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Narbenseele
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Ebook75 pages40 minutes

Narbenseele

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About this ebook

Jemand, der die Pforten des Todes überwunden hat, beginnt eine Wanderung auf einer Mauer. Diese Mauer befindet sich in der Welt des Nirgendwo. Man trifft Drachen und durchgeht eine Kathedrale. Schließlich gelangt man an die Ufer des kosmischen Meeres.
LanguageDeutsch
PublisherTWENTYSIX
Release dateMay 9, 2016
ISBN9783740712488
Author

Jörg Röske

Jörg Röske studierte, unterrichtet heute Kunst und kreatives Schreiben. Er schreibt Romane und Gedichte und Erzählungen.

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    Book preview

    Narbenseele - Jörg Röske

    Inhaltsverzeichnis

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

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    Impressum

    1

    Es war eine Art Damm, der hoch aufgeschossen in einem Irgendwo stand. Man kann auch sagen, es war eine Mauer. Sie war von irgendjemand errichtet worden. Von einem unbekannten Volk aus der weit zurück liegenden Vergangenheit. So sagte mir der, der sein kleines Häuschen am Beginn der Mauer hatte. Er lud mich zum Tee ein. Sein Häuschen war gemütlich und wohnlich. Überall brannten Kerzen, auch am Tag. Ich setzte mich, und er goss mir heißen Tee in eine Tasse aus Porzellan ein. Zudem war die Tasse wunderschön verziert. Mit gemalten Pflanzen, die sich rankten, und mit gemalten Erdbeeren.

    „Wieso lassen Sie Kerzen bei Tag brennen?", fragte ich.

    „Damit ich sehen kann.", sagte er.

    „Bei Tag?"

    „Man kann auch am hellichten Tag blind sein."

    Ich verstand und schwieg. Und nahm die Tasse mit dem wundervoll duftenden Tee.

    „Seien Sie vorsichtig.", sagte er.

    „Ich werde vorsichtig sein.", sagte ich.

    Wir schauten uns an, und er lächelte. Und wir beide wussten, dass wir nicht den heißen Tee meinten.

    „Was wollen Sie auf der Mauer?", fragte er.

    „Sie bedeutet mein Weg.", sagte ich.

    „Wer sagt das?"

    „Der Punkt im Unendlichen."

    „Ich sehe, Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht."

    „Das hat nichts mit Hausaufgaben zu tun."

    „Wozu haben Sie das Schwert?"

    „Es wird kein Spaziergang sein, Wächter."

    „Du weißt, wer ich bin?"

    „Und ich weiß auch, dass es nicht Bifröst ist."

    „Du willst zu den Göttern?"

    „Ich sagte schon, es ist nicht Bifröst."

    „Ich sehe, du bist gewappnet. Ich gebe dir den Weg frei."

    „Ich danke dir."

    „Aber trinke bitte erst meinen Tee."

    „Es ist kein Tee."

    „Was dann?"

    „Es ist ein Ritus."

    „Und welcher?"

    „Der der Initiation."

    „Du bist klug."

    „Ich danke dir."

    „Du wirst Albträume und seelische Qualen durch den Tee bekommen. Bist du bereit dafür?"

    Da stand ich auf, öffnete meine schwarze Jacke und zeigte dem Wächter meine Brust. Er sah sie und erschrak.

    „Oh Gott!, sagte er, „Du kennst schon die Albträume und die Qualen!

    „Aber ich trinke deinen Tee trotzdem.", sagte ich, setzte mich wieder und trank.

    „Wer bist du?"

    „Ich bin der, den keiner kennt."

    „Bist du etwa der aus dem Totenreich?"

    „Du hast von mir gehört?"

    „Es gibt keinen in der unsichtbaren Welt, der dich nicht kennt. Und man sagt, du kannst mit deinem Schwert sogar Geister zerteilen."

    „So? Sagt man das?"

    „Man fürchtet sich vor dir."

    „Ich danke dir für den Tee. Ich gehe jetzt."

    „Ich werde dir nicht Glück wünschen, sondern deinen Gegnern. Aber das wird denen auch nicht helfen."

    „Lösche deine Kerzen."

    „Warum sollte ich das tun?"

    „Dann kannst du besser sehen, denn in der Totenwelt ist es dunkel."

    2

    Ich verließ das unwohnliche Häuschen, denn es war mir darin zu eng geworden. Draußen vor der Tür empfing mich ein Wind, der mir durch mein langes Haar fuhr. Das liebte ich. Meine schwarze Jacke schloss ich wieder. Denn ich wollte niemandem meine vernarbte Seele zeigen. Und schon, keine zwei Meter vor dem Häuschen überfielen sie mich. Es waren Drachen, zahllose Drachen. Ich zog mein Schwert und hälftete sie. Dann war der Sturm vorüber, und ich sah zahllose Blätter auf dem Boden. Es waren lediglich Winddrachen gewesen. Die

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