Warum der Dax auf 10.000 Punkte steigt
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Warum der Dax auf 10.000 Punkte steigt - Thomas Gebert
Zusammenfassung
1.
Einleitung
Gewiss, der Titel klingt ein wenig reißerisch. Doch ich glaube, ich kann in diesem Buch überzeugend darlegen, dass der DAX nicht nur eine realistische Chance hat, dieses Ziel zu erreichen, sondern dass er es sogar sehr wahrscheinlich in wenigen Jahren erklommen haben wird. Die Kurshöhe der Aktien wird durch die Unternehmensgewinne und die jeweilige Zinshöhe bestimmt. Der Wert einer Aktie ist theoretisch die Summe aller zukünftigen abgezinsten anteiligen Gewinne. Wenn man die unterschiedlichen Zinshöhen aus dem Kursverlauf der Vergangenheit herausrechnet, kann man den zinsbereinigten DAX mit den jeweiligen Unternehmensgewinnen von wenigen Abweichungen abgesehen zur Deckung bringen. Zu diesen Abweichungen kommt es, wenn entweder Überschwang oder übergroßer Pessimismus der Anleger die Möglichkeiten der Unternehmen, Gewinne zu erzielen, überzeichnen beziehungsweise untertreiben.
Ende der 1990er-Jahre beispielsweise notierte der DAX im Zuge der Internet-Euphorie bis zu 20 Prozent über der von den Unternehmensgewinnen angezeigten Marke. Während des Börsencrashs von 1987 dagegen fielen die Aktienkurse in einem Angstanfall auf die Hälfte dieses Wertes. Aber jedes Mal folgten die Aktienkurse schließlich doch den Unternehmensgewinnen, denn letztlich bestimmen sie die Aktienkurse und nicht umgekehrt. Nach dem Jahr 2000 fielen die über das Ziel hinausgeschossenen Kurse wieder zurück und nach dem Crash von 1987 verdoppelten sie sich. Um solch einen Angstanfall wie im Jahr 1987 handelt es sich aus meiner Sicht auch bei dem jüngsten Einbruch vom August 2011.
Wie es zu solchen wechselnden Stimmungen der Anleger kommt, ist noch ungeklärt, aber jedenfalls scheinen sie sich in einem bestimmten Rhythmus zu wiederholen. Den DAX kann man streckenweise um sieben Jahre und elf Monate zeitversetzt mit sich selbst zur Deckung bringen. Auf den Tag genau drei dieser typischen DAX-Zyklen nach dem Crash 1987 fand der Einbruch 2011 statt. Wie Ende 1987 notiert der DAX nun auf der Hälfte des von den Unternehmensgewinnen vorgegebenen Wertes. Deshalb bin ich überzeugt, dass sich der DAX wie nach 1987 in den nächsten Jahren verdoppeln und diesen Wert wieder erreichen wird.
2.
Der Wert einer Aktie
Eine Aktie ist ein Anteilschein an einem Unternehmen. Ihr Wert richtet sich nach dem vermuteten Ertrag, der dem Aktionär in Zukunft zufließen wird. Eine Aktie besitzt einen reinen Ertragswert und nicht, wie vielfach fälschlich behauptet, einen Substanzwert. Von der angeblichen Substanz einer Aktiengesellschaft hat der Aktionär gar nichts.
Das Immobilienvermögen der Kaufhauskette Karstadt, geteilt durch die Anzahl der Aktien, übertraf in den 1980er-Jahren den damaligen Kurswert von 500 D-Mark. Karstadt besaß Häuser und Grundstücke in den besten Lagen fast aller deutschen Städte. Doch als die Umsätze und Gewinne der Kaufhäuser zurückgingen, wurden von der Firmenleitung nicht die Filialen geschlossen, die Häuser verkauft und die Substanz von über 500 D-Mark pro Aktie an die Aktionäre ausbezahlt, sondern es wurden Häuser verkauft, zurückgemietet und mit den Erlösen wurde der defizitäre Betrieb weitergeführt. Die verlustbringenden Geschäfte der Kaufhäuser wurden so lange aufrechterhalten, bis nichts mehr zu verkaufen war und Geld und Substanz verschwunden waren. Karstadt war pleite und die Aktien wertlos.
Genauso wenig tragen Grundstücke und Fabriken zu dem Substanzwert einer Firma bei. Wenn das Produkt, das in einer Fabrikhalle hergestellt wurde, keinen Absatz mehr findet, ist auch die ganze Fabrik wertlos. Meine Heimat, das Ruhrgebiet, ist übersät mit Industriebrachen, auf denen einmal Zechen und Fabrikhallen der Stahlindustrie gestanden haben. Von den Hallen, in denen einst Stoffe gewebt wurden, stehen viele noch und verfallen zusehends.
Eine Aktiengesellschaft, die keine Erträge erwirtschaftet, die sie an die Aktionäre ausschütten kann, und bei der auch keine Hoffnung besteht, dass ihr das irgendwann einmal gelingen wird, hat nur einen Liebhaberwert, zum Beispiel für einen Sammler historischer Wertpapiere, der sich die Anteilscheine rahmen und an die Wand hängen will.
Der Ertrag zählt
Der Wert jeder Investition misst sich daran, welcher Ertrag mir aus dieser Einlage einmal zufließen wird. Die zentrale Frage ist: „Wie viel Geld bekomme ich für das Geld zurück, das ich gegeben habe?" Mit Ertrag ist hierbei mein rechtlich abgesicherter laufender Anspruch auf einen Anteil am Gewinn gemeint. Nicht als Ertrag kann beim Erwerb die Hoffnung gewertet werden, sie später wieder teurer verkaufen zu können. Kaufe ich beispielsweise ein Gemälde und es gelingt mir, es nach ein paar Jahren teurer wieder zu verkaufen, ist dies ein Gewinn, der mir aus einer Liebhaberei oder Spekulation zugeflossen ist. Ich bin davon abhängig, dass mir irgendwann jemand den Gegenstand, den ich erworben habe, wieder abkauft. Jeder Besitz, der keine laufenden Erträge abwirft, stellt nur einen Liebhaberwert dar. Ich kann Glück haben, und das, was ich besitze, möchte jemand anders unbedingt haben, oder Pech, und niemand will mir das abkaufen.
Wie relativ die Einschätzung darüber ist, ob ein Gegenstand einen Wert besitzt und wie hoch er ist, lässt sich an Gemälden demonstrieren. Ein Gemälde, das als echter Rubens noch mehrere Millionen Euro wert war, wird, nachdem herausgekommen ist, dass es nicht von Rubens selbst, sondern von einem seiner Schüler gemalt worden ist, nur noch auf einen Bruchteil dieses Betrages taxiert. Ausschließlich einen Liebhaberwert und keinen Ertragswert besitzt übrigens auch Gold. Als Goldbesitzer bin ich darauf angewiesen, dass jemand mir mein Gold wieder abkauft. Über einen irgendwie innewohnenden Wert an sich verfügt Gold nicht. Man muss sich darauf verlassen, dass ein anderer es haben will. In den zurückliegenden Tausenden von Jahren gab es allerdings immer jemanden, der Gold besitzen wollte, um sich damit zu schmücken oder um es zu horten.
Die Summe aller abgezinsten zukünftigen Gewinne
Zurück zu den Aktien: Wie kann ich den fairen Wert einer Aktie feststellen? Der Wert einer Aktie bemisst sich nach dem erwarteten zukünftigen Ertrag des Unternehmens. Er ist theoretisch gleich der Summe aller abgezinsten zukünftigen Gewinne, die auf diesen Anteilschein