Das Leben in der freien Welt: Roman
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Dietmar Dressel
Viele meiner Freunde und Leser fragen mich, wie Sie es schaffen, in so kurzer Zeit so viele Bücher zu schreiben. Um ehrlich zu sein, kann ich diese scheinbar einfache Frage nicht einmal selbst beantworten. Ich glaube, es ist meine innere Stimme, die die ganze Zeit mit mir streiten will. Und so fließen die Gedanken wie von Zauberhand fast wie von selbst in die Tastatur meines Computers.
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Book preview
Das Leben in der freien Welt - Dietmar Dressel
Vorwort zum Roman
Dieser Roman – „Das Leben in der freien Welt, ist der 3. Teil zu den Romanen – 1. Teil „Ein riskanter Aufbruch
und dem 2.Teil „Eine Sprengmine zwischen Aufbruch und Freiheit".
Einiges von der unrühmlichen Atmosphäre aus dem politischen und gesellschaftlichen Alltagsleben in der DDR ging verloren, oder wurde verdrängt. Wo keine aussagekräftigen Aufzeichnungen und Berichte existierten, oder die Sachlage unklar war, habe ich meine Phantasie beflügelt.
Von J. Rousseau stammt der Satz - „Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern dass er nicht muß, was er nicht will."
Was bewegte die politische Führungsclique mit ihren uniformierten und nichtuniformierten Erfüllungsgehilfen sich derartig menschenverachtend gegenüber Bürgern ihres Landes zu verhalten, die sich nicht in den angeordneten, sozialistischen Alltagstrott einfügen wollten? Meinten sie zu glauben, sie seien die Enkelkinder der Machtbesessenen aus der Zeit der Inquisition? Jagden sie paranoide Geister, oder waren sie nur krankhaft gierig nach Macht und dem Geld?
Die Erzählungen in diesem Roman lassen die Opfer dieses schändlichen Verhaltens des DDR Regimes zu Worte kommen und wie sie ihren Weg, nach den schrecklichen Erlebnissen in den Zuchthäusern der DDR und nach der Übersiedlung in die BDR, in die eigenen Hände nahmen.
Inhalt
Ein anderes Leben
Die geheimnisvollen Wege eines Briefes
Ein heimlicher Besuch in Prag
Ein Wiedersehen mit Katrin
Drittes Kapitel
Das Leben in der freien Welt
Ein anderes Leben
Mitten in dem furchtbaren Reich der Kräfte und mitten in dem heiligen Reich der Gesetze baut der ästhetische Bildungstrieb unvermerkt an einem dritten, fröhlichen Reich des Spiels und des Scheins, worin er dem Menschen die Fesseln aller Verhältnisse abnimmt und ihn von allem, was Zwang heißt, sowohl im Physischen als im Moralischen entbindet.
Wenn in dem dynamischen Staat der Rechte der Mensch dem Menschen als Kraft begegnet und sein Wirken beschränkt - wenn er sich ihm in dem ethischen Staat der Pflichten mit der Majestät des Gesetzes entgegenstellt und sein Wollen fesselt, so darf er ihm im Kreise des schönen Umgangs, in dem ästhetischen Staat nur als Gestalt erscheinen, nur als Objekt des freien Spiels gegenüberstehen. Freiheit zu geben durch Freiheit ist das Grundgesetz dieses Reichs.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Bei meinem früheren beruflichen Herumwerkeln ist mir das gar nicht so aufgefallen. Muß sich Andreas einräumen. Was nicht heißen soll, dass ich das alles mit stiller Freude genieße. Vermutlich gewöhnt man sich an die angenehmen Einflüsse für das tägliche Leben schneller und nimmt sie nach kurzer Zeit für selbstverständlich hin.
„Es stimmt schon was du sagst, Gundula, wir leben hier in einer völlig anderen Welt. Und zum krassen Unterschied dazu fallen mir zwei gewichtige Sprüche eines dieser DDR Schergen aus dem so genannten „Politbüro der DDR" ein -
„Klar muß aber auch sein, allein immer nur behutsam, behutsam und noch mal behutsam, aus Angst und Furcht, die Betreffenden könnten sich etwas antun, dass nur nichts passiert – damit muß endgültig Schluss gemacht werden. Und wenn sich ein Verbrecher, ein verkommenes Subjekt, ein Staats- und Klassenfeind unserer Republik deshalb etwas antun sollte, weil er merkt, dass wir ihn erkannt haben und mit aller Konsequenz gegen ihn vorgehen, dann ist das noch tausendmal besser, als wenn es ihm gelingt, seine verbrecherischen Absichten zu verwirklichen oder uns weiter anderen Schaden zuzufügen.
Die sozialistische Gesetzlichkeit strikt durchzusetzen, alle Möglichkeiten voll auszuschöpfen, das gilt erst recht in Bezug auf Feinde, die auch weiterhin wie Feinde behandelt werden."
Und noch so einen Spruch, passend für das, was wir bei unserer Flucht aus der DDR erleben mussten –
„Ich will euch überhaupt mal etwas sagen Genossen, wenn man schon schießt, dann muss man dat so machen, dass nicht der Betreffende noch bei wegkommt, sondern dann muss er eben „dableiben bei uns. Ja so ist die Sache, wat is denn das, siebzig Schuss loszuballern und der rennt nach drüben und die machen ne Riesenkampagne.
(Erich Mielke, 1979)
Das ist eine Stimme, auch aus einer anderen Welt. Von einem der Männer, die sich nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, als so genannte Kommunisten, wie Phönix aus der Asche an die Macht des angeblichen Proletariats skrupellos und gemeinsam mit ihren Kumpanen an die Staatsmacht mobbten. Apropos Staatsmacht. Entschuldige bitte – zu dieser Staatsform muss ich noch ein paar passende Gedanken loswerden. „Ok, Andreas, wenn es sein muss. Aber verzettle dich nicht, mein „Ding
ist das nämlich nicht so. „Ok, Gundula, ich werde mich damit kurz fassen!
„Danke mein lieber Schatz!"
Was könnte man von dieser Behauptung – „unsere Republik - alles leicht ableiten? Diese Machtform „sozialistische Republik
ist ohne seinen grausamen und brutalen Erfüllungsgehilfen, also die Stasi mit ihrer unmenschlichen Gewaltstruktur und Gewaltanwendung, ihrer blutbesudelten Zuchthausschergen und Grenzpolizisten - um nur wenige davon zu nennen - nicht existenzfähig. Würde man diese „Erfüllungsgehilfen" entfernen, bräche das System zusammen wie ein Kartenhaus.
Um sich von solchen wahren und unangenehmen Tatsächlichkeiten dem äußerem Schein nach zu lösen, entwickelten die „Staatslenker" teilweise recht skurrile Besonderheiten von gesellschaftlichen Organisationsstrukturen, die den Eindruck erwecken sollten, dass die Macht, in diesem Fall die Staatsmacht, auch ohne Gewalt auskäme, so sie vom gemeinen Volk der DDR ausgehen würde.
Solche, so genannte „kommunistische Staatsgebilde, übertragen demnach die Staatsgewalt auf die angeblich zuständige Arbeiter- und Bauernklasse, und betten sie im gesellschaftlichen System der „Diktatur des Proletariats
ein. Soweit so gut.
Beurteilt man diese Begründung allerdings vom Standpunkt ihres staatlichen Charakters, und letztlich natürlich auch vom Standpunkt ihrer eigentlichen Aufgaben, die in der zeitlichen Folge des