Der Ratskeller zu Bremen: Geschichte und Geschichten aus sechs Jahrhunderten
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Der Ratskeller zu Bremen - Hermann Gutmann
Hermann Gutmann
Der Ratskeller zu Bremen
Geschichte und Geschichten aus sechs Jahrhunderten
mit 69 Illustrationen von Peter Fischer
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Illustrationen: Peter Fischer
© Edition Temmen 2014
28209 Bremen – Hohenlohestr. 21
Tel. 0421-34843-0 – Fax 0421-348094
info@edition-temmen.de
www.edition-temmen.de
Alle Rechte vorbehalten
Herstellung: Edition Temmen
E-Book-ISBN 978-3-8378-8024-3
ISBN 978-3-86108-191-3
Bildlegende:
Große Halle
Priölken
Echosaal/Hauffsaal
Senatszimmer
Kaiserzimmer
Bacchuskeller
Schwarzes Loch
Apostelkeller
Rosekeller
Schatzkammer
»Enthaltsamkeit«
Wenn in Bremen vom Rathaus die Rede ist, also, nicht im übertragenen Sinne vom Bürgermeister, sondern von der kunsthistorisch bedeutenden Sehenswürdigkeit an sich (was der Bürgermeister normalerweise nicht ist), dann kommt der Bremer ganz automatisch von der Oberen Halle mit der Güldenkammer auf den Ratskeller zu sprechen.
Der Ratskeller ist die Bremer Attraktion schlechthin. Nicht nur für die Bremer und für die Besucher der Stadt, sondern – in aller Bescheidenheit sei es gesagt – für alle Weinfreunde in der Welt.
Im Bremer Ratskeller gibt es ausschließlich deutsche Weine und – abgesehen von etwa 200 Jahren im 19. und im 20. Jahrhundert, in denen grundsätzlich kein Gerstensaft ausgeschenkt wurde – das beste Bier im Land.
Aber der Wein spielt die Hauptrolle. Und die in Flaschen gefüllten Köstlichkeiten von Rhein, Mosel, Main und Elbe können durchaus dazu führen, dass ein ahnungsloser Gast morgens um elf Uhr die 19 Stufen (die Serviererin Frau Witte hat nachgezählt) leichtfüßig hinunter in den Ratskeller steigt und abends um 24 Uhr Mühe hat, wieder hinaufzukommen, obwohl die Zahl der Stufen unverändert geblieben ist.
Deswegen empfiehlt es sich, vor dem Besuch des Ratskellers die Rathausfassade zu besichtigen.
Dort, über dem fünften Rathausbogen von links, reitet eine mit weiblichen Reizen üppig ausgestattete »Enthaltsamkeit« auf einem sich übergebenden Trunkenbold. Die Dame hält einen Weinpokal in der Hand und schüttet – ohne mit der Wimper zu zucken – Wasser in den Wein. So etwas bringt nur eine Frau fertig.
Weil aber die Stadt aus nahe liegenden Gründen, denn ihr gehört der Ratskeller, an hohen Weinumsätzen im Ratskeller interessiert ist, hat sie das »Denkmal der Enthaltsamkeit« über dem Rathausbogen in etwa fünf Meter Höhe anbringen lassen.
Da guckt so schnell keiner hin.
Mit der Kirche fing alles an
Der Grieche Homer sprach vom herzerfreuenden Wein, und der Römer Plinius zog ein saures Gesicht, als ihm im Norden Germaniens zum ohnehin dürftigen Essen Regenwasser serviert wurde. Er dachte wehen Herzens an die Weinberge in seiner Heimat.
Im Norden Europas wurde allenfalls Met getrunken, wie es die Menschen von den heidnischen Göttern gelernt hatten. Erst durch die christliche Kirche wurden die Nordeuropäer – und damit auch die Bremer – an den Wein herangeführt. Die Christen beriefen sich auf die Bibel, wo es im Psalm 104 heißt:
»Du lässest Gras wachsen für das Vieh
und Saat zu Nutz den Menschen,
dass du Brot aus der Erde hervorbringst,
dass der Wein erfreue des Menschen Herz.«
Der Wein erfreut des Menschen Herz – das ist auch das Thema einer Predigt des Bischofs während des »Sankt-Rochus-Festes zu Bingen am 16. August 1814«, über das Johann Wolfgang von Goethe geschrieben hat.
Goethe war damals dabei, berichtete über die Predigt und erzählte von Menschen, mit denen er am Rande des Festes geredet hatte:
»Niemand schämt sich der Weinlust, sie rühmen sich einigermaßen des Trinkens. Hübsche Frauen gestehen, dass ihre Kinder mit der Mutterbrust zugleich Wein genießen.«
Das erinnert mich an eine Winzerin von der Mosel, die um 1980 erzählte, dass sie die fiebrigen Kinderkrankheiten ihres Sohnes mit altem Wein behandelt habe.
Aber das gehört gar nicht hierher. Wir befinden uns noch ganz weit in der Frühzeit, als der Wein nach Bremen kam. Zunächst nur als Messwein.
Die alten Missionare, zu denen auch Willehad gehörte, der erste Bischof in der Bremer Region, waren genügsame Herren. Sie stammten, wie wir wissen, zumeist aus Britannien, wo jedenfalls – will man den Feinschmeckern in aller Welt glauben – die feine Küche nicht erfunden worden ist.
Die christlichen Herren lebten weitgehend vegetarisch und tranken Wasser, wie sie es von zu Hause gewohnt waren.
Einer der Nachfolger des im Jahre 789 gestorbenen Willehads war der heilige Ansgar (801–865), der als »Apostel des Nordens« in die Kirchengeschichte eingegangen ist. Er war Missionsbischof von Hamburg, wo ihm kein ruhiges Plätzchen beschieden war. Die heidnischen Normannen vertrieben ihn von dort. Auf seiner Reise ins Exil kam er nach Bremen und wurde nach einigem Hin und Her Erzbischof von Hamburg und Bremen.
Ansgar stammte aus Flandern. Er war ein ernsthafter Mensch, der nie lachte. Außerdem war er bescheiden. Doch im Alter gönnte er sich zum Essen gelegentlich ein Glas Wein. Den Wein verdünnte er mit Wasser. Auf diese Weise hat er wohl die Schorle erfunden.
Wann die Bremer auf den Weingeschmack gekommen sind, wissen wir nicht. Tatsache ist, dass die christliche Kirche das Erbe des römischen Weinbaus übernahm. Karl der Große, Förderer der Kirche, ließ überall im Lande – auch im Norden seines Reiches – Weinberge anlegen, denn der Weintransport von Rhein und Mosel bis an die Nordsee gestaltete sich als beschwerlich, und der Weinverbrauch als Mess- und auch als Trinkwein war enorm. Von Weinbergen in Bremen zu jener Zeit ist nichts bekannt.
In Bremen versuchte der Erzbischof Adalbert (um 1000–1072) im Jahre 1063 am Paulskloster im heutigen Ostertorviertel Wein anzubauen. Die Bremer Weine sollten nicht nur ihn und seine Mitarbeiter erfreuen. Er dachte daran, einen Teil des Weines an die Bremer zu verkaufen.
Wie weit dieses Geschäft gediehen ist, wissen wir nicht. Der Chronist Adam von Bremen äußerte sich bereits 1075 sehr diskret, wenn auch unmissverständlich über die Qualität des Bremer Weines.
Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass der Weserwein einer der berühmt-berüchtigten norddeutschen »Saurier« gewesen ist. Adalbert, ein von Geblüt her verwöhnter Herr, wird ihn verschmäht, und die Bremer werden sich lieber an ihr Bier gehalten haben. Da wussten sie, was sie hatten.
Im Jahre 1174 wird der erste erzbischöfliche Kellermeister bezeugt, der sein Reich vermutlich in einem Keller unter der Domdüne verwaltete. Von einem Bremer Wein war zu jener Zeit schon keine Rede mehr. Getrunken wurden Weine von Rhein und Mosel. Und diese Weine konnte der Kellermeister auch bei den Bremern absetzen – jedenfalls bei Leuten, die Kultur hatten und Wert auf einen edel gedeckten Tisch legten. Also, Leute mit Geld, die es sich leisten konnten, bibelgerecht ihr Herz mit Wein zu erfreuen.
Später,