30 Minuten Storytelling
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Lernen Sie, wie Sie
* Inhalte im Herzen des Publikums verankern
* Die Auswahl der passenden Story
* Humor im Storytelling
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Book preview
30 Minuten Storytelling - Cristián Gálvez
1. Wozu Geschichten?
Unterhaltende Geschichten können Perspektiven verändern, Überzeugungen umdrehen, Leidenschaft für eine Sache auslösen. Demosthenes schaffte es mit seiner Phillipika, dass das Volk nicht die Rede lobte, sondern zu den Waffen griff. Aber wie funktioniert das Stimmungsmanagement? Darum geht es in diesem Kapitel.
1.1 Das Spiel mit den Gewohnheiten
Ein Spiel ist das Zusammentreffen mehrerer Menschen unter bestimmten Regeln. Storytelling hat besondere Regeln. Wenn das Leben nur linear verliefe, würden wir uns buchstäblich zu Tode langweilen. Obwohl wir zum Leben gewisse Koordinaten brauchen, um uns zurechtzufinden, sind wir für Abweichungen dankbar. Da kommt Storytelling ins Spiel, als eine Form der Unterhaltung. Es bietet die Gelegenheit, Gewohntes aus einer ungewöhnlichen Perspektive zu sehen, und steigert die Bereitschaft, an- und aufzunehmen. Die Zeit ist reif für Storytelling, denn wir leben im Zeitalter der Unterhaltung. Ihr Publikum wartet auf eine Story – sonst verlässt es innerlich den Raum.
Warum Geschichten?
Storytelling ist die Kunst, harte Fakten sanft zu vermitteln. Geschichten dienten seit frühester Zeit als Mittel der Bewahrung von Wahrheiten, als Gleichnis zur Orientierung oder Besserung der Moral (wie etwa das Märchen) oder auch zur Darstellung un- und unterbewusster Vorgänge. Erst das kartesianisch-wissenschaftliche Weltbild unserer Neuzeit verdrängte Geschichten als Instanz der Vermittlung von Wissen und Inhalten. Bis man im Unterhaltungszeitalter feststellte, dass Kuchendiagramme dem Publikum oft nicht schmecken und schwer zu verdauen sind. Informationen sind Knochen. Storys sind aus Fleisch und Blut – mitten aus dem Leben und nicht aus der Theorie. Sie vermitteln ein „seltsames, unerhörtes Ereignis", wie Goethe die damals gängige Storyform der Novelle (in seiner Novelle ‚Novelle‘) definierte.
Unterhaltung – das sehen wir gerne
Die Informationsverarbeitung hat sich in unserer westlichen Gesellschaft grundlegend verändert. Schon als Kind leben wir mit Werbung und Medien an unserer Seite, spielen interaktiv und suchen nach immer neuen Anregungen. Niemand hat das Recht, andere zu langweilen. Was wir uns gerne gemerkt haben, waren nicht die binomischen Formeln, sondern die Ma-O-Am-Werbung, das Fragezeichen auf Rudi Carrells „Laufendem Band, die Jägermeister-Sprüche oder wie der „See-wolf
damals mit bloßer Hand die rohe Kartoffel zerdrückte. Kleine, unerhörte Ereignisse. That‘s Entertainment!
Von Apple bis Mercedes-Benz, vom Frühstücksfernsehen bis zu den Tagesthemen, von Alltag bis Zerstreuung erwarten wir mittlerweile „gute Unterhaltung. Diese Haltung ist uns längst in Fleisch und Blut übergegangen. Wenn wir nicht unterhalten werden, „schalten
wir schnell „ab" – ganz gleich ob wir in einer Sitzung hinhören müssen oder vor dem Fernseher Ablenkung suchen.
In den Storys aus Hollywood und Disneyworld wurde das Grundprinzip des Entertainment perfektioniert. Die US-Unterhaltungsindustrie ist für viele Formen das Maß aller unterhaltenden Dinge geworden. Der Wahlkampf von Barack Obama folgte perfekt den Prinzipien des Entertainment und dazu gehörte: Kein Auftritt ohne Storytelling, das Vermitteln einer Problemstellung durch Erzählen einer Begebenheit aus seiner Biografie.
Warum? Bei einer guten Story sind wir ganz Ohr und oft auch mit dem Herzen dabei. Wir fühlen uns innerlich von einem Lagerfeuer gewärmt, an dem jemand etwas Persönliches und oft sehr Rühriges buchstäblich „von sich gibt. Wer dagegen keine Storys auf Lager hat, muss um „Aufmerksamkeit bitten
.
Bilder, Emotionen, Brücken bauen
Ständig ist die Rede von „Reizüberflutung. Von Entertainment-Überflutung hat man dagegen noch nie gehört. Denn für einen spannenden Stoff sind wir dankbar und aufnahmebereit. Auf reine Information reagiert das Gehirn mit natürlicher Skepsis. Eine Story liefert Bilder. Wenn ein geschilderter Sachverhalt kein Bild anbietet, wird nur die logische Gehirnhälfte bedient, während die kreative Hälfte Pause macht. Dabei verarbeitet die kreative Hälfte das Bildhafte. Bilder regen die Emotionen an, und Emotionen verändern. Für Tabellen, Charts und Zahlen muss man sich Eselsbrücken bauen. Storys bauen emotionale Brücken, liefern Fakten in Bildern, regen an und überraschen: das Prinzip Unterhaltung. Außerdem ist eine Story etwas Persönliches. In den USA kann man sich einen Vortrag ohne eine einleitende, sensibilisierende Story kaum noch vorstellen – denn das Publikum straft neutrale Redner mit Ignoranz. Storys von den Kindern, dem Truthahn beim Thanksgiving und der Hochzeitsreise sind gerade inflationär. Da ist man ganz „Mensch
und keine Folie. Produkte oder Personen sprechen nicht für sich selbst – mit einer Story schon. Da wird die „Sache" plötzlich beseelt, die Situation entspannt, der Vortragende ein Mensch, das Thema anschaulich, leicht humorvoll eingepackt – kleine Story, große Wirkung!
1.2 Das Spiel mit dem Unbewussten
Storytelling geht direkt unter die Haut, denn es spielt mit dem Unbewussten. Wenn Sie nicht in Zahlen, Daten, Fakten, sondern Bildern sprechen, steigen Sie direkt