Jede Zeit braucht ihren Raum: Kompositionen in Lyrik und Prosa
By Rosel Ebert
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Wandeln Sie mit ihr und der Malerin Karin Ortmann in diesem Büchlein durch Raum und Zeit. Nehmen auch Sie beim Lesen mit ernstem oder heiterem Blick die kleinen und großen Dinge in sich auf, die Mensch und Natur prägen.
Jede Zeit braucht ihren Raum – jeder Raum braucht seine Zeit – wie wahr!
Rosel Ebert
Rosel Ebert, Jahrgang 1943, geb. in Leipzig Bis 1992 lag der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit auf dem Gebiet der Gesundheitspolitik. Den anschließenden beruflichen Einsatz im Bereich der sozialen und Frauenarbeit verband Rosel Ebert mit einem Fernstudium, das sie mit einem Diplom in praktischer Psychologie abschloss. Nach Beendigung der Erwerbsarbeit absolvierte sie eine Weiterbildung zur Gruppenleiterin für Biografisches Schreiben in psychosozialen Berufen. Seit 8 Jahren ist sie aktives Mitglied im Verein der Poeten vom Müggelsee Die Vereinsarbeit regt sie nach wie vor zum Schreiben zahlreicher Gedichte und Prosatexte unterschiedlicher Richtungen an. Rosel Ebert beschäftigt sich ebenso mit dem Studium und der Illustrierung zwischenmenschlicher Beziehungen wie mit intensiven biografischen Forschungsarbeiten. Das vorliegende Buch zu einem frauen- und bildungspolitischen Thema reiht sich hier lückenlos ein.
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Book preview
Jede Zeit braucht ihren Raum - Rosel Ebert
Inhalt
Zum Geleit
Winterliche Impressionen
Frühlingshafte Harmonien
Sommerliche Sinfonien
Herbstliche Fantasien
Weihnachtliche Weisen
Wir über uns
Tausendfache Sternschnuppenwünsche warten auf ihre Erfüllung…
Zum Geleit
RAUM UND ZEIT
Jede Zeit braucht ihren Raum.
Sieh, des Lebens bunte Wiese –
wie ein Bäumchen wird zum Baum,
aus dem Körnchen wächst ein Riese.
Jeder Raum braucht seine Zeit.
Sieh, des Daseins steten Wandel –
heute noch im Blütenkleid,
morgen schon im Blättermantel.
ZUR JAHRESWENDE
In alten Zeiten,
als das Wünschen noch geholfen hat –
waren die Menschen glücklich.
Sie konnten die Angst vertreiben
und den Zweifel besiegen.
In alten Zeiten,
als das Wünschen noch geholfen hat –
waren die Menschen allmächtig.
Sie konnten das Elend verdrängen
und die Krankheit bezwingen.
In alten Zeiten,
als das Wünschen noch geholfen hat –
lag ein Zauber über der Erde.
Er konnte die Schatten erhellen
und die Herzen erfreuen.
Zur Jahreswende,
wenn das Wünschen wieder helfen kann –
holen wir all das zurück:
Wir werden die Angst vertreiben,
den Zweifel besiegen,
das Elend verdrängen,
die Krankheit bezwingen.
Der Zauber kehrt auf die Erde heim
und die Freude in unsere Herzen...
Winterliche Impressionen
EISMOND
Der Winter ist vom Schlaf erwacht
und springt voll Ehrgeiz aus dem Bett.
Väterchen Frost, im Frack aus Eis,
tanzt mit Frau Holle Menuett.
Der Gehweg wird zur Schlitterbahn;
Straßen und Gärten sind verschneit.
Der Arbeitsweg von Jung und Alt
gleicht einem Hürdenlauf nach Zeit.
Heizkosten klettern in die Höhe,
und Viren geh´n von Hand zu Hand.
So manches wohlbekannte Übel
setzt Neujahrswünsche in den Sand.
Doch dann, wenn Sonnenstrahlen winken
und Kinder einen Schneemann bau´n –
gefällt auch uns der kalte Winter,
und mancher wünscht, es möcht´ nie tau ´n.
So bleibt der Mensch – ob Spaß, ob Frust –
auch weiter im gewohnten Tritt.
Er weiß, der Januar ist nur
vom neuen Jahr der erste Schritt.
AUSBLICK
Strahlend gold´ne Morgensonne
weckt das neue Jahr.
Kitzelt, schmeichelt, lächelt lieblich
wie´s noch niemals war.
Klitzekleines Silbersternchen
schmilzt auf deiner Hand.
Funkelt, schillert, tröpfelt lautlos
auf das weiße Land.
Zauberhafte Märchenwelten
grüßen königlich.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter
warten auch auf dich...
WINTERKIND
geschrieben im Jahr 2003
Auf den ersten Blick wirkt das Mädchen – beinahe schon eine Frau – distanziert, fast unnahbar. Seit Jahren trägt sie mit Vorliebe schwarze Kleidung. Auch die ursprünglich blonden Haare hat sie – von einem kurzen Intermezzo abgesehen – diesem Farbton angepasst. Ein wenig gewinnt man den Eindruck, dass das Mädchen hinter dem Dunkel Schutz sucht und nicht wirklich wahrgenommen werden will.
Und doch zieht sie die Blicke auf sich: mit ihren feingeschnittenen Zügen, den tiefen braunen Augen, den kurzgeschnittenen dunklen Haaren und dem blassen Teint, der einen eindrucksvollen Kontrast bildet und sie mitunter etwas unwirklich erscheinen lässt.
Von allen vier Jahreszeiten liebt dieses Mädchen den Winter am meisten. Mit seiner Dunkelheit und Kälte zieht er es fast magisch an. Er gibt ihr Sicherheit und innere Wärme. Vielleicht, weil sie im Schein der Kerzen ein Stück Geborgenheit findet. Vielleicht, weil die Schneeflocken ihre Haut berühren, ohne weh zu tun. Vielleicht auch, weil sie ihren Körper schützend verhüllen kann. Oder vielleicht einfach nur, weil sie in einem Winter, den die Jäger als lang und hart vorausgesagt hatten, geboren wurde.
Ich fühle mich diesem Winterkind in seiner Einmaligkeit und Faszination verbunden. Das Gedicht, das ich für dieses Mädchen geschrieben habe, können nur wir beide richtig verstehen – sie und ich. Und es wird immer der Winter sein, der mir als Assoziation erscheint, wenn ich an sie denke.
VERSTECKSPIEL
Zerrissen
im Zwiespalt großer Gefühle.
Himmelhoch jauchzend,
zu Tode betrübt.
Wer bin ich?
Unscheinbar
im Lichte der