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Aus dem Herzen gesprochen: Juwelen der alten Kadam-Meister
Aus dem Herzen gesprochen: Juwelen der alten Kadam-Meister
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Ebook177 pages2 hours

Aus dem Herzen gesprochen: Juwelen der alten Kadam-Meister

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About this ebook

"Es ging mir an die Substanz und in die Tiefe hinein. Damals ist mein Interesse am Dharma richtig erwacht." So lässt uns S. E. Dagyab Kyabgön Rinpoche in seinen Unterweisungen zu einem kurzen Text Atishas an seiner eigenen Erfahrung teilhaben. Die hier erzählten Lebens-weisheiten und Biographien der alten Kadam-Meister gehen auch uns unter die Haut, wenn wir uns dafür öffnen und nach Inspiration für das eigene Leben suchen. Wie zum Beispiel die Aussage von Geshe Langri Thangpa: "Ich möchte bitte mein ganzes Leben lang nur über Liebe meditieren." Sehr lebendig und nah lernen wir den indischen Meister Atisha und die ihm nachfolgende Kadam-Schule aus Tibet kennen.
LanguageDeutsch
Release dateJun 16, 2016
ISBN9783957020147
Aus dem Herzen gesprochen: Juwelen der alten Kadam-Meister

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    Book preview

    Aus dem Herzen gesprochen - Dagyab Kyabgön Rinpoche

    Gyergompa

    Vorwort

    Dieses Buch besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil beinhaltet Unterweisungen, die S. E. Dagyab Kyabgön Rinpoche im Mai 2011 über verschiedene kürzere Texte des Meisters Atisha gegeben hat.

    Zunächst bezieht sich Rinpoche auf die letzte Unterweisung, die Atisha auf Bitten des Königs Lha Lama Jangchub Ö in Tibet erteilt hat. Es handelt sich um einen in sich abgeschlossenen Text ohne spezifischen Titel. Als Ergänzung geht Rinpoche außerdem auf einige Fragen und Antworten zwischen Atisha und seinen Hauptschülern Dromtönpa, Khutön Tsöndrü und Ngog Legpäi Sherab, sowie eine Belehrung Atishas an Ölgöpa Yeshe Bar ein.

    Alle Drei stammen aus einer Sammlung von Unterhaltungen der Kadam-Meister — bKa’-gdams-kyi skyes-bu dam-pa rnams-kyi gsung-bgros thor-bu-ba (tib.; Blockdruck, Lhasa, Ohne Datum). Sie wurde von Ce Gompa (tib.: lCe sgom-pa), einem bekannten früherer Lehrer, zusammengestellt.

    Der tibetische Originaltext wurde von Rinpoche direkt während der Unterweisungen als Paraphrase ins Deutsche wiedergeben.

    Der erste dieser drei Texte hatte für Rinpoche eine besonders wichtige Bedeutung. Er erinnerte sich in Dankbarkeit an den Kommilitonen in der Klosteruniversität in Tibet, der ihm diesen Text schenkte und wie durch diese Lektüre sein Interesse am Buddhismus erst richtig wachgerufen wurde.

    Die Aussagen von Atisha beinhalten lebensnahe Ratschläge sowohl für den Alltag als auch für die formelle Dharma-Praxis, die Rinpoche mit wertvollen Berichten aus seiner Lebensgeschichte und vielen persönlichen Erfahrungen ergänzt und zugänglich macht. Sie ermutigen uns, unsere eigene geistige Haltung auf den Prüfstand zu stellen und wenn nötig in eine neue Richtung zu lenken.

    Der zweite Teil beinhaltet drei Publikationen, die schon einmal als eigenständige Broschüren veröffentlicht wurden. Es sind Geschichten „Aus dem Leben der alten Kadam-Meister", die Rinpoche seit Mitte der 80er Jahre im Rahmen verschiedener Unterweisungen erzählt hat. Die Vorbemerkungen von Dr. Cornelia Weishaar-Günter aus dem Jahr 1991 wurden in Rücksprache etwas gekürzt und den Biographien vorangestellt.

    Beide Teile wurden aufgrund ihrer inhaltlichen Nähe zu einem Band zusammengefasst. Mit den Juwelen der alten Kadam-Meister sind somit sowohl die Unterweisungen von Atisha und der ihm nachfolgenden Kadam-Tradition ab dem 11. Jahrhundert in Tibet gemeint, als auch die Meister selbst, die uns mit ihrer Lebensgeschichte als Vorbilder inspirieren können.*

    Dieses Buch wäre ohne die tatkräftige Hilfe folgender Personen nicht möglich gewesen. Ihnen gilt ein besonderer Dank: Gisela Behr, Anna Bremm, Elena Läßle, Sabine Leuschner, Barbara Rasch.

    Tibethaus Verlag, Andreas Ansmann

    Frankfurt, den 9.10.2015

    * Das Wort Kadam (tib. bKa'-gdams) leitet sich folgendermaßen her: Ka = Buddha-Wort und dam = Unterweisung. D.h. alle Worte des Buddha sind als direkte Unterweisungen zu verstehen, die wir in die Praxis umsetzten sollen. Ausführlicher zum Hintergrund der Kadam-Tradition in der Einleitung zu den Biographien S. 77-87.

    Zur Person von

    Dagyab Kyabgön Rinpoche

    S. E. Dagyab Kyabgön Rinpoche wurde 1940 in Minyak, Osttibet, in einer Bauernfamilie geboren und im Kleinkindalter als hohe Reinkarnation entdeckt. Als Kyabgön — „Schutzherr — von Dagyab ist er, wie schon seine Vorgänger seit dem 17. Jahrhundert, das geistliche und weltliche Oberhaupt der Region Dagyab in Osttibet und gehört als „Hothogthu Nomonhan zu der Gruppe der ranghöchsten Tulkus. Er ist der einzige Hothogthu, der im Westen lebt. Rinpoche absolvierte das traditionelle Studium der buddhistischen Philosophie an der Klosteruniversität Drepung in der Nähe von Lhasa. Er gehört der Gelugpa-Tradition an, die auf den großen Meister Lama Tsong Khapa (1357—1419) zurückgeht und hat den Grad eines Geshe Lharampa. Darüber hinaus hat er viele Unterweisungen der Shangpa-Kagyü-Tradition und der Sakya-Tradition erhalten. 1959 floh er zusammen mit S. H. dem Dalai Lama nach Indien, wo er u.a. das Tibet House in New Delhi leitete.

    Nach Deutschland kam Rinpoche 1966 auf Einladung der Universität Bonn, wo er bis 2004 als Tibetologe (Schwerpunkt: Tibetische Kunst und Ikonographie) arbeitete. Er ist verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern und mittlerweile fünffacher Großvater.

    Seit 1984 ist er auch im Westen als buddhistischer Lehrer tätig. Rinpoche ist der spirituelle Leiter des Tibethaus Deutschland e.V.

    Unterweisungen von Atisha

    Unterweisungen von Atisha an den

    König Lha Lama Jangchub Ö

    Der indische Meister Atisha wurde im 11. Jahrhundert nach Tibet eingeladen. Er kam zunächst über Nepal nach Ngari, Westtibet, wo er drei Jahre lang weilte. Später gelang es seinem Schüler Dromtönpa und anderen tibetischen Meistern, ihn mit großen Mühen und geschickten Methoden nach Zentraltibet zu bringen. Eigentlich hätte Atisha nach seinem dreijährigen Aufenthalt in Westtibet nach Indien zurückkehren müssen. Der tibetische Übersetzer Norsang Lotsawa, der Atisha nach Tibet geholt hatte, hatte versprochen, Atisha nach drei Jahren wieder zurückzubringen. Zuerst hatte er Atisha gedrängt, nach Tibet zu kommen. Kurz vor Ablauf der dreijährigen Frist drängte er ihn jedoch aufgrund seines Versprechens, doch wieder nach Indien zurückzugehen. Sie befanden sich also schon wieder auf dem Weg nach Indien, als ihn der tibetische König Lha Lama Jangchub Ö inständig bat: „Bitte gib uns noch eine Unterweisung. Atisha antwortete: „Ich habe euch schon viele gegeben. Doch der König beharrte auf seiner Bitte, und daraufhin verfasste Atisha diesen Text, den ich nun durchgehen möchte.

    Zunächst möchte ich berichten, wie ich diesen Text erhalten habe.

    Im Alter von 14 Jahren kam ich von meiner Heimat in Osttibet nach Zentraltibet, um an der Klosteruniversität Drepung, der größten Klosteruniversität der Welt, zu studieren. Drepung beherbergte damals offiziell 7.700 Mönche, aber in Wirklichkeit studierten dort um die 9.000 Mönche. Nach dem Unterricht mussten wir Studenten die behandelten Texte auf dem Disputationsplatz diskutieren. Das Zuhören allein genügte nicht, wir mussten „face to face darüber debattieren. Ohne Debatte war das Studium nicht sorgfältig genug. Wir mussten uns immer wieder mit den studierten Texten und Erklärungen auseinandersetzen, uns selbst weiterführende Gedanken machen und den Kopf darüber zerbrechen: „Was spricht dafür? Was spricht dagegen? Das mussten wir immer wieder miteinander diskutieren. Theoretisch bestand freie Wahl, mit wem wir diskutierten, und die Diskussionspartner wurden auch immer wieder gewechselt. Von meinem Charakter her gesehen, war ich aber sehr scheu. Außerdem war ich gerade frisch aus Osttibet gekommen, wo ich bis zum 14. Lebensjahr sehr isoliert, ohne Spielkameraden und nur von erwachsenen Begleitern umgeben, gelebt hatte. In Drepung angekommen, musste ich dann gleich ins kalte Wasser springen. Umgeben von Tausenden von Mönchen und vielen anderen Rinpoches war es für mich nicht so einfach, meine Scheu zu überwinden und mir die nötige Offenheit zu verschaffen. Das hat mich sehr viel Überwindung gekostet. Aufgrund meiner Scheu war es mir nicht möglich, auf jeden Mitstudenten zuzugehen und mit ihm zu debattieren. Glücklicherweise fand ich schließlich jemanden, mit dem ich diskutieren konnte. Viele andere zeigten mir (als Rinpoche) gegenüber sehr große Ehrfurcht und Respekt. Das machte es für mich nur noch schwieriger. Wenn wir ganz geradeheraus, auf Augenhöhe kommuniziert hätten, wäre es mir leichter gefallen. Wenn mein Gegenüber mir aber mit zu viel Ehrfurcht und Respekt begegnete, dann zog ich mich noch mehr zurück, und es fand keine Begegnung statt. Es gab aber einen jungen Mönch, der war ziemlich ungeniert, und das hat mir sehr geholfen. Jedes Mal, wenn ich zum Disputationsplatz ging, suchte ich sofort nach ihm, und wenn ich ihn fand, hielt ich ihn fest. Dann haben wir zusammen diskutiert, und wir sind sehr gut vorangekommen. Er hat gleich gemerkt, dass ich innerlich Probleme hatte, abgelenkt war und nicht so intensiv studierte. Deshalb hat er mir diesen kurzen Text von Atisha einmal kommentarlos geschenkt.

    Zuhause habe ich ihn immer wieder gelesen, und ich muss wirklich sagen, dass mir dabei die Tränen geflossen sind. Es ging mir an die Substanz und in die Tiefe hinein. Damals habe ich richtig verstanden, was Buddhismus ist. Dieses Geschenk war also das Geschenk meines Lebens. Es ist ein ganz kleiner Text, der mir kommentarlos einfach so gegeben wurde, aber er hat mir sehr genutzt. Ich konnte auch fast alles verstehen, was Atisha darin gesagt hat. Damals ist mein Interesse am Dharma richtig erwacht. Dadurch bin ich auch wacher und interessierter geworden, um neben dem philosophischen Studium auch Lamrim und den gesamten Buddhismus zu studieren. Das war ein großartiges Erlebnis. Jedes Mal, wenn ich diesen Text lese oder in die Hand bekomme, erinnere ich mich an den Mönch, an seine Güte und an seine große Unterstützung.

    Nun möchte ich mit der Erläuterung des Textes beginnen. Atisha hat Folgendes zum König Lha Lama Jangchub Ö gesagt:

    Du hast ein hohes Wissen, deine Gedanken sind sehr klar, deshalb bin ich eigentlich nicht in der Lage, Freunden wie dir und vielen anderen auch noch einen Rat zu geben, weil ich selbst nicht dazu fähig bin. Meine Gedanken sind so niedrig, dass ich nicht in der Lage bin, euch einen großartigen Rat zu geben. Aber weil du es bist, ein von Herzen geschätzter, vortrefflicher Freund, weil du mich inständig gebeten hast, nochmals etwas zu sagen, deshalb will ich, eine Person mit begrenztem Geist, versuchen, meine Gedanken zu formulieren und einen Rat zu geben, um dich ein bisschen zu unterstützen. Freunde, solange man Buddhaschaft nicht erlangt hat, benötigt man einen Lehrer. Deshalb nehmt einen vortrefflichen Lehrer an. Solange man die Wahrhaftigkeit des absoluten Zustands nicht verstanden oder nicht erkannt hat, benötigt man „Hören", d.h. Studium, deshalb hört euch die Unterweisungen von eurem Lama an.

    Viele von uns, einschließlich der Tibeter, fallen bezüglich des Dharma-Studiums in eines der beiden Extreme: Ein Extrem ist, dass wir zu jedem Lehrer rennen, der über Dharma spricht oder Einweihungen gibt, und Dharma konsumieren, ohne etwas für uns zu behalten oder tiefer zu verinnerlichen. Das ist eindeutig falsch. Ebenfalls eindeutig falsch ist es, wenn man Genügsamkeit über das Dharma-Hören übt, indem man sich mit dem begnügt, was man bereits gehört hat. Man kultiviert also eine innere Haltung, dass man bereits genug Dharma gehört hat: „Ich bin seit so und so vielen Jahren bei diesem und jenem Lehrer mit großartigem Namen; von diesem habe ich das bekommen, von jenem habe ich das bekommen und vom nächsten habe ich das bekommen. Jetzt habe ich genug und gehe zu keinen wichtigen Unterweisungen mehr." Man geht also nicht mehr zu Unterweisungen von guten Lehrern wie S. H. Dalai Lama oder S. H. Sakya Trizin oder anderen guten Lehrern, sondern behauptet, dass man bereits genug Wissen erlangt hat. Das ist falsch.

    Solange man Buddhaschaft nicht erreicht hat, benötigt man einen Lehrer. Deshalb nehmt einen guten Lehrer, einen vortrefflichen Lehrer an.

    Was bedeutet es, ein „vortrefflicher Lehrer, „guter Lehrer zu sein? Wie merke ich das? S. H. der Dalai Lama hat öfters ein schrittweises Vorgehen empfohlen. Zunächst besucht man Seminare oder Vorträge bei einem Dharma-Redner und betrachtet diesen als Dharma-Freund, ohne eine Lehrer-Schüler-Beziehung aufzubauen. Man hört einfach nur mal zu. Durch dieses Hören und auch durch die Information von anderen Menschen kann man zu der Überzeugung kommen, dass dieser Lehrer ein guter Lehrer sei. Wenn man überzeugt ist, dass dieser Lehrer ein guter Lehrer ist, dann soll und kann man eine Lehrer-Schüler-Beziehung aufbauen.

    Ein guter Lehrer oder eine gute Lehrerin sollte folgende Eigenschaften besitzen:

    1. Er soll ein guter Mensch sein, das ist wichtig.

    2. Er soll mehr Wissen haben als man selbst, denn wenn ich einen Lehrer annehme, dann will ich von ihm Überlieferungen erhalten oder zumindest will ich etwas von ihm lernen. Deshalb muss er oder sie mehr Wissen haben als ich. Wenn ich mehr Wissen habe als der Lehrer, dann bin ich nicht auf seine Hilfe angewiesen. In der traditionellen Erklärung sagt man, der Lehrer muss selbst viel „gehört", also Dharma studiert haben.

    3. Der Lehrer soll nicht gierig sein. Er soll kein Interesse an weltlichen Dingen und finanziellem Profit haben. Das ist ein wichtiger Punkt.

    Aus der Sicht des Sutra, Tantra, Vinaya, Bodhisattvayana gibt es verschiedene Aufzählungen der Qualitäten eines Lehrers. Es hängt davon ab, was ich jetzt gerade lernen möchte. Wenn ich die 900 Regeln

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