Landecker Handbüchlein - Lebensklugheit in der Sorge: Ermahnungen an mich selbst
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Das "Landecker Handbüchlein - Lebenskunst in der Sorge" entstand im Rahmen des Projekts "Sorgende Gemeinde im Leben und Sterben" aus Gesprächen mit Menschen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen oder die in der ehrenamtlichen Hospizarbeit tätig sind. In diesen Gesprächen ging es um Fragen wie: Was heißt es, für sich und andere am Lebensende, in schwerer Krankheit, in der Trauer zu sorgen? Und welche generellen Erkenntnisse für eine gute Lebensführung kann man daraus gewinnen? Die Lebenserfahrung und Lebensklugheit von sorgenden Menschen kommt in pointierten Kurzerzählungen und in der Form von "Ermahnungen an sich selbst" zur Sprache.
Ein Beitrag zum Lebens- und Sterbewissen für alle - und eine Einladung, sich mit den "letzten Fragen" auseinanderzusetzen.
Patrick Schuchter
Dr. phil. Patrick Schuchter, MPH, Studium der Philosophie, Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheitswissenschaftler, Philosophischer Praktiker, ist Leiter des Bereichs Hospiz, Palliative Care und Demenz im Kardinal König Haus, Bildungszentrum der Jesuiten und der Caritas in Wien und leitet am Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung (CIRAC) der Universität Graz das Forschungsprojekt „Philosophische Praxis in Palliative Care und Hospizarbeit“, gefördert vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF – P35627).
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Landecker Handbüchlein - Lebensklugheit in der Sorge - Patrick Schuchter
AutorInnen
Einleitung
In der Antike, insbesondere bei den griechischen und römischen Philosophen und Philosophinnen (etwa den Stoikern oder den Epikureerinnen), war es nicht unüblich, ein „Handbüchlein der Lebensklugheit bei sich zu führen. Darin wurden wesentliche Erfahrungen und Grundsätze niedergeschrieben, die Einsichten enthielten, die aus dem Leben entstanden sind, nicht dem Vergessen überlassen werden sollten und für eine gute Lebensführung als bedeutsam empfunden wurden. Im Notfall oder einfach als Wiederholung für das Gedächtnis waren dann diese Leitsätze immer „bei der Hand
und konnten so zum festen Bestand der eigenen „Lebenskunst und Lebenshaltung werden. Insbesondere angesichts der Schläge des Schicksals und der Erfahrungen, die aus der Endlichkeit des menschlichen Lebens resultieren, wie etwa Krankheit, Schwäche, Angewiesenheit, Schmerz und Leid, sollten diese Erinnerungen und „Ermahnungen
an sich selbst dazu dienen, diesen Lebenslagen gewachsen zu sein oder zumindest damit zurechtzukommen – oder sich vielleicht sogar mit irgendeinem Winkel der Seele oder zumindest hie und da sich über das Leiden zu „erheben".
Als philosophische, gar weise Menschen galten deshalb in der Antike nicht Autoren zwar großartiger, aber für die meisten unlesbarer Bücher, nicht der „Professor an der Universität oder der große Kommentator im Fernsehen, wie das heute der Fall ist, sondern vielmehr Menschen mit einer, wie Sokrates (5. Jh. v. Chr.) das nannte, „geprüften
Lebenserfahrung, Menschen, die etwas durchlebt und durchlitten hatten (insbesondere in Grenzerfahrungen), aber nicht einfach nur gelebt und erlitten, sondern das auch durchdacht, innerlich durchgearbeitet hatten, Erkenntnisse und Einsichten zur Sprache bringen und diese für andere hilfreich kommunizieren konnten. Philosophinnen und Philosophen waren gewissermaßen „Kundschafter, so der Stoiker Epiktet (1. Jh. n. Chr.), in den wesentlichen Erfahrungen und Fragen des Lebens. Sie verfügten über „praktische Weisheit
oder „Lebensklugheit".
Im Projekt „Sorgende Gemeinde im Leben und Sterben Landeck (siehe dazu die Beschreibung am Schluss des „Handbüchleins
) haben wir mit Menschen gesprochen, die über Erfahrung mit der Sorge in schwerer Krankheit, im hohen Alter, im Sterben und in der Trauer verfügen: vor allem pflegende Angehörige, ehrenamtliche Hospizmitarbeiterinnen, die teilweise selbst von Krankheit betroffen waren oder ihre Eltern oder Ehegatten lange gepflegt haben, und andere. In erster Linie jedenfalls Frauen. Die Sorge-Welt ist (immer noch) eine Frauen-Welt. Wir – das Forschungs- und Projektteam – trafen dabei, so eine unserer Erkenntnisse, auf eine Lebensklugheit, die in diesem antiken philosophischen Sinn verstanden und aufbereitet und somit in einer etwas experimentellen Art und Weise weiter geteilt werden könnte. Mit dem „Handbüchlein glauben wir auch, mit einem anderen Umgang von Wissenschaft in der Gesellschaft zu experimentieren. Normalerweise ist es so gedacht: Die einen forschen – in „professioneller Distanz
, alles Persönliche soll methodisch ausgeklammert werden –, die anderen werden beforscht. Diese herrschende Logik der Forschung ist aus unserer Sicht aber erstens falsch und zweitens unethisch – vor allem deswegen, weil Menschen keine Forschungs-Objekte
sein können, gerade wenn es um ihre Einstellungen, Lebenshaltungen und Erfahrungen geht. Und die Forscher wären weniger sterblich, endlich, sorgend, nur weil sie methodisch Distanz wahren? Unsinn. Es gibt keine Experten vor