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DAS ASYL-DRAMA: Deutschlands Flüchtlinge und die gespaltene EU
DAS ASYL-DRAMA: Deutschlands Flüchtlinge und die gespaltene EU
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Ebook693 pages6 hours

DAS ASYL-DRAMA: Deutschlands Flüchtlinge und die gespaltene EU

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DIE GANZE WAHRHEIT ÜBER DIE FLÜCHTLINGSKRISE. EINE ERSCHÜTTERNDE BESTANDSAUFNAHME.

WAS GESCHIEHT GERADE IN DEUTSCHLAND? Betrachten wir die Chronik der Ereignisse rund um die Flüchtlingsfrage, sprechen die Fakten für sich: Unter unseren Augen findet ein Umbau der Gesellschaft statt, vorangetrieben durch das umstrittene Krisenmanagement der Regierung, mit Auswirkungen auf jeden einzelnen Bürger. Aber wie wird das neue Deutschland aussehen? Was wird auf uns zukommen? Wie werden wir in Zukunft leben? Und warum werden wir nicht gefragt, ob wir einen solchen Umbau überhaupt wollen?

DIESES BUCH GIBT ANTWORTEN auf diese Fragen, nichts wird aus politischen Gründen verschwiegen oder durch den Filter der Medien verfremdet. Es wirft Licht aufs Asylrecht, auf die wahren Fluchtursachen, es zeigt das hilflose Agieren der Europäischen Union und beleuchtet die tatsächlichen Kosten für die Flüchtlinge, ihre Bildungs- und Arbeitsqualifikationen. Ein besonderes Augenmerk gilt aktuell heiß diskutierten Themen wie der Asylkriminalität und Terrorangst.

GUIDO GRANDT, Autor, TV-Redakteur, Dozent und Fachzeitschriftenredakteur, schrieb zahlreiche Bücher und wirkte an mehr als 300 Filmbeiträgen mit. Sein Dokumentarfilm über die vergessenen KZs auf der Schwäbischen Alb brachte ihm viel Anerkennung. Er ist ein häufiger Gast in Talkshows.
LanguageDeutsch
PublisherVerlag STYX
Release dateJan 11, 2016
ISBN9783954472291
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    Book preview

    DAS ASYL-DRAMA - Guido Grandt

    Styx bringt es auf den Punkt

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    www.facebook.com/STYXVerlag

    Der Journalismus-Blog des Autors:

    www.guidograndt.wordpress.com

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    www.styx4you.com

    Eine Originalausgabe im STYX Verlag

    Postfach 11 53, D-63401 Hanau

    Kontakt: Info@styx4you.com

    ISBN 978-3-95447-228-4 (Print)

    ISBN 978-3-95447-229-1 (eBook)

    Alle Rechte der Verbreitung vorbehalten, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks.

    Inhalt

    Vorwort

    1Fluchtursachen & Migrationsgründe

    Vertreibung & Migration reicht bis in die Antike zurück • Sechzig Millionen Menschen auf der Flucht • Zukunftsaussichten – über eine Milliarde Flüchtlinge

    1.1. Kriege / Bürgerkriege / Terror

    Krieg gegen den Terror & Flucht: Irak • Krieg gegen den Terror & Flucht: Syrien • Krieg gegen den Terror & Flucht: Libyen • Krieg gegen den Terror & Flucht: Afghanistan • Völkerrechtswidrige »Regime-Changes« der USA? • Russland greift militärisch in Syrien ein • Die Lage eskaliert • Flucht & Profiteure • Die handlungsunwillige Arabische Liga • Die hilflose EU • Die Schuld des Westens • Ukraine – eine neue Fluchtkatastrophe droht

    1.2. Politische Verfolgung

    1.3. Ethnische & religiöse Verfolgung

    1.4. Armut & Hunger

    1.5. Naturkatastrophen & Umweltzerstörung

    2Migranten, Asylbewerber, Flüchtlinge

    2.1. Migranten

    2.2. Flüchtlinge

    2.3. Asylsuchende / Asylbewerber

    2.4. Illegale / irreguläre Migranten

    3Über »richtige« & »falsche« Flüchtlinge

    3.1. Kriegsflüchtlinge

    3.2. Wirtschaftsflüchtlinge

    Medien & Wirtschaftsflüchtlinge • Politik & Wirtschaftsflüchtlinge • Zu hohe Sozialleistungen für Asylbewerber? • Wie viele Wirtschaftsflüchtlinge kommen in die EU & nach Deutschland? • Wirtschaftsflüchtlinge sollen Kriegsflüchtlingen weichen • Schöpfen Wirtschaftsflüchtlinge tatsächlich Sozialleistungen ab?

    4Schlaglichter – »Asylrecht« in Deutschland & Österreich

    4.1. Asylrecht in Deutschland

    Sichere Herkunftsländer • Subsidiärer Schutz • Abläufe von Asylgesuchen • Abschiebungen • Asyl-Beschleunigungsgesetz

    Exkurs: So viele Flüchtlinge kommen nach Deutschland

    4.2. Asylrecht in Österreich

    Subsidiärer Schutz & Duldung • Abschiebungen • Verschärfung des Asylgesetzes

    5Flüchtlingsdrama & Profiteure – »Das miese Geschäft der Schlepper«

    Big Business • Schleuser-Netzwerke • Der Tod reist mit • Abschottung der Landwege • Flüchtlingsroute Mittelmeer • Mare Nostrum • Operation Triton & Poseidon • EU-Militärmission im Mittelmeer • Legale Einwanderungswege? • Flüchtlingsrouten Türkei & Griechenland • Die Balkanroute • Hat die EU versagt?

    Exkurs: Aylan – der tote Flüchtlingsjunge, der die Welt veränderte

    6Merkels umstrittenes Krisenmanagement

    Angela Merkels »Wir schaffen das!« • »Mama Merkel« • Die Flüchtlingsfrage & Deutschlands historische Schuld • Der Flüchtlingsstrom gerät außer Kontrolle • Der Unmut in den eigenen Reihen nimmt zu • »Das Brüllen des bayrischen Löwen« – CDU & CSU im Dauerstreit • Die öffentliche Meinung kippt

    Exkurs: Verfassungsrecht & Asylpolitik

    7»Hilflos, überfordert, populistisch« – EU-Politik & Flüchtlingsstreit

    Ungarns Zaun & die Lehren daraus • EU-Streit um Flüchtlingsquoten • Die gespaltene EU oder Orbán versus Merkel • Flüchtlingskrise & ein drohender Balkankrieg • Schlaglichter des Versagens europäischer Politik in der Flüchtlingsfrage

    Exkurs: Das Elend in den Flüchtlingslagern

    8Asylkriminalität & Terror

    8.1. Asylkriminalität

    Asylkriminalität – politisch & medial vertuscht • Zahlen zur Asylkriminalität • Dramatische Sicherheitslage in Deutschland – Innere Ordnung in Gefahr • Ethnisch-religiöser Bürgerkrieg in Deutschland? • Einreise Tausender illegaler Flüchtlinge • Falsche Identitäten • Falsche Pässe & Asylmissbrauch • Gewalt von Migranten in Flüchtlingsheimen • Beispiele von Gewalttaten durch Schutzsuchende in Flüchtlingsunterkünften • Gewalt von Flüchtlingen gegen christliche Schutzsuchende • Missbrauch & Gewalt von Flüchtlingen gegen Frauen & Kinder • Flüchtlingsgewalt gegen Sicherheitsleute, Helfer & Krankenhauspersonal • Rassismus & Diskriminierung von Farbigen • Flüchtlinge hetzen gegen Homosexuelle • Flüchtlingsunterkünfte: Gewalt, Medikamente & Alkohol • Steigende Gewaltkriminalität in Flüchtlingsheimen • Gewalt & Drogenhandel außerhalb der Flüchtlingsunterkünfte • Sexuelle Übergriffe von Flüchtlingen auf einheimische Frauen • Straffällige, minderjährige Flüchtlinge • Ausländerkriminalität in Deutschland

    8.2. Terror & Flüchtlinge

    Terroristen als Flüchtlinge getarnt? • Terror in Paris & Flüchtlingsdebatte • Geplante Terroranschläge in Deutschland? • Salafisten, Deserteure & Syrien-Rückkehrer

    9Gewalt & Fremdenhass gegen Flüchtlinge

    9.1. »Dunkeldeutschland«

    Aus Ressentiments werden Hass & Gewalt • Keine Toleranz von Fremdenfeindlichkeit • Dunkeldeutschland • Das Attentat auf Henriette Reker • Unbescholtene, friedfertige Bürger, die zu Menschenfeinden & Rassisten werden

    Exkurs: Tugend-Republik, Meinungsdiktatur, Pegida & politische Stammtischparolen

    Politische Zensur? • Meinungsdiktatur, Tugend-Republik & schweigende Untertanen • Politische Stammtischparolen & Muslimenhetze • Ausländer gegen Ausländer & Flüchtlinge gegen Flüchtlinge

    9.2. Die »Kultivierung des Fremdenhasses« in Österreich

    Exkurs: Rechtsruck in Europa & die Flüchtlingskrise

    10 Das »Neue Deutschland« & der gesellschaftliche Umbau

    Die Veränderung der Statik • Das Demografie-Märchen • Die Politik entscheidet ohne das Volk über ein Neues Deutschland • Ein neuer Gesellschaftsvertrag & der soziale Umbau Deutschlands • Die deutsche Leitkultur • Gehört der Islam zu Deutschland? • Kampf der Kulturen – auch in Deutschland? • Gleichberechtigung, Frauenbild & Kindererziehung • Flüchtlinge – jung, männlich & muslimisch • Traumatisiert durch Flucht & Krieg • Jung, kriminell, schwer zu sozialisieren? • Integration • Auslandsgemeinden • Integrationsprobleme • Belastungsgrenzen & Integration • Wehe, wenn die Integration scheitert • Parallelgesellschaften • Wolfgang Schäuble: »Ernst zu nehmendes islamistisches Radikalisierungspotenzial« • Politische Auseinandersetzungen • Das Neue Deutschland • Umwertung der Werte • Kulturwandel & Kulturübernahme? • Über die innere Zerstörung eines Staates • Aufgabe der nationalen Identität & Souveränität • Erfolgsmodell Multikulti? • Über den »wirtschaftlichen Nutzen« von Flüchtlingen

    Exkurs: Flüchtlingsmusterland Schweden & die gescheiterte Integration

    11 »Verteilungskämpfe« um Bildung, Arbeit & Wohnraum

    Exkurs: Der »Heilsbringer«

    11.1. Verteilungskämpfe um Bildung

    Der wahre Bildungsgrad der Asylbewerber • Schlechte Integration von Ausländern ins deutsche Bildungssystem

    11.2. Verteilungskämpfe um Arbeit

    Zugangsmöglichkeiten für Asylbewerber zum deutschen & österreichischen Arbeitsmarkt • Die große Euphorie: Die Fachkräfte kommen! • Die Mär vom syrischen Arzt • Arbeitslos nach Asylanerkennung • Die EU-Kommission verkauft die Öffentlichkeit für dumm

    11.3. Verteilungskämpfe um Wohnraum

    Flüchtlinge protestieren wegen ihrer Unterbringung • Jährlich Hunderttausende neue Wohnungen für Flüchtlinge • Konkurrenzkampf um Wohnungen • Flüchtlinge in die eigene Wohnung aufnehmen • Der Staat macht ernst: Beschlagnahmungen von Immobilien • Einheimische Mieter raus, Flüchtlinge rein • Die Unverletzlichkeit der Wohnung wird ausgehebelt • Über den Wertverlust von Immobilie durch Flüchtlingsunterkünfte • Die Zahl einheimischer Obdachloser nimmt zu

    12 Flüchtlingskosten

    Flüchtlingskosten in zweistelliger Milliardenhöhe • Kommunalkosten, Vollverpflegung & Taschengeld • Hartz IV • Wohnungskosten • Gesundheitskosten • Bildungskosten • Rückkehrprämien • Sonstige Kosten

    Exkurs: So soll der deutsche Steuerzahler für die Flüchtlingskosten zur Kasse gebeten werden

    Neue Staatsschulden • Steuererhöhungen • Abschaffung des Mindestlohns • Die Anhebung des Rentenalters • Flüchtlings- oder Integrationssoli

    13 Lösungen für die Flüchtlingskrise

    Bekämpfung der Fluchtursachen • Unterstützung der syrischen Exilwirtschaft • Geberländer & Wiederaufbau • Auffanglager für Flüchtlinge • Der »Türkei-Deal« • Der EU-Flüchtlingsplan für Afrika • UNHCR-Resettlement-Programm • Innereuropäische Umsiedlungsprogramme • Vermittlung des deutschen Leitbildes & Integrationsgesetz • Geregelte Zuwanderung & Einwanderungsgesetz

    14 Deutschland hilft!

    Nachwort

    Quellenverzeichnis

    Über den Autor

    Alle Aussagen in diesem Buch entsprechen der freien Meinung des Autors und sind allein seine Ansichten. Seine Werturteile stellen daher eine bloße Meinungsäußerung dar. Fremdbehauptungen werden durch Quellen belegt.

    Für die sachliche Richtigkeit der Aussagen wird keine Verantwortung übernommen, auch nicht dafür, ob und wie sie gegebenenfalls durch Dritte angewendet werden. Alle Quellen wurden nach bestem Wissen und Gewissen ausgewählt und zitiert.

    Guido Grandt

    Vorwort

    »Wenn mehrere Wahrheiten einleuchtend sind und sich unbedingt widersprechen, bleibt dir nichts anderes übrig, als deine Sprache zu wechseln.«

    Antoine de Saint-Exupéry (französischer Schriftsteller)

    » Wahr ist an einer Geschichte immer nur das, was der Zuhörer glaubt.«

    Hermann Hesse (deutscher Schriftsteller, Dichter & Maler)

    Ein Junge. Drei Jahre alt. Bekleidet mit rotem T-Shirt, blauer Hose und schwarzen Schühchen. Den Kopf zur sanften Brandung gedreht, liegt er ganz gerade auf dem nassen Sand. Wie ein Schlafender. Aber er schläft nicht. Er ist tot. Angeschwemmt wie menschliches Treibgut am Strand in der Nähe des türkischen Ferienortes Bodrum. Aylan. Ein Name und ein Foto. Ein stilles, ein unerträgliches Bild, das auf den Titelseiten der Zeitungen um den Globus geht und ihn regelrecht erschüttert. Ein unschuldiges, ertrunkenes Kind als kollektives Sinnbild für die Flüchtlingskatastrophe, das ihre Dramatik und Unmenschlichkeit auf schreckliche Weise deutlich macht. Mehr noch: ihr ein Gesicht, einen Namen, eine persönliche Geschichte verleiht. (Siehe Exkurs: Aylan – der tote Flüchtlingsjunge, der die Welt veränderte.)¹

    Das Asyldrama stellt Deutschland und ganz Europa auf die härteste Bewährungsprobe der letzten Jahrzehnte. Nicht nur politisch und wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich und kulturell. Längst ist die EU in dieser Frage tief gespalten, steht geradezu vor einer Zerreißprobe. Dieser Riss, der durch die Völker geht, schürt alte Ressentiments, von denen man glaubte, sie seien endgültig verschwunden. Politiker warnen bereits vor militärischen Konflikten, vor Bürgerkrieg. So weit hat das Flüchtlingsdrama das Klima der EU-Solidarität vergiftet. So groß ist die Kluft zwischen den Europäern, vor allem zwischen den Balkanstaaten. Im Brennpunkt all dessen steht Bundeskanzlerin Angela Merkel, die aufgrund ihrer Refugees-Welcome-Politik für verschiedene Staatenlenker, insbesondere aus Osteuropa, Hauptschuld an dieser Misere trägt. (Siehe Kapitel 7. »Hilflos, überfordert, populistisch« – EU-Politik & Flüchtlingsstreit.)

    Auch Deutschland ist sechsundzwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung wieder entzweit. Symbolisch zumindest. In ein Helldeutschland, in dem Flüchtlinge mit offenen Armen willkommen geheißen werden. Und in ein Dunkeldeutschland, in dem man Flüchtlingsheime niederbrennt und aus Fremdenangst die Grenzen dichtmachen will.

    Im vorliegenden Buch habe ich diese Gegensätze auf europäischer und auf deutscher Ebene herausgearbeitet und deutlich gemacht, vor allem hinsichtlich des umstrittenen Krisenmanagements der Bundeskanzlerin sowie des hilflosen Agierens der Europäischen Union. Ich zeige die Fluchtursachen auf, aus welchen Gründen 60 Millionen Menschen weltweit überhaupt auf der Flucht sind und wer wohl tatsächlich Schuld daran hat. Außerdem erkläre ich die Unterschiede der Begriffsdefinitionen zwischen Flüchtlingen, Asylbewerbern sowie Migranten und widme mich ausführlich den sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen, die die Debatte wesentlich mitbestimmen. Hinzukommen Schlaglichter zum Asylrecht in Deutschland und Österreich sowie eine Analyse des Milliardengeschäfts der Schlepper und Schleuser, also all jener, die von den Flüchtlingsströmen monetär profitieren.

    Vor allem aber beleuchte ich Tabuthemen, die in der Asyldebatte entweder ganz oder zumindest weitgehend ausgeblendet werden, beispielsweise die stillschweigende Umgestaltung Deutschlands durch die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung, ohne dass die Bürger danach gefragt werden, ob sie eine solche überhaupt wollen. Ich zeige auf, wie ein derart Neues Deutschland überhaupt aussehen würde und welche sozialen und kulturellen Herausforderungen es mit sich brächte. Diese Betrachtung ist von äußerster Wichtigkeit, zeigt sie doch, in was für einem Land wir und unsere Kinder zukünftig vermutlich leben werden.

    Außerdem gebe ich einen umfassenden Überblick zur Thematik der Asylkriminalität, und zwar von Flüchtlingen gegenüber Flüchtlingen sowie Flüchtlingen gegenüber Einheimischen. Mir ist bewusst, dass dieses Kapitel möglicherweise politischer und sozialer Sprengstoff ist. Dennoch bin ich der Überzeugung, dass ein solches in einer ehrlichen Diskussion nicht fehlen darf, weil dazu meiner Beobachtung nach schon jetzt vieles verschwiegen und vertuscht wird.

    Und wir sollten dieses Themenfeld nicht der rechten Propaganda überlassen!

    Bundesinnenminister Thomas de Maizière selbst sprach Anfang Oktober 2015 die Kriminalität von Asylbewerbern an. Dabei dürfe man Flüchtlinge weder unter einen Generalverdacht stellen noch als Heilige betrachten, sagte er.² So möchte auch ich an dieser Stelle explizit betonen, dass die dahingehenden Ausführungen keine Pauschalisierung von Flüchtlingen darstellen, die zumeist selbst vor Gewalt, Krieg und Terror fliehen. Dasselbe gilt für Kapitel 8.2. Terror & Flüchtlinge, das, während ich es schrieb, durch die schrecklichen Anschläge im November 2015 in Paris noch mehr gesellschaftliche Brisanz erhielt.

    Ich befasse mich auch mit der Gewalt und dem Hass der Rechtsextremen gegen Flüchtlinge und damit, weshalb ansonsten friedliche und unbescholtene Bürger aus der Mitte der Gesellschaft sich beispielsweise der Pegida-Bewegung zuwenden. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, was politische Zensur und Meinungsdiktatur damit zu tun haben.

    Unbedingt wollte ich auf die Ängste und Sorgen der Deutschen hinsichtlich der Flüchtlingsdebatte eingehen. »Es war die Angst, etwas begonnen zu haben, was sich nicht mehr zurückdrehen lässt, das ungute Gefühl, nicht zu wissen, wohin es führt«, schreibt Der Spiegel dazu.³ So zeigen Umfragen, öffentliche Debatten und private Diskussionen, dass viele Bürger dieses Landes am meisten beunruhigt, nicht zu wissen, welche sozialen und kulturellen Auswirkungen die massenhafte Migration mit sich bringt.

    Eine Antwort darauf kann ich bereits an dieser Stelle geben: Es hängt davon ab, wie sich die Beziehung der Einwanderer zu den Einheimischen gestalten wird. Und von dem Preis, den beide Seiten dafür bezahlen müssen. Drohen also tatsächlich, wie von Experten vorhergesagt, Verteilungskämpfe um Bildung, Arbeit und Wohnraum? Und wenn ja, wie werden diese aussehen? Wie gut sind die sehnsüchtig erwarteten fremden Fachkräfte wirklich ausgebildet und wie schnell können sie überhaupt in den Arbeitsmarkt integriert werden?

    Selbstverständlich darf in diesem Zusammenhang nicht die Kostenfrage fehlen, die der Flüchtlingszustrom verursacht. Dass diese astronomischen Kosten der deutsche Steuerzahler übernehmen muss, scheint jedem klar zu sein. Mich hat jedoch vor allem interessiert, wie er dafür zur Kasse gebeten werden soll.

    Natürlich wollte ich nicht auf Lösungsvorschläge in der Flüchtlingsfrage verzichten, um das Thema abzurunden. Auch in diesem Kapitel wird der Leser sicherlich viel Neues sowie einige Überraschungen finden.

    Zu guter Letzt folgt eine Kurzzusammenfassung darüber, wie jeder Einzelne, wenn er das will, Flüchtlingen konkret helfen kann. So habe ich versucht, einen objektiven Überblick zum Flüchtlingsdrama zu erarbeiten.

    Im vorliegenden Buch wird nichts verschwiegen, sondern ganz im Gegenteil, es werden unbequeme Wahrheiten ausgesprochen. Dabei setze ich mich gewiss und ganz bewusst mitunter über die political correctness hinweg – also jener verordneten Sprachregelung, die mit der Meinungsfreiheit, die zu den Grundbedingungen einer liberalen Demokratie gehört, in der Regel unvereinbar ist. Da versteht es sich fast von selbst, dass man als Autor entweder bei den Verfechtern von Merkels barmherziger Flüchtlingspolitik aneckt oder sich die Hasstiraden der Ewiggestrigen zuzieht. Das war mir von Anfang an durchaus bewusst. Dennoch soll dieses Buch keineswegs anprangern, sondern die Diskussion ehrlicher machen, eventuell eine Brücke schlagen für mehr gegenseitiges Verständnis, um ein Klima des Mit- statt des Gegeneinanders zu schaffen. Auch und gerade, weil es oft um sehr unbequeme Fakten geht.

    Es ist unsere Aufgabe, uns den Herausforderungen der Flüchtlingsproblematik zu stellen. Jeder Einzelne, der in Deutschland, Europa oder anderswo in Sicherheit und Wohlstand lebt, muss sich mit dieser Thematik auseinandersetzen. Bequem die Augen davor zu verschließen oder sich einfach dumpfer Parolen zu bedienen wäre falsch. Mehr noch – es wäre fatal! Ich hoffe, dass ich Befürwortern und Kritikern der Flüchtlingspolitik mit diesem Buch genügend Fakten und Informationen mit an die Hand gebe, um diese Fehler nicht zu begehen.

    In diesem Zusammenhang möchte an die Worte des im Jahre 2011 vom Westen gestürzten libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi erinnern: »Ihr werdet von einer Immigrationswelle aus Afrika überschwemmt werden, die von Libyen aus nach Europa schwappt. Es wird niemand mehr da sein, um sie aufzuhalten. Al-Qaida wird sich in Nordafrika einrichten, während Mullah Omar den Kampf um Afghanistan und Pakistan übernimmt. Al-Qaida wird an eurer Türschwelle stehen (...) In Tunesien und Ägypten ist ein politisches Vakuum entstanden. Die Islamisten können heute von dort aus bei euch eindringen. Der Heilige Krieg wird auf eure unmittelbare Nachbarschaft am Mittelmeer übergreifen. Die Anarchie wird sich von Pakistan und Afghanistan bis nach Nordafrika ausdehnen.«

    Gaddafis Worte klingen heute, fünf Jahre danach, wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.

    1Fluchtursachen & Migrationsgründe

    »Erst das Lazarett zeigt, was Krieg ist.«

    Erich Maria Remarque (deutscher Schriftsteller)

    Nicht jeder Mensch auf diesem Globus hat das Privileg, in einer friedlichen, sicheren, gut behüteten, wirtschaftlich wohlhabenden, freien und von Naturkatastrophen verschonten Heimat aufzuwachsen, um sein Leben gestalten zu können. Ganz im Gegenteil. Viele Millionen Menschen werden in Elend, Armut, Gewalt und in eine feindliche Umwelt hineingeboren, wo Despoten, Tyrannen, Diktatoren oder Terror-Regime herrschen. Die entweder ihr eigenes Volk unterwerfen oder (Bürger-)Kriege im In- oder Ausland führen und damit Fluchtbewegungen und Vertreibungen auslösen.

    Vertreibung & Migration reicht bis in die Antike zurück

    Beispiele hierfür sind die babylonische Gefangenschaft der Juden, die Vertreibung der böhmischen Protestanten und Hugenotten durch die Franzosen und Österreicher nach dem Dreißigjährigen Krieg, die Vertreibung der Juden im Mittelalter überall in Europa sowie ihre Vertreibung und Vernichtung im Dritten Reich, desgleichen die Vertreibung der Muslime nach der Auflösung des Osmanischen Reiches im Mittelmeerraum und auf dem Balkan.

    Vergessen wir in diesem Zusammenhang aber nicht die nach dem Zerfall der britischen Kolonialherrschaft, als Indien und auch Pakistan geteilt wurden, zwanzig Millionen Flüchtlinge auf dem indischen Subkontinent. Und natürlich nicht die zwölf Millionen deutschen Vertriebenen aus Osteuropa nach Ende des Zweiten Weltkriegs, zu denen auch meine Familie väterlicherseits gehörte.⁵ Genauso wenig die Hunderttausende Palästinenser, die 1948 im ersten arabischisraelischen Krieg flohen. Oder die Zwangsdeportationen des sowjetischen Diktators Josef Stalin von hauptsächlich ethnischen Gruppen im russischen Riesenreich. Auf all das weist der Historiker Christoph Stölzl hin, wenn wir von Flucht, Vertreibung und Migration sprechen.⁶

    Fluchtursachen und Migrationsgründe sind vielfältig, zumeist jedoch eine Mischung aus Gewalt, Armut, Umweltkatastrophen und Chancenlosigkeit.

    Sechzig Millionen Menschen auf der Flucht

    In ihrem Global Trends-Report,⁷ der jedes Jahr im Juni veröffentlicht wird, berichtet das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees), dass 2014 rund 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Kriegen, Konflikten und Verfolgung waren. Das ist die höchste jemals verzeichnete Zahl. Und sie wächst weiter rasant an. Demnach wurden täglich durchschnittlich 42.500 Menschen zu Flüchtlingen, Asylsuchenden oder Binnenvertriebenen. Das ist eine Vervierfachung gegenüber den vergangenen Jahren. Demgegenüber kehren nur etwa 127.000 Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurück.

    Der Bürgerkrieg in Syrien bildet dabei mit 7,6 Millionen Binnenvertriebenen und 3,88 Millionen Flüchtlingen außerhalb des eigenen Landes die größte globale Fluchtursache. Mehr als 250.000 Menschen wurden seit Ausbruch des Konflikts 2011 getötet. Im Irak flohen 2,6 Millionen Menschen. Im Land befinden sich noch rund drei Millionen Binnenflüchtlinge. In Afghanistan sind es 2,59 Millionen. In Somalia 1,1 Millionen. Und innerhalb Libyens 309.000.

    Ende 2015 spitzt sich die Lage der syrischen Flüchtlinge in den Flüchtlingslagern in Jordanien, dem Irak, dem Libanon und der Türkei dramatisch zu. Nicht nur ihre Ersparnisse gehen langsam zur Neige, ebenso schwindet ihre Hoffnung auf eine Rückkehr in ihr umkämpftes Heimatland. Vor allem aber wurden schon zuvor die Hilfszahlungen des Westens für diese Lager gekürzt. So rutschen immer mehr Flüchtlinge in Armut und Hoffnungslosigkeit ab. (Siehe Exkurs: Das Elend in den Flüchtlingslagern.) Das alles führt laut dem UNHCR zum Anstieg der Flüchtlingszahlen.⁸

    Die meisten der Betroffenen machen sich deshalb verständlicherweise für ein besseres Leben auf den Weg nach Europa. UN-Flüchtlingskommissar António Guterres erklärt dazu: »Wir werden aktuell Zeugen eines Paradigmenwechsels. Wir geraten in eine Epoche, in der das Ausmaß der globalen Flucht und Vertreibung sowie die zu deren Bewältigung notwendigen Reaktionen alles davor Gewesene in den Schatten stellen. Es ist erschreckend zu beobachten, dass jene straflos bleiben, die Konflikte auslösen. Gleichzeitig scheint die internationale Gemeinschaft unfähig zur Zusammenarbeit, um Kriege zu beenden sowie Frieden zu schaffen und sichern.«

    So werden Menschen, die aus Kriegs- und Terrorgebieten fliehen, immer wieder zu Spielbällen der Politik. Länder wie beispielsweise Afghanistan, der Irak oder – in der aktuellen Diskussion meist vergessen – die Ukraine sind destabilisiert worden, um nachher mit einer Verwestlichung zu politischem, wirtschaftlichem und militärischem Einfluss zu kommen.

    Zukunftsaussichten – über eine Milliarde Flüchtlinge

    Laut einer Gallup-Umfrage aus dem Jahr 2009¹⁰ wollen circa 100 Millionen Migranten aus Afghanistan, Pakistan, Bangladesch, Malaysia und Indonesien aus ihrer Heimat weg, wenn sich die Lage zuspitzt. Aus dem arabischen Raum zwischen Marokko und dem Jemen sollen es Schätzungen nach 90 Millionen sein. Aus Subsahara-Afrika, also dem südlich der Sahara gelegenen Teil des afrikanischen Kontinents, könnten bis zum Jahr 2050 etwa 840 Millionen Menschen ihre Herkunftsländer verlassen. Ihre Bevölkerung wird dort auf 2,1 Milliarden anschwellen, von denen sich wohl rund 40 Prozent auf den Weg machen werden.

    »Unter den weltweit derzeit 540 Millionen Wanderungswilligen – bis 2050 könnten es mehr als eine Milliarde werden – träumen Ungezählte von Deutschland«, meint der Historiker, Soziologe und Ökonom Gunnar Heinsohn zu dieser Situation.¹¹ Schuld daran sind hauptsächlich, neben den bereits genannten Gründen, Krieg und Gewalt.

    In den Jahren 2010 bis 2014 brachen mindestens fünfzehn neue Konflikte aus oder flammten erneut auf: Acht davon in Afrika (Côte d‘Ivoire, Zentralafrikanische Republik, Libyen, Mali, Nordost-Nigeria, Südsudan und Burundi). Drei im Nahen Osten (Syrien, Irak und Jemen), einer in Europa (Ukraine) und drei in Asien (Kirgisistan und in einigen Gebieten von Myanmar und Pakistan). Allerdings konnten nur wenige dieser Krisen beigelegt werden. Die meisten von ihnen verursachen weiterhin Flucht und Vertreibung. Jahrzehntelange Instabilität und Konflikte in Afghanistan, Somalia und anderswo bedeuten, dass Millionen von Menschen nicht zurückkehren können. Und dass sie immer häufiger als Flüchtlinge und Binnenvertriebene mit ungewisser Zukunft an den Rändern der Gesellschaft leben müssen.

    Dabei sind die Flüchtlinge sehr ungleich verteilt. Reichere Länder nehmen nicht so viele auf wie ärmere. So befanden sich 2014 86 Prozent in Staaten, die als wirtschaftlich weniger entwickelt gelten. Größte Herkunftsregionen von Migranten sind der Nahe Osten und Nordafrika, dicht gefolgt von den afrikanischen Sub-Sahara-Ländern. Dort lösten die Konflikte in der Zentralafrikanischen Republik, dem Südsudan, in Somalia, Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo und anderswo eine Welle von 3,7 Millionen Flüchtlingen und 11,4 Millionen Binnenvertriebenen aus. Nicht mit eingerechnet ist Nigeria, das 2014 die statistischen Erhebungsmethoden für Binnenflüchtlinge änderte. Auch die Zahl der Binnenvertriebenen und Flüchtlinge in Asien stieg 2014 um 31 Prozent. Als Beispiel hierfür ist Myanmar zu nennen.

    Selbst auf dem amerikanischen Kontinent gibt es immer mehr Flucht und Vertreibung. Vor allem in Kolumbien. Die Republik im nördlichen Teil von Südamerika gehört mit sechs Millionen Binnenvertriebenen zu jenen Ländern, in denen weltweit die meisten Menschen innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht sind. In Zentralamerika fliehen Menschen verstärkt vor Bandengewalt und anderen Formen der Verfolgung, was zu einem Anstieg von Asylanträgen in den USA führt.

    Insgesamt mussten in Europa 6,7 Millionen Männer, Frauen und Kinder ihre Heimatregion verlassen, 25 Prozent davon syrische Flüchtlinge in der Türkei. Angesichts der Menschen, die auf der Balkanroute oder übers Mittelmeer in die EU kommen, wird jedoch ein Brennpunkt weitgehend vergessen: Der Konflikt in der Ukraine löst eine Massenflucht aus, die alles andere in den Schatten stellt. Schon jetzt sind es über zwei Millionen Menschen, die innerhalb des Landes (etwa 1,3 Millionen) oder nach Russland (rund 800.000) fliehen. Die Dunkelziffer ist sechsstellig. Das ist die größte Flüchtlingswelle in Europa seit den großen Vertreibungen in den Jahren 1939 bis 1949.

    Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt weist darauf hin, dass sich von den weltweit 60 Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen weniger als vier Prozent in EU-Ländern befinden. Rund drei Viertel aller Flüchtlinge schafften es nicht einmal über die eigene Landesgrenze.¹²

    Es gibt noch erheblich höhere Schätzungen, was die globalen Migrationsbewegungen anbelangt. So kommt die International Organization for Migration (IOM)¹³ zu dem Schluss, dass bereits im Jahr 2012 etwa 300 Millionen Menschen auf der Flucht waren, davon 15 Millionen Kriegs- und politische Flüchtlinge im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention und 26 Millionen Binnenvertriebene sowie 50 bis 150 Millionen Klima- und Umweltflüchtlinge, die aufgrund ökologischer Krisen wie Dürrekatastrophen oder Überschwemmungen ihre Heimat verlieren. Diese werden wohl bis zum Jahr 2050 auf 250 Millionen ansteigen. Den größten Anteil bildeten jedoch angeblich jene, die auf der Suche nach menschenwürdigen Lebensgrundlagen sind. 2012 sollen es über 200 Millionen gewesen sein.

    Die Hilfsorganisation medico international¹⁴, die seit vierzig Jahren Hilfe in Not leistet und an der Beseitigung der strukturellen Ursachen von Armut und Ausgrenzung arbeitet, stellt fest, dass 2,8 Milliarden Menschen mit weniger als zwei Dollar am Tag überleben müssen. Knapp eine Milliarde leidet Hunger. 300 Millionen Menschen sind seit dem Ende des Ost-West-Konflikts infolge von Armut gestorben, mehr als in all den Kriegen des 20. Jahrhunderts zusammen.¹⁵ Die vielgerühmte Globalisierung, die weltweit den Kapitalismus entfesselte, macht offenbar Reiche reicher und Arme noch ärmer. Eine Mitverantwortung für die wirtschaftlichen und/oder politischen Krisenherde ist demnach nicht nur in despotischen Staaten zu suchen, sondern auch in der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft.

    Die Fluchtbewegungen im großen Maßstab werden also wohl anhalten. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel erkannte, dass dies die Realität des 21. Jahrhunderts sei. »Es ist erst der Anfang einer Entwicklung und nicht das Ende«, gab sie zu bedenken.¹⁶ Nachfolgend möchte ich genauer auf die Gründe für die globalen Migrationsbewegungen eingehen.

    1.1. Kriege / Bürgerkriege / Terror

    Die weitläufig bekanntesten, bedeutendsten und ältesten Fluchtursachen sind Kriege und Bürgerkriege. Sie sind eng mit politischen, wirtschaftlichen und militärischen Interessen verbunden, die oft durch ethnische oder religiöse Gruppen vertreten werden. Mit ihrem rücksichtslosen Kolonialismus zur Mehrung des eigenen Reichtums und zur Ausweitung ihrer Herrschaftsmacht beuteten auch Europäer außereuropäische Gebiete aus und teilten Länder untereinander auf. Und das ohne Rücksicht auf die ethnischen, historischen, religiösen oder kulturellen Strukturen. So entstanden willkürliche Staatsgrenzen und künstliche Staatengebilde, die häufig nicht miteinander harmonisierten.

    Im Jahre 1914 befand sich über die Hälfte der Weltbevölkerung unter direktem kolonialen Einfluss. Die weitgehende Entkolonialisierung erfolgte erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch trotz der formalen Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonialstaaten blieben zumeist die kulturellen und wirtschaftlichen Abhängigkeitsstrukturen bestehen. Bis heute zieht unter anderem der Kolonialismus zahlreiche ethnische, religiöse und kulturelle Konflikte nach sich, beispielsweise zwischen Türken und Kurden, den verschiedenen Gruppierungen im Irak, in Syrien und dem Iran, genau wie denen in Afrika.

    Die herkömmlich als Kriegsflüchtlinge bezeichneten Menschen verlassen ihre Heimat aufgrund des Verlustes essenzieller Sicherheit, der eigenen Existenz und/oder der Zerstörung ihres Lebensumfeldes. Dabei werden sie oft ganz bewusst von den Kriegsakteuren – zumeist den Regierenden und/oder ihren Gegnern – vertrieben, um ein Gebiet unter ihrer Kontrolle auszubauen. So war es etwa in den Jugoslawienkriegen der 1990er Jahre der Fall. Oder es geschieht, um in Hinblick auf die Nachkriegssituation von den wirtschaftlichen Ressourcen der Vertriebenen zu profitieren. Eine Flucht kann auch durch Repression der Kriegsakteure ausgelöst werden, die ihre Machtgelüste befriedigen, häufig gepaart mit sexueller und materieller Begierde. Fluchtgründe liegen außerdem vor, wenn die Bevölkerung Gewalt unterworfen ist und ausgeplündert wird oder wenn ein militärischer Akteur übermächtig und im Vormarsch ist. Wie beispielsweise der Islamische Staat (IS) in weiten Teilen Syriens und dem Irak.

    Krieg gegen den Terror & Flucht: Irak

    In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass gerade die westliche Wertegemeinschaft diese Kriege eindeutig oft mitverschuldet, befeuert und verlängert hat und so ihren Teil dazu beitrug, dass es zu den nachfolgenden humanitären Katastrophen kam. Dabei ist vor allem der sogenannte Krieg gegen den Terror zu nennen, den die USA nach den Anschlägen des 11. September 2001 ausgerufen und stetig vorangetrieben hat. Dieser brachte den militärischen Konflikt und den Terrorismus in den Irak, das zum Reich des Bösen abgestempelt wurde. In der Folge wurde der damalige Präsident Saddam Hussein gewaltsam gestürzt und hingerichtet.

    Allein die Kosten des Irakkrieges beliefen sich nach den Recherchen des Wirtschafts-Nobelpreisträgers Joseph Stiglitz¹⁷ auf etwa drei Billionen US-Dollar. Das war das Sechzigfache (!) dessen, was die Bush-Regierung ursprünglich im Kongress dafür veranschlagt hatte. Nicht mit eingerechnet waren die im Irak entstandenen Schäden. Der Krieg gegen den Terror kostete nach Schätzungen der Ärzteorganisation International Physicians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW) in den ersten zehn Jahren etwa 1,3 Millionen Menschen das Leben, wahrscheinlicher aber über zwei Millionen Menschen.¹⁸

    James Risen, zweifacher Pulitzer-Preisträger und investigativer Journalist bei der renommierten New York Times behauptete, dass die US-Regierung unter diesem Vorwand anscheinend einen endlosen Krieg führt, der in keinem Verhältnis mehr zu den tatsächlichen Bedrohungen steht. Dafür muss sich Risen jetzt auf Betreiben des US-Justizministeriums wegen »unbefugter Enthüllung geheimer Informationen« vor den Gerichten verantworten. Der Journalist dokumentierte nämlich, dass sich Milliarden US-Dollar in den Händen der mächtigsten irakischen Führer nach Saddam Hussein praktisch in Luft auflösten oder im Libanon versteckt wurden. Dabei handelte es sich überwiegend um Gelder von eingefrorenen irakischen Öl-Konten in den USA. Es gab weder eine effektive Kontrolle noch eine Buchhaltung.

    Durchaus möglich, dass man lieber den Schleier der Geheimhaltung über diese Zusammenhänge legen wollte, weil sonst vielleicht die schrecklichen Zustände der Besatzungsära unter US-Statthalter Paul Bremer an die Öffentlichkeit gekommen wären. Die Iraker hätten dann erfahren, dass ihr Volkskapital in andere Kanäle geflossen ist. Private US-Sicherheitsfirmen wie beispielsweise Hamilton oder Blackwater, das sich später in Academi umbenannte, machten damit Milliardengeschäfte. All jene, so behauptet Risen, sind die »Nutznießer einer der größten Vermögensumverteilungen von öffentlichen in private Hände in der amerikanischen Geschichte. Die reichsten Amerikaner, die Oligarchen des Krieges, entdeckten, dass die cleverste Art, Geld zu machen, darin bestand, Zugang zum nationalen Sicherheitsapparat Washingtons zu bekommen«. Aus diesem Grund haben sie ein persönliches Interesse daran, dass der »Billionen verschlingende« Krieg gegen den Terror entgrenzt und endlos bleibe.¹⁹

    Bei manchem kommt die Einsicht ziemlich spät, wie etwa beim ehemaligen britischen Premierminister Tony Blair. Im Oktober 2015 gestand er ein, dass es hinsichtlich der Behauptung, der Irak-Krieg hätte die Entstehung der ISIS [IS/d.A.] gefördert, »Elemente der Wahrheit« gebe. »Natürlich kann man nicht sagen, dass diejenigen von uns, die Saddam im Jahr 2003 entfernt haben, keine Verantwortung für die Situation im Jahr 2015 tragen«, so Blair. Auch der Arabische Frühling hätte eine Rolle bei der Instabilität gespielt, denn dieser habe den islamisch-fundamentalistischen und militanten Gruppen Zulauf verschafft. Blair entschuldigt sich sogar in einem CNN-Interview, dass der Irak-Krieg ein Fehler war. Wörtlich: »Ich entschuldige mich für die Tatsache, dass die Geheimdienst-Informationen, die wir empfingen, falsch waren.« Außerdem entschuldigte er sich für »die Fehlplanung und natürlich für unsere Fehler in unserem Verständnis von dem, was passieren würde, wenn man das Regime entfernt.«

    Hintergrund für den Kriegsausbruch war die unwahre Annahme, dass Saddam Hussein chemische Waffen gegen seine Bevölkerung und andere einsetzte. Doch dieses Programm habe »nicht in der Form existiert, wie wir es damals gedacht hatten«, gesteht der britische Ex-Premier weiter ein.²⁰ Dass er dies jetzt zugibt, geschieht aber nicht aus reiner Menschenfreude oder plötzlicher politischer Ehrlichkeit, sondern weil er genau wie der ehemalige US-Präsident George W. Bush unter Druck geriet. Im Herbst 2015 wurde nämlich ein als vertraulich eingestuftes Dokument vom US-Außenministerium freigegeben, das tiefe Einblicke in das Verhalten der beiden Staatschefs gibt, die wesentlich die Militärallianz gegen den Irak anführten.

    Tony Blair hat sich zweifelsfrei schuldig gemacht, den Abgeordneten und den britischen Wählern vorzugaukeln, dass er nach einer diplomatischen Lösung suchte. Dabei stand schon längst fest, dass er einen »blutigen Deal« mit Bush geschlossen hatte, militärisch gegen Saddam Hussein vorzugehen. So ist die Kriegsstrategie des Westens zumindest in diesem Fall mit Schuld an der Massenflucht aus den betroffenen Ländern, die unvermindert anhält, und damit, wie bereits erwähnt, an der Ausbreitung des internationalen Terrorismus.

    Krieg gegen den Terror & Flucht: Syrien

    Als Syrien immer weiter in einem blutigen Bürgerkrieg versinkt, der 2011 begann, werden auch Chemiewaffen und Senfgas eingesetzt. Schnell beschuldigen vor allem die Amerikaner und die Franzosen die Regierung unter Staatspräsident Baschar al-Assad. Dieser weist die Vorwürfe energisch zurück und bezichtigt die Rebellengruppen, die gegen sein Regime kämpfen. Ebenso äußert sich UN-Ermittlerin Carla del Ponte: Das Nervengas Sarin sei von den Aufständischen verwendet worden.²¹ Damit sorgt sie für große Aufregung, denn noch im Juni 2013 bezeichnete US-Präsident Barack Obama den Einsatz von Chemiewaffen als rote Linie, bei deren Überschreitung in den Bürgerkrieg eingegriffen werden müsse.²² Und zwar auf der Seite der Rebellen. Auch die Türkei wird später verdächtigt, Drahtzieher hinter einem Sarin-Giftgasangriff gewesen zu sein.²³ Genauso wie der IS.

    Im September 2015 erklärt der Präsident des deutschen Auslandsgeheimdienstes BND: »Wir haben Erkenntnisse darüber, dass ISIS im Nordirak Senfgas gegen Kurden eingesetzt hat. Es stammt entweder aus alten Beständen von Saddam Hussein, oder die Islamisten haben es geschafft, nach der Einnahme der Universität von Mosul mit den dort vorhandenen Chemie-Laboren selbst Giftgas zu produzieren. Beides ist plausibel.«²⁴

    Wie dem auch sei – die neue US-Militärdoktrin,

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