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Frank Stronach: Die Biografie
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Frank Stronach: Die Biografie

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Frank Stronach ist Milliardär und einer der erfolgreichsten Österreicher aller Zeiten.Seine Erfolgsgeschichte klingt wie ein Märchen:
Von der Auswanderung nach Kanada mit 200 Dollar in der Tasche zum Manager von einem der größten Autozulieferer der Welt. Er selbst nennt die Magna- Philosophie ("Magna Charta"), die von Fairness, Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit geprägt ist, als sein Erfolgsrezept. Doch was für ein Mensch verbirgt sich dahinter? Sein unbedingter Wille zur Macht treibt ihn immer weiter: Vom ambitionierten Nachwuchsspieler zum Bundesligapräsidenten, vom Wirtschaftsmagnaten zum Kunstmäzen und Parteigründer.

Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende! Wolfgang Fürweger hat hinter die Kulissen geblickt und berichtet von Stronachs Werdegang,seinen Erfolgen wie seinen Niederlagen und seinen Plänen für Österreichs Zukunft- unterhaltsam und ungeschönt.
LanguageDeutsch
Release dateMar 7, 2013
ISBN9783709001271
Frank Stronach: Die Biografie

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    Book preview

    Frank Stronach - Wolfgang Fürweger

    ungeschönt.

    Inhalt

    Einleitung

    Der Junge aus der Kolonie

    Der Aufstieg

    Rückkehr nach Österreich

    Stronach im Polit-Sumpf

    Die Magna Charta

    Schöne neue Magna-Welt

    Der Fußball-Konzern

    Magna heute – Zukunft ohne Frank Stronach

    Stronach als Partei-Gründer

    Der Wahlkämpfer

    Der Patriarch privat

    Ausblick

    Lebenslauf

    Personenregister

    Bildteil

    Einleitung

    Seit der Magna-Milliardär im August 2012 angekündigt hat, mit einer eigenen Partei bei der Nationalratswahl im Herbst 2013 antreten zu wollen, wirbelt er die politische Landschaft der Alpenrepublik kräftig durcheinander. Frei nach dem Spruch »Viel Feind’ – viel Ehr’!« legte er sich mit seiner hemdsärmeligen, teils rüden Art und seinen eingängigen, weil mundgerechten Argumenten mit dem gesamten politisch-medialen Establishment in Österreich an. Aussagen über die »Dummheit« der politischen Mitbewerber und ihre fehlenden »Hoden« waren selbst für Österreich ein Schock, das seit Jörg Haiders Aufstieg eigentlich einiges gewöhnt ist.

    Bei den anderen Parteien stieß der Neo-Politiker geschlossen auf Ablehnung. Bundeskanzler Werner Faymann ortete nobel »Widersprüchlichkeiten« beim Programm und Personal der Stronach-Partei. Vizekanzler Michael Spindelegger bezeichnete Stronach weniger freundlich als »Fantasie, die hoffentlich niemals Realität wird« und schlug im ORF-Sommergespräch mit einem launigen Seitenhieb vor, da der Austrokanadier offenbar ohnehin alles könne, solle er doch die ÖBB (Österreichische Bundesbahnen, Anm.) sanieren. Damit löste er 2012 ein Sommertheater aus, weil Stronach den politischen Spielball annahm und erklärte, die Staatsbahnen tatsächlich übernehmen zu wollen. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zog über die neue Stronach-Partei als »Recyclingpartie« her, die keine Konkurrenz für seine Blauen sei. Für den Grünen Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner bietet Stronach ein »Populismuspotpourri à la Jörg Haider«. BZÖ-Bucher warf dem Magna-Milliardär vor, sich Politiker kaufen zu wollen, was dieser just mit einer Klage quittierte. Mehrere große Zeitungen griffen genüsslich den Begriff »Peinlichkeitsfaktor« auf, den der aus vielen TV- und Print-Interviews bekannte Wiener Politikberater Thomas Hofer mit Stronach verband. Die untergriffigen und teils wütenden Reaktionen sind auch Ausdruck dafür, wie sehr der Industrielle als Neo-Politiker ernst genommen wird.

    Auch in den mehr als 20 Jahren davor war der nach Kanada ausgewanderte Steirer und Selfmade-Milliardär als Big Spender durch Österreichs Wirtschaft, Sport, Kultur und Gesellschaft gegeistert. Nun kommt jedoch kein Österreicher, der sich dafür interessiert, was in seinem Land vorgeht, mehr an Stronach vorbei. 1988 war der Magna-Milliardär in seinem Bestreben, ins kanadische Unterhaus einzuziehen, gescheitert. Allen Umfragen zufolge wird seine neue Partei, das Team Stronach, nun 25 Jahre später den Einzug in das Parlament der Alpenrepublik schaffen. Damit müssen sich Frau und Herr Österreicher auch nach dem Wahlkampf, der bereits tobt, während dieses Buch erscheint, mit Stronach, seinen Ideen und seinen Getreuen beschäftigen.

    Dieses Buch ist weder Wahlkampfhilfe für den Austrokanadier, noch richtet es sich gegen seine Partei. Mir geht es vielmehr darum, das Leben des Parteigründers und Selfmade-Milliardärs nachzuzeichnen, seine Ansichten, Ideale und vor allem das Motiv zu ergründen, warum er sich mit 80 Jahren in die Politik stürzte, anstatt seinen Reichtum zu genießen.

    Als sich Frank Stronach ab dem Frühjahr 2012 verstärkt in der politischen Öffentlichkeit präsentierte, begann ich mich aus persönlichem Interesse – schließlich bin ich vom Studium her Politikwissenschaftler und beruflich Redakteur einer großen österreichischen Tageszeitung – in die Geschichte des gebürtigen Franz Strohsack einzulesen, der mit 20 Jahren und nur einer Handvoll Dollar in der Tasche aus der steirischen Provinz auszog, in Kanada sein Glück machte und als schwerreicher Frank Stronach wieder in die alte Heimat zurückkehrte. Hier übernahm er rasch die Rolle des reichen Onkels aus Amerika, wie er in alten deutschen Filmen dargestellt wurde: Wo immer Geld gebraucht wurde, wandte man sich an Stronach, der nicht nur gerne half, sondern auch mitmischen wollte und deshalb eher als aufdringlich denn als großzügig empfunden wurde. Nicht zuletzt, weil er seine goldene Regel tatsächlich zu leben scheint, oder zumindest dazu gewillt ist: »Wer das Gold hat, macht die Regeln«, ist ein wenig sympathischer Satz, den man Stronach zuschreibt. Der Kalauer ist zwar zynisch, entspricht aber in vielen Fällen der Realität und zeigt, mit welcher Einstellung der Magna-Milliardär die Dinge anzupacken pflegt.

    Je mehr ich aber über Stronach recherchierte und las, desto mehr wurde er für mich zu einem interessanten Menschen, der sich vom Lehrbuben aus ärmlichsten Verhältnissen zu einem der weltweit führenden Industriellen in der Auto-Branche emporgearbeitet hat. Und das machte ihn für mich auch zu einem Buchthema. Ich bin nach wie vor vor allem Beobachter, aber zumindest in Teilen auch ein distanzierter Bewunderer der Leistung und Beharrlichkeit, die diesen (sozialen) Aufstieg möglich machte. Viele Schlechtigkeiten, die man Stronach nachsagt, beruhen auf ideologischer Gegnerschaft, (zum Teil bewusster) Missinterpretation und bisweilen auch blankem Neid. Da kam einer daher, der nicht nur erfolgreich und dadurch reich geworden war, sondern auch – ganz in der amerikanischen Tradition – kein Problem damit hatte, über seinen Erfolg und sein Geld offen zu sprechen. In einem Land, in dem die Mehrzahl der Ehefrauen noch immer nicht weiß, wie viel ihre Männer verdienen, war das höchst verdächtig. Andererseits – und nun muss ich leider einen meiner liebsten Kalauer bemühen: Das Gute an Vorurteilen ist, dass sie sich immer bestätigen. Frank Stronach ist mit seinem Sendungsbewusstsein tatsächlich aufdringlich und hat schon einiges von einem Emporkömmling, der so gerne von allen geliebt werden möchte. Ich hoffe, es wird mir mit diesem Buch gelingen, Sie als Leser auf meine zwiespältige Gedankenreise mitzunehmen.

    So ganz nebenbei steht Frank Stronach auch für acht Jahrzehnte österreichischer Geschichte, die uns vieles lehren können. Unter anderem, dass es erst die Dauer eines heutigen durchschnittlichen Menschenlebens her ist, dass die wirtschaftliche Not und die scheinbar perspektivenlose Zukunft Zehntausende Österreicher dazu brachte, ihr Glück in der Fremde zu suchen. Das sollte uns angesichts der aktuellen Debatte über Migration nachdenklich und auch ein klein wenig demütig machen.

    Was außerdem für ein neues Buch über Frank Stronach spricht: Die sehr gute Biografie »Let’s Be Frank« von Norbert Mappes-Niediek ist mittlerweile in die Jahre gekommen. Seit ihrem Erscheinen im Jahr 2004 ist Stronach nicht nur in die Politik eingestiegen, sondern er hat auch vergeblich versucht, die Voestalpine und Opel zu übernehmen, und er hat sich weitgehend aus dem Magna-Konzern zurückgezogen – um nur drei wichtige Entwicklungen zu nennen. Außerdem schreibe ich mit einem leichten Heimvorteil gegenüber dem Kollegen: Man muss zwar nicht unbedingt Österreicher sein, um das Phänomen Frank Stronach und vor allem seine Rolle in der Alpenrepublik begreifen zu können, es hilft dabei aber ungemein.

    Natürlich hätte ich auch gerne mit Frank Stronach gesprochen und habe daher auch Interview-Anfragen an seinen österreichischen Sprecher gerichtet. Diese wurden vier Mal zwar höflich entgegengenommen, führten aber letztlich zu keinem Erfolg. Mit Interviews ist das bei Stronach generell so eine Sache: Schon vor seinem Einstieg in die Politik ließ er sich den Text jedes Gesprächs zur Autorisierung vorlegen, das in Form von Frage und Antwort abgedruckt werden wollte. Als Neo-Parteichef wollte er dann plötzlich auch Titel und Einleitung sehen – »zur etwaigen Richtigstellung von Fakten«, wie es in einem Formular hieß, dass das Magazin Datum im November 2012 veröffentlichte. Denn: »Ein Federstrich kann vernichtender sein als ein geladener Revolver«, richtete er der schreibenden Zunft aus. Von diesem Buch sah Stronach weder Titel und Einleitung noch irgendeinen anderen Teil vorab. Dennoch war es nicht meine Absicht, ihn per Mausklick »zu erschießen«. Ich habe mich bei der Recherche und beim Schreiben strikt an seine eigenen Werte gehalten: Wahrheit, Fairness und Transparenz.

    Wolfgang Fürweger

    Salzburg, im Jänner 2013

    Der Junge aus der Kolonie

    V

    om Tellerwäscher zum Millionär – Frank Stronach glaubt fest an den amerikanischen Traum. Kein Wunder: Er hat ihn selbst durchlebt. Heute ist er Milliardär, einer der reichsten Österreicher, war lange Zeit einer der mächtigsten Unternehmer Kanadas und Österreichs und pflegte in den vergangenen Jahrzehnten glänzende Kontakte in die Politik auf zwei Kontinenten. Zur Welt kam er aber am 6. September 1932 als Franz Strohsack unter ärmlichsten Verhältnissen in der Barackensiedlung Kleinsemmering. Diese lag in der Nähe der kleinen oststeirischen Bezirks- und Industriestadt Weiz und hieß damals im Volksmund nur die »Kolonie«. Es war eine harte Zeit, in der Stronach geboren wurde: Der Schwarze Freitag, der 25. Oktober 1929, und mit ihm der Beginn der bislang schlimmsten Krise der Weltwirtschaft, lag noch nicht einmal drei Jahre zurück. Die Krise hatte im Februar 1932, ein halbes Jahr vor Stronachs Geburt, in Österreich ihren Höhepunkt erreicht: Bei sechs Millionen Einwohnern gab es 557 000 Arbeitslose – 45 Prozent aller Arbeitnehmer in der Industrie waren ohne Beschäftigung. Kleinsemmering war Ausdruck dieser Krise: Die »Kolonie« war als Werkssiedlung der Steirischen Kohlebergwerks AG gegründet worden. Bis zu 250 Arbeiter waren hier beschäftigt gewesen und hatten mit ihren Familien direkt am Arbeitsplatz gelebt. Die Kohlegrube wurde in der Krise zugesperrt, die Arbeiter aber blieben – in Not und Elend.

    Je härter die Krise die Bevölkerung traf, desto mehr gewannen die Parteien am äußersten linken und rechten Rand des politischen Spektrums an Einfluss. Sie hatten einfache Erklärungen und Rezepte für Wege aus der Krise. Für die einen war das Kapital, die Macht der Reichen, der Quell allen Übels. Für die anderen waren es die Juden, die sich gegen den Rest der Welt verschworen hätten. Ab 1934 regierte in Österreich eine faschistische Regierung, die trotz ihrer rechtsextremen Ausrichtung mit den Nationalsozialisten im benachbarten Deutschland zutiefst verfeindet war und ihre Macht vor allem auf die Kirche und das faschistische System in Italien baute.

    Auch in der »Kolonie« war das Leben hart: Hier lebten arme österreichische Arbeiter gemeinsam mit Zuwanderern – den Begriff »Gastarbeiter« gab es damals noch nicht – aus Italien und den ehemaligen Kronländern Ungarn und Kroatien. Das Leben spielte sich wie heute in den Slums der Dritte-Welt-Metropolen vor allem auf der Straße ab. Schließlich traten die Bewohner einander in den kleinen Baracken nicht nur im übertragenen Sinn auf die Zehen. Zum Los der Geburt im Elendsviertel kam auch, dass Stronach ein lediges Kind war – zumindest offiziell: Mutter Liesl Strohsack war erst ein Jahr vor seiner Geburt aus Arnoldstein in Kärnten als Fabrikarbeiterin in die »Kolonie« eingewandert. Hier hatte sie den Steirer Anton »Toni« Adelmann kennen und lieben gelernt. Offiziell war Stronachs Vater unbekannt. Jeder in der »Kolonie« wusste aber, dass es Toni Adelmann war, ein Fabrikarbeiter und »ein aktiver, aber auch ein wenig verträumter Kommunist«, wie Stronach später einmal sagen sollte. Die Mutter hatte mit Politik wenig am Hut. Von ihr habe er die Wertschätzung für harte Arbeit und das unternehmerische Denken gelernt, so der Milliardär. Für Liesl Strohsack ging es in diesen Jahren in der »Kolonie« aber weniger um wirtschaftliches Denken im langfristigen Sinn, als schlicht darum, ihrer Familie täglich Essen auf den Tisch zu bringen. Die Familie, das waren, wie Norbert Mappes-Niediek in seiner Stronach-Biografie schreibt, neben Stronach seine um zwei Jahre ältere Schwester Lisi, die die Mutter aus Kärnten mitgebracht hatte, und die um elf Jahre ältere Cousine Resi. Diese musste bald ihren Teil zum Einkommen beitragen und nahm sich noch im jugendlichen Alter aus Verzweiflung über die widrigen Lebensumstände das Leben.

    Die katastrophalen sozialen Verhältnisse, mit denen Stronach in seinen ersten Jahren konfrontiert war, besserten sich auch nicht wesentlich, als es ab 1937 mit der Wirtschaft in Österreich langsam wieder bergauf ging. Erst nach dem Anschluss des Landes an Hitler-Deutschland im März 1938 bekam auch Kleinsemmering seinen kleinen Teil vom Wachstum ab. Die Region wurde nämlich zu einem von drei Notstandsgebieten des neuen Reichsgaues Steiermark erklärt und damit besonders gefördert. Als Kommunist hatte der Vater schon ab 1934 in der austrofaschistischen Diktatur ein schwieriges Leben gehabt. Unter Hitler wurde es noch schwieriger. Davon bekam der spätere Milliardär aber nur mehr wenig mit: Seine Eltern hatten sich 1937 getrennt, als er fünf Jahre alt gewesen war, und heirateten später jeweils andere Partner, auch wenn sie weiterhin Kontakt hielten. Mappes-Niediek beschreibt Toni Adelmann als »stillen, bescheidenen Bastler«, der schon vor dem Anschluss wegen seiner politischen Einstellung einige Male festgenommen worden war. Im Krieg wurde er an die Ostfront abkommandiert und dort wegen verbotener Kontakte zur russischen Seite zum Tode verurteilt. Er konnte aber fliehen und kehrte nach dem Zusammenbruch in die Ostmark zurück, die nun wieder Österreich hieß. »Ich glaube, er war ein tapferer Mann«, sagte Stronach später über seinen Vater. Toni Adelmann starb 1968 im Alter von 63 Jahren. Zuvor war er mit seiner neuen Frau einmal bei seinem Sohn in Kanada gewesen. Liesl Strohsack überlebte ihren Ex-Lebensgefährten um ein Jahr – sie wurde nur 60 Jahre alt.

    Zurück aber in die ersten Jahre Stronachs. Der Nationalsozialismus war in Österreich von 1934 bis 1938 zwar verboten, lockte aber dennoch die Massen an. Es gab regelmäßig Zusammenstöße und Scharmützel zwischen der Staatsmacht und den Anhängern der verbotenen Parteien: den Nazis, Sozis und »Kummerln« (Kommunisten). Der spätere Magna-Milliardär verbrachte seine ersten Jahre also nicht nur in einer ärmlichen, sondern auch in einer durch und durch politisierten und zudem noch gewalttätigen Gesellschaft. Es mag sein, dass diese frühesten Erfahrungen mit ein Grund dafür sind, dass der Industrielle später seine Fühler in alle politischen Richtungen ausstreckte.

    Trotz der Armut, die Stronach erlebte, hatten es die Weizer in der harten Zeit der Weltwirtschaftkrise noch relativ gut erwischt: In ihrer kleinen Stadt, die damals gerade 4300 Einwohner zählte, gab es zumindest eine Fabrik, die Arbeit bot und dafür auch zahlen konnte. 1892 hatte der aus Weiz stammende Ingenieur und Erfinder Franz Pichler (1866–1919) in der Stadt eine Werkstätte gegründet, in der er Dynamos erzeugte. Seit 1908 sind seine F. Pichler Werke als Elin AG für elektrische Energie ein Teil der österreichischen Wirtschaftsgeschichte, der heute zum großen Siemens-Konzern gehört. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland wurde Elin zunächst arisiert und dann mit der Schorch-Werke AG im Rheinland verschmolzen. Im Krieg entstanden in Weiz unter anderem Elektromotoren für die U-Boot-Flotte und Scheinwerfer. 1944, nach der Ausrufung des »totalen Krieges«, lieferte Elin als kriegswichtiger Betrieb die Hälfte seiner gesamten Produktion direkt an die Kriegsmarine und das Heer.

    Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs wurde das Werk als deutsches Eigentum eingestuft und damit zum Freiwild für die Sieger aus dem Osten: Die Sowjets bauten 1945 fast alle der 150 Maschinen ab und transportierten sie nach Russland – als Teil der Entschädigung für die Zerstörung, die Hitler über ihr Land gebracht hatte. Nach drei Monaten russischer Besatzung übernahmen

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