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Heimatkinder 22 – Heimatroman: Die Kinder des Försters
Heimatkinder 22 – Heimatroman: Die Kinder des Försters
Heimatkinder 22 – Heimatroman: Die Kinder des Försters
Ebook137 pages1 hour

Heimatkinder 22 – Heimatroman: Die Kinder des Försters

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Die Heimatkinder verkörpern einen neuen Romantypus, der seinesgleichen sucht. Zugleich Liebesroman, Heimatroman, Familienroman – geschildert auf eine bezaubernde, herzerfrischende Weise, wie wir alle sie schon immer ersehnt haben.

Wie im Traum schlenderte Julia Wellner durch den schattigen Wald. Vögel jubilierten, Schmetterlinge gaukelten um Fingerhut und Glockenblume, irgendwo hämmerte ein Specht.Plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, stand eine Gestalt vor dem einsamen Mädchen. Julia erschrak, ihr Herz pochte wie wild. Doch dann lächelte sie erleichtert. Ein Förster! Die grüne Uniform flößte ihr sofort Vertrauen ein. Doch das Gesicht des Mannes – er mochte Anfang dreißig sein – blieb starr. Ihr Lächeln löste darin keinen Widerschein aus. Wie finster er wirkte!
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateJul 5, 2016
ISBN9783740904814
Heimatkinder 22 – Heimatroman: Die Kinder des Försters

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    Heimatkinder 22 – Heimatroman - Gisela Heimburg

    Heimatkinder 22 – Die Kinder des Försters

    Heimatkinder –22–

    Die Kinder des Försters

    Heidi und Carsten bangen um ihr Zuhause

    Roman von Gisela Heimburg

    Wie im Traum schlenderte Julia Wellner durch den schattigen Wald. Vögel jubilierten, Schmetterlinge gaukelten um Fingerhut und Glockenblume, irgendwo hämmerte ein Specht.

    Plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, stand eine Gestalt vor dem einsamen Mädchen.

    Julia erschrak, ihr Herz pochte wie wild. Doch dann lächelte sie erleichtert. Ein Förster! Die grüne Uniform flößte ihr sofort Vertrauen ein.

    Doch das Gesicht des Mannes – er mochte Anfang dreißig sein – blieb starr. Ihr Lächeln löste darin keinen Widerschein aus. Wie finster er wirkte!

    »Haben Sie die Tafeln nicht gesehen?«, fragte er in gebieterischem Tonfall, der Julia sofort in Opposition brachte.

    »Tafeln? Was denn für Tafeln? Sie meinen doch nicht etwa die Schiefertafeln in der Baumschule?« Sie neigte ihr von blonden welligen Haaren reizvoll umrahmtes Gesicht ein wenig schräg und musterte den Forstmann herausfordernd.

    Doch er schien keinen Sinn für Humor zu haben. »Glauben Sie etwa, die Verbotsschilder hätte ich nur zu meinem eigenen Vergnügen aufgestellt?«

    »Verbotsschilder? Gibt es die hier auch?«, fragte Julia mit erhobener Stimme.

    »Allerdings. Und was meinen Sie, warum ich sie angebracht habe?« Er musterte sie kühl.

    Julia zuckte aufreizend gleichmütig die Achseln. »Vielleicht, um Ihre Existenzberechtigung nachzuweisen? Um zu patrouillieren und festzustellen, ob Ihre Verbote auch untertänigst eingehalten werden?«

    »Lassen Sie den Unsinn. Es handelt sich um ein Wildschutzgebiet. Spaziergängern ist das Betreten untersagt.«

    »Ach! Und ich dachte, die Wälder seien für alle da, als Erholungsgebiete, wie es so schön heißt, für die gestressten Großstädter.«

    »Vor allem sind die Wälder für das Wild da, oder schlagen Sie vor, dass die Rehe und Hirsche zum Ausgleich in die Großstädte übersiedeln?«, fragte er ironisch.

    »Ich habe noch keinen Hirsch und kein Reh vertrieben. Ich habe überhaupt noch kein Wild gesehen, Herr Förster!«

    »Schluss der Debatte. Kehren Sie sofort um, und lassen Sie sich hier nie wieder blicken.«

    Das hätte er nicht sagen sollen. Julia richtete sich zu voller Größe auf. Bevor sie antwortete, musterte sie den Herrn des Waldes eindringlich. Unverschämt gut sah er aus, dunkelhaarig, sonnenverbrannt, groß und breitschultrig. Die grüne Uniform stand ihm prächtig, trotzdem – er war ein Ekel!

    »Und wenn ich mich hier wieder blicken lasse, dann erschießen Sie mich, ja?«, fragte sie gedehnt und lächelte spöttisch.

    »Nein, dann legte ich dich übers Knie, du freches Ding.«

    Damit drehte er sich um und ging gemessenen Schrittes davon, ohne sich noch einmal umzuschauen.

    Julia hatte es buchstäblich die Sprache verschlagen. Das Blut schoss ihr ins Gesicht. Sie biss sich auf die Unterlippe, bis sie weh tat. Dieser unverschämte Kerl! Was bildete er sich ein? Sie war kein Teenager, sie war immerhin vierundzwanzig Jahre alt! – Dann lege ich dich übers Knie, du freches Ding …

    Was hätte sie darum gegeben, wenn ihr in diesem Moment eine entsprechende Antwort eingefallen wäre. Doch sie war völlig durcheinander und fühlte sich plötzlich ganz hilflos, ihr fiel einfach keine Entgegnung ein, dabei war sie doch sonst nicht auf den Kopf gefallen. Sie einfach zu duzen! Als ob sie eine Göre wäre!

    Julia ahnte nicht, wie unwahrscheinlich jung und unberührt sie an diesem Tage aussah. Als habe der Aufenthalt im Wald sie auf geheimnisvolle Weise verjüngt und in ihre Mädchenjahre zurückversetzt. Das weiße Kleid mit den roten Tupfen, das lose blonde Haar, in dem Sonnengold flirrte, die gelösten Gesichtszüge – das alles hatte die tüchtige Chefsekretärin Julia Wellner in ein Geschöpf der Wälder verwandelt, in ein Kind der Natur.

    Der Förster war längst um die Wegbiegung verschwunden. Noch immer stand Julia reglos auf derselben Stelle, wie durch einen Zauberspruch gebannt.

    Als kleines Mädchen hatte sie für Förster geschwärmt. »Mami, wenn ich groß bin, heirate ich einen Förster.« Wie oft hatte ihre Mutter das zu hören bekommen. Förster waren für sie stets als der Inbegriff romantischer, zuverlässiger und fröhlicher Männer. Dies war der erste, den sie näher kennen lernte. Welch ein Unterschied zwischen Traum und Wirklichkeit.

    Julia seufzte. Langsam drehte sie sich um. Sie wollte nicht riskieren, dass der Forstmann hinter dem nächsten Busch auf sie lauerte, um zu kontrollieren, ob sie sich seinem Befehl widersetzte. Nein, sie wollte diesem Burschen auf keinen Fall noch einmal begegnen.

    Sie war schon eine ganze Weile gewandert, als sie vom Pfad abbog und sich durch dichtes Gebüsch zwängte. Auf einer versteckten, malerisch versponnenen Lichtung lag ihr kleines Zelt.

    Hier verbrachte sie seit zwei Tagen ihren Urlaub, und sie gedachte, noch mindestens eine Woche zu bleiben.

    Wenn – ja – wenn der Förster sie nicht erwischte!

    Sie wusste, dass es nicht erlaubt war wie so vieles im Leben – mitten im Wald allein zu zelten. Aber auch die Vorstellung, eine Zeit lang völlig allein in den Wäldern zu kampieren, wie eine kleine Zigeunerin, gehörte zu ihren Kindheitsträumen. Sie hatte den Brüdern ihrer Freundin davon erzählt, dem siebzehnjährigen Frank und dem sechzehnjährigen Armin, und die beiden Jungen hatten sich sofort bereiterklärt, ihr ein kleines Zelt zu leihen und es an einer geheimen Stelle aufzubauen. Für Frank und Armin war es ein verspätetes Indianerspiel gewesen, für sie aber ging ein Traum in Erfüllung, der in Wirklichkeit noch schöner, noch aufregender war als in der Fantasie.

    Wie sie das Leben in der Einsamkeit genoss! Ob sie sich nicht fürchte, hatten die Jungen sie beim Abschied gefragt. Nein! Julia hatte das Gefühl, dass der Wald sie beschützte, dass jeder einzelne Baum ein Wächter hier war.

    Sie ließ sich neben dem Zelt ins hohe Gras sinken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. An dem kleinen Stückchen Himmel, das sie sah, hingen weiße Sommerwolken – Segelboote, die zu glücklichen Ufern trieben und nur darauf warteten, mit geheimen Wünschen und Sehnsüchten beladen zu werden. Noch nie hatte Julia so intensiv gefühlt, dass sie lebte, wie hier in der Stille, in der völligen Abgeschiedenheit.

    Doch kaum war sie nach zwei Tagen einem Menschen begegnet, gab es sofort wieder Streit und Zank. Fürchterlich!

    Julia beschloss, nicht mehr an den ekligen Förster zu denken, um sich nicht die schönen Urlaubstage zu verderben. Doch die Erinnerungen an diesen düsteren Mann kehrten immer wieder wie lästige Mücken, ließen sich einfach nicht vertreiben. Vielleicht war er ein unglücklicher Mensch. Vielleicht hatte er ein schweres Schicksal zu verkraften. Warum versuche ich, ihn zu entschuldigen?, fragte sich Julia wütend. So ein Blödsinn.

    Sie kramte eines der Taschenbücher hervor, die sie mitgenommen hatte. Doch was sie las, nahm sie gar nicht in sich auf, immer wieder schweiften ihre Gedanken ab.

    Diese dunklen geheimnisvollen Männeraugen.

    Unmerklich senkte sich die Dämmerung über die Waldeinsamkeit.

    Julia entzündete die Stalllaterne, die an der Zeltstange hing. Noch lange saß das Mädchen an diesem Abend im hohen Gras vor dem Zelt und träumte in die Nacht, die von Mondenschein und geheimnisvollem Wispern erfüllt war. Als der Mond höher stieg und seinen bleichen Schein auf die Lichtung warf, glaubte Julia Elfen tanzen zu sehen. Die Nacht war voller Wunder.

    *

    Am nächsten Morgen waren es die jubilierenden Vögel, die Julia sanft weckten. Verschlafen kroch das Mädchen aus dem Zeit. Wie die Welt strahlte und funkelte! Myriaden Tautropfen hingen an den Gräsern und Blättern und blitzten in allen Regenbogenfarben. Wie schön die Welt war. Die Stille im Wald hatte etwas völlig Unirdisches. Julia fühlte sich wie neugeboren. Alles Vergangene verblasste.

    In der Nähe sprang ein murmelnder Bach über Felsgestein durch einen dichten, hochstämmigen Fichtenwald. An einer Stelle, wo sich ein kleiner Stau gebildet hatte, verrichtete Julia ihre Morgentoilette. Das Wasser war klar und eiskalt und erfrischte auf wundersame Weise.

    Bald summte der Teekessel auf dem Hartspirituskocher. Duftender Kaffee, dazu Schwarzbrotschnitten mit Butter – nie hatte Julia köstlicher gefrühstückt.

    Anschließend verließ sie die Waldwiese zu einem ziellosen Spaziergang. Noch immer war das Gras, durch das sie mit nackten Füßen streifte, taufeucht. Sie trug einen bunten schwingenden Rock und eine weiße Zigeunerbluse, die ihre Schultern nicht bedeckte. Julia wollte die Sonne und den sanften Wind auf der Haut spüren.

    Ihr blondes Haar wehte so leicht wie eine Sommerwolke. Und so leicht war auch ihr Sinn an diesem herrlichen Morgen.

    Plötzlich sah Julia etwas Rotes durch das dichte Grün schimmern. Ein Dach! Die Försterei?

    Julia erschrak. Sie hatte nicht geahnt, dass sich ihre versteckte Waldlichtung so nahe beim Forsthaus befand. Schon wollte sie umkehren, um dem Förster nicht zufällig zu begegnen, da hörte sie Stimmen.

    Es war der Förster von gestern – kein Zweifel. Seine Stimme erkannte sie sofort. Und er redete genauso unwirsch und herrisch wie gestern. Es schien seine Art zu sein, die Leute abzukanzeln. Wer war heute das Opfer?

    Julia spähte durch die hohe, dichte Hecke, die den Garten des Försterhauses einfriedete.

    Sie entdeckte zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, die wie arme Sünder vor dem Forstmann standen.

    Das kleine Mädchen hielt eine Puppe im Arm, so fest und zärtlich, als sei es ein lebendiges Wesen, das es vor dem Zorn des Mannes in der grünen Uniform zu schützen galt.

    »Woher hast du die Puppe?«

    »Gekauft«, antwortete das blonde Mädchen.

    »Wann?«

    »Gestern im Dorf.«

    »Und womit hast du sie bezahlt?«, forschte der Förster, offensichtlich der Vater der Kinder, in einem Tonfall, als gelte es einen auf frischer Tat ertappten Wilddieb zu verhören.

    »Mit –

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