Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

In grauer Vorzeit
In grauer Vorzeit
In grauer Vorzeit
Ebook235 pages3 hours

In grauer Vorzeit

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

In grauer Vorzeit trugen sich Ereignisse zu, welche nicht in den Geschichtsbüchern zu finden sind. Es ist allein dem Menschen dieser Zeit vorbehalten die Wahrheit zu kennen. So bleiben für uns die Fragen offen: Wie konnten sie ihre Monumente errichten und wer waren ihre Götter wirklich?
LanguageDeutsch
Release dateNov 5, 2015
ISBN9783739262536
In grauer Vorzeit

Read more from Lucian Caligo

Related to In grauer Vorzeit

Related ebooks

Science Fiction For You

View More

Related articles

Reviews for In grauer Vorzeit

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    In grauer Vorzeit - Lucian Caligo

    hineinzufinden.

    1.

    Die Hütten der Götter

    Ackerbau, dies sollte die Zukunft sein. Huk der Schamane hatte den Plan dazu von seinem Urgroßvater erhalten und dieser behauptete, ihn direkt von den Göttern bekommen zu haben. Kratz hingegen langweilte sich dabei. Es war eine mühselige Arbeit, bei der man sich nicht spürte. Die Jagd auf Raubtiere, das war sein Leben, dort spürte man sich selbst. Wenn der Atem rauschte, die Brust hämmerte, während man einer übermächtigen Bestie in die Augen sah, nur mit einem Speer bewaffnet. Diese Waffe war sein ganzer Stolz, ein Holz so lang wie er selbst, so dick wie drei Finger und mit einem scharfen Stein als Spitze. Damit hatte er den gehörnten Schnaubern nachgestellt und die eine oder andere Wildkatze zur Strecke gebracht. Jetzt lag sein Speer ungenutzt in seiner Hütte. Eine Schande, gerade weil nicht wenige dieser besagten Schnauber diese Ebene nutzten, um sich satt zu fressen. Kratz hätte nur zu ihnen gehen und ihnen den Speer in den Hals stoßen müssen. Sein muskulöser Körper war für die Jagd gemacht und von dieser mit vielen Narben gezeichnet. Im Dreck zu wühlen empfand er dagegen als demütigend. So träumte der Mensch aus grauer Vorzeit vor sich hin, während er den harten Boden lockerte, in dem er eine einfache Holzkonstruktion immer wieder in die Erde trieb und sie hindurchzog. Ein windiges Gestell, doch etwas Besseres hatte sich Huk, der Schamane, noch nicht ersonnen. Ihm oblag es allein, die Anleitung für die Herstellung von Arbeitsgerät zu geben. Denn diese erhielt er direkt von den Göttern.

    »Crand sof kat tüt«, scherzte Knat, der neben Kratz das Feld beackerte. Er war sein bester Freund, Jagdkumpane und Bruder. Auch er fand keine Freude an der Feldarbeit.

    »Kat ral trau, wens«, erwiderte Kratz und grinste.

    Knat lachte. Auch wenn es sich nicht geziemte, sich über ihren Schamanen lustig zu machen, so verging mit derlei Scherzen auf den Lippen die Zeit viel schneller.

    Kratz warf immer wieder einen Blick zu Finla, diese war von Huk damit beauftragt worden die Samen sorgsam in den gelockerten Erdboden einzusetzen. Sie war ein Weib nach seinem Geschmack, breite Hüften, schmale Schultern, dunkles krauses Haar und außerdem besaß sie noch fast alle ihre Zähne. Es kümmerte ihn nicht, dass sie dem Schamanen ihres Stammes zugetan war, er hätte sie dennoch genommen. Allerdings war sie von dem heiligen Mann erwählt worden, dies machte sie zu einer verbotenen Frucht, von der er nur zu gerne einmal kosten wollte. Seiner ungestümen Natur nach hätte er sie gleich genommen, doch sein Stamm war im Begriff sich zu einer Gesellschaft zu entwickeln, deren Werte dies nicht mehr zuließen. So konnte man Kratz als rückständigen Menschen aus grauer Vorzeit bezeichnen, der sich nur widerwillig den Konventionen der Gemeinschaft beugte.

    Knat bemerkte die lüsternen Blicke seines Freundbruders. »Nol tra lu?«

    »Nein, fnut lawa«, erwiderte Kratz, doch nicht einmal er selbst glaubte seinen Worten.

    »Na klar.« Knat verdrehte die Augen.

    »Fnut lu, doch«, gestand Kratz, trieb das Werkzeug in die Erde, lies es dort stecken und wischte sich die verschmutzen Hände an seinem Lendenschurz ab. »Aber ltrug ich?«

    »Besser nich«, riet ihm Knat ab. »Huk writ dnan fluchen.«

    »Pff, Schamanen«, spie Kratz abfällig aus.

    Eine schwere Erschütterung lief durch den Boden. Aber Kratz und Knat störten sich nicht sonderlich daran, dies geschah hier so häufig, dass es ihnen keine Angst machte. Finla hingegen hielt in ihrer Arbeit inne und sah erschrocken zu dem Berg empor, welcher nicht einmal einen Tagesmarsch von ihrem Feld entfernt lag. Die Spitze fehlte und schien immer mehr einzubrechen, so als würde sich dort über die Jahre hinweg ein Krater öffnen.

    »Finla«, rief ihr Knat zu, um sie zur Arbeit zu ermahnen.

    »Willst dn nüt win, was durt los in?«, fragte sie.

    »Dnan geht nus nichts an. Dies is dner Ort, an dem die Götter spielen«, erwiderte Knat. »Wir dürfen uns dafür nicht interessieren, sagt Huk.«

    Tatsächlich gab es dieses Phänomen schon, so lange Kratz denken konnte.

    Einst waren sie Nomaden gewesen, das wusste er von seiner Mutter. Der Stamm war im Begriff über die Berge zu ziehen, als ihnen die Götter erschienen und sie im Ackerbau unterwiesen, auf dass sie sich hier niederlassen sollten, im Schutz des Spielplatzes der Götter. Der Berg hatte viele Namen, aber sie alle verdeutlichten, dass dies ein Ort ihrer Götter war, den sie nicht betreten durften. Allein daran zu denken war verboten.

    Wenngleich Finla ihre Arbeit fortsetzte, warf sie immer wieder einen neugierigen Blick zu dem Berg hinauf.

    ***

    Nach getaner Arbeit freute sich Kratz auf das warme Feuer und sein bequemes Lager. So weit war es gekommen, dass er sich nach denselben Bequemlichkeiten eines alten Mütterchens sehnte. An der Seite seines Freundbruders und Finla gingen sie zu ihrem Stamm zurück.

    Mit dem heutigen Tag hatten sie die Feldarbeit beendet. Ab morgen würden sie die Jagd wieder aufnehmen können. Kratz und Knat wetteiferten gerade darüber, wer wohl das größere Tier erlegen würde, als ihr kleines Dorf in Sicht kam. An den äußern Hütten hatten sich viele Menschen versammelt. Wenn Kratz hätte zählen können, so hätte er gewusst, dass es alle einundzwanzig Männer seines Stammes waren, die von dreißig fremdartigen Jägern bedrängt wurden. Dass diese Situation eine bedrohliche war, verstand er jedoch sofort. »Komm schnell«, trieb er seinen Freundbruder an.

    Gemeinsam liefen sie zu dem Tumult. Als sie näher kamen, erkannten sie, wie muskulös die fremden Männer waren. Auch wenn sie ihre Leiber großteils in Felle hüllten, so konnte Kratz dies deutlich erkennen. Des Weiteren waren die Fremden auch noch mindestens einen Kopf größer, als der größte Mann ihres Stammes, ihr Schamane. Kratz erkannte, dass jeder der Fremden mindestens einen Faustkeil in Händen hielte, dies ließ sie noch bedrohlicher wirken. Ihrem furchteinflößenden Erscheinungsbild zum Trotz stritt Huk, der Schamane, heftig mit den Neuankömmlingen.

    »Wir werden diesen Ort nicht verlassen!«, hörte Kratz den heiligen Mann bestimmt sagen.

    »Lurug sagt: doch ihr werdet«, erwiderte der Anführer der Fremden.

    »Die Götter haben uns diesen Platz zugewiesen«, versuchte Huk sich Autorität zu verschaffen.

    »Götter?«, der Fremde grinste und seine Kumpanen lachten. »Götter sagen, dass wir können kommen und uns nehmen, was wir wollen. Und wir wollen eure Hütten«, er wies auf die stabilen Konstruktionen, in denen Kratz‘ Stamm schon seit Generationen wohnte. Einfache Gestelle aus Holz und Tierhaut, die aber ihren Zweck erfüllten.

    »Ich bin das Sprachrohr der Götter und sie werden jeden strafen, der gegen ihren Willen verstößt!«, wetterte Huk und hob drohend die Faust.

    Dies brachte den Fremden erst recht zum Lachen. »Du das Sprachrohr der Götter?«

    Noch bevor jemand realisierte, was der Fremde tat, hob dieser seinen Faustkeil und zerschlug Huk damit den Schädel. Wie vom Schlag getroffen ging der Schamane nieder. Verstört blickten alle Männer von Kratz‘ Stamm auf den Toten. Sie warteten wohl auf eine Erwiderung der Götter, die diesen Frevel nicht ungesühnt lassen konnten, doch nichts geschah, selbst der Berg verhielt sich ruhig.

    »Wenn der Feuerbogen, drei Mal über den Himmel gelaufen ist, kommen wir wieder. Wer dann noch hier ist, der wird genau so hässlich aussehen wie dieser Vogel«, drohte der Fremde. »Wir haben noch mal so viele Krieger, die alle hier wohnen wollen.«

    Keiner der Männer des bedrohten Stammes wagte es, etwas zu erwidern. Sie trugen keine Waffen, mit denen sie sich gegen die Fremden hätten wehren können. Offenbar hatten sie sich bei der Unterredung ganz auf den Beistand ihrer Götter verlassen. Erschwerend kam hinzu, dass sich ihre Feinde in der Überzahl befanden. Jeder der Anwesenden spürte, dass sie diese Auseinandersetzung verlieren würden.

    Der Anführer der Fremden schmunzelte über diese Feigheit. Wandte sich mit seinen Kriegern ab und schritt in Richtung Wald davon.

    Als Kratz bei ihrem toten Schamanen angelangte regten sich seine Brüder noch immer nicht. Huks Glieder waren verdreht, kein Lebender vermochte so am Boden zu liegen. Sein Kopf war nur noch ein unförmiger Klumpen, die Federn, welche er sich in sein langes Haar geflochten hatte, glänzten nass vom Blut.

    »Warum haben die Götter nicht gehandelt?«, fragte Krantch. Er war einer der Ältesten ihres Stammes und nach Huk ihr zweites Oberhaupt.

    »Die Götter sind nur mit den Mutigen«, mischte sich Burch ein.

    »Willst du sagen Huk war feige?«, entrüstete sich Trak. Die beiden waren dafür bekannt, dass sie immer miteinander stritten.

    »Männer, so kommen wir nicht weiter«, fiel Finla in die Unterhaltung ein.

    Alle Augen richteten sich auf sie. Eine Frau hatte nicht das Recht an einer Auseinandersetzung von Männern teilzunehmen. Das Finla sich nun in den Disput einmischte, konnte nur ein Zeichen dafür sein, dass sie verloren waren.

    »Geh Weib!«, verwies sie Krantch des Platzes.

    »Aber es ist wichtig, ohne Huk haben wir keine Verbindung zu den Göttern, wir ...«, empörte sie sich.

    Ein Schlag von Krantch in ihr Gesicht beendete die Aufmüpfigkeit. Eine Frau hatte sich gänzlich den Männern unterzuordnen, eine die es nicht tat, verdiente diese Behandlung.

    Mit blutender Nase zog sich Finla zurück.

    »Was tun wir jetzt, ohne Schamane?«, wollte Knat wissen. Eine berechtigte Frage. Ohne diesen heiligen Mann wussten sie nicht, wann sie zu säen hatten, wann sie ernten mussten und was noch viel schlimmer war, keiner übersetzen ihnen die Worte der Götter. »Er hat noch keinen Nachfolger«, legte Knat die Misere vollends da.

    Huk hatte sich, was die Geheimnisse des Schamanismus anging, immer recht bedeckt gehalten. Keiner war ihm gut genug, um in seine Fußstapfen zu treten. Bisher hatten alle dies unhinterfragt akzeptiert, ein stilschweigendes Einverständnis in das Handeln ihres Schamanen, mit weitreichenden Folgen.

    »Die Ältesten werden beratschlagen, was zu tun ist«, erklärte Krantch und humpelte davon. Er war einst von einem Schnauber auf die Hörner genommen worden und hatte darauf lange verletzt daniedergelegen. Keiner hatte damals geglaubt, dass er jemals wieder laufen können würde. Aber die Götter hatten sich erbarmt und ihm einen schlurfenden Gang geschenkt, der von seinem steifen Bein herrührte. »Ihr kümmert euch um Huk!«, verlangte Krantch von dem Umstehenden.

    Die Männer in der Runde sahen sich fragend an. Der Einzige, der um die Totenrituale wusste, lag tot vor ihnen auf dem Boden.

    ***

    Auf der Versammlung der Ältesten ging es hoch her. Einige meinten, es sei Geboten hier zu bleiben und zu kämpfen. Andere wollten die Flucht ergreifen, ließen aber nicht zu, dass man sie feige nannte. Wenige empfahlen, man solle die Götter um Hilfe anrufen. Das hielten wiederum die Meisten der Ältesten für keine gute Idee, denn man fürchtete den göttlichen Zorn, wenn man bei der Beschwörung etwas falsch machte.

    Kratz durfte, wie die anderen Männer des Stammes, nur zuhören. Anfangs hatte er noch gespannt der hitzigen Diskussion gelauscht, doch nun langweilte ihn diese zusehends.

    »Das führt doch zu nichts«, brachte es Knat auf den Punkt.

    Kratz gähnte zustimmend und verlor sich in der Umgebung. Den Worten der Ältesten hörte er schon lange nicht mehr zu. Da fiel ihm auf, dass aus dem Abzug des Schamanenzeltes Rauch aufstieg. Sie hatten den Toten vorübergehend darin zu Ruhe gebettet, dabei war jedoch keiner auf die Idee gekommen, ein Feuer zu entfachen. Ohne Aufsehen zu erregen, stand er auf und schritt zu dem Zelt hinüber. Er wollte sichergehen, dass dort keine unbeaufsichtigten Flammen loderten.

    Knat folgte ihm neugierig.

    Als Kratz den Eingang der Lederhütte aufzog, kam ihnen eine Woge schwarzer Dunst entgegen. Vergeblich versuchte er, sich davor abzuschirmen. Etwas Süßliches lag in dem Qualm und Kratz wurde davon ganz schwindelig. Unbeholfen taumelte er vom Eingang der Hütte zurück. In dem Dunst sah er die schemenhafte Gestalt eines üppigen Weibes. Sie sah aus wie einem seiner feuchten Träume entsprungen. Allerdings kam die Frau wie ein böser Geist durch den schwarzen Nebel auf ihn zu. Die Arme nach seiner Kehle ausgestreckt, bereit ihn für alle seine schmutzigen Fantasien zu strafen. Gegen den Schrei, der sich aus seiner Kehle löste, konnte Kratz nichts unternehmen. Er wurde von dem Weib am Hals gepackt und über den Platz geschoben. Das mittlerweile alle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtete war, bemerkte der Steinzeitmensch nicht. Er blickte entsetzt in die unheimlichen Augen der Frau, die keine Pupillen zu haben schien. Aus ihrer Nase stob dunkler Dunst, wie bei einer Bestie im Winter, dabei aber Schwarz und giftig.

    Die Stimme des alptraumhaften Wesens klang, als würde sie durch eine finstere Höhle zu ihm dringen. »Ihr müsst die Bindung zu euren Göttern erneuern. Sonst werdet ihr untergehen!«

    »W... wie...?«, stammelte Kratz, vom Entsetzen ergriffen, strengte er nicht einmal den Versuch an, sich aus dem Griff der besessenen Frau zu befreien.

    »Du musst hinaufsteigen, zum Spielplatz der Götter!«

    »Wie... wieso ich?«, wollte Kratz erschrocken wissen. Doch da lockerte sich der Griff der Frau und sie stürzte zu Boden.

    Kratz brachen die zitternden Knie endgültig ein und er sackte ebenfalls zusammen. Der mächtige Jäger gab ein erbärmliches Bild ab.

    »Was ist hier geschehen?«, verlangte einer der Ältesten zu wissen.

    »Das ist Finla«, stellte Knat fest.

    »Das sehe ich auch. Aber was hat das Weib im Zelt des Schamanen gemacht?« Krantch schien entrüstet zu sein.

    »Sie war das Weib, das Huk erwählt hat, vielleicht wollte sie sich verabschieden«, überlegte Burch.

    »Verabschieden, Weiber wissen doch gar nicht, wie das geht«, widersprach Trak aus Prinzip.

    »Es war der Geist von Huk. Er wollte, dass ich zu den Göttern emporsteige«, meldete sich Kratz zu Wort, der vom Boden zu den Umstehenden aufsah. Dabei hatte er jedoch große Schwierigkeiten die Stimmen den Gesichtern zuzuordnen. Die versammelten Männer schienen, um ihn herum zu tanzen, während ihr gesprochenes Wort an Ort und Stelle verharrte.

    »Bist du sicher?«, fragte Knat, er vertraute seinem Freundbruder blind, dennoch musste er nachfragen, dazu riet ihm seine allgegenwärtige Vorsicht.

    »Was dass alles zu bedeuten hat, muss der Ältestenrat entscheiden«, widersprach Trak.

    »Kratz war aber viel dichter dran als wir alle«, mischte sich Burch ein.

    »Wir haben um göttliche Hilfe gebeten, jetzt wissen wir zumindest was wir tun müssen«, meinte einer der Ältesten, er klang erleichtert. So als wären ihre nichtsnutzigen Dialoge, in der Ratssitzung, nur deshalb zu Stande gekommen, weil sie ohne den Schamanen nicht wussten, wie sie weiter verfahren sollten.

    »Dann ist es beschlossen, Kratz wird morgen, wenn das Feuerrad seinen Lauf antritt zum Spielplatz der Götter aufbrechen und ihre Hilfe erbitten«, beschloss Krantch in Vertretung aller Ältesten.

    »Gut«, willigte Kratz ein, ohne genau erfassen zu können, was gerade, im wahrsten Sinne des Wortes, über seinen Kopf hinweg beschlossen worden war.

    ***

    »Sie hat sich doch nur berauscht, an dem Kraut, das Huk immer vor seinen Götterkontakten zu sich nimmt«, erfasste Knat die Situation. Wie Kratz war er von mittelgroßem Wuchs, hatte von der Jagd gestärkte Muskeln, trug meist nicht mehr als einen Lendenschurz und hatte zotteliges, langes, dunkles Haar, welches übergangslos in seinen dunklen Bart mündete. Er und Kratz glichen sich wie ein Ei dem anderen.

    »Aber wie kam sie dazu?«, erkundigte sich Kratz, dem immer noch leicht schwindelig war. Die laue Nachtluft hatte seinen Verstand zumindest etwas geklärt.

    »Sie meinte, es sei ein Unfall gewesen«, Knat klang skeptisch.

    »Natürlich, es ist ein Unfall, Feuer zu entfachen und diese Kräuter zu verbrenne«, Kratz‘ Worte trieften vor Ironie.

    Die beiden schritten in der Dämmerung um das Lager herum. Zum einen wollten sie zu Ruhe kommen, zum anderen war es angezeigt, Wachposten zu beziehen. Wer wusste, ob der fremde Stamm nicht doch früher zurückkam, als ihr Anführer behauptet hatte.

    »Das sage ich doch. Aber was soll sie dazu getrieben haben?«, wollte Knat wissen.

    »Weiber, die verstehe einer«, brachte Kratz als erster Mann ein Problem zum Ausdruck, welches sich durch unsere ganze Geschichte erstrecken sollte.

    Die beiden schritten eine Weile stumm nebeneinander her, bis Kratz unvermittelt anhielt. »Ich werde morgen auf den verbotenen Berg steigen!« Es traf ihn wie ein Schlag.

    »Du klingst, als würde dich das überraschen«, erwiderte Knat, ihm war der Ernst der Lage wohl schon lange bewusst. Noch keiner war von einer Reise zu den Göttern jemals zurückgekehrt.

    »Nur weil

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1