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Black Shark
Black Shark
Black Shark
Ebook215 pages2 hours

Black Shark

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About this ebook

Tommy hat vor einigen Wochen vor der Küste Englands in einem Sturm seinen Vater verloren, der mit seinem kleinen Fischkutter gekentert ist. Den Schmerz über diesen Verlust bringt ihn dazu, auf dem Stückgutfrachter „Emma Lou" anzuheuern, auf dem sein Vater schon als junger Mann zur See gefahren ist. Unterwegs im Mittelmeer werden die Seeleute Zeuge eines Unglücks, das vielen Flüchtlingen aus Afrika zum Verhängnis wird. Es gelingt der Besatzung jedoch, das Mädchen Nuria zu retten. Auf der Weiterfahrt zum Sueskanal verspricht der Kapitän Nuria, sie auf der Rückfahrt nach England mitzunehmen.
In Afrika entdecken die beiden jungen Somalier Omar und Tarek in einem Versteck zwei Kalaschnikows und Munition. Sie beschließen, sich einer Schar von Rebellen anzuhängen. Um eine kleine Gruppe von Flüchtlingen zu schützen, lassen sie sich in der Wüste auf einen Kampf mit Soldaten ein und töten fünf von ihnen.
Mit der kleinen Armee von Black Shark sind sie Wochen später bei der Kaperung der „Emma Lou" dabei, bei der Kapitän Rooney und seine Tochter Amy als Geiseln gefangen genommen werden. Wenig später, mitten in einer menschenleeren Einöde, wo kein Grashalm mehr wächst, bringt das Schicksal diese fünf so unterschiedlichen, jungen Menschen schließlich zusammen. Ihr gemeinsames Ziel ist es jetzt, den Kapitän und seine Tochter aus den Fängen der Rebellen zu befreien.
Werner J. Eglis Roman ist ein modernes, schonungslos erzähltes Abenteuer - hochaktuell und authentisch.
LanguageDeutsch
PublisherARAVAIPA
Release dateFeb 1, 2016
ISBN9783038642022
Black Shark

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    Black Shark - Werner J. Egli

    www.aravaipa.ch

    Bis in die letzte Faser seiner Muskeln angespannt kauerte Omar bei einer Mauer im Staub.

    Die Sonne war hinter einer Steinhütte untergegangen.

    Ein Jeep mit Regierungssoldaten stand mit laufendem Motor in einer Häuserlücke, durch die ein letzter Sonnenstrahl rotgolden über den Dorfplatz fiel.

    Der Jeep war ohne Verdeck. Der Mann, der am Steuer saß, hatte eine Zigarette im Mundwinkel und trug eine Mütze. Neben ihm stand ein Unteroffizier in gebeugter Haltung, die Unterarme auf dem Rahmen der Windschutzscheibe aufgestützt, ein Fernglas vor den Augen, mit dem er Zelte des Flüchtlingslagers absuchte.

    Wie ein hungriges wildes Tier erschien Omar dieser Jeep mit dem Fahrer und dem Unteroffizier und den drei Scharfschützen, die hinten im Jeep standen, ihre Schnellfeuerkarabiner schussbereit, und auf ein Kommando des Unteroffiziers wartend. Ein wildes Tier, das dort drüben in der Lücke zwischen den halb zerfallenen Lehmhäusern auf der Lauer lag, bereit, sich im richtigen Moment auf ein wehrloses Opfer zu stürzen.

    Der Himmel im Westen hatte sich blutrot verfärbt.

    Sanft legten sich die ersten Nachtschatten über das Dorf. Unten, am Ufer des ausgetrockneten Flusses, dort wo es noch einige wenige Dattelpalmen gab, die nicht verdorrt waren, meckerte eine von Alis Ziegen.

    Vor einer der Hütten am Dorfplatz saß ein alter Mann, der einmal der Bürgermeister des Dorfes gewesen war. Er war blind. Er konnte den Jeep nicht sehen, aber er wusste, dass die Soldaten da waren. Er hörte das leise Grollen des Motors in einer Stille, die nichts Gutes verhieß.

    Die Stummelpfeife, die der alte Mann im Mund hatte, brannte nicht mehr. Er nahm sie aus dem Mund und klopfte sie am Fensterbrett aus.

    Das Fenster neben der Tür war das einzige in seinem Haus. Die anderen hatte der alte Mann längst mit Brettern und Blechstücken dicht gemacht. Er brauchte keine Fenster mehr. Was er sehen wollte, sah er. Manchmal sah er aber auch, was er nicht sehen wollte.

    »Die Blindheit schützt mich nicht davor, jene Dinge zu sehen, die ich nicht sehen will«, hatte er Omar am Nachmittag erklärt. »Ich vermute, dass man mir die Seele nehmen müsste, damit ich nicht mehr sehen kann.«

    Jetzt war der Tag vorbei. Bald würde es ganz dunkel sein.

    Omar schaute zu seinem Freund Tarek hinüber. Dieser kniete auf einem Knie nur wenige Schritte von Omar entfernt hinter derselben Mauer. Wie Omar trug auch Tarek eine schwarze Gesichtsmaske. Wie Omar hielt auch er ein Schnellfeuergewehr in den Händen. Und wie Omar war auch er bereit, Soldaten zu töten, um die Leute dieses Dorfes und eine Gruppe von Flüchtlingen zu schützen.

    Die Soldaten hatten keine Ahnung.

    Da sich nichts rührte, und da die Dorfbewohner sich vor Angst in ihren Häusern versteckt hatten, galt ihre ganze Aufmerksamkeit den Zelten am Dorfrand, die von den Flüchtlingen errichtet worden waren.

    Einige im Dorf hatten das nicht gern gesehen. Flüchtlinge. Flüchtlinge sollten weiterziehen, zur Grenze und dann noch weiter. Es gab im Dorf wenig zu essen. Wenig zu trinken. Ali musste seine Ziegen einsperren, wenn Flüchtlinge in der Nähe waren. Und die Leute fürchteten die Krankheiten dieser Menschen, die so schwach waren, dass sie sich gegen nichts mehr zur Wehr setzen konnten, schon gar nicht gegen die bösen Geister, die ihnen auf Schritt und Tritt folgten.

    Sechs Familien waren es. Männer, Frauen und Kinder. Eines der Kinder hatten sie am Nachmittag irgendwo begraben. Ein Mädchen, wahrscheinlich die Schwester des Kindes, hatte es zu einem Platz getragen, wo es genug Steine gab, mit denen es das Grab bedecken und vor wilden Tieren und streunenden Hunden schützen konnte.

    Die Dorfbewohner hatten den Flüchtlingen ein bisschen Hirse gegeben. Und ein bisschen Wasser. Den Kindern Milch von Alis Ziegen.

    Die Flüchtlinge hatten sich bedankt. Sie besaßen nichts, was sie den Dorfbewohnern hätten geben können. Alles, was sie einmal besessen hatten, war dort zurückgeblieben, wo sie hergekommen waren. Nur das Notwendigste hatten sie mitgenommen. Decken, Kleidungsstücke, Taschen und Körbe. Plastikflaschen mit Wasser, das inzwischen bis auf einige wenige Reste getrunken war.

    Sie hatten die Hirse im Wasser aufgeweicht und einen Brei daraus gemacht, von dem jeder der Flüchtlinge eine Handvoll bekam.

    Dann, als der Jeep mit den verhassten Soldaten aufgetaucht war, krochen sie in ihre notdürftigen Unterkünfte, kauerten dicht beieinander nieder, versuchten die Kinder still zu halten und ihre eigene Angst zu bekämpfen, versuchten daran zu denken, dass ihr Leid endlich ein Ende haben würde, wenn die Soldaten nur kämen und sie alle töteten.

    Aber dort drüben, zwischen ihren Zelten und dem Dorfplatz, befand sich die Mauer, hinter der Omar und Tarek kauerten, mit ihren Gewehren, mit brennenden Augen und mit der Angst im Herzen, dass sie den Kampf gegen die Soldaten vielleicht verlieren würden.

    Sie waren nur zwei, die Soldaten fünf, einer von ihnen noch ein Junge, nicht älter als sie selbst.

    Der Unteroffizier nahm das Fernglas von den Augen und richtete sich auf. Er sah zum alten Mann hinüber, dann zu den Häusern auf der anderen Seite des Platzes und ein letztes Mal auf die Zelte der Flüchtlinge. Dann gab er dem Fahrer den Befehl, weiterzufahren und zwar genau auf die Lücke in der kleinen Mauer zu, die nicht höher war als einen Meter und die einmal Teil eines Gebäudes gewesen war. Irgendwann in diesem Krieg, der schon so lange dauerte, dass niemand sich mehr an Tage des Friedens erinnern konnte, war das Gebäude von einer Granate getroffen worden und eingestürzt. Zehn Dorfleute waren bei diesem Überfall ums Leben gekommen, davon sieben Kinder.

    Der Jeep fuhr auf den Platz hinaus, Staub wirbelte von seinen Stollenreifen und strich wie Nebel an den Häusern entlang und am alten Mann vorbei, der dabei war, mit dem Nagel seines Zeigefingers einen kleinen Rest Tabak aus der Pfeife zu kratzen.

    Der alte Mann hielt inne.

    Es ist soweit, dachte er.

    Und kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, fielen die Schüsse. Schnellfeuergewehre. Ein Stakkato von Schüssen. Ein berstendes Krachen, in dem der Jeep aufheulte, als wäre er es, der von den Kugeln tödlich getroffen worden war. Männer schrien, die Luft war jetzt voll mit Staub, und der Staub roch nach Benzin und nach verbranntem Pulver. Und dann nach Blut.

    Der Motor des Jeeps verstummte plötzlich.

    Ein letzter Schuss fiel.

    Danach herrschte wieder die Stille, nur war sie jetzt eine andere.

    In dieser Stille starb der Fahrer des Jeeps, der hinter dem Steuer zusammengesackt war.

    In dieser Stille verblutete der Unteroffizier.

    In dieser Stille erhoben sich hinter der kleinen Mauer Omar und Tarek, beide mit ihren Gewehren im Anschlag.

    In dieser Stille begann ein kleines Kind zu weinen.

    In dieser Stille, dachte der alte Mann, versinkt die Welt.

    Omar und Tarek verschwendeten keine Zeit.

    Als die Dorfleute aus ihren Häusern traten und zum Platz kamen, um mit ihnen zu reden, sagte sie ihnen nur, dass sie nun nichts mehr zu befürchten hätten.

    »Niemand wird je erfahren, wo diese fünf Soldaten geblieben sind«, versicherte ihnen Omar. »Wir werden mit dem Jeep in die Berge fahren bis uns das Benzin ausgeht. Dann gehen wir zu Fuß weiter bis zum Grossen Fluss, wo wir uns Black Shark anschließen werden.«

    Tarek war dabei, einem der toten Soldaten die blutverschmierten Stiefel auszuziehen. Die Dorfleute schauten ihm dabei argwöhnisch zu.

    »Ach so, ihr wollt zu diesem Banditen, dessen Name allein schon überall Angst und Schrecken verbreitet?«, wunderte sich Ali, der stolze Besitzer der Ziegen.

    »Black Shark ist ein Mann, der seine Beute an die Armen im Land verteilt.«

    »Wenn dem so wäre, warum hat er sich denn bei uns noch nie blicken lassen?«, rief eine Frau mit rauer Stimme. »Wir sind alle arm hier. Bettelarm.«

    »Er kann nicht überall gleichzeitig sein«, erklärte Tarek, während er in seinen neuen Soldatenstiefeln auf dem Platz herumstolzierte. »Er ist sicher kein Magier.«

    »Ein Bandit ohne Seele ist er! Einen unserer Jungen hat es auch zu ihm gezogen. Nach einigen Monaten kehrte er zurück. Ihn könnt ihr fragen, wer dieser Black Shark wirklich ist.«

    »Ein Verbrecher ist er«, rief ein anderer Mann. »Er und alle die anderen, die so viel Blut vergießen, versprechen uns immer, dass sie uns befreien werden. Aber von wem denn? Wir wissen, dass wir niemandem mehr vertrauen können, nicht unserer Regierung, nicht unseren Soldaten und auch nicht jenen, die im Namen Allahs kämpfen. Was sie tun, würde Allah nicht gefallen, und es hat auch meinem Sohn nicht gefallen. Mein Sohn hat sich gegen sie gestellt, als sie ein Flüchtlingslager an der Grenze überfielen und mehr als zwei Dutzend Kinder verschleppten. Sie haben ihn ausgepeitscht, bis ihm die Haut in Fetzen vom Rücken hing. Mein Sohn hatte viel Glück, dass sie ihm nicht den Kopf abschlugen.«

    »Was hat das mit Black Shark zu tun?«

    »Dieser Bandit war auch dabei. Sie gehören alle in den gleichen Topf, diese Banditen!«

    »Black Shark ist nichts als ein Verbrecher. Ihr seid beide jung und voller Tatendrang. Wie jeder von uns habt ihr die Not unseres Landes am eigenen Leib erfahren. Soldaten, die nichts anderes sind als Mörderbanden. Gotteskrieger, die mit ihrem blutigen Terror das ganze Land in die Knie zwingen wollen. Gottlose Banditen und Wegelagerer, die im Hinterhalt lauern und sogar die Ärmsten von uns heimsuchen. Lasst euch von Black Shark nicht in die Irre führen. Er wird zuerst euren Traum töten und danach auch euch!«

    »Es gibt viele dumme Gerüchte über ihn«, widersprach Tarek den Dorfleuten, während er einem der Toten das Tarnfarbenhemd auszog. Dass es voller Blutflecken war, störte ihn nicht. »Wir werden selbst sehen, ob wir uns seinen Banden anschließen, wenn wir mit ihm gesprochen haben.«

    »Da werdet ihr aber unverhältnismäßig viel Glück brauchen«, gab ein Mann zu bedenken, der einen kleinen Jungen auf dem Arm hatte. »Auf euren Wegen wird es nur so von Soldaten und Banditen wimmeln. Sichere Pfade gibt es in unserem Land nicht mehr.«

    »Schlagt unsere Warnungen nicht in den Wind, ihr beiden! Soldaten werden euch gefangen nehmen und foltern, bis ihr ihnen sagt, wo ihr den Jeep überfallen habt. Und das bedeutet wiederum, dass wir mit Vergeltung rechnen müssen«, warnte Ali.

    »Wir lassen uns schon nicht erwischen!«, lachte Tarek. »Dazu sind wir zu schlau.«

    »Und wir haben gelernt zu kämpfen«, unterstützte Omar seinen Freund. »Ihr habt es gesehen. Diese Soldaten hatten gegen uns nicht den Hauch einer Chance.«

    »Die beiden Jungen haben recht!«, rief ein alter Mann, der sich krumm auf einen knorrigen Stock stützte. »Wenn ich jung wäre wie sie, würde ich mich ihnen anschließen und an ihrer Seite kämpfen! Jemand muss doch für uns Schwache kämpfen. Sind es nicht Soldaten, die uns Tod und Elend bringen, dann sind es Banditen! Was haben wir noch zu verlieren? An den Küsten fischen Fremde. Niemand kümmert sich darum, obwohl es illegal geschieht. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Gewaltige Fischerboote mit riesigen Schleppnetzen. Hunderte von ihnen. Fische für die Leute in Europa und in Asien, während wir hier hungern und tausende von uns gezwungen sind wegzuziehen.«

    »Unser Dorf zieht die Soldaten und die Banditen an wie Ziegenmist die Fliegen«, sagte ein junger Mann und zeigte in die Wüste hinaus. »Bald werde ich auch von hier weggehen. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht um unser Leben und das Leben unserer Frauen und Kinder bangen müssen.«

    »Unser geliebtes Land ist nicht mehr, was es einmal war«, pflichtete ihm eine junge Frau mit fester Stimme bei. »Es gibt keinen Frieden mehr. Keiner kann dem anderen mehr vertrauen. Die Regierung ist korrupt. Wer weiß noch, wer die wirklichen Banditen sind, die Politiker in der Hauptstadt oder die herumstreunenden Mörderbanden? Schaut uns an, wir müssen in ständiger Angst leben.«

    »Und die Flüchtlinge machen uns noch mehr Probleme. Sie haben hier nichts verloren. Wir geben ihnen etwas zu essen und zu trinken, aber das geschieht nicht aus Nächstenliebe. Wir können sie nur nicht krepieren lassen, hier in der Nähe unseres Dorfes, weil die bösen Geister, von denen sie begleitet werden, dann für immer und ewig hier bleiben würden«, brummte ein Mann, der nur noch wenige Zähne im Mund hatte.

    »Diese Flüchtlinge sind Menschen in großer Not«, entgegnete ihm Tarek, während er versuchte, den Leichnam des toten Offiziers unter dem Jeep hervorzuziehen, obwohl dessen Arm unter dem rechten Vorderrad eingeklemmt war.

    Omar zerrte indes den toten Fahrer über die Rücklehne des Fahrersitzes und legte ihn neben den Leichen der drei Soldaten auf den Boden. Ohne die Dorfleute anzusehen, setzte er sich hin und zog den Soldaten die Sachen aus, die er selbst tragen konnte. Wichtig waren ihm vor allem die Stiefel, aber auch die tarnfarbenen Hosen mit dem breiten Gürtel und den vielen Taschen gefielen ihm. Da die Hemden alle mit Blut befleckt waren, verzichtete er darauf, eines davon gegen sein eigenes auszutauschen, aber in einer Brusttasche fand er mehrere Geldscheine, die er dem jungen Mann gab. »Dieses Geld wirst du gut gebrauchen können, wenn du von hier weggehst«, sagte er und wandte sich an die andern. »Schaut, das sind die Sachen, die wir mitnehmen werden. Gewehre und Munition, Hosen und Soldatenstiefel. Jetzt haben wir etwas vorzuzeigen, wenn wir zu Black Shark kommen. Kämpfer für die Freiheit unseres Volkes sind wir, und das wird auch Allah gefallen. Aber ihr, was seid ihr? Wo ist euer Stolz geblieben, euer Mut?«

    »Was sollen wir tun?« wollte Ali wissen. »Wir sind zu schwach …«

    »Ihr sollt nicht jammern«, fiel ihm Omar ins Wort. Dabei starrte er die Dorfleute wild an. »Mit Jammern lindert ihr eure Not nicht. Wenn ihr etwas tun wollt gegen die Soldaten und die Banditen, müsst ihr kämpfen.«

    »Kämpfen. Womit denn, wenn ich mal fragen darf? Wir besitzen keine Waffen. Alles was wir haben, sind unsere Buschmesser und die Werkzeuge und die Geräte, die wir auf dem Feld brauchen.«

    »Wer nicht kämpfen will, stirbt einen langsamen Tod«, sagte Omar. »Ich habe weniger Mitleid mit euch als mit diesen Flüchtlingen.« Er zeigte zum kleinen Lager hinüber. Der aufkommende Wind zerrte an den Stofffetzen, die an Ästen aufgehängt den Frauen und Kindern und den alten Männern Schutz geben sollten. Zwischen diesen armseligen Zelten erschien jetzt das Mädchen, das Omar und Tarek schon am Nachmittag beobachtet hatten, als es mit dem toten Kind das sandige Flussbett durchquert hatte und am anderen Ufer hinter einem Hügelrücken verschwunden war. Das Mädchen ging bis zu der kleinen Mauer, hinter der sich Omar und Tarek zuvor versteckt hatten. Dort blieb es stehen.

    »Ihr habt alle noch zu essen, aber vielleicht seid ihr selbst auch bald auf der Flucht und auf die Hilfe anderer angewiesen. Wir verlassen das Dorf, sobald wir hier aufgeräumt haben. Euch bleibt nur noch, die Spuren zu verwischen. Dann könnt ihr in Ruhe schlafen und auf einen neuen Tag warten. Es gibt fünf Soldaten weniger, die ihr fürchten müsst.« Damit setzte sich Omar hinter das Steuer, drehte den Zündschlüssel und fuhr den Jeep ein Stück vorwärts, sodass der darunterliegende Unteroffizier frei kam und Tarek den Leichnam zwischen den Rädern hervorziehen konnte.

    Omar machte den Motor aus, lehnte sich über das Steuerrad

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