Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerke gestalten: Ein Leitfaden
By Erich Rösch
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Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerke gestalten - Erich Rösch
Netzwerk
Einführung
»Unabhängig vom Verbrennungsverfahren wird zwischen Viertakt- und Zweitaktverfahren unterschieden. Beiden gemeinsam ist die in einem ersten Takt (Hub) ablaufende Verdichtung der Ladung (Luft- oder Kraftstoffdampf-Luftgemisch) durch Verringerung des Arbeitsraumes von Vmax = Vh + Vc auf Vmin = Vc (mit Vh Hubvolumen, Vc Kompressionsvolumen) sowie die kurz vor Umkehr der Kolbenbewegung einsetzende Zündung, die Verbrennung mit einer Druckerhöhung bis auf maximalen Zylinderdruck pmax und Ausdehnung des Arbeitsgases im darauf folgenden Takt, bei der am Kolben Arbeit geleistet wird.
Viertaktverfahren (4-Takt). Es benötigt zwei weitere Takte, um das Verbrennungsgas durch Ausschieben aus dem Arbeitsraum zu entfernen und den Arbeitsraum mit frischer Ladung zu füllen.
Zweitaktverfahren (2-Takt). Hier erfolgt der Ladungswechsel im Bereich des unteren Totpunkts bei nur noch geringer Änderung des Arbeitsvolumens durch Ausspülen der Verbrennungsgase mit frischer Ladung, sodass für die Verdichtung und Ausdehnung nicht der volle Hub ausgenutzt wird.« (Grothe K-H, Feldhusen J [Hrsg.], Dubbel: Taschenbuch für den Maschinenbau, Springer, Berlin, Heidelberg, ²³2011, S. 46)
Keine Angst! Sie haben nicht das falsche Buch in Händen, wir werden uns gleich dem Thema Netzwerkbildung widmen.
Dieser kleine Ausflug in die Welt des Maschinenbaus kann als Beispiel dienen, wie komplex Netzwerke sein können. Ein Motor besteht – wie ein Netzwerk – aus den verschiedensten Bauteilen, von denen jedes an seinem Platz seine Arbeit zu verrichten hat. Fehlt ein Bauteil, stottert der Motor oder springt erst gar nicht an, ein Bauteil auszuwechseln führt zu einer kostenintensiven Reparatur und mit dem falschen Ersatzteil kann man den ganzen Motor ruinieren. Ohnehin läuft dieser nur »rund«, wenn man nach dem Willen der Hersteller das richtige Schmiermittel, am besten vollsynthetisches Motorenöl im Hochpreissegment, eingefüllt hat und der Tank einen ausreichenden Füllstand aufweist.
Welches Bauteil ist nun eigentlich das wichtigste im ganzen Motor? Vielleicht die Zündkerze, weil ohne den Zündfunken die Verbrennung erst gar nicht in Gang kommt? Das klingt auf den ersten Blick einleuchtend. Bei genauerer Betrachtung der Ausführungen aus dem oben zitierten Standardwerk, das das Nachtkästchen jedes strebsamen Maschinenbaustudenten zieren sollte, ist aber festzustellen, dass die Zündkerze eigentlich die meiste Zeit nichts zu tun hat. Nach dem Zündvorgang hat sie drei Arbeitstakte Zeit, um abzukühlen und sich auf den nächsten Zündeinsatz vorzubereiten. Drei Viertel ihrer Existenz sind also eigentlich nutzlos. Ob das die Hybris der Zündkerze in irgendeiner Weise beeinflusst, wissen wir nicht, aber es hilft, die Funktionsweise eines Netzwerkes zu verstehen: Wenn ein jeder zur rechten Zeit am rechten Ort das Richtige tut und verstanden hat, dass er nur als Teil eines abgestimmten Systems einen »Mehrwert« in Form eines »Fortschritts« generieren kann, sowie seinen Beitrag dazu richtig einzuschätzen weiß, dann kann ein Netzwerk entstehen. Wie in einem Motor entsteht im Netzwerk durch ein Ineinandergreifen vieler Teile und Prozesse, die ihren je spezifischen Beitrag kennen und leisten, Fortbewegung bzw. Fortschritt.
Wie man diesen Motor »Netzwerk« aufbaut, in Gang bringt und am Laufen hält, wird im Folgenden näher beschrieben. Es wird eine Initialzündung erfordern – um im Bild zu bleiben – und immer wieder wird auch der Funke neu überspringen müssen, wenn der Motor weiter laufen soll. Die »Motorelektronik« zur Steuerung des Netzwerkmotors heißt Koordination und ist mit Sicherheit nicht so komplex, aber dennoch nicht zu unterschätzen. Das Treibstoffgemisch wird zu gleichen Teilen aus Kompetenz, Zeit und Motivation bestehen, das Schmiermittel heißt Kommunikation.
Starten wir also den Motor!
Vielerorts bestehen bereits seit Jahren – nicht zuletzt auch durch die unermüdliche Aktivität der Hospizdienste – vernetzte Versorgungsangebote für Schwerstkranke und sterbende Menschen und deren Angehörige. Dennoch sind diese Angebote oftmals zu wenig miteinander verknüpft und abgestimmt. Das am 8.12.2015 in Kraft getretene Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland lässt hoffen, dass dieser Ausbau zügig voranschreitet (vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2015; Bundesgesetzblatt 2015).
In seiner Problembeschreibung zum Gesetzentwurf des Hospiz- und Palliativgesetzes (HPG) beschreibt der Gesetzgeber sehr detailliert (Bundesministerium für Gesundheit 2015):
»Schwerkranke und sterbende Menschen benötigen in ihrer letzten Lebensphase die bestmögliche menschliche Zuwendung, Versorgung, Pflege und Betreuung. Dies erfordert eine gezielte Weiterentwicklung der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland. Zwar sind in den letzten Jahren beim Auf- und Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung bereits Fortschritte erzielt worden. Insbesondere in strukturschwachen und ländlichen Regionen fehlt es jedoch noch an ausreichenden Angeboten. Ziel des Gesetzes ist es deshalb, durch Stärkung der Hospiz- und Palliativversorgung in ganz Deutschland ein