Die toten Lebensretter
By Jens Löser
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About this ebook
Ende 1995 hatte ich München satt, klaute erneut ein Auto und fuhr Richtung Norden. In Rostock wurde ich schließlich verhaftet und musste ins Gefängnis, indem meine Erkrankung nicht weiter behandelt wurde. So bekam ich kurz nach der Verhandlung einen psychotischen Schub, sah in der Sozialarbeiterin meine an Krebs verstorbene Mutter und wurde in einer Einzelzelle fixiert. Doch bei der Durchsuchung wurde ein Feuerzeug übersehen, mit dem ich mich anzündete, in der Meinung, ich könne mich dadurch auflösen und auf dem Freihof wieder erscheinen.
Danach folgte ein mehrmonatiger Aufenthalt in der Intensivstation für Schwerstbranntverletzte, 33% meiner Haut wurden transplantiert und Finger der linken Hand teil-amputiert.
Die toten Lebensretter sind die totgeglaubten, alten Mediziner, Experten, Forscher und Techniker in einer Klinik, die hinter den Wolken unsichtbar schwebt und Menschen von der Erde zu sich aufnimmt, die dort zu früh gestorben wären, da die Medizin noch nicht so weit ist. Sie heilen diese Menschen mit ihren Methoden und bilden sie für eine „höhere“ Aufgabe aus, zum Beispiel den Umweltschutz voranzutreiben oder andere, die sich um den Frieden kümmern sollen...
Anmerkung: Den größten Teil des Buches schrieb ich in einer Manie und von der ersten bis zur letzten Zeile durchgehend, ohne an einzelnen Kapiteln zu „basteln“, weshalb es einen guten „Flow“ hat. Das letzte Drittel beendete ich in einer Langzeittherapie.
Inhalt:
- 15. Kapitel + Extra (Abschlussgedicht)
Beweggründe für diesen Roman:
Die Idee, der Titel und die erste Seite entstanden bereits 1996 in der Intensivstation. Erst 2004 traute ich mich wieder an das Thema und schrieb fast täglich, ob Tag oder Nacht, wie ein besessener an dem Buch und begann auch so langsam, diese Story mit der Klinik in den Wolken, zu leben, was auch schon schizophrene Züge annahm.
Durch eine erneute Zwangseinlieferung in die „Geschlossene“ wurde mein Drang unterbrochen, so dass ich dann in meiner Genesung, nach einem halben Jahr, erst das Werk zu Ende bringen konnte.
Jens Löser
Geburtstag: 18. Juni 1969 Geburtsort: Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) Wohnort: Wismar 1983 im alter von 14 Jahren siedelte ich mit meinem Vater und älteren Bruder zu meiner 1980 bereits nach München geflohenen Mutter, nach München um. Nach meiner Ausbildung zum Gärtner arbeitete ich im Jahre 1990, 6 Monate in London als Landschaftsgärtner, danach 2 Jahre weiter in München. Anschließend begann ich den Zivildienst in einem Kindergarten, konnte ihn nicht zu Ende führen und wurde wegen einer schweren psychischen Erkrankung ausgemustert. 1993 begann ich das Schreiben von Gedichten, eine Form der Verarbeitung. 1994 Tod meiner Mutter durch Krebs. Es folgte eine schwere langwierige Depression. Langfristiger Klinikaufenthalt. 1996 in Folge einer schizophrenen Psychose, Erleiden schwerster Verbrennung, 33% der Haut musste transplantiert werden. Nach Genesung Umzug nach Stralsund in eine Nachsorgeeinrichtung. Erste Lesung meiner Gedichte, weitere folgten... 1998 Veröffentlichung: “Der Inhalt des Mundes“ Gedichte im Mückenschweinverlag Stralsund 2000 Veröffentlichung: “Eine Träne quält sich aus meinem Augenwinkel, die von Erinnerung erzählt“, Gedichte im Mückenschweinverlag Dez. 2005 Langzeittherapie, danach Umzug nach Wismar. 2006 Lesung im Raum der Ostseezeitung 2007 Lesung im Tiko 2008 Veröffentlichung: “One-way-ticket ins Leben“ Gedichte, BoD 2009 Veröffentlichung: “Die toten Lebensretter“ Roman, BoD 2006 Tod meines Bruders mit 39 2008 Tod meines Vaters mit 61
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Die toten Lebensretter - Jens Löser
Die toten Lebensretter
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von Jens Löser
Für meine geliebte Mama
Die toten Lebensretter
By Jens Löser
Copyright 2011 Jens Löser
ISBN 978-1-4659-9355-7
XinXii Edition
www.xinxii,de
Die toten Lebensretter
Der Typ liegt fest gekettet in einer Einzelzelle in irgendeinem baufälligen Knast im Osten von Deutschland. Seine Arme sind am Bettgestell mit Handschellen festgeschnallt und die Beine sind durch eine Fußfessel am unteren Rand des Bettes fixiert. Er liegt reglos auf der braunfarbenen Polyacryldecke, seine Augen wandern unruhig im Raum umher und der Blick verrät, dass sein Hirn pausenlos arbeitet.
Nachdem er den Raum abgecheckt hat, beginnt er durch heftiges Rütteln mit den Armen die Handschellen zu überprüfen, doch es scheint sinnlos sich aus dieser eisernen Umklammerung befreien zu wollen. Trotzdem wandert, durch Überdehnung des Handgelenks, seine rechte Hand in die Hosentasche der Jeans und umklammert ein Feuerzeug. Nun beugt er sich mit seinem Oberkörper nach rechts und nähert sich dabei mit dem Kopf dem Feuerzeug, das er mit den Zähnen packt und durch eine Drehung auf die andere Seite in die linke Hand befördert. Die Hand mit dem Feuerzeug bewegt sich nach unten, soweit es die Handschelle zulässt und entzündet die Decke, auf der er liegt.
Er legt sich zurück, scheint sich zu konzentrieren und beobachtet die auflodernden Flammen.
Später, ein Schrei und noch ein Schrei und ein durchgehendes Schreien, bis sich die Tür öffnet, durch den Rauch Gestalten auftauchen und er, der Typ, nur noch etwas Sandiges in seinem Mund
spürt . . .
Stille!
Dieses Buch wurde geboren
an meinem 1. Todestag
Hiermit möchte ich euch vermitteln,
was auf euch wartet.
Denn ich habe es erlebt . . .
. . . mir zittert der ganze Körper!
Zu sterben!
Tot . . .
NICHTS ?
( Erwachen auf der Intensivstation für Schwerbrandverletzte )
Irgendwann
Da bin ich mir sicher,
ist die Zeit gekommen
in der sich alles,
wirklich alles
zum Guten wenden wird.
Die verwandten Seelen
werden sich vereinen und
eine gewaltige Macht
entwickeln, die niemals
zugrunde gerichtet
werden kann.
Kapitel 2
Der Typ streift scheinbar ziellos durch die Münchener Innenstadt. Ziellos vielleicht, aber nicht planlos. Seine innere Stimme treibt ihn voran. Auf einem Werbeplakat sieht er ein Bild mit einer unauffälligen Schrift versehen. Für ihn ist es eine Botschaft, der er nachkommen muss. Der Hinweis deutet eindeutig auf seine erste Frau, einer unvergesslichen Liebe, ihren Spuren zu folgen ist eine wahre Herausforderung.
Die nächst gelegene U-Bahn-Station ist die seine. Er studiert den Fahrplan und entdeckt eine für ihn markierte Haltestelle. Dort in der Umgebung muss diese einzig wahre Liebe angesiedelt sein. Da wird er auch, die nun schon eine Zeit lang oberirdisch verkehrende U-Bahn verlassen. Er merkt sofort diese Aura des Randbezirkes, der so simpel strukturierten Zusammenstellung von Einfamilienhäusern und sehr begrenzt anmutenden Kleingärten mit vielen Rasenflächen, die leicht zu pflegen sind. Für die deutsche Ordentlichkeit.
Hier könnte sie sich wohl fühlen, hat sich bestimmt ein paar Tiere zugelegt. Einen großen Hund, Katzen, Häschen, Meerschweinchen und Vögel.
Er konnte sich auch gut vorstellen, dass sie, wenn sie die Zeit dafür findet auch mal durch die Landschaft reitet.
Er begibt sich auf die Suche nach einem ihren Stiel entsprechenden Haus zu forschen. Eines, was hier aus dem Rahmen fällt und IHRE eigene Note trägt. Der Vorgarten mit üppigen Stauden bedeckt, jede in einer anderen Farbe blühend und doch stimmig. Im Hintergarten ist bestimmt ein vielseitiges Kräuterbeet angelegt, um die Kochkünste zu verfeinern. Dann eine große Spielwiese für die Kleinen mit Obstbäumen auf denen geklettert werden kann. Der Lieblingsbaum, ein Ginko biloba fehlt mit Sicherheit nicht.
Enttäuscht muss er allerdings feststellen, dieses Haus existiert hier nicht. Mit gesenktem Haupt verlässt er diese Örtlichkeit und steigt in die U-Bahn und fahrt Richtung Schwabing, um dort weiter zu sehen. Ausgestiegen und sofort die Richtung Universität, die Leopoldstrasse runter in Angriff genommen. Am dort gegenüber gelegenen Brunnen ein paar Türken abgefasst und ab in den Englischen Garten, auf die Wiese fletzen und den Tag, Tag sein lassen. Ab und an mal aufblicken, um die Sportverrückten zu beobachten, die entweder Volleyball oder Baseball spielen. Manche, zu zweit, stehen mindestens 50 Meter auseinander und werfen sich sehr geschickt eine Frisbeescheibe zu.
Auf dem Weg zum Monopteros begegnet er alten Bekannten, am Wegesrand eine Decke ausgebreitet und den selbst angefertigten Schmuck feilbietend, grüßt er flüchtig beim Vorüberschreiten. Am Mops oben angelangt fällt er dem einen oder anderen Freund in die Arme. Es liegen mittlerweile Monate dazwischen, als er das letzte Mal da war. Im Grunde hat sich nichts geändert, die selben Leute - vertraute Gesichter in denen sich der alltägliche Rausch in ihren Augen widerspiegelt. Diese exzessive Zeit glaubte er hinter sich gelassen zu haben und doch brennt sich der Gedanke an eine extrem coole Zeit ein. Tag ein Tag aus lag ein Hauch von Abenteuer in der Luft. Was wird er wohl bringen? Durch den Sog einer gewaltigen Energie, die nur so sprudelte angetrieben erfolgreich die Zeit nutzen. Am Hauptbahnhof hatte er seinen Stammplatz. Dort traf er auf Alkis und Linke und Punks, die immer Tabak und Bier oder Sangria am Start hatten. Meist wurde die Ansammlung durch diese uniformierten Blauröcke zerstört, so dass er unweigerlich seinen Weg fortsetzen musste.
Vom Bahnhof zurück durch die Kaufinger-Straße Richtung Marienplatz, kurz das 12.00 Uhr Glockenspiel mitgenommen und den Touries beim Filmen zugeklotzt. Gleich anschließend nach rechts in den drei stöckigen Hugendubel rein. Münchens größter Buchladen, in dem er sich damals die Fachliteratur zur Zierpflanzen-Gärtner-Ausbildung kaufte. Da musste er ziemlich viel Kohle lassen: ein Schinken über die Aufzucht von der und der Pflanze, dem möglichen Schädlingsbefall in Monokulturen, Düngerkapazität, Wärme- und Feuchtigkeitsgehalt der Luft usw. Hat tatsächlich 125.-DM gekostet, bei seinem spärlichen Lehrlingsgehalt.
Im 2.Stock, per Rolltreppe erklommen, schnappe er sich fünf Taschenbücher, Charles Bukowski Nicht mit 60 Honey
, Jean Paul Sartre Das Spiel ist aus
, Hermann Hesse Die Märchen
, Philippe Djian Erogene Zone
und Stefan Zweig Die Schachnovelle
. Damit bewaffnet setze er sich in die einen halben Stock tiefer gelegene Leseecke. Nach einer Stunde schmökern beschließt er alle Werke zu erwerben, kaufte davon zwei und doch stehen sie alle in seiner Schrankwand.
Die folgenden Nächte sind sehr kurz mit Schlaf bedacht, immer wieder schwirren irgendwelche Ideen durch seinen Kopf, so dass er manchmal weit über Mitternacht loszieht, einer plötzlichen Eingebung folgend, rastlos und blitzartig.
Diese muss unter allen Umständen sofort in die Tat umgesetzt werden, denn womöglich ist es genau dann zu spät, wenn noch eine einzige Minute verstrichen wäre.
Es führte den Typ zu einer nahe gelegenen Diskothek,