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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 221: Das Wrack von Icoraci
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 221: Das Wrack von Icoraci
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 221: Das Wrack von Icoraci
Ebook116 pages1 hour

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 221: Das Wrack von Icoraci

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About this ebook

Was von der Galeone übriggeblieben war, sah aus wie ein Gerippe. Die Beplankung fehlte, nur die Querspanten ragten aus den Seiten hervor, so daß man rundum durch das Wrack sehen konnte. Aber nicht das war es, was die vier Seewölfe verharren ließ, nein, es war der Hauch des Todes, der über dieser Stätte lag. Auf dem Kielschwein des Wracks und an den Querspanten hockten ausgeblichene, menschliche Gerippe, als warteten sie darauf, von jemandem abgeholt zu werden. Es waren mehr als ein Dutzend Skelette, die in der Sonne bleichten und dieser Stätte des Todes eine unheimliche Ausstrahlung verliehen...
LanguageDeutsch
PublisherPabel eBooks
Release dateJul 15, 2016
ISBN9783954395576
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 221: Das Wrack von Icoraci

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    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 221 - Frank Moorfield

    10

    1.

    Noch vor wenigen Augenblicken hatten die Strahlen der Sonne das Wasser versilbert. Doch jetzt zog plötzlich finsteres Gewölk auf, das dunkle Schatten auf die Wasserfläche warf.

    Und dann brach das Tropengewitter in all seiner Gewalt los.

    Wo gerade noch die Sonne erbarmungslos gebrannt und feuchte, dampfende Hitze das Atmen erschwert hatte, da tobten nun die entfesselten Elemente. Das Grollen des Donners erinnerte an die trommelnden Hufschläge eines riesigen Reiterheeres und das Krachen und Bersten der Einschläge an das Gebrüll der Culverinen bei einem gewaltigen Seegefecht.

    Zuckende Blitze vergossen grelle Lichtströme und schienen das schwarze Himmelsgewölbe in tausend Fetzen zerreißen zu wollen. Eine prasselnde, wolkenbruchartige Regenflut folgte und hüllte das Inferno in einen grauen, nassen Schleier.

    Die „Isabella VIII.", eine schlanke, dreimastige Galeone von etwa zweihundertfünfzig Tonnen Größe, wirkte im Toben der Elemente wie ein Gespensterschiff – groß, dunkel und geheimnisvoll.

    Erst als das heftige Tropengewitter mit der gleichen Schnelligkeit, mit der es heraufgezogen war, aufhörte, schälte sich der schnelle Rahsegler, der vom besten Schiffsbauer Englands erbaut worden war, aus der düsteren und dampfenden Atmosphäre. Er glitt hinein in das gleißende Licht der Sonne, das die Gewitterwolken rasch wieder auflöste, so, als sei überhaupt nichts geschehen.

    Man schrieb den 8. März im Jahre des Herrn 1591. Die „Isabella" segelte mit Backstagsbrise auf Nordwestkurs dem Äquator entgegen. Seit sie Parnaiba an der Atlantikküste des südamerikanischen Kontinents verlassen hatte, lief sie ihren Kurs stets in Sichtweite der Küste.

    Der Himmel strahlte bereits wieder im gewohnten Blau, und nur die mächtigen Wolken, die drüben an der Küste über den endlosen Urwäldern dampften, erinnerten an den Ausbruch der Naturgewalten.

    An Bord der „Isabella" war es drückend heiß und schwül. Auch der Gewitterregen hatte keine Abkühlung gebracht. Die Hitze flimmerte und veranlaßte einen Teil der Crew, still und untätig vor sich hin zu dösen. Nur vereinzelt wurde das gleichförmige Rauschen des Wassers unterbrochen durch das Geschrei der Aluates, der Brüllaffen, das aus dem Dschungel herübertönte.

    Das feuchte, schweißtreibende Klima erzeugte eine gedrückte Stimmung unter den Seewölfen. Auch Philip Hasard Killigrew, dem Kapitän der „Isabella", standen kleine Schweißperlen auf der Stirn, als er neben Ben Brighton an der Schmuckbalustrade des Achterkastells stand und seine eisblauen Augen prüfend über die Decks wandern ließ.

    Das kurze, heftige Tropengewitter war für ihn und seine Mannschaft nichts Neues gewesen. Sie hatten den südamerikanischen Dschungel und seine Launen und Tücken bereits kennengelernt und wußten im großen und ganzen, wie sie sich in dieser kochenden und brodelnden Hölle zu verhalten hatten.

    Einigen schien jedoch die Hitze nur wenig zuzusetzen. Unermüdlich waren sie in Bewegung, um wenigstens die notwendigsten Handgriffe zu erledigen. So auch Philip und Hasard, die beiden zehnjährigen Zwillingssöhne des Seewolfs, die beide damit beschäftigt waren, eine Schlagpütz Seewasser nach der anderen übers Schanzkleid zu hieven, um die Decksplanken zu schrubben. Die vorausgegangene kurze Regenflut konnte die regelmäßige, gründliche Reinigung natürlich nicht ersetzen.

    Den beiden schien die Arbeit Spaß zu bereiten, und sie schwitzten auch nicht so sehr wie Bob Grey, Matt Davies, Jeff Bowie und Luke Morgan, die noch auf der Kuhl beschäftigt waren und von Zeit zu Zeit nicht gerade schmeichelhafte Bemerkungen über die brütende Hitze von sich gaben. Der Kutscher werkte noch in der Kombüse herum und Bill, der Moses, hockte als Ausguck im Großmars und ließ seine flinken Augen tastend über die Wasserfläche bis zur Küste hinüberwandern.

    Ferris Tucker, der rothaarige Riese mit dem Kreuz, so breit wie ein Rahsegel, der Schiffszimmermann der „Isabella", hatte sich auf dem Backbordniedergang zur Kuhl niedergelassen und war damit beschäftigt, seine gefürchtete Axt zu schärfen, die nicht nur als Werkzeug, sondern auch als Waffe berüchtigt war.

    Batuti, der schwarze Mann aus Gambia, hockte daneben und sah ihm interessiert zu.

    Die übrigen Männer der Crew, darunter Smoky, Blacky, Gary Andrews und Old Donegal Daniel O’Flynn, hielten sich mit Ausnahme von Pete Ballie, der am Ruder stand, an der vorderen Schmuckbalustrade der Back auf.

    „Die Stille trügt, ich spüre es, sagte Old Donegal Daniel O’Flynn und setzte mit Nachdruck seine Beinprothese auf die Planken. „Der Tag wird nicht so ruhig weiterverlaufen.

    „Was heißt hier Stille? brummte Smoky, ein Rauhbein, das noch unter Francis Drake als Decksältester gefahren war. „Reicht dir das ständige Gebrüll der Affen nicht? Oder, setzte er mit einem Grinsen hinzu, „hast du vielleicht während des Gewitters eine Windbraut oder gar einen Wassermann gesehen?"

    Die Männer sahen sich an, und der eine oder andere konnte sich ein Augenzwinkern nicht verkneifen. Sie kannten schließlich die Ahnungen von Old O’Flynn, aber sie wußten auch, daß er manchmal recht behielt.

    Old O’Flynn wurde ärgerlich und legte das von vielen Stürmen gezeichnete Gesicht in Falten.

    „Spottet nur, sagte er. „Eines Tages werdet ihr es schon noch selber merken, daß es zwischen Himmel und Erde Dinge gibt, von denen sich der Mensch nichts träumen läßt …

    „Amen!" unterbrach Dan O’Flynn und erntete dafür einen mißbilligenden Blick seines Vaters.

    Doch auch dem alten O’Flynn schien bei dieser Wahnsinnshitze der Sinn nicht unbedingt nach einem handfesten Streit zu stehen. Er stützte seine Hände auf die Balustrade und blickte mit kritischen Augen zur Küste hinüber.

    Ed Carberry, der Profos der „Isabella", ein bulliger Riese mit einem gewaltigen Rammkinn und zernarbtem Gesicht, hatte sich gerade eine Muck Wasser geholt und ließ sich damit auf einer Taurolle nieder, die auf der Kuhl lag. Bäche von Schweiß liefen über sein kantiges Gesicht, als er die Muck neben sich abstellte und zunächst einmal – ziemlich erfolglos – versuchte, sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen.

    „In der Hölle kann’s nicht heißer sein, murmelte er. „Und des Teufels Großmutter scheint heute eine besonders heiße und dampfende Suppe zu kochen.

    Der Profos gab es bald auf, den Schweiß loszuwerden, und wollte nach der Muck mit dem brühwarmen Wasser greifen, das bei dieser Affenhitze mehr und mehr zum lebenserhaltenden Element wurde.

    Aber die Muck war weg.

    Verdutzt wischte sich Ed Carberry über die Augen. Verdammt, gerade eben hatte er die Muck doch hier rechts neben sich gestellt. Sie konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Oder sollte ihm die Hitze schon ans Hirn gegangen sein? Verflixt und zugenäht, bis jetzt hatte er noch immer seine sieben Sinne beisammen gehabt. Hier und sonst nirgends hatte er die Muck mit dem Wasser hingestellt.

    Ed Carberry schickte einen mißtrauischen Blick zu den Zwillingen hinüber. Die beiden „Rübenschweinchen, wie er sie oft zu nennen pflegte, holten jedoch eifrig die Leinen ein, die am jeweiligen Bügel ihrer Schlagpütz angespleißt waren, und schienen im Moment am Profos der „Isabella keinerlei Interesse zu haben. Außerdem waren sie auch zu weit von ihm entfernt, um ihm einen Schabernack spielen zu können.

    Aber wo war die Muck?

    Ha – endlich merkte Ed Carberry, wer ihn auf den Arm nehmen wollte. Es konnte nur Luke Morgan gewesen sein, der kleine, dunkelblonde Kerl mit der Messernarbe über der Stirn, der als „Hitzkopf" der Mannschaft galt. Luke Morgan befand sich im Moment keine drei Yards von ihm entfernt.

    Ed Carberry blieb auf seiner Taurolle sitzen und streckte Luke Morgan fordernd die Hand entgegen.

    „Ich habe, verdammt noch mal, einen gewaltigen Brand in der Kehle", sagte er.

    „Na und? gab Luke Morgan zurück. „Glaubst du vielleicht, uns geht es anders, Ed? Es soll verschiedene Flüssigkeiten geben, die da Abhilfe schaffen.

    Hinter der Stirn des Profos braute sich ein Gewitter zusammen. Sein Blick verfinsterte sich und seine rechte Hand war noch immer Luke Morgan entgegengestreckt.

    „Eben deshalb, sagte Ed Carberry mit Donnerstimme, „möchte ich sofort meine Muck Wasser wiederhaben. Oder glaubst du schwindsüchtige Kakerlake vielleicht, daß du mich leimen kannst? Und wehe dir, es fehlt auch nur ein einziger Schluck.

    Luke Morgan hatte runde Augen.

    „Jetzt ist es soweit, stieß er hervor. „Ich meine, es ist die Hitze, Mister Carberry, fügte er noch hinzu und begann zu grinsen. „Ich habe die letzte Stunde noch

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