Thüringen war einmal ein Königreich: Ein neuer Blick auf die Frühgeschichte unseres Kontintents
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Wie diese Sarmaten im 5. Jahrhundert n. Chr. nach Thüringen kamen und wie ihre Könige mit den gleichzeitigen Merowinger-Königen in Gallien zusammenhingen, beschreibt dieser Band der Buchreihe.
Die "akademische" Geschichtsforschung weiß nichts davon, weil es keine alten Schriftquellen dazu gibt. Aber Indizien aus zahlreichen anderen Wissenschaften bringen überzeugende Beweise für die Richtigkeit der hier zusammengetragenen Forschungen.
Reinhard Schmoeckel
Reinhard Schmoeckel, geb. 1928 in Berlin, journalistische Ausbildung, Dr. jur., langjährige Tätigkeit im höheren Bundesdienst in Bonn, stets "am Rande der großen Politik", daneben Autor verschiedener erfolgreicher populärwissenschaftlicher Bücher über deutsche und europäische Vor- und Frühgeschichte sowie von historischen Romanen.
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Book preview
Thüringen war einmal ein Königreich - Reinhard Schmoeckel
Sarmaten
Ein vergessenes Volk formte halb Europa Band 4
Inhalt
Vorwort
Die Sarmaten, ein stolzes Volk berittener Hirten – aber ganz anders als die Hunnen
Die Vorväter
Gesellschaft, Religion, Lebensweise
Aus der bewegten Geschichte des Volkes
Das kurzlebige Königreich der Thüringer
Die Entscheidung zur Auswanderung aus Pannonien
Der Weg der Roxolanen nach Thüringen
Die geheimnisvollen Pferdegräber
Das „Pferdevolk" der Thüringer
Ein neuer Stamm entsteht
Irreführende Überzeugungen
Die neuen Herren in Thüringen
Im Exil oder ein Bote?
Wappen reden
Siebzig Jahre Könige der Thüringer
Das traurige Ende des Reiches
Auf der Suche nach dem Königsschatz
Das Schicksal Thüringens unter fränkischer Herrschaft
Das Erbe eines vergessenen Volkes
Sarmaten an vielen Stellen Europas
Römer, Germanen Sarmaten als Herrscher
Die deutschen Kaisergeschlechter aus sarmatischer Wurzel?
Vorwort
Thüringen, das schöne Bundesland im Herzen Deutschlands, hat eine reiche und sehr wechselvolle Geschichte. Auf einen kleinen Teil davon möchte dieses kleine Buch einige genauere Blicke werfen, und zwar auf seinen Anfang, als gerade erst der Name „Thüringen entstanden war. Wer weiß das schon, dass es vor anderthalb Jahrtausenden einmal ein „Königreich der Thüringer
gegeben hat?
Ein paar historische Quellen gibt es dazu, vor allem zum Ende dieses „Reiches", aber diese sind so isoliert und missverständlich, dass moderne Geschichtsforscher wenig damit anfangen können. Erheblich mehr haben die Archäologen über die Zeit dieses Reiches herausgefunden, aber sie können ihre Funde nicht gut einordnen in das, was sonst in dieser Zeit geschah, eben weil es kaum schriftliche Geschichtsquellen gibt.
Von einer ganz anderen Seite her hat sich der Autor dieses Buches dem Thema genähert - - und er kam im Laufe seiner Forschungen zu höchst überraschenden Ergebnissen. Er ist davon überzeugt – und kann das auch mit zahlreichen sehr plausiblen Indizien belegen! -, dass in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. eine größere Gruppe von Sarmaten aus dem heutigen Ungarn nach Thüringen einwanderte.
Da diese Fremden von selbstbewussten Adligen angeführt wurden, gewannen sie bald die Herrschaft über die im Land rund um den Harz lebenden Menschen mit germanischer Sprache und Kultur. Einer dieser Adligen nahm sehr bald den Titel „König" an. Doch diese Sarmaten waren keine gefürchteten Brandstifter und Plünderer wie die Hunnen, sondern Herrscher ganz anderer Art.
Für die deutsche Geschichtswissenschaft – und damit für alle Deutschen, die sich ein wenig für die Geschichte ihres Landes interessieren und Einiges dazu gelesen haben – ist diese Behauptung völlig unglaublich. In Deutschland kann es doch mindestens seit Caesars Zeiten nur Germanen gegeben haben! Das ist jedenfalls die feste Überzeugung der Geschichtswissenschaft seit dem Mittelalter und auch aller an Geschichte interessierten Laien. Nicht nur die „germanen-begeisterte" Zeit des Nazi-Reiches in Deutschland hat diese Überzeugung hervorgerufen; sie ist viel, viel älter.
Aber: waren damals wirklich alle Menschen hier in unserem späteren Deutschland „Germanen? Vor zweihundert Jahren waren die Historiker fest davon überzeugt, sie nannten alle Menschen, die einst hier lebten, „die alten Teutschen
.
Heute sind die Gelehrten viel vorsichtiger. Viele von ihnen wissen gut, dass nicht nur Germanen, sondern auch Kelten und Slawen und „Römer" und verschiedene andere Bevölkerungsgruppen ihre Gene bei den Menschen hinterlassen haben, die seit langem und bis heute in unserem Land leben.
Wenn wir nur in die jüngere Vergangenheit zurückschauen, dann muss jeder zugeben, dass inzwischen auch Türken und Italiener und Menschen aus allen möglichen anderen Völkern Angehörige unserer Nation geworden sind, die sich „deutsch" nennt.
Wer dies im Kopf hat, für den ist es vielleicht nicht mehr ganz so schockierend, wenn in diesem Buch behauptet wird, vor gut 1500 Jahren seien Menschen nach Mitteleuropa gekommen, die eben keine Germanen waren und trotzdem zu Anführern einiger Stämme wurden, die sich später zu wichtigen Teilen des Volkes entwickelten, das bald den Namen „deutsch" bekam.
Diese Menschen waren Sarmaten. Was dies für Leute waren und welche Bedeutung sie hatten, soll dieses Buch erklären. Allerdings sollte kein Leser diese Behauptung falsch verstehen. Nicht die Gesamtheit der späteren Deutschen, wie sie die Geschichte kennt, hatte Menschen dieses Volkes zu Vorfahren.
In dem kleinen Buch, das der Leser in der Hand hält, geht es vor allem um den Einfluss von Sarmaten auf die Geschichte der Region, die man schon seit mehr als 1500 Jahren „Thüringen" nennt.
Doch weil der Völkername der Sarmaten in der westeuropäischen, speziell der deutschen Geschichtswissenschaft praktisch völlig unbekannt ist, muss wenigstens in einer Kurzform dem Leser das wichtigste Wissen über dieses Volk vermittelt werden. Jedem Leser ist dringend zu empfehlen, auch den Band 1 dieser Buchreihe zu erwerben und zu lesen: „Sarmaten: unbekannte Väter Europas – Ein neuer Blick auf die Frühgeschichte unseres Landes". Dort ist über die Geschichte und die Geschicke der Sarmaten allgemein in größerer Ausführlichkeit nachzulesen. Eine Kurzfassung davon bildet der Teil I dieses Buches.
Hier soll also von der Entstehung eines neuen Volkes aus verschiedenen Bestandteilen während des Frühmittelalters berichtet werden, einer Zeit, aus der es keinerlei schriftliche Quellen gibt.
Und doch gibt es Quellen. Man findet sie in der Erde, und die Archäologen können sie ausgraben; man findet sie in der deutschen Sprache, und Sprachwissenschaftler könnten Hinweise geben; man findet sie in der Wappenkunde (Heraldik), in der Volkskunde, in alten, nur Spezialisten bekannten Schriften und in manchen anderen Anzeichen. Man muss sich nur trauen, alle diese Indizien als solche für die einstige Existenz des Volkes der Sarmaten zu erkennen und ihr Zusammenspiel zu erklären.
Dies wagt der Autor, der seit mehr als fünfzehn Jahren dem Phänomen dieses „vergessenen Volkes" der Sarmaten nachgeht.
Reinhard Schmoeckel
I. Sarmaten: ein stolzes Volk berittener Hirten-aber ganz anders als die Hunnen
1. Die Vorväter
Der Teil I dieses Buches ist eine Kurzfassung dessen, was in dem grundlegenden Buch diese Reihe, dem Band 1, Sarmaten – Unbekannte Väter Europas, ausführlich und mit Literaturnachweisen beschrieben ist. Er soll dazu dienen, dem Leser dieses Buches wenigstens eine kurze `Übersicht von dem zu geben, was man heute über dieses so zu Unrecht vergessene Volk weiß. Damit soll er in die Lage versetzt werden, das einordnen zu können, was im Hauptteil II über das Wirken von sarmatischen Einwanderern nach dem heutigen Thüringen vor anderthalb Jahrtausenden berichtet werden kann.
*
Nahezu jeder Deutsche, der eine höhere Schule besucht hat, kennt den Völkernamen Hunnen: ein Volk aus Innerasien, das einst vor vielen Jahrhunderten Angst und Schrecken über die Völker Europas gebracht hat.
Fast niemand kennt jedoch ein Volk, das etwa zur gleichen Zeit in Erscheinung trat und auch, oberflächlich betrachtet, manche Ähnlichkeit mit den Hunnen hatte, sich aber dennoch ganz anders verhielt. Darum hat man es vergessen. Das waren die Sarmaten.
Dieses Volk gehörte zu den „Ariern. Dieser Begriff hat nichts mit „Menschenrassen
zu tun, wie die Nazis einst behaupteten, sondern mit Sprachen. Fast alle Sprachen, die heute in Europa (zum Teil inzwischen auch in vielen anderen Erdteilen) benutzt werden, gehören zur sogenannten Familie der indoeuropäischen Sprachen. Vor Jahrtausenden waren sie alle eng mit einander