes Bilderbuch Hanselmann reist um die Welt vor.

    1956 und 1959 erscheinen die beiden, heute schon als Kinderbuchklassiker zu nennenden Bücher Der Leuchtturm auf den Hummerklippen und Mein Urgroßvater und ich.

    1962 bringt James Krüss sein Buch Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen heraus, das als Fernsehserie 1979 gesendet wird und in mehreren Fassungen vorliegt (die letzte Ausgabe als Sonderausgabe 2006 bei Oetinger). Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen ist ein gesellschaftskritisches Buch, in dem Krüss ähnlich Erich Kästner als Moralist die „Zustände der Zeit in Bildern" (vgl. Naivität und Kunstverstand 1969, S. 122 ff.) veranschaulichen und mit Hilfe der fantastischen Literatur eine auf die Vernunft vertrauende Lösung von Problemen erreichen will (vgl. Kümmerling-Meibauer 2004, Bd. 2, S. 575).

    James Krüss erhielt 1960 und 1964 den Deutschen Jugendliteraturpreis, die höchstdotierte Auszeichnung in der Bundesrepublik Deutschland, und 1968 den Internationalen Jugendbuchpreis für sein Gesamtwerk, die Hans-Christian-Andersen-Medaille, die höchste Auszeichnung weltweit für einen Kinderbuchautor, dem Nobelpreis für Literatur vergleichbar.

    Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur Volkach e.V. ehrte Krüss zu seinem 70. Geburtstag mit ihrem Großen Preis als Würdigung seines literarischen Gesamtwerkes. Aus demselben Anlass bekam er 1996 den Bundesverdienstorden 1. Klasse.

    James Krüss starb 1997 auf Gran Canaria und wurde am 27. September desselben Jahres vor Helgoland auf See bestattet.

    Die Erbengemeinschaft übergab 1998 den Nachlass des Dichters James Krüss der Internationalen Jugendbibliothek München.

    Zu seinem 10. Todestag 2007 wurde ihm auf Helgoland, seinem Geburtsort, ein Museum eingerichtet.

    James Krüss ist ein Dichter, der ausgezogen war,

    [...] unsere Kinder

    In bösen Zeiten

    Freundliches zu lehren.

    (Krüss, zit. nach Doderer 1998, S. 251)

    ¹ Es wurde die Jahreszahl der derzeit zuletzt erschienenen Ausgabe angegeben.

    ² Vgl. dazu Literaturportal.de des Deutschen Literaturarchivs in Marbach, das die elektronisch verarbeiteten Medien von James Krüss ausweist.

    2    Einblicke in das Werk: James Krüss’ epische und lyrische Texte

    2.1  Die Erzählungen Mein Urgroßvater und ich, Der Leuchtturm auf den Hummerklippen, Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen, Im Krug zum grünen Walfisch und andere

    2.1.1 „Haltet die Uhren an, vergesst die Zeit. Ich will euch Geschichten erzählen." – Erzähler, Erzählraum, Erzählgestus

    Mit dem Zitat „Haltet die Uhren an, vergesst die Zeit" wirbt die Erben-Gemeinschaft auf der Startseite ihrer Homepage um neue Leser der Bücher von James Krüss. (Vgl. www.james-kruess.de/biografisches.html)

    James Krüss ist ein Geschichtenerzähler, der uns die Zeit vergessen lassen will und uns doch in Räume und Zeiten hineinzieht, die wir bisher so nicht kannten: das Meer, die Inseln, die Inselbewohner, die Hummerfischer und andere Leute, Tiere, die sprechen und erzählen können, und vieles mehr. Die Zeit ist manchmal die aus den Märchen, wenn es im Buch Gäste auf den Hummerklippen heißt: „In den Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat [...]" (Krüss 2003, S. 7). Ähnlich beginnt das Märchen Der Froschkönig, das die Brüder Grimm aufschrieben (vgl. 1997, S. 29). Dass der Ich-Erzähler zu dieser Zeit „noch nicht geboren" war, das führt zugleich in eine andere Zeit.

    Krüss’ Erzählungen spielen häufig am und auf dem Meer. Der Blick auf das Meer sucht den Horizont und entdeckt die Schiffe, die aus der weiten Welt kommen, in die manche Helden des James Krüss fahren möchten, fuhren oder aus der sie zurückkehren und von der sie erzählen können.

    Manchmal geht es beim Erzählen auch um Leben und Tod wie bei Scheherezade, die in den Märchen aus Tausendundeiner Nacht dem Sultan ununterbrochen Geschichten erzählt, damit er sie am Leben lässt.

    Ähnliches erlebt ein zwölfjähriger Junge Im Krug zum grünen Walfisch (Krüss 1999), der im Nebel als Wanderer aufgelesen wird, in das genannte Gasthaus gelangt und blitzschnell die ‘neblige’ Situation erfasst, in die er geraten ist. Als er seinen Verwandten telefonisch Bescheid sagen will, wo er sich befindet, deutet ihm die Wirtin an, dass ihr Sohn von zwei Typen gesucht wird, die auch im Wirtshaus sitzen. Er will der Wirtin helfen, den Sohn vor den „Sicherheitsbeamten einer Zeit retten, „in der jeder jeden bespitzelte (ebd., S. 10).

    Sein Mittel dazu ist das Erzählen von Geschichten, indem er den Leuten ‘Im Krug zum grünen Walfisch’ vorschlägt,

    einander Geschichten [zu] erzählen [...], um [...] die Zeit zu vertreiben (ebd., S. 11).

    Auf diese Weise will der Junge die Verfolger aufhalten, damit der Sohn der Wirtin sich retten kann.

    Diese Rahmenerzählung, in der jemand eine Gruppe von Leuten anregt, sich einander etwas zu erzählen, hat eine lange Tradition in der Erzählliteratur. Erinnert sei beispielsweise an Boccaccios Decamerone (in der Rahmenerzählung fliehen Florentiner Adlige vor der Pest und erzählen sich 100 ernste und heitere Novellen) oder an Goethes Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, die sich z. B. das Mährchen erzählen (vgl. Goethe 1998, Bd. 6, S. 209ff.).

    Abb. 2 James Krüss (Vgl. www.james-kruess.de/biografisches.html)

    Krüss’ Verdienst als Erzähler ist es, diese traditionelle Erzählweise in die Kinderliteratur aufgenommen zu haben, oder anders gesagt, er traut den jugendlichen Lesern zu, dass sie ihm folgen, und will

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