Ollys Einwurf: In 71 Kolumnen durch das Ehrenfeld. Streifzug durch einen Bochumer Stadtteil, den es gar nicht gibt.
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Die Umbenennung in „Ehrenfeld“ vereinbahrten im März 1874 kurzerhand die Anwohner, als Erinnerung an den siegreichen deutsch-französischen Krieg. Eine bis heute einprägsame Bezeichnung, die zwar niemals den Rang eines Stadtteils erhielt, aber dank Clemens Erlemann, dem „Architekten“ des Ehrenfeld, seit Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem beliebten Wohngebiet wurde.
Übrigens wohnt man nicht IN Ehrenfeld, sondern IM Ehrenfeld.
Dirk Oltersdorf
Dirk „Olly“ Oltersdorf ist ein Ur-Ehrenfelder. Langjährig und sehr glücklich verheiratet mit der „Einzigen“, bekennender Rotwein-, Whisky- und Ruhrgebietsfan lebt seit seiner Fertigstellung sehr gern in Bochum. Als gelernter Schriftsetzer arbeitete er später fest und frei als Werbetexter, Autor, Gag- und Ghostwriter. Neben Lesungen eigener Texte ist er in Kombination mit dem Irish-Folk-Singer Rüdiger „Bolle“ Boldt, Blues-Maniac Ralf Weber und Macondo-Herausgeber Frank Schorneck ein Viertel des in Bochum und Umgebung weltberühmten Kult-Quartetts „Whiskylesung“. Unerklärlich bleibt ihm bis heute seine große Sympathie für den VfL Bochum. Mehr über den Autor findet sich unter www.dirkoltersdorf.com
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Book preview
Ollys Einwurf - Dirk Oltersdorf
Verrückt, vertrackt, verschmitzt, verschroben – aber immer versöhnlich.
Für die Einzige
(Mehr Glück kann Mann nicht haben)
„… wer wohnt schon in Düsseldoooooorf …"
(Herbert Grönemeyer)
Das Buch
Die Kolumne „Ollys Einwurf ist seit der ersten Ausgabe des Bochumer Stadtteilmagazins „Der Ehrenfelder
fester Bestandteil des Heftes. Monat für Monat entstand über sechs Jahre eine kleine Ehrenfelder Chronik mit kuriosen, schönen, skurrilen, mal sinnvollen oder auch sinnfreien Geschicht(ch)en rund um das kultige Wohnviertel und eine von vielen Lesern lieb gewonnene Rubrik. Den Namen Ehrenfeld sucht man in der Bochumer Verwaltungswelt allerdings vergebens. Dieser gemütliche Flecken, grob gelegen zwischen Bermuda-Dreieck, Universitätsstraße, Wiesental und Eickhoff, gehört vollständig zu Wiemelhausen.
Die Umbenennung in „Ehrenfeld vereinbarten im März 1874 kurzerhand die Anwohner, als Erinnerung an den siegreichen deutsch-französischen Krieg. Eine bis heute einprägsame Bezeichnung, die zwar niemals den Rang eines Stadtteils erhielt, aber dank Clemens Erlemann, dem „Architekten
des Ehrenfeld, seit Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem beliebten Wohngebiet wurde.
Übrigens wohnt man nicht IN Ehrenfeld, sondern IM Ehrenfeld.
Viel mehr Ehrenfeld-Informationen hier: www.historisches-ehrenfeld.de
Der Kolumnist
Dirk „Olly Oltersdorf ist ein Ur-Ehrenfelder. Langjährig und sehr glücklich verheiratet mit der „Einzigen
, bekennender Rotwein-, Whisky- und Ruhrgebietsfan lebt seit seiner Fertigstellung sehr gern in Bochum.
Als gelernter Schriftsetzer arbeitete er später fest und frei als Werbetexter, Autor, Gag- und Ghostwriter. Neben Lesungen eigener Texte ist er in Kombination mit dem Irish-Folk-Singer Rüdiger „Bolle Boldt, Blues-Maniac Ralf Weber und Macondo-Herausgeber Frank Schorneck ein Viertel des in Bochum weltberühmten Kult-Quartetts „Whiskylesung
.
Mehr über ihn unter www.dirkoltersdorf.com
Inhaltsverzeichnis
Ein Rückblick
Warten gehört zu unserem Leben
Holterdipolter
Wissenslücken
Verbindungsprobleme
Alle Jahre wieder
Ehrenfelder Nächte sind lang
Tief im Westen
Exzenter-Exzentrik
Non scholae, sed vitae discimus
99 Luftballons
FIFA: Feine Internationale Fußball Abzocke
Ein ganzes Jahr Geschichten von daheim
Spanische Schnupfenfarm: Hatschienda
Ehrenfelder Kochstudios
Schilda, Ortsteil Ehrenfeld
Sackerl für’s Kackerl
Straßenbau, (k)ein Kinderspiel
Lizenz zum Gelddrucken
Es grünt so grün
Über sieben Brücken musst Du geh’n
Steht der Großglockner jetzt im Ehrenfeld?
Wir werden wieder Weltmeisterin
Niemals geht man so ganz
Oskar-Hoffmann-Straße reloaded
So klein, so süß und so beliebt
Entzugsstrapazen
Die Welt ist komisch, aber nicht lustig
Eiskalt erwischt
Inselkoller
Ist das Kunst oder kann das weg?
Zugeschaut, mitgebaut
Dunkler Fleck auf grüner Lunge
Nix für ungut
Skurrile Ausgrabungen und schräge Geografie
Beam' uns hier raus, Scotty!
Wo sind eigentlich die Postkarten hin?
Bochumer Endzeit-Blues
Raucherland bald abgebrannt
Kulinarische Horizonte
Die deutschen Adler sind müde
Kauderwelsch und Dummtipp
Ich mich bewerben? Ich muss gefunden werden!
Das Runde gibt’s auch in eckig und oval
8chtung, 2felhafte Erscheinung
Farbenfrohe Monotonie
Wann wird’s endlich wieder wie es nie war
Transparent ist an Bochums Baustellen nur das Glas
Nikolaus, ich halt’s nicht aus
Jubeln, bis weit über die Schmerzgrenze
Herzlichen Glückwunsch, liebe „3Sätzler"
Als wie wennze sachs den VfL gibbet ni mer
Neuer Deckel, lecker Fleisch und Amtsschikane
Falscher Hase in der Wahlkampfgeisterbahn
Farbenfrohes Bochum, Wurst & WM
Der Mai ist vorüber, die Bäume schlagen aus
VfL Bochum schafft das Double
Kindheit, Redaktionsschluss und Oppa-Humor
Es gibt Tage…
Tolle Aussichten
Genau so war es, ich schwöre!
Due Funghi, per favore – zwei Pils, bitte
Dann doch lieber Regen und den VfL
Denkmalschutz
Wo bitte geht’s zum Ehrenfeld
Rollendes und Kühlendes
Lesen gefährdet die Dummheit
Bestattungsmarathon
Zur Bürgermeisterwahl – jeder bitte nur ein Kreuz
Knappschaftsmaiabendfestbaumblues
Vom Feeling her habe ich ein gutes Gefühl
Es kann unmöglich so schwer sein
Och, schon aus
Die Whiskyleser
Ein Rückblick.
Aufgrund einer schwerwiegenden Karma-Verwechslung erblickte ich das elektrische Licht der Welt nicht in finanziell üppig gepolsterter Umgebung, sondern befand mich, sobald die verklebten Äuglein es zuließen, in einer rustikalen, aber durchaus heimelig zu nennenden Hein de Groot-Atmospähre der 1960-er-Jahre.
Die bis heute nicht dem Umbenennungswahn zum Opfer gefallene Gabelsbergerstraße war für die ersten zwölf Lebensjahre mein Mikrokosmos. Hier pulsierte, nicht nur auf wohnlich engstem Raum, das Leben. Schräg gegenüber – in der Beletage – der Friseursalon Venues, ums rechte Eck der winzige Tabakladen Nate, dessen Größe nach Schließung soeben zum Umbau in eine winzige Garage reichte.
Links herum der kleine Lebensmittelladen von Herrn Schwengel – ja, so hieß er wirklich. Lange bevor das Wort Marketing, geschweige der Fachbegriff „Quengelregal" erfunden wurden, hatte der stets in einem blütenweißen Nyltestkittel steckende Inhaber erkannt, dass die Positionierung von Süßigkeiten im winzigen Gang vor der einzigen Kasse bei den unzähligen Kindern der Gegend erhebliche Begehrlichkeiten weckt, denen sie beim Einkauf mit ihren Müttern lautstark Ausdruck verliehen.
Begrenzt wurde unsere Straße am oberen Ende vom Graf-Engelbert-Gymnasium und unten vom Dr. C. Otto-Unternehmenssitz, einem für uns damals unfassbar hohen Gebäude; so mussten Wolkenkratzer aussehen. Heute befindet sich dort die GLS-Bank. Nicht zu vergessen die legendäre „Kellerbude auf der Saladin-Schmitt-Straße, die es leicht verändert noch heute gibt und den längst verschwundenen Bäckerladen Schütter auf der Königsallee, dem ich meine Gottseidank überstandene Baiser-Abhängigkeit verdanke. Dieses auch „Spanischer Wind
oder „Meringue" genannte weiße Schaumgebäck aus gezuckertem Eischnee oder Aquafaba hat bis heute erheblichen Anteil an meinem Gewicht.
Viel Vergnügen und beste Grüße.
Der Ehrenfelder, Ausgabe September 2009
Warten gehört zu unserem Leben.
An der Supermarktkasse oder der Haltestelle, auf die große Liebe, die richtigen Lottozahlen oder auf Godot. Aber muss diese sowieso schon nervige Warterei noch durch eine Zusatzampel an der Kreuzung Hattinger und Yorckstraße unnütz verlängert werden? Ob zu Fuß oder mit dem Auto, sie erwischt mich jedes Mal. Gefühlte 14 Tage stehe ich dann dort herum und sehe einem orangen Blinklicht bei der Arbeit zu. Manchmal leistet ihm ein beleuchtetes Warndreieck mit dem Schriftzug „Feuerwehr!" Gesellschaft. Bei der Premiere war