Ein deutscher Krieger
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Eduard Bauernfeld
Eduard von Bauernfeld (Pseudonyme: Rusticocampius, Feld) (* 13. Jänner 1802 in Wien; † 9. August 1890 in Oberdöbling bei Wien) war ein österreichischer Schriftsteller. (Wikipedia)
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Ein deutscher Krieger - Eduard Bauernfeld
Ein deutscher Krieger.
Die Handlung spielt im Herbst des Jahres 1648, die beiden ersten Acte im Elsaß, der dritte in und bei Dresden.
Erste Scene.
(Bauernstube.)
Büttner (steht am offenen Fenster, dem Schauspieler links). Martha (neben ihm). Hans (sitzt schlafend auf der Ofenbank, ein Buch in der herabhängenden Hand).
(Man hört von Zeit zu Zeit in einiger Entfernung schießen.)
Büttner. Das Schießen kommt immer näher –
Marthe. Wenn die verwünschten Franzosen nur geschlagen werden!
Büttner. Je nun! Bald wird sich's entscheiden, wem wir angehören, und ob ich ein Maire bleiben oder in einen Richter übersetzt werden soll. – Hans! Der Junge schläft wie ein Murmelthier. Wach' auf, Hans! (Geht zu ihm und rüttelt ihn.) He, Hans!
Hans (läßt das Buch fallen und taumelt auf). Herr Ritter –
Büttner. Ritter?
Hans (reibt die Augen). Herr Vater, wollt' ich sagen.
Büttner. Nun ja! Er ist wieder über irgendeinem Ritterbuch eingeschlafen.
Marthe. Ja, mein Hansel ist ein halber Gelehrter.
Büttner. Er ist Alles halb. Was ist's denn für eine Scharteke?
Hans (der das Buch vom Boden aufgehoben hat). Es ist die Historie von der schönen Melusine.
Büttner. Eine Ritter- und Feen-Geschichte! Ich wußt' es ja. – Hast Du denn das viele Schießen nicht gehört?
Hans. Schießen?
Büttner. Er weiß von nichts. Ist der Junge ein Glückskind! Da ist er vielleicht im Schlaf, und ohne es zu merken, ein deutscher Mann geworden.
Hans. Ein deutscher Mann?
Marthe. Wir wollen's hoffen.
Büttner. Es ist sehr möglich. Vor'm Jahr um die Zeit waren wir schwedisch, jetzt sind wir französisch, in der nächsten Stunde vermuthlich deutsch, und über's Jahr vielleicht türkisch. s' kommt auf Ein's hinaus! Seine Abgaben zahlen muß man überall. Es schenkt's Einem Keiner. – Hast Du meine Aufträge besorgt, Hans?
Hans. Ja, Herr Vater. Das Faß Wein, der Schinken, die Hammelskeule – es steht Alles draußen im Hof; ich hab's recht appetitlich zurechtgelegt. – Aber sag' Er doch, Vater! Bekommen wir denn Gäste?
Büttner. Ja, mein Bursche! Und ungebet'ne obend'rein. Wenn Du mehr in der Welt lebtest, als in Deinen Büchern, so würdest Du wissen, daß der berühmte sächsische Oberst Götze, der das Freicorps hält, plötzlich hier in den Elsaß eingerückt ist, die Herren Franzosen verjagt hat, und mit Nächstem vermuthlich auch unser friedliches Dorf besetzen wird.
Marthe. Wenn's nur auch wahr ist! Wenn's nur gewiß die höflichen Sachsen sind, und nicht die unartigen Franzosen, die immer Weißbrot haben wollten.
Hans. Aha! Nun begreif' ich! Der Wein und der Schinken, und die Hammelskeule –
Büttner. Sind für die siegende Partei – wer es immer sein mag. Alle Sieger sind hungerig und durstig, und den Weg zum Maire wird ein Jeder finden.
Hans. Was Er doch klug und vorsichtig ist, Herr Vater!
Büttner. Der Vater muß wohl, wenn's der Sohn nicht ist. Zum Glück hab' ich auch Deine Schwester in aller Eile verheirathet, und mit ihrem jungen Mann flugs hinüber nach Oberkirchen geschickt, wo's noch deutsch ist. Man erträgt die Einquartierung leichter, wenn keine Mädels im Hause sind. – Aber holla! Das Schießen hat aufgehört. Nun werden sie gleich hier sein. – Warst Du auch beim Nachbar, Junge, beim Jobst?
Hans. Ja. Er sagte, er werde zu rechter Zeit schon kommen, mit den Geschwornen. Die gehören wohl auch für den Sieger?
Büttner. Freilich, Junge! Die müssen die Complimente machen.
Hans. Nein, wie Er an Alles denkt, Herr Vater!
Büttner. Dumbart! Nimm Dir ein Exempel. Aber aus Dir, mit sammt Deiner Melusine, und Deinem hörnernen Siegfried, und wie das Zeugs Alles heißt, wird wohl sein Lebtag nichts Kluges werden.
Hans. Meint Er? Frag' Er die Frau Mutter – die kennt mich besser.
Marthe. Ich sage, der Hansel wird noch einmal was Großes.
Büttner. Ein großer Hans, ja – ein Hans Narr.
Hans. Was Großes! Sie hat Recht, Frau Mutter. Da hört Er es selber, Vater. Ich will Ihm was sagen. Seit Er mich an den Rhein geschickt hat, seit ich die schönen Städte und Burgen und Hofhaltungen gesehen, und die Amtsleute und Schreiber mit ihren ernsthaften Gesichtern und den langen, schwarzen Talaren – seitdem bin ich ein ganz anderer Mensch geworden.
Büttner. So? Ich hab' nichts davon gemerkt.
Marthe. Weil Du Dich überhaupt um den armen Jungen zu wenig kümmerst. Der Hans ist kein gewöhnlicher Bauer. Darum gehört er auch eigentlich in kein Dorf, sondern in eine Stadt.
Büttner. Ja, ich weiß. Er ist ein Faulenzer.
Hans. Faulenzer? Da muß ich bitten, Herr Vater! Ich studiere, ich bilde mich den ganzen Tag.
Büttner. Das ist eitel Zeitvertreib. Arbeiten wär' besser.
Marthe. Arbeiten! Und wofür haben wir denn die Knechte? Ein reicher Pächterssohn! Ist's nicht genug, wenn er die Aufsicht führt?
Büttner. Du hältst dem Jungen immer die Stange.
Hans. Die Frau Mutter hat Recht. Wißt Ihr was, Vater? Schickt mich wieder auf Reisen; laßt mich die Welt kennen lernen, laßt mich Abenteuer erleben – Abenteuer! O, ich sehne mich nach einem Abenteuer.
Büttner. Du bist selbst ein Abenteuer. Sei klug, Hans! Die Tage des müßigen Herumflunkerns sind längst vorüber. Dafür sind jetzt harte und schwere Zeitläufe. Werde ein ordentlicher Landwirth, baue Dein Feld, heirathe des Schulzen Else, und wenn Du Söhne kriegst, so erziehe sie gescheidter wie Deine Mutter den ihrigen. Willst Du aber durchaus Abenteuer erleben, so werde ein Herr Soldat, was vielleicht das Klügste wäre, denn das Schwert regiert jetzt die ganze Welt. Bleib' hier, Hans, bis der Jobst kommt. Frau Mutter, komm'! Wir wollen unser bestes Zimmer herrichten – die Einquartierung wird nicht lange ausbleiben.
Marthe. In's Himmels Namen! Wenn's nur keine Franzosen, wenn's nur die artigen Sachsen sind. (Beide ab.)
Hans (allein). Ich soll die plumpe Else heirathen? Warum nicht gar! – Oder Soldat werden? – Bei Fuß, schultert, präsentirt, halb rechts, halb