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Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution
Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution
Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution
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Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution

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About this ebook

Karl Marx und Lenin haben jeweils unter den Bedingungen ihrer Zeit die Strategie und Taktik der internationalen Revolution ausgearbeitet. Dieses Buch entwickelt diese unter den heutigen Bedingungen der Neuorganisation internationalen Produktion weiter. Ausführlich werden die skandalöse Unterstützung von »rechtspopulistischen« und faschistoiden Bewegungen wie die imperialistische Förderung von religiös - fanatischen Fundamentalismus als eine neue Form des Faschismus aufgedeckt. Die Entwicklung von die »IS« und ähnlicher Bewegungen bestätigen diese fundierte Analyse. Die konterrevolutionäre Politik mit dem System des modernen Antikommunismus als Kern ist Ausdruck der politischen und weltanschaulichen Defensive des Imperialismus angesichts des weltweiten Linkstrends.

Die Neuorganisation der internationalen Produktion hat mit der Entfesselung der internationalen Produktivkräfte die Götterdämmerung des internationalen Finanzkapitals anbrechen lassen. Zu Beginn seines Feldzugs rund um den Globus schwelgte es noch in Allmachtsfantasien und Ewigkeitsträumen. Heute bestimmt allgemeiner Katzenjammer das Bild: Die Krisenhaftigkeit der gesellschaftlichen Ordnung erweist sich als unaufhebbar.

Doch am Horizont zeichnet sich bereits eine neue Zeitenwende ab; die Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution wird sichtbar. Aber die alte Herrschaft wird nicht freiwillig weichen, selbst wenn sie die gesamte Menschheit mitreißt in die kapitalistische Barbarei. Die Entscheidung für die internationale Revolution müssen die Arbeiter und Volksmassen selbst treffen. Ihnen bei dieser Entscheidung zu helfen und mit ihnen gemeinsam jedes Hindernis aus dem Weg zu räumen, damit sie ihre historische Mission in die Tat umsetzen können, darin fassen sich heute die Aufgaben der Marxisten-Leninisten der ganzen Welt zusammen.
LanguageDeutsch
Release dateMar 2, 2016
ISBN9783880214187
Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution

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    Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution - Stefan Engel

    Morgenröte der internationalen

    sozialistischen Revolution

    Stefan Engel, Jahrgang 1954, ist gelernter Schlosser, arbeitete in verschiedenen Großbetrieben und ist heute freier Publizist. Er ist seit 1968 politisch aktiv und seit 1975 an führender Stelle in der marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung in Deutschland tätig. Mehr und mehr übernahm er auch Aufgaben in der Koordinierung der internationalen revolutionären und Arbeiterbewegung. Seine wichtigsten theoretischen Beiträge sind unter anderem enthalten in den Büchern »Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung« und »Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau – eine Streitschrift«. Das vorliegende Buch »Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution« schließt thematisch an sein bisher bekanntestes Buch »Götterdämmerung über der ›neuen Weltordnung‹« an.

    März 2011

    Redaktionskollektiv REVOLUTIONÄRER WEG

    unter Leitung von Stefan Engel

    Schmalhorststr. 1b, 45899 Gelsenkirchen

    Morgenröte der internationalen

    sozialistischen Revolution

    Zuerst erschienen in der Reihe

    REVOLUTIONÄRER WEG, Nr. 32–34/2011

    © Verlag Neuer Weg

    Mediengruppe Neuer Weg GmbH

    Alte Bottroper Straße 42, 45356 Essen

    Telefon +49-(0)-201-25915

    Fax +49-(0)-201-6144462

    verlag@neuerweg.de

    www.neuerweg.de

    © Umschlagfoto: gettyimages.de

    Gesamtherstellung: Mediengruppe Neuer Weg GmbH

    ISBN 978-3-88021-380-7

    eISBN 978-3-88021-418-7

    Stefan Engel

    Morgenröte der

    internationalen sozialistischen

    Revolution

    Strategie und Taktik

    der internationalen sozialistischen

    Revolution

    Verlag Neuer Weg

    Inhalt

    Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution

    Einleitung

    I. Teil: Proletarische Strategie und der internationale Charakter der sozialistischen Revolution

    1. Marx und Engels begründen die Strategie der sozialistischen Weltrevolution

    2. Die siegreiche Oktoberrevolution und die Strategie der internationalen proletarischen Revolution

    3. Mao Tsetungs Strategie der neudemokratischen Revolution als Teil der internationalen Revolution

    4. Die Geschichte der »Internationale« als Organisationsform der internationalen Revolution

    5. Unvergängliche Erfolge beim Aufbau des Sozialismus

    6. Der Rückfall der internationalen Revolution durch die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion

    7. Der Charakter der sozialistischen Revolution unter den Bedingungen der ausgereiften Internationalisierung der kapitalistischen Produktionsweise

    8. Die internationale Revolution öffnet den Weg für die vereinigten sozialistischen Staaten der Welt

    II. Teil: Die Strategie und Taktik des internationalen Finanzkapitals im Klassenkampf gegen das internationale Proletariat und seine Verbündeten

    1. Notwendigkeit und Grenzen einer gemeinsamen Politik des internationalen Finanzkapitals

    2. Grundlegende Probleme des imperialistischen Weltsystems

    3. Die Bedrohung der Lebensgrundlagen der Menschheit durch die globale Umweltkatastrophe

    4. Die Entstehung und Entwicklung des Systems der kleinbürgerlichen Denkweise

    5. Der konterrevolutionäre Charakter der internationalen »Antiterrorismuskoalition«

    6. Imperialistische Förderung des religiös-fanatischen Fundamentalismus als neue Form des Faschismus

    7. Der Antikommunismus als weltanschaulicher Kern des »Kampfs gegen den Terrorismus«

    8. Grenzüberschreitende Koordinierung der staatlichen Gewaltapparate

    9. Internationale Zusammenarbeit der Monopolverbände im Klassenkampf

    10. Internationalisierung des Systems der kleinbürgerlichen Denkweise

    III. Teil: Die marxistisch-leninistische Strategie und Taktik der internationalen Revolution

    1. Über die Grundlagen der proletarischen Strategie und Taktik

    2. Die Strategie und Taktik der internationalen Revolution

    3. Veränderungen der Strategie und Taktik des nationalen und internationalen Klassenkampfs zur Vorbereitung der internationalen Revolution

    4. Strategie und Taktik zur Schmiedung der proletarischen Einheitsfront

    5. Die Einheit von nationalem und internationalem Klassenkampf

    6. Der Übergang zum Klassenkampf im eigentlichen Sinn

    7. Länderübergreifende Zusammenarbeit und gegenseitige Revolutionierung des Klassenkampfs im Übergang zur revolutionären Krise

    8. Die Schmiedung des Kampfbündnisses mit den kleinbürgerlichen Zwischenschichten

    9. Marxistisch-leninistische Frauenarbeit und internationale Frauenbewegung

    10. Die Rebellion der Jugend als praktische Avantgarde der internationalen Revolution

    11. Die Einheit des nationalen und sozialen Kampfs für Befreiung in neokolonialen Ländern

    12. Ideologischer Kampf als Vorgefecht der internationalen Revolution

    13. Revolutionärer Parteiaufbau und internationale Revolution

    14. Die Notwendigkeit einer neuen Stufe des proletarischen Internationalismus

    15. Internationale Organisationsformen zur Koordinierung und Revolutionierung der Klassenkämpfe

    Ausblick

    Anhang:

    Literaturverzeichnis

    Einleitung

    Im März 2003 erschien das Buch »Götterdämmerung über der ›neuen Weltordnung‹«. Es enthält eine marxistisch-leninistische Analyse der Neuorganisation der internationalen Produktion, die sich seit Anfang der 1990er Jahre in der kapitalistischen Weltwirtschaft durchgesetzt hat.

    Diese Veränderung der ökonomischen Basis des Kapitalismus hat den Grundwiderspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und dem kapitalistischen Charakter der Aneignung an einen Punkt geführt, an dem eine neue Phase in der Entwicklung des Imperialismus eingetreten ist.

    Die kapitalistische Produktionsweise hat nun vorwiegend internationalen Charakter und steht unter dem Diktat des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals, das sich etwa aus den 500 größten internationalen Übermonopolen zusammensetzt und sich auf die Macht der stärksten imperialistischen Länder stützt. Die Internationalisierung der gesellschaftlichen Produktion gab der Entwicklung der Produktivkräfte einen gewaltigen Schub. Die materiellen Voraussetzungen einer Gesellschaft ohne Ausbeutung des Menschen durch den Menschen wurden im Weltmaßstab weiter vervollkommnet. Zugleich stellt diese Entwicklung alle herkömmlichen gesellschaftlichen Verhältnisse in einer Dimension in Frage, die die ökonomischen, politischen und sozialen Auswirkungen bei der Herausbildung des Imperialismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts weit in den Schatten stellt. Der allgemeine Grundwiderspruch unserer Epoche zwischen Kapitalismus und Sozialismus drängt mehr denn je nach einer Lösung.

    Die ökonomische Rolle der Nationalstaaten wird mehr und mehr von dem Kartell des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals, der führenden imperialistischen Staaten und der von ihnen dominierten internationalen Organisationen übernommen. Die Nationalstaaten bleiben jedoch unverzichtbar für das kapitalistische System als Macht- und Herrschaftsinstrumente der in ihnen ansässigen Übermonopole, um den proletarischen Klassenkampf in diesen Staaten niederzuhalten, unverzichtbar auch im Konkurrenzkampf auf den Weltmärkten und im Kampf um die Weltherrschaft.

    Die internationalisierten revolutionären Produktivkräfte rebellieren gegen die nationalstaatlich organisierten kapitalistischen Produktionsverhältnisse. Nie wurde das deutlicher als beim Krisenmanagement der Herrschenden anlässlich der Weltwirtschafts- und Finanzkrise, die im Herbst 2008 ausbrach: Nur noch die internationale Kooperation aller maßgeblichen imperialistischen Mächte konnte – im Rahmen eines eigens dafür geschaffenen G20-Treffens – dieses Krisenmanagement wenigstens zeitweilig wirksam bewerkstelligen. So konnten die scharfen Widersprüche und gewaltigen Auswirkungen abgedämpft werden, die diese – zumindest seit dem II. Weltkrieg – tiefste Weltwirtschafts- und Finanzkrise hervorbrachte. Dies hatte allerdings den Preis, dass die zugrunde liegenden Probleme nicht gelöst, sondern verschärft und in die Zukunft verschoben wurden.

    Die ökonomischen Zwänge des internationalen Konkurrenzkampfs haben die staatsmonopolistischen Strukturen, insbesondere die seit dem II. Weltkrieg gewährten und erkämpften sozialen Rechte und Errungenschaften, mehr und mehr unterhöhlt. Damit schwinden auch die Möglichkeiten des kapitalistischen Systems, Massen an sich zu binden. Die bürgerlichen Staatsapparate büßen tendenziell ihre Handlungsfähigkeit ein, die sie in der bürgerlichen Demokratie, der jahrzehntelang vorherrschenden Herrschaftsform der Diktatur der Monopole, gewonnen hatten.

    Unter dem demagogischen Schlachtruf des »Kampfs gegen den Terrorismus« verstärkt sich in allen imperialistischen Ländern außerordentlich die Tendenz zur Reaktion nach innen und zur Aggression nach außen. Sie offenbart mehr und mehr, dass die bürgerliche Demokratie eine Farce und das Wesen der bürgerlichen Klassengesellschaft und ihres Staats die Diktatur der Monopole ist.

    In dem Buch »Götterdämmerung über der ›neuen Weltordnung‹« führten wir den Nachweis, dass die Neuorganisation der internationalen Produktion eine neue historische Umbruchphase vom Kapitalismus zum Sozialismus eingeleitet hat. Sie kann nur als Wechselwirkung von objektivem und subjektivem Faktor des Klassenkampfs ausreifen. Bei aller widersprüchlichen Entwicklung erscheint seit der Jahrtausendwende die Herausbildung eines internationalen Linkstrends als wichtigste, als bestimmende Erscheinung in der Entwicklung des Klassenbewusstseins der Arbeiterklasse und der breiten Massen. Unübersehbar mehren sich die Anzeichen, dass sich die Jahrzehnte währende relative Ruhe im Klassenkampf unwiderruflich auflöst.

    In den internationalen Produktionsverbünden ist ein internationales Industrieproletariat entstanden; es wächst beschleunigt und verändert die Struktur der Arbeiterklasse weltweit. Es erprobt in den sich entwickelnden Kämpfen seine Stärke, beginnt sich der Notwendigkeit der internationalen Solidarität bewusst zu werden, sucht nach einem gesellschaftlichen Ausweg und öffnet sich einer sozialistischen Perspektive. Die Morgenröte eines neuen Aufschwungs im Kampf für den Sozialismus bricht an.

    Die marxistisch-leninistische Analyse der Entwicklung des Imperialismus in dem Buch »Götterdämmerung über der ›neuen Weltordnung‹« konnte nur der erste Schritt sein, sich auf die neue Wirklichkeit einzustellen. Bedeutender sind die theoretischen und praktischen Schlussfolgerungen, die für die Weiterentwicklung der proletarischen Strategie und Taktik zu ziehen sind.

    Neue Erscheinungen und wesentliche Veränderungen der gesellschaftlichen Entwicklung sind immer mit einem Erklärungs- und Legitimationswettstreit bürgerlicher Gesellschaftstheorien verbunden. Eine Flut neuer Varianten metaphysisch-idealistischer Theorien überschwemmt die Verlage, Fernsehsender und Internetportale mit Versuchen, von den bürgerlichen Lebenslügen zu retten, was zu retten ist, oder notdürftig neue in die Welt zu setzen. Besonders eifrig sind die Apologeten der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft mit ihren Theorien über den Kapitalismus als immer noch »bestes aller Systeme«.

    Je mehr ihre Überzeugungskraft unter den Massen schwindet, desto mehr Raum geben die Medien kleinbürgerlichopportunistischen »Globalisierungskritikern« verschiedenster Schattierungen. Diese versuchen sich mehr oder weniger erfolgreich an einem Drahtseilakt: Einerseits decken sie durchaus kenntnisreich die unbestreitbaren destruktiven Auswirkungen der Neuorganisation der internationalen Produktion und Verteilung auf, andererseits setzen sie die absurdesten reformistischen und revisionistischen Vorschläge zur Sanierung des imperialistischen Weltsystems in die Welt, um sich der einzig konsequenten, der revolutionären Schlussfolgerung zu entziehen.

    Die Neuorganisation der internationalen Produktion ist kein vermeidbarer »neoliberaler Auswuchs« des imperialistischen Weltsystems, wie es die kleinbürgerlichen Globalisierungskritiker und Opportunisten behaupten, sondern seine bereits von Marx und Lenin prognostizierte gesetzmäßige Konsequenz. Diese Erkenntnis wird sich unweigerlich in der Höherentwicklung des proletarischen Klassenbewusstseins der Arbeiterklasse niederschlagen und früher oder später den Klassenkampf gegen die herrschenden Verhältnisse aufs Äußerste entfalten und seiner historischen Lösung zuführen.

    Die Internationalisierung der Produktivkräfte muss zwangsläufig die Internationalisierung des Klassenkampfs nach sich ziehen und vorantreiben. Untrügliche Zeichen, dass dieser Prozess bereits in vollem Gang ist, können auf der ganzen Welt beobachtet werden: die länderübergreifende revolutionäre Gärung in Lateinamerika nach der Jahrtausendwende, die demokratische Aufstandsbewegung in arabischen Ländern Anfang 2011, die konzern- und branchenweiten, auch länderübergreifenden Arbeiterstreiks und -proteste in Europa, die immer deutlicher erkennbare Angleichung von Inhalt und Form internationaler Massenkämpfe zur Verteidigung der sozialen Rechte, der weltweite Protest gegen die imperialistische Aggression der USA und Großbritanniens gegen den Irak im Jahr 2003, die international koordinierte Vorbereitung und Durchführung der Weltfrauenkonferenz in Venezuela 2011 und nicht zuletzt der weltweite Protest gegen die Verursacher der globalen Umweltkatastrophe.

    Die Internationalisierung des Klassenkampfs und ihre Förderung durch revolutionäre Organisationen bedeutet nicht etwa, dass der Klassenkampf im nationalen Rahmen keine wesentliche Rolle mehr spielen würde. Vielmehr entfaltet sich eine globale Wechselwirkung nationaler und internationaler Klassenkämpfe, die sich gegenseitig befruchten und stärken.

    Das imperialistische Weltgefüge wird untergehen. In einem vielschichtigen, widersprüchlichen weltrevolutionären Prozess wird es Schritt um Schritt den vereinigten sozialistischen Staaten der Welt weichen müssen, will die Menschheit nicht in der kapitalistischen Barbarei untergehen. Niemand kann jedoch heute voraussagen, in welchen Zeiträumen dieser Prozess vor sich gehen und welche Opfer diese historische Umwälzung der Klassengesellschaften fordern wird. Aber die Entwicklungsrichtung zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist eindeutig: Die Haupttendenz in der Welt ist die Vorbereitung der internationalen sozialistischen Revolution!

    Die marxistisch-leninistische Strategie und Taktik muss eine allseitige konkrete Analyse der neuen gesellschaftlichen Entwicklung, des internationalen Klassenkampfs und seiner Widerspiegelung im Bewusstsein und in den Kämpfen der Arbeiterklasse und der breiten Massen gegen Ausbeutung und Unterdrückung durch das allein herrschende internationale Finanzkapital und das imperialistische Weltsystem leisten. Insbesondere muss die Entwicklung der neuen Elemente und wesentlichen Veränderungen des internationalen Klassenkampfs analysiert werden, die seit der Neuorganisation der internationalen Produktion in Erscheinung getreten sind und sich künftig noch herausbilden werden.

    Daraus erschließen sich die neuen Möglichkeiten, Aufgaben und Ressourcen der internationalen marxistisch-leninistischen, revolutionären und Arbeiterbewegung. Es gilt, hinter den verheerenden Destruktivkräften des Imperialismus zielstrebig die materielle Vorbereitung des Sozialismus im internationalen Maßstab aufzudecken, wie sie insbesondere in der Entwicklung der revolutionären Produktivkräfte, in der Internationalisierung der kapitalistischen Produktion und in den Kämpfen und neuen Organisationsformen der Arbeiterklasse und der breiten Massen zum Ausdruck kommt. Diese materielle Vorbereitung des Sozialismus und die allgemeine Krisenhaftigkeit des imperialistischen Weltsystems sind die gegensätzlichen objektiven Grundlagen eines neuen Aufschwungs des Kampfs für den Sozialismus auf der internationalen Bühne.

    Kennzeichnend ist der unaufhaltsame Drang der kapitalistischen Produktion, Millionen einzelner Produktionsvorgänge und Hunderte Millionen Produzenten in den weltweiten Produktionsverbünden zu integrieren. Mit einer dialektischmaterialistischen Denkweise wird die Menschheit in der Lage sein, die globalen Prozesse der immens wachsenden, immer komplexer werdenden Produktion und Reproduktion des menschlichen Lebens zu beherrschen, sodass sie im Sozialismus/Kommunismus der gesamten Menschheit nutzen und eine neue Stufe der nachhaltigen Einheit von Mensch und Natur möglich machen.

    Bürgerliche Wissenschaft und Weltanschauung versinken dagegen in einer tiefen Krise, weil ihre Unterwerfung unter den Maximalprofit, unter den Kampf um die Beherrschung der Weltmärkte und um die Aufrechterhaltung des Imperialismus sie geradezu fesselt. In Wechselwirkung mit der Arbeiter- und Volksbewegung entwickelt sich demgegenüber eine gesellschaftskritische wissenschaftliche Strömung. Bedeutende fortschrittliche Erkenntnisse entstehen nur im Kampf gegen Ressortkonkurrenz und Instrumentalisierung der Forschung für die Kapitalverwertung sowie unter Anwendung der Dialektik und des Materialismus.

    Wer eine treffende Analyse der gesellschaftlichen Entwicklung erarbeiten will, muss sich freimachen von dem erbärmlichen Gejammer der Opportunisten und modernen Revisionisten. Sie sind immer noch paralysiert vom Niedergang der sozialimperialistischen Sowjetunion und des von ihr geführten Systems des vermeintlich »realen Sozialismus«. Der vollständige Bankrott der Sowjetunion traf sie deshalb so tief, weil sie den seit Chruschtschow und dem XX. Parteitag der KPdSU 1956 veränderten, bürgerlich-reaktionären Klassencharakter der Sowjetunion nie wahrhaben wollten. Geleitet von ihrer kleinbürgerlich-revisionistischen Denkweise leugneten sie erbittert die Restauration des Kapitalismus in den ehemals sozialistischen Ländern und das reaktionäre Wesen des sowjetischen Sozialimperialismus. Solange sie diese Denkweise nicht selbstkritisch überwinden, werden sie nicht in der Lage sein, aus der geschichtlichen Zäsur nützliche Schlussfolgerungen für den Fortschritt des proletarischen Klassenkampfs zu ziehen.

    Auch die Reformisten sind in eine tiefe Defensive und Depression geraten. Bis auf wenige Ausnahmen stürzten alle sozialdemokratischen Parteien Europas in den vergangenen Jahren in ernste Parteikrisen. Auch die linksreformistischen und neorevisionistischen Parteien, die als Produkt dieser Krisen entstanden – wie die Partei »Die Linke« in Deutschland – erweisen sich als unfähig, das Wesen der gesellschaftlichen Entwicklung zu begreifen und revolutionäre Schlussfolgerungen zu ziehen. Ihrer Meinung nach hätten mit der »Globalisierung« der »Raubtierkapitalismus« und der »Neoliberalismus« ihren Vormarsch angetreten – als eine bedauerliche, aber im Rahmen der kapitalistischen Gesellschaftsordnung korrigierbare Entwicklung. Die Illusion einer Rückkehr zum vermeintlichen »Sozialstaat«, die Hoffnung auf eine Renaissance der »sozialen Marktwirtschaft« sowie der Traum von »sozialer Gerechtigkeit« im Kapitalismus ist alles, was ihnen als Antwort auf die Fragen der Zeit einfällt.

    Natürlich veränderte der Imperialismus nach dem II. Weltkrieg seine konkreten Methoden der Ausbeutung und Unterdrückung. Die Entstehung des sozialistischen Lagers für ein Drittel der Menschheit und die Zerschlagung des alten Kolonialsystems durch bewaffnete Befreiungsbewegungen setzte ihn mächtig unter Druck. Um das sozialistische Bewusstsein der Arbeiterklasse zumindest in den imperialistischen Metropolen nachhaltig zu zersetzen, hielten es die herrschenden Monopole für nötig – nicht nur in Westdeutschland –, soziale Reformen zu gewähren, zum großen Teil ohne Kampf, und so die Verbreitung einer kleinbürgerlich-reformistischen Denkweise in der Arbeiterbewegung zu forcieren. Zweifellos gelang es den Herrschenden, mit der Förderung kleinbürgerlicher Lebens- und Familienverhältnisse bis weit hinein in die Arbeiterklasse und mit der Herausbildung eines ganzen Systems der kleinbürgerlichen Denkweise eine jahrzehntelang anhaltende relative Ruhe im Klassenkampf zu erreichen.

    Seit der Neuorganisation der internationalen Produktion mit ihrer enormen Zuspitzung des internationalen Konkurrenzkampfs erscheint dem internationalen Finanzkapital der »soziale Klimbim« nur noch als Ballast, als nachteilige Ausgangslage in der Schlacht um die Beherrschung der Weltmärkte. Also greifen sie die sozialen Errungenschaften an. Doch damit zerstören sie eine wesentliche materielle Basis der Glaubwürdigkeit ihres »Sozialstaats«.

    In den vergangenen Jahren haben sie ein ausgetüfteltes Betrugs- und Manipulationssystem der kleinbürgerlichen Denkweise als hauptsächliche Methode ihrer bürgerlich-demokratischen Herrschaftsform herausgebildet. Die kleinbürgerlichreformistische Denkweise drang nach dem II. Weltkrieg tief in die internationale Arbeiterbewegung ein, zersetzte das Klassenbewusstsein nachhaltig und hemmte die Entwicklung des Klassenkampfs über lange Zeit.

    Die kleinbürgerlich-intellektuelle Denkweise führte dazu, dass der Neuaufbau der marxistisch-leninistischen Partei der Arbeiterklasse systematisch desorganisiert wurde. Sie machte die von ihr bestimmten Führer unfähig, schöpferische Schlussfolgerungen aus der Restauration des Kapitalismus und der revisionistischen Entartung der alten kommunistischen und Arbeiterbewegung zu ziehen. Das ging bis zur Bereitschaft, ihr Scheitern dem Marxismus-Leninismus in die Schuhe zu schieben und die junge marxistisch-leninistische Bewegung zu liquidieren. Sie profilierten sich dann in kleinbürgerlich-ökologischen, kleinbürgerlich-demokratischen oder kleinbürgerlich-pazifistischen Bewegungen und einigen ehemaligen Zirkelhäuptlingen aus der »marxistisch-leninistischen« Szene gelang es sogar, Ministersessel zu erobern.

    Die proletarische Denkweise ließ sich zwar selbst in der Arbeiterbewegung zeitweilig zurückdrängen; aber sie war nicht auszulöschen, denn sie erwächst gesetzmäßig aus der kapitalistischen Klassengesellschaft und ist traditionell tief in der Arbeiterbewegung verwurzelt.

    Heute beschränkt sich das System der kleinbürgerlichen Denkweise weitgehend auf Demoralisierung, Desorientierung und Desorganisation der Arbeiter- und Volksbewegung, da gleichzeitig die Armut wächst, kriegerische Auseinandersetzungen zunehmen und die Umwelt dramatisch zerstört wird. Das System der kleinbürgerlichen Denkweise konzentriert sich immer mehr auf die Verbreitung des modernen Antikommunismus als Damm gegen die Entwicklung eines sozialistischen Bewusstseins. Es ist allerdings ein gewaltiger Selbstbetrug, wenn sich die Herrschenden der Hoffnung hingeben, sie könnten so die Massen auf Dauer vom Kampf für die gesellschaftliche Alternative des Sozialismus abhalten.

    Die allgemeine Krisenhaftigkeit des Imperialismus hat sich universell entwickelt, sie bildet heute seine charakteristische Daseinsweise. Die chronische Strukturkrise auf der Basis der Neuorganisation der internationalen Produktion, die in tendenziell kürzeren Abständen und mit größerer Wucht ausbrechenden Finanz- und Wirtschaftskrisen, latente oder offene politische Krisen, die allgemeine Kriegsgefahr, die sich dramatisch zuspitzende Umweltkrise und die drohende menschheitsgefährdende Klimakatastrophe, die Krise des Neokolonialismus, die Krise der bürgerlichen Familienordnung und nicht zuletzt die Krise der bürgerlichen Wissenschaft und Weltanschauung sind heute internationale Erscheinungen. Sie bilden die allgemeine materielle Grundlage der Entstehung einer revolutionären Weltkrise, der objektiven und subjektiven Bedingung des Ausreifens der internationalen sozialistischen Revolution.

    Die reformistischen und revisionistischen Führer haben im Grunde nichts gegen das kapitalistische System der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen einzuwenden, wenn nur die kapitalistischen Missstände ein wenig gelindert und dabei einige Brosamen zum eigenen Vorteil abfallen würden. Wie sollen Leute mit einer solchen Denkweise begreifen und bejahen, dass sich gegenwärtig eine neue welthistorische Situation herausbildet? Eine Situation, in der die Menschheit nicht mehr zurück kann, sondern vorwärts muss! Eine welthistorische Entwicklung, an deren Ende nur die Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung stehen kann, wenn nicht die ganze Welt in der Barbarei untergehen soll.

    Im Prozess der internationalen Arbeitsteilung auf dem Niveau internationaler Produktionsverbünde hat sich in den letzten Jahrzehnten ein internationales Industrieproletariat herausgebildet. Es ist heute die Kraft, die sich an die Spitze des internationalen Kampfs gegen den Imperialismus und für den Sozialismus stellen kann und muss. In seinen ökonomischen und politischen Kämpfen kann es sich nur behaupten, wenn es mit dem kleinbürgerlichen Konkurrenzdenken fertig wird und Klassenkämpfe führt, die nach Inhalt und Form mehr und mehr grenzüberschreitender Natur sind.

    Ultrareaktionäre und faschistoide Parteien und Politiker, die von den bürgerlichen Medien irreführend als »rechtspopulistisch« bezeichnet werden, wollen mit Hetze gegen Migranten das wachsende internationalistische Klassenbewusstsein zersetzen. Die internationale Arbeiterklasse muss auch diesen offen reaktionären Chauvinismus mit seinem Rassismus, seiner sozialen Demagogie und seinen heuchlerischen Parolen »gegen die da oben« entlarven und entschieden der Faschisierung entgegentreten. Nur das internationale Industrieproletariat kann die gesamte Arbeiterklasse über Ländergrenzen hinweg zur internationalen Revolution führen und auch die breiten Massen, die im Kampf gegen ihre nationalen Bourgeoisien und Staaten stehen, in den Befreiungskampf einbeziehen und ihnen Orientierung und Perspektive geben. Die Gewinnung des entscheidenden Einflusses auf dieses internationale Industrieproletariat ist deshalb die vorrangige und mehr und mehr auch gemeinsame Aufgabe der Marxisten-Leninisten und aller Revolutionäre auf der ganzen Welt.

    Ohne Zweifel befindet sich die internationale Arbeiterklasse noch in der strategischen Defensive gegen das internationale Finanzkapital. Diese dauert seit Jahrzehnten an und verlangt den Revolutionären viel Kampfmoral und Durchhaltevermögen ab. Aber die strategische Offensive des Imperialismus ist längst ins Stocken geraten. Die Arbeiterklasse hat in verschiedenen kapitalistischen Ländern bereits ihre strategische Gegenoffensive eingeleitet. Die demokratischen, antiimperialistischen Erhebungen gegen verschärfte neokoloniale Ausbeutung und Unterdrückung in den Ländern Lateinamerikas, Asiens und Afrikas sind ein Signal: Die Massen wollen sich mit der Herrschaft des Weltimperialismus nicht abfinden. Ihr Kampf zur Verteidigung der nationalen Ressourcen gegen neokoloniale Ausplünderung, gegen Hunger und gegen die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, für die Überwindung der Überreste reaktionärer feudaler und halbfeudaler Strukturen auf dem Land, für eine neudemokratische Revolution auf dem Weg zum Sozialismus ist und bleibt Bestandteil und zugleich wichtigste unmittelbare Reserve der internationalen proletarischen Revolution.

    Bei allen Unterschieden der Klassenkämpfe in den einzelnen Ländern braucht das internationale Proletariat im Bündnis mit allen Unterdrückten einen gemeinsamen Bezugspunkt: die internationale sozialistische Revolution. Die Koordinierung und Revolutionierung des Klassenkampfs muss die fortschrittlichen, demokratischen und revolutionären Massenbewegungen und -organisationen zu einer internationalen Macht zusammenschließen, die dem imperialistischen Weltsystem überlegen ist. Die konkreten ökonomischen, sozialen und politischen Bedingungen eines jeden Landes müssen in der jeweiligen proletarischen Strategie und Taktik ebenso Berücksichtigung finden wie der allgemeine Bezug auf die internationale Revolution. So erscheint die internationale proletarische Strategie und Taktik als ein Orchester verschiedener proletarischer Strategien und Taktiken der revolutionären Arbeiterparteien in den jeweiligen Ländern.

    Grundlegende Voraussetzung der dialektischen Einheit von internationaler Gemeinsamkeit und nationaler Besonderheit ist die Existenz autonomer marxistisch-leninistischer Parteien in den einzelnen Ländern. Sie haben aus der revisionistischen Entartung der alten kommunistischen Bewegung gelernt und ihre Schlüsse gezogen. Diese Parteien müssen ideologisch-politisch klarsehen, insbesondere hinsichtlich der Gefahr des Liquidatorentums aufgrund der kleinbürgerlichen Denkweise in der revolutionären Arbeiter- und Volksbewegung, im Klassenkampf gestählt und aufs Engste mit der Arbeiterklasse und den breiten Massen verbunden sein.

    In der internationalen marxistisch-leninistischen, revolutionären und Arbeiterbewegung ist eine Grundsatzdiskussion entstanden, ob es richtig ist, die internationale sozialistische Revolution als gemeinsames strategisches Ziel anzuerkennen, und wie die Vereinheitlichung der proletarischen Strategie und Taktik zur Vorbereitung und Durchführung der internationalen Revolution zustande kommen soll.

    Für Dogmatiker bedeutet die Revolution nichts anderes, als bewährte Revolutionskonzepte zu kopieren und mit großem Pathos auf sie zu pochen – ohne Rücksicht auf von Land zu Land verschiedene konkrete Bedingungen oder auf neue Erscheinungen und wesentliche Veränderungen des imperialistischen Weltsystems. Wenn sie dann unausweichlich ihre Niederlagen erleiden, machen sie nicht selten den Marxismus-Leninismus verantwortlich, schwören kleinmütig der Revolution ab und wandeln sich zu offenen Liquidatoren und Verteidigern des Imperialismus. Die vielfachen Spaltungen in der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung sind nur das abscheuliche Resultat dieser Tendenz. Solche Dogmatiker missachten und diskreditieren die internationale Revolution. Dabei war die internationale Revolution schon seit Marx und Engels wesentlicher Bezugspunkt jeder revolutionären Strategie und Taktik des Proletariats. Mit der Neuorganisation der internationalen Produktion sind nun auch die gesellschaftlichen Bedingungen für ihre Verwirklichung ausgereift.

    Die Revisionisten wiederum wagen erst gar nicht, die Frage der Revolution aufzuwerfen. Ihre Vorstellungskraft reicht nicht aus, erneute revolutionäre Erschütterungen der gigantischen Macht des internationalen Finanzkapitals für möglich zu halten. Und so begnügen sie sich damit, sich verzweifelt der Politik des »Neoliberalismus« entgegenzustemmen, sich den verschiedensten Formen des Linksreformismus anzubiedern und sich im bürgerlichen Parlamentarismus zu verlieren, um sich zugleich dem Wichtigsten, dem revolutionären Kampf zur Überwindung des Imperialismus und für den Sozialismus zu entziehen oder gar verstört vor ihm zu warnen.

    Die Revolutionäre der Welt müssen sich mit den Gesetzmäßigkeiten der internationalen Revolution und ihrer Vorbereitung befassen. Die historischen Erfahrungen mit der Strategie und Taktik der internationalen Revolution, wie sie von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tsetung ausgearbeitet, in einen historischen Diskussionsprozess eingebracht und unter den Voraussetzungen ihrer Zeit weiterentwickelt und umgesetzt wurden, müssen kritisch und selbstkritisch ausgewertet werden.

    Die Vereinheitlichung der internationalen marxistisch-leninistischen, revolutionären und Arbeiterbewegung wird nur in dem Maß vorankommen, wie sie ihre Lehren aus dem Problem der Denkweise in der internationalen marxistisch-leninistischen, revolutionären und Arbeiterbewegung zieht.

    Die Herstellung der Überlegenheit der proletarischen Denkweise im Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise in der internationalen marxistisch-leninistischen, revolutionären und Arbeiterbewegung ist heute weltweit zur Bedingung jeder erfolgreichen Vorbereitung der internationalen Revolution geworden. Diese grundlegende Aufgabenstellung muss – unter Beachtung des gemeinsamen allgemeinen Wesens – in den einzelnen Ländern differenziert verwirklicht werden.

    Ein neuer Aufschwung des Kampfs für den Sozialismus kann nur auf der Grundlage einer neuen Qualität des proletarischen Internationalismus in Theorie und Praxis der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung vor sich gehen. Das wird neue Anziehungskraft auf die Massen ausüben, vor allem auf die Arbeiterklasse und die Jugend. Die Marxisten-Leninisten auf der ganzen Welt müssen die ideologischen, politischen und organisatorischen Fragen der Vorbereitung der internationalen Revolution gemeinsam bewältigen. Die sichere Basis dafür ist das ernsthafte Vorantreiben des revolutionären Klassenkampfs und Parteiaufbaus in den einzelnen Ländern.

    Ein derartig komplexer Prozess kann natürlich nur unter Einbeziehung aller relevanten revolutionären Organisationen und Parteien, organisiert und auf der Basis einer proletarischen, wissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweise erfolgreich in Angriff genommen und bewältigt werden.

    Mit dem Buch »Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution« will die MLPD für diese große Aufgabe der Revolutionäre in aller Welt einen theoretischen Beitrag leisten. Das Buch ist das schöpferische Produkt eines Kollektivs aus über 130 Mitarbeitern und konnte nur aus der Diskussion und Zusammenarbeit von Revolutionären aus der ganzen Welt entstehen. Es kann und will selbstverständlich nicht den Anspruch erheben, eine Generallinie für die internationale marxistisch-leninistische, revolutionäre und Arbeiterbewegung auszuarbeiten; es wird von den Marxisten-Leninisten in Deutschland allein verantwortet, ist ihre Leitlinie und kann als Maßstab zu ihrer Beurteilung dienen. Das Buch soll aber Anstoß und Beitrag sein für den notwendigen Prozess intensiver theoretischer Diskussion und praktischer Zusammenarbeit in der internationalen marxistisch-leninistischen, revolutionären und Arbeiterbewegung.

    Stefan Engel

    März 2011

    I. Proletarische Strategie und der internationale Charakter der sozialistischen Revolution

    1. Marx und Engels begründen die Strategie der sozialistischen Weltrevolution

    »Die Begriffe Strategie und Taktik stammen aus der Militärwissenschaft. Der Klassenkampf ist ein Bürgerkrieg der sich unversöhnlich gegenüberstehenden Klassen. Von daher ergibt sich von vornherein die Nähe zur Kriegswissenschaft.« (Willi Dickhut¹, »Strategie und Taktik im Klassenkampf«, I. Teil, S. 9)

    Die Strategie folgt in erster Linie dem wissenschaftlich untersuchten gesetzmäßigen Verlauf des Klassenkampfs. Das reale Voranschreiten des Klassenkampfs wird aber mehr oder weniger stark von Faktoren beeinflusst, die außerhalb seines gesetzmäßigen Verlaufs liegen und nicht vorhersehbar sind. Willi Dickhut schreibt über diesen Zusammenhang:

    »Das bedeutet, daß wir die Ereignisse, Vorgänge, Entwicklungen in der Natur und Gesellschaft in ihrer Notwendigkeit, in ihrem gesetzmäßigen Zusammenhang untersuchen müssen. Von dieser Grundlage aus müssen wir Analysen erstellen und eine strategische und taktische Linie für den proletarischen Klassenkampf erarbeiten. Wir werden dabei das Zufällige in den äußeren Zusammenhängen nicht in Rechnung stellen können, weil wir es nicht voraussehen können. Als Richtlinie eines bewußten Handelns kann die politische Linie einer revolutionären Partei nur von dem Notwendigen, nicht von dem Zufälligen, vom Wesentlichen, nicht vom Unwesentlichen, also von der gesetzmäßigen Entwicklung in der Gesellschaft ausgehen. Das ist die dialektische Methode.« (»Die dialektische Methode in der Arbeiterbewegung«, S. 69/70)

    Der große Dialektiker unter den Militärwissenschaftlern, Carl von Clausewitz, zog in seinem Werk »Vom Kriege« den Schluss:

    »Der Krieg ist das Gebiet des Zufalls. In keiner menschlichen Tätigkeit muß diesem Fremdling ein solcher Spielraum gelassen werden, weil keine so nach allen Seiten hin in beständigem Kontakt mit ihm ist. Er vermehrt die Ungewißheit aller Umstände und stört den Gang der Ereignisse.« (S. 54/55)

    Das gilt umso mehr, als der Klassenkampf heute zunehmend internationalen Charakter angenommen hat und sich die Faktoren potenziert haben, die weder vorhersehbar noch beeinflussbar sind.

    Die Dialektik des gesetzmäßigen und zufälligen Verlaufs des Klassenkampfs erfordert, dass der wahrscheinliche konkrete Verlauf prognostiziert und in die proletarische Strategie einbezogen wird. Dafür ist die Auswertung historischer Erfahrungen sowie die Berücksichtigung der konkreten Entwicklung erforderlich.

    Karl Marx und Friedrich Engels legten ihrer Strategie eine logische Analyse der allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Klassenkampfs zugrunde und verbanden sie ständig mit einer historischen Analyse der realen Entwicklung der revolutionären Bewegungen ihrer Zeit. Durch kritisch-selbstkritische Überprüfung ihrer Ansichten modifizierten sie die proletarische Strategie entsprechend den Erfordernissen der Praxis. In ihrem Erkenntnisprozess verwirklichten sie unerschütterliche Prinzipienfestigkeit in Bezug auf die Grundfragen des Klassenkampfs, verbunden mit hoher Flexibilität und Beweglichkeit in der proletarischen Taktik. Erst die Einheit von logischer und historischer Analyse und Synthese schafft das Fundament der proletarischen Strategie und Taktik.

    Der wesentlich internationale Charakter des proletarischen Klassenkampfs

    Bereits im »Manifest der Kommunistischen Partei« von 1847/ 1848 machten Marx und Engels darauf aufmerksam, dass der Klassenkampf des Proletariats in seinem allgemeinen Wesen internationalen Charakter hat. In der Form behält er jedoch entsprechend der nationalstaatlich organisierten Produktion nationalen Charakter. Entsprechend heißt es:

    »Obgleich nicht dem Inhalt, ist der Form nach der Kampf des Proletariats gegen die Bourgeoisie zunächst ein nationaler. Das Proletariat eines jeden Landes muß natürlich zuerst mit seiner eigenen Bourgeoisie fertig werden.« (Marx/Engels, Werke, Bd. 4, S. 473)

    Marx und Engels begründeten den internationalen Inhalt und allgemeinen Charakter des Klassenkampfs mit der universellen Entwicklung des Verkehrs und der Produktivkräfte des Kapitalismus. Darunter verstanden sie das lebendige Zusammenwirken aller Produzenten mit allen anderen im mannigfaltigen gesellschaftlichen Produktionsprozess. Dieser reißt tendenziell jede lokale und nationale Beschränktheit nieder und bringt alle Menschen und Nationen in weltweite gegenseitige Abhängigkeit.

    »Die große Industrie universalisierte … die Konkurrenz …, stellte die Kommunikationsmittel und den modernen Weltmarkt her … Sie erzeugte insoweit erst die Weltgeschichte, als sie jede zivilisierte Nation und jedes Individuum darin in der Befriedigung seiner Bedürfnisse von der ganzen Welt abhängig machte und die bisherige naturwüchsige Ausschließlichkeit einzelner Nationen vernichtete.« (Karl Marx/Friedrich Engels, »Die deutsche Ideologie«, Marx/Engels, Werke, Bd. 3, S. 60)

    Der Kapitalismus entwickelte sich als internationales Gesellschaftssystem und brachte auf der ganzen Welt das Proletariat hervor. Daraus ergab sich der grundlegende Charakter der proletarischen Revolution als »einer Revolution, die die Emanzipation ihrer eignen Klasse in der ganzen Welt bedeutet, die so universal ist wie die Herrschaft des Kapitals und die Lohnsklaverei.« (Karl Marx, »Rede auf der Jahresfeier des ›People’s Paper‹ am 14. April 1856 in London«, Marx/Engels, Werke, Bd. 12, S. 4)

    Diese Erkenntnis ist allgemeingültig für die ganze Periode des Kapitalismus, wenn auch die Universalität der Produktivkräfte und des Klassenkampfs unterschiedliche Entwicklungsstufen durchlaufen musste. Entsprechend musste auch die Strategie der proletarischen Revolution in der historischen Entwicklung unterschiedliche Formen annehmen.

    Die Strategie der internationalen Revolution im Kapitalismus der freien Konkurrenz

    In der Phase des Kapitalismus der freien Konkurrenz bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts bildete sich die kapitalistische Gesellschaftsordnung erst in einigen Ländern Europas und in Amerika heraus und setzte sich gegen den Feudalismus durch. Für Marx und Engels war eine siegreiche Revolution vor diesem Hintergrund nur denkbar als relativ gleichzeitige Revolution in diesen fortgeschrittenen Ländern. Engels antwortete 1847 auf die Frage, ob die Revolution in einem einzelnen Land vor sich gehen könnte:

    »Die große Industrie hat schon dadurch, daß sie den Weltmarkt geschaffen hat, alle Völker der Erde, und namentlich die zivilisierten, in eine solche Verbindung miteinander gebracht, daß jedes einzelne Volk davon abhängig ist, was bei einem andern geschieht. Sie hat ferner in allen zivilisierten Ländern die gesellschaftliche Entwicklung so weit gleichgemacht, daß in allen diesen Ländern Bourgeoisie und Proletariat die beiden entscheidenden Klassen der Gesellschaft, der Kampf zwischen beiden der Hauptkampf des Tages geworden. Die kommunistische Revolution wird daher keine bloß nationale, sie wird eine in allen zivilisierten Ländern, d. h. wenigstens in England, Amerika, Frankreich und Deutschland gleichzeitig vor sich gehende Revolution sein. Sie wird sich in jedem dieser Länder rascher oder langsamer entwickeln, je nachdem das eine oder das andre Land eine ausgebildetere Industrie, einen größeren Reichtum, eine bedeutendere Masse von Produktivkräften besitzt. Sie wird daher in Deutschland am langsamsten und schwierigsten, in England am raschesten und leichtesten durchzuführen sein. Sie wird auf die übrigen Länder der Welt ebenfalls eine bedeutende Rückwirkung ausüben und ihre bisherige Entwicklungsweise gänzlich verändern und sehr beschleunigen. Sie ist eine universelle Revolution und wird daher auch ein universelles Terrain haben.« (»Grundsätze des Kommunismus«, Marx/Engels, Werke, Bd. 4, S. 374/375 – Hervorhebung Verf.)

    Marx und Engels gingen also von einem zusammenhängenden und bis zum weltweiten Sieg des Proletariats anhaltenden weltrevolutionären Prozess aus. Sie bestimmten die Weltrevolution als komplexen Prozess verschiedener revolutionärer Kämpfe und Bewegungen um nationale und soziale Befreiung, bürgerlich-demokratischer und proletarischer Revolutionen. Der wechselseitige Zusammenhang dieser Revolutionen musste demnach früher oder später zur Befreiung der Arbeiterklasse in allen beteiligten Ländern führen. Die zur Herrschaft gelangte Arbeiterklasse sollte dann in einem gemeinsamen und gleichzeitigen Akt zum Kommunismus übergehen:

    »Der Kommunismus ist empirisch nur als die Tat der herrschenden Völker ›auf einmal‹ und gleichzeitig möglich«. (Karl Marx/Friedrich Engels, »Die deutsche Ideologie«, Marx/Engels, Werke, Bd. 3, S. 35 )

    Mit der Februarrevolution in Paris begann 1848 eine Kette von Aufständen in ganz Europa bis zur russischen Grenze. Im Juni kam es dann in Paris zur ersten großen Schlacht um die Herrschaft zwischen Proletariat und Bourgeoisie. Die damaligen Ereignisse bestätigten eindrucksvoll die von Marx und Engels aufgedeckte Gesetzmäßigkeit, dass der Kapitalismus aufgrund seiner ökonomischen Struktur und Entwicklung notwendigerweise zur internationalen proletarischen Revolution führt.

    Die konkrete Prognose, dass die Revolutionsperiode bis zum Sieg des Proletariats anhalten würde, erwies sich jedoch als falsch. Dieser Irrtum war allerdings historisch bedingt. Marx und Engels konnten sich nur auf die Erfahrungen der vorangegangenen bürgerlich-demokratischen Revolution stützen, die sich von 1789 bis 1830 vollzogen hatte und insbesondere in Frankreich bis zum Schluss ausgefochten worden war. Sie standen außerdem vor dem Problem, dass die Daten über die konkrete ökonomische Entwicklung des Kapitalismus damals erst mit großer zeitlicher Verzögerung zur Verfügung standen.

    In seiner letzten Schrift »Einleitung zu Karl Marx’ ›Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850‹« überprüfte Engels 1895 kritisch-selbstkritisch ihre ursprünglichen Vorstellungen:

    Es »konnte unter damaligen Umständen für uns kein Zweifel sein, daß der große Entscheidungskampf angebrochen sei, daß er ausgefochten werden müsse in einer einzigen langen und wechselvollen Revolutionsperiode, daß er aber nur enden könne mit dem endgültigen Sieg des Proletariats. …

    Die Geschichte hat aber auch uns unrecht gegeben, hat unsere damalige Ansicht als eine Illusion enthüllt. … Sie hat klargemacht, daß der Stand der ökonomischen Entwicklung auf dem Kontinent damals noch bei weitem nicht reif war für die Beseitigung der kapitalistischen Produktion; sie hat dies bewiesen durch die ökonomische Revolution, die seit 1848 den ganzen Kontinent ergriffen und die große Industrie in Frankreich, Österreich, Ungarn, Polen und neuerdings Rußland erst wirklich eingebürgert, aus Deutschland aber geradezu ein Industrieland ersten Ranges gemacht hat – alles auf kapitalistischer, im Jahre 1848 also noch sehr ausdehnungsfähiger Grundlage. Gerade diese industrielle Revolution aber ist es, die überall erst Klarheit geschaffen hat in den Klassenverhältnissen, die eine Menge von aus der Manufakturperiode und im östlichen Europa selbst aus dem Zunfthandwerk her überkommenen Zwischenexistenzen beseitigt, eine wirkliche Bourgeoisie und ein wirkliches großindustrielles Proletariat erzeugt und in den Vordergrund der gesellschaftlichen Entwicklung gedrängt hat. Dadurch aber ist der Kampf dieser beiden großen Klassen, der 1848 außerhalb Englands nur in Paris und höchstens in einigen großen Industriezentren bestand, erst über ganz Europa verbreitet worden und hat eine Intensität erlangt, wie sie 1848 noch undenkbar war.« (Marx/Engels, Werke, Bd. 22, S. 512/513/515 – Hervorhebung Verf.)

    Der Kapitalismus war 1848 ökonomisch noch nicht reif, endgültig beseitigt zu werden. Vor allem war die Herausbildung einer wirklichen Bourgeoisie und eines wirklich großindustriellen Proletariats außerhalb Englands noch nicht weit genug gediehen. Auf dieser materiellen Grundlage konnte auch die revolutionäre Bewegung politisch noch nicht reif sein für die internationale Revolution. Sie musste sich erst noch von vorrevolutionären, traditionellen und utopischen Eierschalen befreien. Dazu musste auch eine Reihe subjektiver Erfahrungen – sowohl von Siegen wie von Niederlagen – theoretisch verarbeitet werden, was nur revolutionäre Parteien der Arbeiterklasse leisten konnten.

    ¹ 1904–1992, Arbeiter, Marxist-Leninist, Widerstandskämpfer gegen den Hitler-Faschismus, Mitbegründer der MLPD und langjähriger Leiter ihres theoretischen Organs REVOLUTIONÄRER WEG

    2. Die siegreiche Oktoberrevolution und die Strategie der internationalen proletarischen Revolution

    Der Kapitalismus trat Anfang des 20. Jahrhunderts in ein neues, höheres Stadium ein: den Imperialismus. Der Ausbruch des I. Weltkriegs war verbunden mit zunehmender Komplexität aller grundlegenden Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft und mit ihrer Verschärfung bis zum Äußersten. Das erforderte die Weiterentwicklung der theoretischen Grundlagen der revolutionären Arbeiterbewegung.

    Während die Opportunisten von der Versöhnung der Widersprüche träumten, musste die materialistische Dialektik, die »fundamentale theoretische Grundlage« des Marxismus (Lenin, Werke, Bd. 17, S. 23), im Kampf gegen Eklektizismus und Sophistik verteidigt und auf die wesentlichen Veränderungen der kapitalistischen Entwicklung angewendet werden. Lenin entdeckte bei der dialektischen Analyse des Imperialismus das Gesetz der Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung als »ein unbedingtes Gesetz des Kapitalismus«. (Lenin, Werke, Bd. 21, S. 345) Daraus schlussfolgerte er,

    »daß der Sieg des Sozialismus zunächst in wenigen kapitalistischen Ländern oder sogar in einem einzeln genommenen Lande möglich ist.« (ebenda)

    Die erfolgreiche Oktoberrevolution in Russland fußte wesentlich auf der Anwendung dieser Erkenntnis. Sie bedeutete eine Weiterentwicklung der Strategie von Marx und Engels über die internationale Revolution.

    Die erste siegreiche sozialistische Revolution

    Wie konnte die Epoche der proletarischen Revolutionen ausgerechnet in dem rückständigen Russland beginnen, einem Land, dessen Bevölkerung zu fast 80 Prozent Bauern waren? Stalin bemerkte zu den Umständen der »verhältnismäßigen Leichtigkeit« des Sturzes der Bourgeoisie,

    »daß die Oktoberrevolution in der Periode des verzweifelten Kampfes der beiden grundlegenden imperialistischen Gruppen, der englisch-französischen und der österreichisch-deutschen, ihren Anfang nahm, als diese Gruppen, durch den gegenseitigen Kampf auf Tod und Leben in Anspruch genommen, weder Zeit noch Mittel hatten, dem Kampf gegen die Oktoberrevolution ernsthafte Aufmerksamkeit zuzuwenden.« (»Die Oktoberrevolution und die Taktik der russischen Kommunisten«, Stalin, Werke, Bd. 6, S. 320)

    Russland war ein Knotenpunkt aller grundlegenden Widersprüche der damaligen Zeit und daher das schwächste Kettenglied des imperialistischen Weltsystems. Das zaristische Riesenreich vereinigte kapitalistischen Imperialismus mit vorkapitalistischen Produktionsverhältnissen. Mit der Entwicklung des Kapitalismus hatte sich die Klasse der Lohnarbeiter herausgebildet, die, obwohl noch relativ klein, unter der revolutionären Führung der Bolschewiki zur entscheidenden Kraft der russischen Revolution wurde.

    Lenin brach mit dem Dogma verschiedener sozialdemokratischer Parteien der II. Internationale, dass eine sozialistische Revolution erst möglich, erst »erlaubt« wäre, wenn die kapitalistischen Produktivkräfte in dem Land vollständig ausgereift wären und das Proletariat die absolute Mehrheit der Bevölkerung bildete. Auf diesem Dogma gründete die menschewistische Diffamierung der Oktoberrevolution als »Putsch«, doch das war letztlich nur ein Versuch der Opportunisten, ihre Kapitulation vor den Aufgaben der sozialistischen Revolution theoretisch zu rechtfertigen.

    Die russische Oktoberrevolution eröffnete 1917 die Epoche der proletarischen Revolution zum Sturz des imperialistischen Weltsystems. Sie war die erste siegreiche Revolution mit dem Ziel der Abschaffung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen als Voraussetzung des Übergangs zu einer klassenlosen Gesellschaft. Zu ihrer historischen Bedeutung sagte Stalin:

    »Die Oktoberrevolution ist vor allem dadurch bedeutsam, daß sie die Front des Weltimperialismus durchbrochen, die imperialistische Bourgeoisie in einem der größten kapitalistischen Länder gestürzt und das sozialistische Proletariat an die Macht gebracht hat.« (»Der internationale Charakter der Oktoberrevolution«, Stalin, Werke, Bd. 10, S. 208)

    Lenin sah in der Oktoberrevolution den Auftakt der internationalen Revolution gegen den Imperialismus. Er betonte deshalb:

    »Dieser erste Sieg ist noch nicht der endgültige Sieg, und unsere Oktoberrevolution hat ihn nur unter beispiellosen Mühsalen und Schwierigkeiten, unter unerhörten Qualen, begleitet von größten Mißerfolgen und Fehlern unserseits davongetragen. … Wir haben dieses Werk begonnen. Wann, in welcher Frist, die Proletarier welcher Nation dieses Werk zu Ende führen werden, das ist unwesentlich. Wesentlich ist, daß das Eis gebrochen, daß die Bahn frei gemacht, daß der Weg gewiesen ist.« (»Zum vierten Jahrestag der Oktoberrevolution«, Lenin, Werke, Bd. 33, S. 36/37)

    Die Oktoberrevolution wurde den kommunistischen und Arbeiterparteien der ganzen Welt zum Vorbild.

    Die Oktoberrevolution und die modernen Revisionisten und Neorevisionisten

    Die modernen Revisionisten wagten es nicht, sich offen von der Oktoberrevolution zu distanzieren, selbst als sie sich auf dem XX. Parteitag der KPdSU 1956 vom Marxismus-Leninismus verabschiedet hatten. Die Jubelfeiern zum Jahrestag der Oktoberrevolution von Chruschtschow bis Gorbatschow sollten den Massen vorgaukeln, die revisionistische Politik der neuen herrschenden bürokratischen Monopolbourgeoisie stünde in der Kontinuität der revolutionären Politik Lenins.

    Was bei den modernen Revisionisten vom Geist der Oktoberrevolution übrig geblieben ist, lässt sich in einem Artikel nachlesen, den Willi Gerns, ein führender Theoretiker der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), zum 85. Jahrestag der Oktoberrevolution verfasst hat. Zunächst rühmt er die Oktoberrevolution als »zweifellos das den Gang der Geschichte prägendste Ereignis im 20. Jahrhundert. Sie war die erste siegreiche sozialistische Revolution.« (»Unsere Zeit«, 15. November 2002) Dann aber unterschlägt er die entscheidenden Lehren der Oktoberrevolution. Er verliert kein Wort darüber, dass die Oktoberrevolution die Epoche der proletarischen Revolutionen im Zeitalter des Imperialismus eröffnet hat. Er vertuscht, dass der Kapitalismus in seinem imperialistischen Stadium ein sterbender Kapitalismus und dass die historische Übergangsphase vom Kapitalismus zum Sozialismus eine Epoche proletarischer Revolutionen ist. Damit unterschlägt er den entscheidenden Maßstab für die Beurteilung der Politik einer marxistisch-leninistischen Partei: ob sie nämlich auf diese proletarische Revolution hinarbeitet oder nicht.

    In ihrem Programm räumt die DKP seit einigen Jahren ein, dass der »revolutionäre Bruch mit den kapitalistischen Machtund Eigentumsverhältnissen« notwendig wäre. (Programm der Deutschen Kommunistischen Partei, Beilage zu »Unsere Zeit«, April 2006, S. 1) Damit reagiert sie auf die seit über 40 Jahren geübte marxistisch-leninistische Kritik an dem revisionistischen Konzept des »friedlichen Wegs zum Sozialismus«, ohne sich jedoch prinzipiell von ihm zu lösen. Charakteristisch für diese Position ist, dass sie nun vage die Notwendigkeit eines »revolutionären Bruchs« einräumt und zugleich völlig im Dunkeln lässt, worin er bestehen und wie er ausgeführt werden soll. Diese scheinbare Veränderung ihrer programmatischen Position zur Revolution erfolgt bezeichnenderweise ohne selbstkritische Korrektur der illusionären revisionistischen Strategie und Taktik der »Zurückdrängung der Macht des Monopolkapitals«, an der die DKP ausdrücklich festhält:

    »Je mehr es dabei gelingt, Veränderungen im Sinne von Selbstbestimmung am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft, von demokratischer Kontrolle, von Entmilitarisierung und Demokratisierung in Staat und Gesellschaft zu erreichen, je größer der Einfluss der demokratischen und sozialistischen Kräfte überall dort ist, wo Meinungsbildung stattfindet, desto besser sind die Chancen im Kampf um die Zurückdrängung der Macht des Monopolkapitals und für die Öffnung des Weges zum Sozialismus.« (ebenda, S. 9)

    Die Verknüpfung der revisionistischen Strategie und Taktik der »Zurückdrängung der Macht des Monopolkapitals« mit dem Zugeständnis eines wie auch immer gearteten »revolutionären Bruchs« kennzeichnet den Übergang der DKP vom gescheiterten modernen Revisionismus zum Neorevisionismus. Dieser ist eine Modifikation des modernen Revisionismus, der vom XX. Parteitag der KPdSU 1956 ausging und mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 seine verheerendste Niederlage erlebte. Die DKP ist heute in mehrere einander offen bekämpfende Flügel gespalten. Moderne Revisionisten, Neorevisionisten und Linksreformisten kämpfen um die Vorherrschaft in dieser Partei, die sich seit der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Verschwinden der DDR in einer tiefen Krise befindet. Doch es gibt auch eine wachsende Zahl von DKP-Mitgliedern und -Anhängern, die sich subjektiv als Revolutionäre verstehen und die Zusammenarbeit mit den Marxisten-Leninisten suchen.

    Das Wesen des Revisionismus ist die Verwischung des Unterschieds zwischen Sozialismus und Kapitalismus. In der revisionistischen Strategie und Taktik wird deshalb der Unterschied zwischen Reform und Revolution verwischt. Im Parteiprogramm der DKP führt dies zu immer neuen Verrenkungen:

    »Die DKP ist stets davon ausgegangen, dass die antimonopolistische und die sozialistische Umwälzung miteinander verbundene Entwicklungsstadien in dem einheitlichen revolutionären Prozess des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus sind.

    Antimonopolistische Umwälzung bedeutet eine Periode des revolutionären Kampfes, in der noch Elemente des Kapitalismus und schon Keimformen des Sozialismus vorhanden sind. Zunächst werden noch die Elemente des Alten überwiegen, im Klassenkampf aber werden mehr und mehr die Wesenselemente der neuen Gesellschaft das Übergewicht erlangen müssen, wenn es der Konterrevolution nicht gelingen soll, den revolutionären Prozess zu ersticken.« (ebenda, S. 10)

    Damit landet die DKP wieder bei der Illusion aller Opportunisten: beim evolutionären Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus. Das soll eine allmähliche Entwicklung sein, »in der noch Elemente des Kapitalismus und schon Keimformen des Sozialismus

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