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Vier Jahre ohne dich: Liebesroman
Vier Jahre ohne dich: Liebesroman
Vier Jahre ohne dich: Liebesroman
Ebook262 pages5 hours

Vier Jahre ohne dich: Liebesroman

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About this ebook

Endlich ist Nora glücklich. Nach einer schwierigen Kindheit hat sie in Jan ihre erste große Liebe gefunden - und in seiner Familie Geborgenheit und Zusammenhalt. Alles ist perfekt. Bis zu jenem Abend, der alles ändert. Nichts ist mehr so wie es war … selbst vier Jahre später nicht.

Das romantische Debüt von Katharina Wolf!
LanguageDeutsch
PublisherAmrûn Verlag
Release dateOct 30, 2015
ISBN9783958692152
Vier Jahre ohne dich: Liebesroman

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    Book preview

    Vier Jahre ohne dich - Katharina Wolf

    Inhaltsverzeichnis

    Vier Jahre ohne dich

    impressum

    widmung

    Prolog

    Schule ist durch

    Misstrauen

    Versetzt

    Entäuschung

    Die andere

    Bemühungen

    Abiparty

    Überraschungen

    Vorbei

    Zurück

    Erkenntnis

    Party

    Verkaterte Tortensicht

    Wiedersehen

    Marmelade

    Pablo

    Aussprache

    Mitternachtsgespräche

    Kleider machen Leute

    Junggesellenabschied

    Erwachen

    Abschalten

    Enthüllungen

    Unerwarteter Besuch

    Entlassung

    Zuhause

    Ein Versuch

    Zweifel

    Die Nacht

    Die Spannung steigt

    Sag ja

    Der Tag danach

    Epilog

    Danksagung

    Vier Jahre

    ohne dich

    Katharina Wolf

    © 2015 Amrûn Verlag

    Jürgen Eglseer, Traunstein

    Covergestaltung: Claudia Toman

    Traumstoff Coverdesign

    Lektorat: Katja Lehmann

    Korrektorat: Jessica Idczak

    Alle Rechte vorbehalten

    ISBN – 9783958692152

    Besuchen Sie unsere Webseite:

    http://amrun-verlag.de

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter 

    http://dnb.d-nb.de abrufbar

    Für Ricarda,

    meine beste Freundin

    Prolog

    Ich wachte plötzlich auf. Schlagartig. Kein langsames Erwachen, bei dem man sich noch minutenlang wehrt und versucht, sich krampfhaft an die wohltuende Bewusstlosigkeit oder den angenehmen Traum zu klammern. Nein. Völlig wach. Ohne Umwege. Ich schlug die Augen auf und bereute es sofort. Mein Kopf schmerzte erbarmungslos und in meinem Mund herrschte ein auffällig starker Geschmack nach Alkohol und Erbrochenem. Durst. Ich hatte so unglaublichen Durst. Mir klebte die Zunge am Gaumen. Außerdem tat mein Rücken weh. Ein Stöhnen entwich meinen Lippen und ich griff unter mich. Zwischen mir und der Matratze zog ich eine Tube Gleitgel und eine leere Bierflasche hervor. Kein Wunder, dass mein Rücken mich gerade umbrachte!

    Ich blickte mit müden Augen nach links und sah blaue Wände, an denen sich das morgendliche Licht in einem seltsamen Streifenmuster brach. Der Rollladen war nicht ganz unten. Daher konnte ich auch den Typen rechts von mir erkennen. Wobei erkennen doch übertrieben war. Der Kerl war mir völlig fremd. Nur dunkel erinnerte ich mich an den gestrigen Abend, der wohl etwas eskaliert war. Da war eine Bar, zu viele Tequila-Shots und eine pompöse Line weißes Pulver.

    Der Typ riss mich aus meinen Überlegungen. Er schmatzte, hustete, kratzte sich am stoppeligen Kinn und schnarchte dann leise weiter. Okay, das hier waren dann wohl seine Wohnung und sein Schlafzimmer. Ich rieb mir resignierend über die Augen. Alter, wo war ich jetzt schon wieder gelandet? Das war mir alles mehr als suspekt! Aber leider war das nicht das erste Mal, dass mir so etwas passierte.

    Mühsam quälte ich mich aus den Laken und suchte meine Unterwäsche. Auf dem Boden hinter dem Bett fand ich sie, neben zwei gebrauchten Kondomen. Wenigstens hatten wir noch an Verhütung gedacht.

    Ich verließ das Schlafzimmer auf Zehenspitzen und entdeckte im Flur meine Jeans und meinen Pullover. Ich zog mir alles über und suchte das Badezimmer. Dort spritzte ich mir etwas Wasser ins Gesicht und spülte mir den Mund aus, um diesen widerlichen Geschmack loszuwerden. Dann betrachtete ich mich im Spiegel. Kein erfreulicher Anblick.

    Nachdem ich mir die Haare zurückgebunden hatte, schnappte ich mir meine Handtasche, die ich neben der Eingangstür fand, und verließ die Wohnung. Keine Ahnung, wer der Typ war und in welchem Stadtteil ich mich gerade befand. Es interessierte mich aber auch nicht die Bohne. Ich war so verkatert, dass mir alles egal war. Außer einem schnellen Kaffee und einer Sonnenbrille, die mich vor der gnadenlosen Morgensonne schützte, begehrte ich momentan nichts. Mein Kopf war wie leergefegt.

    Brainfucked.

    Gut so! Ich hasste es, nachzudenken. Brachte meist eh nichts und machte nur schlechte Laune. Aber ganz ausschalten konnte ich mein Gehirn leider doch nicht. Ein Zeichen dafür, dass der Alkoholpegel und die Wirkung der Drogen langsam, aber sicher nachließen.

    Ich war nicht immer so gewesen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der mir nicht alles so dermaßen scheißegal gewesen war. In der ich nicht von einem One-Night-Stand zum nächsten gesprungen war. Von einem Rausch in den nächsten. Von einem Vergessen zum nächsten … Aber das war lange her.

    Zu lange.

    Eigentlich wusste ich schon nicht mehr, wie das gewesen war. Das Leben davor.

    Weniger anstrengend?

    Nein.

    Es war schmerzhafter.

    Oder?

    Was soll‘s ... Man konnte die Zeit ja eh nicht zurückdrehen ...

    - 4 Jahre zuvor -

    Schule ist durch

    »Sag mal, was machen wir eigentlich noch hier?«

    Müde schaute ich meine Sitznachbarin Lina an und zuckte nur resignierend mit den Schultern. Es erforderte schon eine Menge Selbstbeherrschung, die Lider nicht einfach zu schließen. Jedes Zwinkern dauerte jetzt schon länger als normal. Wenn es nicht bald klingelte, würde ich dem Drang nachgeben müssen.

    In den nächsten Wochen standen unsere Abiturarbeiten an. Die meisten Lehrer sahen es daher wohl nicht ein, den Unterricht noch auf irgendeine Art und Weise interessant zu gestalten. Oder, wie im Falle unseres Mathelehrers Herrn Jonas, überhaupt zu unterrichten. Der saß nämlich entspannt auf seinem Stuhl, hatte die Füße auf dem Pult geparkt, und las seit geschlagenen 20 Minuten die Lokalausgabe der hiesigen Zeitung. Stillarbeit nannte er das. Leider hatte er vergessen, uns die dazugehörige Aufgabe zu geben. Daher begnügten sich die meisten damit, ihren Facebookstatus zu checken, den Highscore eines Handyspielchens zu knacken oder sich einfach mit dem Tischnachbarn zu unterhalten. Lina kramte nun sogar ein Buch aus ihrem Rucksack. Nicht etwa ein Mathebuch. Nein. Ich schaute auf das Cover. Verstummt von Karin Slaughter.

    »Ist das dein Ernst?«, flüsterte ich ihr hinter vorgehaltener Hand zu. »Meinst du nicht, das wird er merken?« Ich zeigte auf Herrn Jonas, der gerade geräuschvoll umblätterte und einige Mitschüler durch das laute Rascheln aufschrecken ließ. Die waren dann wohl wieder wach.

    »Nora, das ist dem scheißegal!«, zischte Lina genervt. Wahrscheinlich hatte sie recht. Ich legte den Kopf wieder auf meine verschränkten Arme und schloss die Augen. Was soll‘s. Nun beneidete ich Lina um ihren Thriller. Sie hatte dadurch wenigstens ein wenig Beschäftigung.

    Die Sache hier war eindeutig durch.

    Schule war durch.

    Ich konnte es noch gar nicht so recht glauben. Nach knapp 13 Jahren sollte alles vorbei sein. Einfach so? Eigentlich ging mir das, wenn ich ehrlich sein sollte, etwas zu schnell. Ich wusste doch noch gar nicht, was ich danach machen wollte. Was die Zukunft bringen mochte? Einen richtigen Plan hatte ich nicht.

    Plötzlich traf mich etwas am Hinterkopf. Ich schaute hinter mich und sah einen zerknüllten Papierklumpen auf dem Boden. Ich hob ihn auf, legte ihn vor mich auf den Tisch und faltete ihn auseinander. Dann fuhr ich den kleinen viereckigen Zettel mit den Fingern glatt und las die paar Zeilen.

    »Abi-Party-Komitee - bist du dabei?« stand in krakeliger Schrift mit Bleistift darauf geschrieben. Ich drehte mich um und sah in die hoffnungsvollen Augen von Pablo, der zwei Reihen hinter mir saß und die Hände wie zum Gebet aneinandergelegt hatte. Er formte ein tonloses »Bitte« mit seinen Lippen.

    »Meinetwegen«, schrieb ich auf die Rückseite des Zettels, faltete ihn zu einem Flieger und warf ihn zurück. Er las den Brief und gab mir dann einen Daumen nach oben. Jeden Tag eine gute Tat. Das war wohl meine für heute.

    Als es endlich klingelte, erhob ich mich und ließ dabei jeden Wirbel meiner Wirbelsäule knacken. Nur noch wenige Tage, dann wäre das hier alles vorbei. Würde ich es vermissen? Das sagt man doch immer. Nach der Schule würde alles schwieriger werden. Nie mehr wäre das Leben so einfach wie in diesem Alter, deshalb solle man die Schulzeit ja auch genießen. Ich für meinen Teil konnte sagen, dass es mir tatsächlich momentan gut ging. Alles war geregelt und ich war zufrieden. Das war in der Vergangenheit auch schon anders gewesen. Vielleicht konnte ich sogar zum ersten Mal in meinem Leben wirklich behaupten, glücklich zu sein.

    Pablo kam zu mir nach vorne gerannt und boxte mir freundschaftlich gegen die Schulter.

    »Cool, dass du mitmachst!«

    »Soll ja auch gut werden«, grinste ich ihn frech an. Er lächelte zurück.

    »Wir treffen uns übermorgen nach der dritten Stunde. Die meisten haben die Vierte und Fünfte eh frei und die anderen meinten, dass es nicht auffällt, wenn sie im Unterricht fehlen.« Ich schielte zu Herrn Jonas, der die Zeitung zusammenfaltete und in seine Aktentasche stopfte.

    »Dem würde es garantiert nicht auffallen. Vielleicht schwänze ich vorm Abi noch ein paar Mal. Habe ich immerhin noch nie gemacht.«

    »Klar. Warum nicht? Was soll schon passieren? Sag Bescheid, dann gehen wir stattdessen einfach ‘nen Kaffee trinken.« Er grinste und boxte mir wieder gegen die Schulter. Exakt die gleiche Stelle. Das war echt eine scheiß Angewohnheit von ihm. Ich würde bestimmt einen blauen Fleck bekommen.

    »Dann sehen wir uns ja spätestens beim Abi-Party-Treffen.«

    »Genau.«

    Ich winkte ihm noch mal zum Abschied zu und verließ den Klassensaal und das Schulgebäude. Um mich herum tummelten sich rauchende Oberstufenschüler, ein knutschendes Pärchen, eine laut und hysterisch lachende Gruppe von Mädchen und einige wartende Eltern. Aber auch auf mich wurde ausnahmsweise mal gewartet. Etwas weiter hinten stand ein kleiner, alter, knallroter VW Golf und an der Fahrertür lehnte Jan.

    Mein Jan.

    Er sah mich und hob grüßend die rechte Hand. Bei seinem Anblick konnte ich einen Seufzer nicht unterdrücken. Verdammt, sah der heute wieder gut aus. Kriminell gut. Sein volles, braunes Haar war wild gestylt und er trug eine blaue Jeans sowie passend dazu einen dunkelblauen Hoodie. Er war also nach der Arbeit noch mal zu Hause gewesen. Meist ging er in Hemd und Sakko ins Büro. Aber der lässige Jan gefiel mir um einiges besser. Ich rannte die wenigen Meter zu ihm und fiel ihm um den Hals.

    »Du siehst gut aus«, nuschelte ich in sein Haar.

    »Danke, du auch. Immer.« Ich grinste und dann küssten wir uns.

    »Nehmt euch ein Zimmer!« Einige meiner Klassenkameraden verließen soeben das Gebäude und pfiffen und johlten uns zu. Ich lief sofort rot an.

    »Sind doch alle nur neidisch«, flüsterte mir Jan mit dunkler, verführerischer Stimme ins Ohr. Ich erschauderte. »Sollen sie ruhig sehen, wie glücklich wir sind.«

    »Charmeur!«, gab ich etwas beschämt zurück und kniff ihm in die Wange. Er lachte daraufhin schallend.

    »Ist doch wahr!«

    Wir fuhren zu Jan nach Hause. Er wohnte mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder Sebastian zusammen. Der Vater der beiden war irgendwann abgehauen. Jan hatte mir nie viel darüber erzählt. Das war wohl ein Abschnitt seines Lebens, an den er nicht allzu gerne zurückdachte. Angeblich gab es damals ein großes Drama und es entbrannte ein hässlicher Rosenkrieg. Meines Wissens war das Ergebnis ein Nervenzusammenbruch seiner Mutter und eine blonde, dralle Mittzwanzigerin, mit der sein Vater in eine andere Stadt gezogen war. Seitdem gab es keinen Kontakt mehr zu ihm. Jan ließ es sich selten anmerken, wie sehr ihn die Ablehnung seines Vaters verletzt hatte. Sebastian war da sensibler und konnte es, im Gegensatz zu Jan, nicht verbergen. Gerade in der Anfangszeit hatte er sehr unter der Trennung gelitten. Sie waren ja beide gerade so Teenageralter gewesen. Da hatte man eigentlich genug Probleme mit sich selbst und konnte auf so ein Drama gut und gerne verzichten. Momentan war das Thema Vater ein rotes Tuch. Es wurde totgeschwiegen. Ich hielt mich natürlich an diese stumm getroffene Abmachung.

    Jan öffnete die Eingangstür. Alles war still und dunkel.

    »Wohl keiner da.«

    Er schaltete das Licht an und ich folgte ihm in die Küche. Dort setzte ich mich erst mal an den Esstisch und atmete tief durch.

    »Müde?«, fragte er.

    »Es geht. Ein wenig.«

    »War es so anstrengend heute? Stressige Lehrer?« Jan schaute in den Kühlschrank und beförderte nacheinander Paprika, Tomaten und noch einige andere Zutaten auf die Küchentheke.

    »Nö, das ist ja gerade das Problem. Langweilig ohne Ende. Und bei dir so? Hattest du früher Feierabend?«

    »Ja, ausnahmsweise. Dafür stehen morgen wieder Überstunden an.«

    Ich verdrehte die Augen. Jan machte so gut wie immer Überstunden. Und am Wochenende musste er auch oft ran. Ziemlich ungerecht. Aber was sollte man tun? Jan war nun mal einige Jahre älter als ich und arbeitete dementsprechend schon in einem richtigen Job.

    Nach dem Abi hatte er Englisch und Marketing studiert. Und nun machte er eine Ausbildung in einer PR-Agentur. Er rackerte sich ab und hoffte so, im nächsten Jahr übernommen zu werden. Es gab noch zwei andere Azubis und nur einer von ihnen würde nach der Lehre weiter in der Agentur beschäftigt werden. Die Langeweile, über die ich mich beschwerte, würde er gerne haben.

    Ich verstand voll und ganz, warum er sich so abmühte und in seine Arbeit reinhängte, sich Tag für Tag von seiner besten Seite zeigte. Aber manchmal war es zu viel. Manchmal vermisste ich ihn einfach.

    Jan riss mich aus meinen Überlegungen, indem er ein Schneidebrett und diverse Gemüsesorten vor mir abstellte.

    »Du schnippelst.« Er zwinkerte mir zu und ging dann an den Herd, um Wasser aufzusetzen. Ich würfelte Karotten, Zwiebeln, Zucchini, Paprika und Tomaten und brachte alles zu ihm hinüber. Er warf das Sammelsurium an buntem Gemüse in eine große Pfanne. Ich schaute ihm dabei zu, wie er alles würzte und, nachdem das Gemüse etwas angebraten war, noch reichlich Reis dazugab. Gekonnt schwenkte er die Pfanne und streute anschließend noch eine Menge Curry darüber. Es duftete unglaublich lecker. Ich stelle mich hinter ihn und umfasste seinen Bauch. Ich spürte, wie sich seine Muskeln anspannten, und musste lachen.

    »Hast du gerade den Bauch eingezogen?« Schon ziemlich lustig. Immerhin waren wir jetzt schon eine Weile zusammen, ganze zwei Jahre, und ich kannte jeden Zentimeter seines Körpers in- und auswendig.

    »Nein, nein«, winkte er verlegen ab. Er drehte sich zu mir um, umarmte mich lachend und küsste mich innig. Und wie er küssen konnte! Darin war er unschlagbar.

    Ich liebte ihn so sehr.

    »Sag mal, hast du eigentlich das Geschenk für Mum besorgen können?«, fragte er, nachdem er die Lippen von meinen gelöst hatte.

    »Dass du in so einem Moment an deine Mutter denkst …«, gab ich zurück und zog einen beleidigten Schmollmund.

    »Ist mir nur gerade so eingefallen. Hast du?«

    »Ja, einen Krimi und ein Pflänzchen. Ich packe zu Hause noch alles schön ein und bringe es dann mit.«

    »Abendessen gibt’s morgen um 18 Uhr. Okay? Soll ich dich abholen?«

    »Nein, schon okay. Du musst doch wahrscheinlich eh länger arbeiten. Ich komme einfach mit dem Bus.«

    »Okay«, flüsterte er und küsste mich noch mal keusch, fast schon schüchtern, auf die Lippen. »Und jetzt lass uns essen!«

    Das wurde aber auch Zeit. Ich hatte einen Mordshunger.

    Misstrauen

    Natürlich hatte ich die Nacht bei Jan verbracht. Wir waren immerhin schon über zwei Jahre zusammen und er hatte ein geräumiges, eigenes Zimmer mit einem breiten, gemütlichen Bett. Auch seine Familie hatte sich mittlerweile an meine Anwesenheit gewöhnt. Es war also nicht ungewöhnlich, dass ich hier blieb. Ich war immer herzlich willkommen, pflegte Bianca, Jans Mama, stets zu sagen. Sie betrachteten mich alle als Teil der Familie.

    Jan weckte mich, und noch bevor ich ihn sah, roch ich Duschgel und sein Aftershave.

    »Nora, Süße, ich hau ab.« Ich öffnete müde die Lider und schaute mich verwirrt um. »Es ist sieben Uhr, du musst auch aufstehen. Ich habe Kaffee gekocht.«

    Nun stellten sich so langsam meine Augen scharf und ich blickte in die leuchtend grün-braunen Augen meines Freundes. Ich streckte meine Arme nach ihm aus und zog ihn zu mir hinunter.

    »Geh noch nicht!«, murmelte ich verschlafen. Jan streichelte mir über die Wange und lächelte mich an.

    »Ich muss leider. Am Wochenende schlafen wir gemeinsam aus, okay?« Dann zwinkerte er mir anzüglich zu. »Heute Abend 18 Uhr, ja?«

    »Klar«, gähnte ich und streckte mich genüsslich dabei.

    Einen Augenblick später stand ich schließlich auf und trottete ins Bad. Dann hörte ich die Wohnungstür ins Schloss fallen. Ich bemühte mich, leise zu sein. Bianca schlief garantiert noch. An ihrem Geburtstag hatte sie sich freigenommen und würde wohl später den Rest des Tages damit verbringen, das Abendessen vorzubereiten. Ich grinste. Bianca war klasse. Ich mochte sie sehr. Überhaupt liebte ich Jans komplette Familie.

    Um niemanden im Haus zu wecken, wusch ich mich schnell und leise, putzte mir die Zähne und zog mich an. Da ich öfter bei Jan übernachtete, hatte ich mittlerweile zwei Schubladen in seinem Kleiderschrank, die ich mit Kleidung und Kosmetikartikeln gefüllt hatte. Fast schon so wie bei einem Ehepaar. Dieser Gedanke ließ mein Lächeln noch breiter werden. Ich liebte diesen Kerl einfach. Ich konnte mein Glück meistens nicht fassen. Vielleicht auch, weil ich lange auf dieses Glück hatte warten müssen.

    Der Schultag war langweilig wie eh und je. Und ich machte die Ankündigung von gestern tatsächlich wahr. Ich schwänzte zum ersten Mal. Zwar nur die letzten beiden Stunden Sport, aber trotzdem war es das Aufregendste des ganzen Tages. Ich kam mir vor wie ein Verbrecher. Auf meinem Weg nach Hause, zu illegal früher Stunde, war ich total hibbelig und mit Adrenalin vollgepumpt. Jan würde mich garantiert auslachen, wenn ich ihm das erzählte. Er hatte ab der 9. Klasse immer mal wieder blaugemacht und heimlich hinter dem Schulgebäude geraucht, wie er mir einmal vor kurzer Zeit stolz berichtet hatte. Böser Bube.

    Ich schloss die Tür zu meiner kleinen Einzimmerwohnung auf und warf meine Tasche, ohne sie weiter zu beachten, in die Ecke. Hier sah es ziemlich wüst aus. Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass ich bis zum gemeinsamen Abendessen bei Bianca noch ganze fünf Stunden Zeit hatte.

    Zwar kam Torsten, mein Sozialarbeiter, nie unangemeldet vorbei und in den letzten Monaten eh nur noch sporadisch, aber ich musste mein Glück nicht unnötig herausfordern.

    Ich krempelte die Ärmel hoch und begann, Kleider vom Boden aufzusammeln. Ich warf alles in die Waschmaschine im Badezimmer und spülte danach das dreckige Geschirr. Ich trocknete die Teller, Tassen und zwei Töpfe ab und

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