Leonberger: Charakter, Erziehung und Gesundheit
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Leonberger - Elke Bäumerich
Internet
Die Geschichte des Leonbergers
Dank zahlreicher historischer Dokumente und Aufzeichnungen ist die Entstehungsgeschichte des Leonbergers sehr gut dokumentiert. Sie nimmt ihren Anfang in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Zu dieser Zeit waren nur sehr wenige Hunderassen offiziell anerkannt, und detaillierte Rassebeschreibungen, sogenannte Rassestandards, waren unüblich. Man unterschied die Hunde weniger nach ihrem äußeren Erscheinungsbild, sondern vielmehr nach dem Verwendungszweck. So kannte man zum Beispiel Jagdhunde, Treibhunde, Metzgerhunde und sogenannte Alpenhunde, zu denen beispielsweise der Bernhardiner zählte.
Doch allmählich stieg die Nachfrage nach Rassehunden mit einheitlichen Merkmalen, denn sie galten als Prestigeobjekte und Statussymbole. Damit wurde die Zucht solcher Hunde finanziell immer interessanter.
Heinrich Essig mit einem seiner Hunde. (Bild: Stadtarchiv Leonberg)
Der Tiergroßhändler von Leonberg
Warum Heinrich Essig die Zucht einer eigenen Rasse in Angriff nahm, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Es wird berichtet, dass er als Stadtrat von Leonberg einen Hund züchten wollte, der in seiner Erscheinung dem Wappentier der Stadt, dem Löwen, ähnelte. Andere vermuten, dass sich Heinrich Essig von der Zucht hohe Gewinne versprach, weil er als sehr cleverer Geschäftsmann erkannt hatte, dass große langhaarige Hunde in Mode waren – Bernhardiner und Neufundländer waren damals bereits als eigenständige Rassen bekannt und wurden teuer gehandelt. Aus welchem Grund auch immer, Herr Essig hatte sein Zuchtziel vor Augen: einen sehr großen, langhaarigen Hund mit einheitlich heller Fellfarbe, dunkler Maske und ausgeglichenem, freundlichem Wesen.
Der erste Schritt auf dem Weg zu diesem noch weit entfernten Ziel war nun die Verpaarung einer schwarz-weißen Neufundländerhündin mit einem großen Bernhardinerrüden. Die daraus entstandenen Nachkommen wiesen zwar die gewünschte Größe und Felllänge auf, waren jedoch noch recht bunt, überwiegend schwarz-weiß gefleckt. In der Folge kreuzte Heinrich Essig neben hellen Bernhardinern auch Pyrenäenberghunde ein. Sie hatten ebenfalls die gewünschte Größe, waren jedoch überwiegend weiß, was dazu führte, dass mehrheitlich weiße Welpen geboren wurden. Mit dem heutigen Leonberger hatten sie noch recht wenig gemeinsam. Erst im Lauf vieler weiterer Jahre und generationen entwickelte sich durch züchterische Selektion die gewünschte löwengelbe und rotbraune Fellfarbe.
Leonbergerrüde Marco aus der Zucht von Heinrich Essig. (Bild: Stadtarchiv Leonberg)
Auf- und Abstieg des Leonbergers
Als Ursprungsjahr des Leonbergers gilt das Jahr 1846, und damit ist Leonberg die älteste urkundlich belegte Hundezuchtstätte Deutschlands. Selbstverständlich sorgte der geschäftstüchtige Heinrich essig dafür, dass „sein" Leonberger als großer, löwenähnlicher Wach- und begleithund sehr schnell populär wurde. Er nutzte seinen Bekanntheitsgrad als Stadtrat, und so hielten seine Hunde bei vielen Berühmtheiten der damaligen Zeit Einzug: Leonberger fanden unter anderem bei richard Wagner, otto von bismarck, Groß-herzog Friedrich von Baden und Kaiserin Elisabeth von Österreich ein Zuhause. Bereits im Jahr 1873 wurde die stolze Zahl von 374 Hunden exportiert. Insgesamt soll Heinrich Essig über 3000 Leonberger in die ganze Welt versendet haben. Berichten zufolge lebten Leonberger sogar am Hof Kaiser Napoleons III. in Frankreich, König Umbertos in Italien und des Prinzen von Wales in England. Sicher waren es nicht ausschließlich Königs- und Fürstenhäuser, die einen dieser Hunde erwarben, doch ebenso wenig waren es arme Leute, denn der Preis betrug damals schon stolze 1000 Gulden und mehr.
Die Menschen schätzten den Hund aus Leonberg nicht nur wegen seiner beeindruckenden Erscheinung, sondern auch sein ausgeglichenes, sanftes Wesen sorgte für seine große Beliebtheit. Über das Repräsentieren hinaus hatte der Leonberger aber keine weiteren Aufgaben, also gab es hinsichtlich seiner Verwendung auch kein damals anerkanntes Zuchtziel. Zudem war das Aussehen dieser Hunde, abgesehen von ihrer Größe, noch relativ uneinheitlich. Eine offizielle Anerkennung als Rasse blieb daher aus, und ab dem Jahr 1876 war es sogar verboten, Leonberger unter dieser Rassebezeichnung auf Hundeausstellungen zu präsentieren. Sie wurden den Rassen zugeordnet, mit denen sie die größte Ähnlichkeit hatten, bestenfalls den Berghunden oder Alpenhunden.
Trotz der fehlenden offiziellen Anerkennung entschloss sich bereits 1865 auch Carl Burger, der Besitzer der zweiten großen Hundezüchterei in Leonberg, ähnliche Hunde zu züchten. Schien der Vertriebserfolg doch nahezu garantiert. Herrn Essig ging es darum, wie er 1877/1878 an einen anderen Hundehändler schrieb, dass er die größte Rasse langhaariger Hunde züchtete, die außerdem noch Schönheit und Klugheit in sich vereinigte. Und dies war ihm gelungen!
Heinrich Essig verstarb am 11. Oktober 1889, und mit seinem Tod geriet der Leonberger zusehends in Vergessenheit.
Die Rettung der Rasse
Es war im Jahr 1895, als sich eine Gruppe von Liebhabern des Leonbergers zusammenschloss, um die Rasse zu retten. Unter dem Vorsitz von Albert Kull wurde in Stuttgart der „Internationale Club für Leonberger Hunde gegründet. Kull legte auch endlich einen Rassestandard fest. Nur sechs Jahre später (1901) folgte der „Nationale Leonberger Club
, dessen Vorsitz Karl Meyer übernahm. Sein Rüde namens Barry Germaniae wurde unter der Nummer eins im Nationalen Leonberger Stammbuch eingetragen.
Es folgten die Wirren zweier Weltkriege und somit herbe Rückschläge in der Leonbergerzucht. Die Menschen erfuhren in dieser Zeit großes Leid durch Hunger und Tod, und es ist leicht nachvollziehbar, dass es damals nahezu unmöglich war, solche Riesenhunde durchzufüttern. Dennoch gab es einige wenige Menschen, denen dies gelang. Sowohl in den Zwanzigerjahren nach dem Ersten Weltkrieg als auch Ende 1940 nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte man sich also, die überlebenden Leonberger zum Wiederaufbau der Zucht zusammenzusuchen. Im ersten europäischen Leonbergerzuchtbuch beginnen die Aufzeichnungen im Jahr 1945 – gerade mal 22 Hunde wurden in diesem Jahr eingetragen.
Am 10. Juni 1948 wurde der „Deutsche Club für Leonberger Hunde" (DCLH) gegründet. Doch sollte es noch bis zum 17.