Mein Weg zum Glauben an Gott: Vom Atheismus über die evangelische zur katholischen Kirche
By Walter Eckel
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Walter Eckel
Walter Eckel wurde 1932 in Hamburg geboren. Er studierte Pädagogik und arbeitete zunächst als Grundschullehrer, später als Gehörlosenlehrer, dort vor allem im Bereich mehrfachgeschädigter tauber Kinder. Nach seiner Pensionierung schrieb er mehrere Sachbücher. Walter Eckel ist verheiratet, hat mit seiner Frau vier erwachsene Kinder, sieben Enkelkinder und einen Urenkel. Im Sommer 2017 wird er mit seiner Frau die Diamantene Hochzeit feiern.
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Mein Weg zum Glauben an Gott - Walter Eckel
Widmungen: Im Gedenken an den evangelischen Pastor und Theologieprofessor Helmut Thielicke, der die Sehnsucht nach dem Glauben in mir erweckte, und im Gedenken an den katholischen Prior der Jesuiten, Pater Vorspel, der mich mit viel Geduld zum katholischen Glauben führte.
Das Titelbild zeigt das Werk eines Grundschülers im
4. Schuljahr aus dem Kunstunterrichtsbuch
„Noch mehr Bilder mit Pfiff" von Reina Eckel,
ISBN: 978-3-7322-4317-4, Seite 106
Inhalt
Mein Glaube
Die Weltanschauung meiner Eltern
Meine Kindheit und Jugend
Jugendbegeisterung und Enttäuschungen
Probereise in die DDR
Begegnung mit Prof. Thielicke
Probleme bei der Glaubenssuche
Widerspruch zur protestantischen Rechtsfertigungslehre
Meine Kritik an Luthers Lehre
Vorbemerkungen zur Kritik
Luthers Lehre und ihre Verbreitung
Kritik: Der Mensch ist verderbt und für die Hölle bestimmt
Kritik: Nur die Hingabe an Jesus rettet die Seele vor der Hölle
Kritik: Nur die Bibel enthält die absolute Wahrheit
Kritik: Alle Beschlüsse von Konzilen sind nichtig
Abschließende Überlegungen zu Luthers Thesen
Kontakt zu Pater Vorspel
Bilder als Gleichnisse
Katholische Gottesdienstbesuche
Zeit zur Entscheidung
Unser Mitwirken in der Kirche
Meine Kritik an der Katholischen Kirche
Allgemeine kritische Überlegungen
Keine Abhilfe des Priestermangels
Das Verbot der Geburtenregelung
Das Verbot der Wiederheirat Geschiedener
Das Verbot vorehelicher Sexualität
Zusammenfassung meiner Kritik
Ein Zweifel: Jesus, der einzige Sohn Gottes
Evolution: Intelligent Design
Nahtod-Erlebnisse
Regiert Gott unsere Welt?
Reiki: Heilende Hände
Rückführungen in frühere Leben
Ein Schlusswort
Mein Glaube
Ich glaube, dass die schöne Welt regiere ein hoher weiser, nie begriffener Geist.
Ich glaube nicht, wenn wir von Kanzeln hören, der Christenglaube mache nur allein uns selig; wenn die Unduldsamen lehren:
„Verdammt muss jeder Andersdenker sein."
Das hat der Meister, der uns seine Lehre mit seinem Blut besiegelt, nie gelehrt; das hat fürwahr - dem Herrlichen sei Ehre – kein Jünger je aus seinem Mund gehört!
Er lehrte Schonung, lehrte Duldung üben, Verfolgung war der hohen Lehre fern, er lehrt ohn Unterschied die Menschen lieben, verzieh dem Schwachen, jedem Feinde gern.
Ich glaube an des Geistes Auferstehen, dass, wenn im Tod das matte Auge bricht, geläuterter wir uns dort wiedersehen.
Die Wahrheit, glaub ich, wird sich klar enthüllen, dem Blicke dort, dem hier ein Schleier wehrt.
Ich glaube, dass für dieses Erdenleben, glaub´s zuversichtlich, trotz der Deutlerzunft,
Zwei schöne Güter mir der Herr gegeben: das eine Herz, das andre heißt Vernunft.
Das letz´re heißt mich prüfen und entscheiden, was ich für Pflicht und Recht erkennen soll.
Laut schlägt das erste bei des Bruders Freuden, nicht minder, wenn er leidet, warm und voll.
So will ich denn mit regem Eifer üben, was ich als Recht, was ich als Pflicht erkannt.
Will brüderlich die Menschen alle lieben, am Belt, am Hudson und am Gangesstrand.
Durch Taten glaub ich würdig zu verehren den Geist, der mich wie sie erschuf.
Und tret´ ich einst dann aus des Grabes Tiefen hin vor des Weltenrichters Angesicht, so wird er meine Taten strenge prüfen, doch meinen Glauben – nein, das glaub ich nicht!
(Aus dem Glaubensbekenntnis von Pfarrer D. Schulz, von mir gefunden im Nachlass meines Vaters)
1. Die Weltanschauung meiner Eltern
Meine Mutter wuchs als Tochter eines Briefträgers in einem Dorf auf. Die Familie lebte in einem eigenen Haus, aber bei acht Kindern war das Geld immer knapp, obwohl sie Ziegen und Hühner hatten. Sie lebten in Armut, aber nicht im Elend, und der Vater als Briefträger war im Dorf angesehen. Meine Mutter wurde im evangelischen Glauben erzogen.
Mein Vater wuchs in der Altstadt von Hamburg in recht elenden Verhältnissen auf, weil sein Vater durch einen Berufsunfall gestorben war und seine Mutter nur eine sehr geringe Rente erhielt.
Im Hinterhof seiner Wohnanlage gab es nur Arbeiterwohnungen ohne Wasser und ohne Toiletten. Dazu mussten die Bewohner zum Innenhof der Wohnanlage gehen, wo sich Wasseranschlüsse und Toiletten befanden.
Dort hat mein Vater viel Elend kennengelernt. Er selbst musste, als er älter wurde, frühmorgens vor der Schule Zeitungen austragen.
Mein Vater war sehr intelligent und lernfreudig. Deshalb durfte er nach dem 8. Schuljahr die sogenannte „Selecta" besuchen, die einzige Möglichkeit für die einfache Bevölkerung, eine bessere Bildung zu bekommen und auch Englisch zu lernen. Für die Realschulen und Gymnasien musste viel Schulgeld bezahlt werden.
Auch mein Vater war evangelisch erzogen worden, doch durch das alltägliche Elend, das er vor Augen hatte, wurde sein soziales und politisches Interesse geweckt, und so wurde er schon in seiner Jugend Mitglied der Sozialdemokratischen Partei, und er trat aus der Kirche aus, weil er diese für zu konservativ hielt, die nur die Interessen der Reichen vertrat.
Als meine Eltern sich kennenlernten und ineinander verliebten, nahm meine Mutter in bedingungsloser Liebe die Auffassungen meines Vaters an, wurde auch Mitglied der SPD und trat aus der Kirche aus.
Mein Vater war absolut dominant, und meine Mutter widersprach ihm nicht und akzeptierte seine Meinungen. Nie habe ich in meiner Kindheit und Jugend einen Streit zwischen meinen Eltern gehört.
Mein Vater hatte feste Grundsätze. Er hat bestimmt nie meine Mutter betrogen, und er war immer hilfsbereit allen Menschen gegenüber. Er ließ sich auch durch die schönsten Verlockungen der Nazis nicht in seiner Weltanschauung irritieren.
Mein Vater leitete jahrelang einen großen Lebensmittelladen mit vielen Verkäuferinnen in der Konsumgenossenschaft „Produktion". Weil ihn diese Arbeit allmählich nervlich zu sehr belastete, wechselte er als Lagerhalter in die Zentrale der Produktion über. Er sollte dort nach dem Ausscheiden eines älteren Kollegen Lagermeister werden.
Doch dann kamen 1933 die Nazis an die Macht und übernahmen auch die Leitung der Produktionsgenossenschaft. Da mein Vater kein Mitglied der Nazipartei werden wollte, blieb er als Lagerarbeiter in der Zentrale und verdiente dann so wenig Geld, dass er nicht mehr Lohn erhielt, als wenn er mit vier Kindern eine Arbeitslosenunterstützung erhalten hätte.
Nach dem Krieg wechselte mein Vater an die Landesversicherungsanstalt und wurde dort wegen seiner sozialen Einstellung und Hilfsbereitschaft zum Vorsitzenden des Betriebsrates gewählt.
Das am Anfang dieses Buches stehende lange Gedicht über den Glauben, das ich im Nachlass meines Vaters fand, entsprach wohl sehr seiner Lebensauffassung, dass es auf die guten Taten im Leben ankommt und nicht so sehr auf den Glauben.
Meine Mutter fand ihre Lebensaufgabe als Hausfrau in der liebevollen Hingabe an ihren Mann und ihre vier Kinder. Sie litt unter unserer Armut, und doch schaffte sie es mit viel Mühe, uns alle satt zu bekommen.
Unsere Mutter ging erst gegen Ende der Marktzeit auf den Markt und kaufte dort billig Restbestände an Gemüse und Obst, die manchmal schon etwas angefault waren. Am Fischstand kaufte sie oft Bücklinge, die zerbrochen waren, für wenig Geld. Zu Hause entfernte sie die Gräten und machte Fischfrikadellen daraus.
Meine Mutter verwöhnte unseren Vater sehr gerne. Ein typisches Bild beim Abendbrot: Da mein Vater oft sehr spät von der Arbeit kam, akzeptierte sie es, dass er beim Essen die Zeitung las. Damit er dies ungestört tun konnte, beschmierte sie ihm die Brotscheiben und schnitt sie in kleine Imbisshäppchen, dass mein Vater sie neben dem Lesen in den Mund stecken konnte.
Unser dominanter Vater sagte beim Abendbrot oft: „Hört mal alle her!" Dann mussten wir Kinder unsere Gespräche sofort unterbrechen. Mein Vater las danach einen Abschnitt aus der Zeitung vor, den er für besonders wichtig hielt. Dann las er weiter; eine Diskussion über den Text erwartete er nicht, und wir Kinder durften uns wieder leise unterhalten.
Ich selbst wurde als jüngster Sohn Ende 1932 geboren; meine drei Brüder waren 7, 9 und 12 Jahre älter als ich. Eine Schwester gab es nicht.
Meine Eltern waren in Glaubensfragen sehr tolerant. Nie hörte ich sie etwas Negatives über Religionen und Kirche sprechen. Aber das Thema gab es in unserer Familie gar nicht. Nie wurde über religiöse Fragen diskutiert. Für mich war das Christentum, von dem ich nichts wusste, nicht viel anders als der Götzenglaube irgendwelcher Negerstämme in Afrika. Und natürlich war keiner von uns vier Brüdern kirchlich getauft worden.
Obwohl auch