Der älteste christliche Text: Erster Thessalonicherbrief
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About this ebook
Gerd Lüdemann
Gerd Lüdemann, Jahrgang 1946, ist Professor emeritus für Geschichte und Literatur des frühen Christentums an der Georg August Universität in Göttingen und Visiting Scholar an der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, USA. Er ist der Gründer des Archivs »Religionsgeschichtliche Schule« an der Theologischen Fakultät der Universität Göttingen. 1998 wurde ihm als ausgewiesenem Neutestamentler die Bezeichnung seines Lehrstuhls als Lehrstuhl für Neues Testament vom Präsidenten der Universität Göttingen als Folge der Beanstandung seiner Lehre durch die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen verboten, weil er sich in seinen Veröffentlichungen und in seiner wissenschaftlichen Arbeit zu kritisch mit Fragen des evangelischen Bekenntnisses auseinandergesetzt hatte. Bei zu Klampen veröffentlichte er »Im Würgegriff der Kirche« (1998), »Jesus nach 2000 Jahren« (1999, 2004, 2012, 2014), »Das Unheilige in der Heiligen Schrift« (2001), »Paulus, der Gründer des Christentums« (2001, 2014), »Die Auferweckung Jesu von den Toten« (2002), »Die Intoleranz des Evangeliums« (2004), »Altes Testament und christliche Kirche« (2006, 2014), »Das Jesusbild des Papstes« (2007), »Der erfundene Jesus« (2008), »Jungfrauengeburt?« (2008), »Die ersten drei Jahre Christentum« (2009), »Die gröbste Fälschung des Neuen Testaments« (2010), »Wer war Jesus?« (2011), «Der große Betrug« (2011), »Der älteste christliche Text« (2011), »Der echte Jesus« (2013) und »Ketzer« (2016).
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Der älteste christliche Text - Gerd Lüdemann
www.zuklampen.de
Informationen zum Buch
Die Auslegung des ersten Thessalonicherbriefs hat einen besonderen Reiz, denn sie gilt der ältesten Quelle des Frühchristentums. Paulus richtet das Schreiben ca. 41 n. Chr. an die Christen in Thessaloniki kurze Zeit, nachdem er dort eine Gemeinde gegründet hat. In dem Brief nimmt er Bezug auf den Gegenstand seiner Predigten in Thessaloniki und beantwortet Fragen der Gemeinde. Zugleich will er die Bindung zwischen sich und dieser jungen Kirche stärken. Der Inhalt des ersten Thessalonicherbriefes reicht von der Erwählung der Kirche durch Gott, den Leiden der Christen in der Gegenwart und der Denunzierung ungläubiger Juden als Menschenfeinde bis hin zur Erwartung des nahen Endes, der Wiederkunft Jesu als des Herrn noch zu Lebzeiten aller Gemeindeglieder. Zugleich nimmt der Verfasser Elemente griechischer Philosophie auf (»alles prüft, das Gute haltet fest«). Ein Bezug auf Jesus von Nazareth fehlt in diesem Brief. Paulus hat diesen nie kennengelernt und lehrt bereits in seinem ersten Brief in griechischer Umgebung einen Glauben an den Herrn und Gottessohn, der mit dem Nazarener nichts zu tun hat. Innerhalb kürzester Zeit löste sich so das Christentum, das die nächsten 2000 Jahre der abendländischen Kultur bestimmen sollte, von seinem jüdischen Mutterboden.
Informationen zum Autor
Gerd Lüdemann, Jahrgang 1946, ist Professor für Geschichte und Literatur des frühen Christentums an der Georg-August-Universität Göttingen. Er leitet die Abteilung »Frühchristliche Studien« am Institut für Spezialforschungen sowie das Archiv »Religionsgeschichtliche Schule« der Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen.
Gerd Lüdemann
Der älteste christliche Text
Erster Thessalonicherbrief
Impressum
©2012 zu Klampen Verlag • Röse 21 • D-31832 Springe
info@zuklampen.de • www.zuklampen.de
Umschlag: Matthias Vogel, »In Zeiten wie diesen« – Büro für Kommunikation, Konzept & Kreation, Hannover
unter Verwendung von Rembrandts Selbstportrait als Apostel Paulus, Rijksmuseum Amsterdam
Konvertierung: Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH, KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart
ISBN 978-3-86674-136-2
Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.ddb.de› abrufbar.
Inhaltsübersicht
Vorwort
ÜBERSETZUNG: Erster Thessalonicherbrief
EINLEITUNG
1. Umfeld
2. Datum
3. Eigenart
AUSLEGUNG
1. Methode
2. Einzelauslegung
3. Bewertung
BEIGABEN
1. Echtheitsfrage
2. 1 Thessalonicher 2,13–16
3. Apostelgeschichte 18,1–17
Literaturverzeichnis
Autorenverzeichnis
Fußnoten
Zum Andenken an meinen Bruder
Klaus Lüdemann
* 11. Juni 1939 · † 11. August 2011
Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
VORWORT
Das vorliegende Buch setzt meine Bemühungen fort, verständlich und wissenschaftlich fundiert über die frühe Kirche aufzuklären. Zeitgenossen, die sich z. B. regelmäßig über Neuigkeiten aus der medizinischen Forschung informieren, haben ja ebenso ein Recht, den aktuellen Wissensstand in anderen Fächern, einschließlich des Neuen Testaments, zu erfahren.
Meine neue Arbeit behandelt den ersten Thessalonicherbrief. Die Schulexegese hält dieses Schreiben des Paulus einmütig für den ältesten christlichen Text, der erhalten ist. Dieses Urteil ist gut begründet.
Eine deutsche Übersetzung, die sich möglichst nahe an das griechische Original hält und zugleich verständlich ist, stelle ich an den Anfang und empfehle, sie bereits vor der Lektüre des ganzen Buches eingehend zu studieren. Um den Weg zum Text zu ebnen, habe ich in der Übersetzung auf Überschriften verzichtet und nur die herkömmliche Einteilung in Kapiteln und Versen beibehalten. Zur besseren Texterfassung setze ich Markierungen von Wörtern und Satzteilen ein. Sie betreffen Begriffe und Ausdrücke, durch die einzelne Abschnitte strukturiert werden und die teilweise den gesamten Brief charakterisieren. Außerdem sind Traditionen, die der Verfasser verarbeitet hat, und rhetorische Stilisierungen eingerückt.
Drei Beigaben entlasten den Haupttext. Als Einführung in das Thema des Buches kann man sie gewinnbringend auch für sich lesen. Griechische Termini füge ich in kursiver Umschrift jeweils den deutschen Begriffen bei.
Die deutschen Übersetzungen der Schriften des Neuen Testaments richten sich in der Regel nach Gerd Lüdemann / Frank Schleritt: Arbeitsübersetzung des Neuen Testaments, Göttingen 2008. Grundlage der Übersetzungen ist die kritische Textausgabe Novum Testamentum Graece von Nestle-Aland²⁷.
Göttingen, 30. Juni 2011
Gerd Lüdemann
ÜBERSETZUNG
Erster Thessalonicherbrief
¹ ¹ Paulus und Silvanus und Timotheus an die Gemeinde der Thessalonicher in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
Gnade euch und Friede!
² Wir DANKEN GOTT allezeit für euch alle, wenn wir (euch) in unseren Gebeten erwähnen und unablässig ³ gedenken
eures Werkes im Glauben
und eurer Mühe in der Liebe
und eurer Geduld in der HOFFNUNG auf unseren Herrn Jesus Christus
vor unserem GOTT und Vater, ⁴ wissen wir doch, von GOTT geliebte BRÜDER, um eure Erwählung, 5a denn unsere EVANGELIUMS-PREDIGT kam zu euch nicht allein im Wort, sondern auch mit Kraft und mit HEILIGEM Geist und großer Zuversicht; 5b IHR WISST ja, als welche wir euretwegen bei euch aufgetreten sind.
⁶ Und ihr seid zu unseren Nachahmern geworden und zu denen des Herrn, indem ihr in großer Bedrängnis mit Freude des HEILIGEN Geistes das WORT annahmt, ⁷ so dass ihr zum Typos wurdet für alle Glaubenden in Makedonien und in Achaia. ⁸ Denn von euch her ist das WORT des Herrn nicht allein in Makedonien und Achaia erklungen, sondern an jedem Ort hat sich die Kunde von eurem Glauben an GOTT verbreitet, so dass wir darüber nichts mehr zu sagen brauchen. ⁹ Denn sie selbst berichten von uns, welchen EINGANG wir bei euch fanden und wie ihr euch hingewandt habt zu GOTT, (weg) von den Götzen, um dem lebendigen und wahren GOTT zu dienen
¹⁰ und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten,
den er auferweckte aus den Toten,
Jesus, der uns rettet
vor dem kommenden Zorn.
²¹ Denn IHR WISST selbst, BRÜDER, um unseren EINGANG bei euch, dass er nicht vergeblich war; ² sondern nachdem wir vorher gelitten hatten und misshandelt worden waren, WIE IHR WISST, in Philippi, gewannen wir freien Mut durch unseren GOTT, euch das EVANGELIUM GOTTES auszurichten, in heftigem Kampf.
³ Denn unser Zuspruch kam
nicht aus Betrug,
noch aus Unreinheit,
noch mit List;
⁴ sondern wie wir für TAUGLICH befunden worden sind von GOTT, mit dem EVANGELIUM betraut zu werden, so reden wir und gefallen dabei nicht Menschen, sondern GOTT, der über die TAUGLICHKEIT unserer Herzen befindet.
⁵ Denn weder traten wir jemals bei euch auf
mit Schmeichelrede,
WIE IHR WISST,
noch unter einem Vorwand aus Habsucht,
Gott ist Zeuge,
⁶ auch nicht so, dass wir Ansehen von Menschen suchten,
weder von euch noch von anderen,
⁷a obwohl wir als Apostel Christi (euch) hätten BELASTEN können.
7b Sondern wir waren gütig in eurer Mitte, wie wenn eine Amme ihre Kinder hegt und pflegt. ⁸ In solcher Sehnsucht nach euch wollen wir euch gern Anteil geben nicht nur am EVANGELIUM GO-TES, sondern auch an uns, denn ihr seid uns lieb geworden.
⁹ Denn erinnert euch, BRÜDER, an unsere Mühe und Anstrengung: Tag und Nacht bei der Arbeit, um auf keinen von euch eine (finanzielle) LAST ZU LEGEN, verkündigten wir euch das EVANGELIUM GOTTES.
¹⁰ Ihr seid Zeugen und GOTT,
wie fromm
und gerecht
und untadelig
wir zu euch, den Glaubenden, waren, ¹¹ so WIE IHR WISST, wie wir, jeden einzelnen von euch, wie ein Vater seine Kinder
12a euch ermahnt
und ermuntert
und eindringlich gebeten haben,
12b damit ihr lebt, wie es Gott entspricht,
der euch in sein Reich und seine Herrlichkeit ruft.
¹³ Und deshalb auch DANKEN wir GOTT unablässig, weil ihr, nachdem ihr das von uns gepredigte WORT GOTTES empfangen hattet, es nicht annahmt als WORT von Menschen, sondern als das, was es wahrhaftig ist, als WORT GOTTES, das auch in euch, den Glaubenden, wirkt.
¹⁴ Denn ihr seid zu Nachahmern geworden, BRÜDER, der Gemeinden GOTTES, die in Judäa in Christus Jesus sind, weil auch ihr dasselbe erlitten habt von den eigenen Mitbürgern wie auch sie von den Juden,
¹⁵ die sogar den Herrn töteten, Jesus,
und die Propheten
und uns heftig verfolgten
und GOTT nicht gefallen
und allen Menschen feindlich sind,
¹⁶ die uns hindern, zu den Heiden zu reden, damit sie gerettet werden –
auf dass sie ständig ihre Sünden auffüllen.
Es ist aber über sie vollständig der Zorn gekommen.
¹⁷ Wir aber, BRÜDER, haben uns, nachdem wir von euch eine kurze Zeit verwaist waren – dem Angesicht, nicht dem Herzen nach –, im Übermaß bemüht, euch persönlich zu sehen, mit großem Verlangen. ¹⁸ Deshalb wollten wir zu euch kommen, ich, Paulus, einmal und zweimal – und es hinderte uns der Satan.
¹⁹ Denn wer ist
unsere HOFFNUNG
oder FREUDE
oder Ruhmeskranz,
wenn nicht auch ihr, vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft?
²⁰