Die Geißler: Das Schwarzbuch der Sexualität
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Book preview
Die Geißler - Klaus Sonnefeld
DIE GEIßLER
Das Schwarzbuch der Sexualität
Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte Dateien sind im Internet über
http://dnb.ddb.de abrufbar.
Impressum:
© by Verlag Kern, Bayreuth
© Inhaltliche Rechte beim Autor
Autor: Klaus Sonnefeld
Layout/Satz: Brigitte Winkler, www.winkler-layout.de
Titelbild: Christian Nienhaus
1. Auflage/2014
Lektorat: Manfred Enderle
Sprache: Deutsch
Seiten: 276, broschiert
ISBN: 9783957160881
ISBN
E-Book
: 9783957160720
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
www.verlag-kern.de
DIE GEIßLER
Das Schwarzbuch der Sexualität
Klaus Sonnefeld
Die Geißler, auch Flagellanten genannt, waren eine christliche Laienbewegung im 13. und 14. Jahrhundert. Ihr Name geht auf das lateinische Wort flagellum (Geißel oder Peitsche) zurück. Durch Geißeln (sich Schmerzen zufügen) wollten sie ihren Weg zu Gott finden und Sünden ablegen. Auch heute noch ist das in verschiedenen Religionen gängige Praxis. Von der Selbstgeißelung bis zur Geißelung anderer, Ungläubiger, ist es nur ein kleiner Schritt, wie Sie sehen werden.
Für meine Frau Walburga und für meine wundervolle Familie
Ein herzliches Dankeschön an alle, die mich zu diesem Buch ermutigt haben, mir mit Rat und Tat zur Seite standen und mir letztendlich halfen, das Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Über das Buch
Widmung
Danksagung
Menschheit (von Erich Kästner)
Einleitung
Prolog
Etwas genauer bitte!
Auf der Suche nach den Geißlern und ihren Motiven
Die Akte Alice Schwarzer
Evolution der Sexualität
Sex und Übermenschen aus verschiedenen Kulturen
Sex und Liebe
Sexfakten? Eine Liste zum Mitmachen
Der Autor
Menschheit
Von Erich Kästner zwischen 1920 und 1930
Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.
Da saßen sie nun, den Flöhen entflohen,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
mit sehr viel Wasserspülung.
Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
und bleiben zwei Wochen oben.
Was ihre Verdauung übrig lässt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
dass Cäsar Plattfüße hatte.
So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.
Einleitung
Obwohl wir noch den aufrechten Gang üben, wie die Rückenleiden eines Großteils der Weltbevölkerung belegen, und unser Erscheinen, in der Zeitrechnung der Evolution gemessen, erst kürzlich von den anderen Erdenbewohnern schmerzhaft zur Kenntnis genommen wurde, sind wir heute an einem Punkt angelangt, an dem unser Überleben über dieses Jahrhundert hinaus bereits zur Debatte steht. Zuviel Leid haben wir Menschen diesem wunderschönen Blauen Planeten mit seinen Bewohnern angetan. Doch die Antworten auf die Fragen nach den Gründen fallen je nach Grad des Wohlstandes und ideologischer Ausrichtung sehr unterschiedlich aus. Und doch sind sie alle unbefriedigend. In den letzten 200 Jahren haben wir die Welt mehr verändert als in 200.000 Jahren zuvor. Das Schicksal der Bewohner der Osterinsel vor etwa 300 Jahren, der Ägypter vor 5000 Jahren und das vieler anderer Kulturen davor und danach, aus deren Geschichte wir offensichtlich nichts gelernt haben, wird auch uns ereilen. Zumindest darüber sind sich die meisten Experten einig.
Auf der Suche nach dem Warum, war es oft sehr schwierig, ideologiefreie und vorurteilslose Puzzleteile zu finden und diese zu einer Antwort zusammenzufügen; diese ist äußerst unpopulär. Denn sie ist bizarr und absurd zugleich. Bizarr, weil die offensichtlichen Gründe weit entfernt sind von den gängigen Erklärungen in der Gesellschaft, und absurd, weil Lösungen so einfach zu finden sind, dass man es kaum glauben mag. Mir wurde schnell klar, dass ein Teil der Antworten in der ungewöhnlichen Entwicklungsgeschichte von Frauen und Männern liegt und dass zum anderen bereits Aufklärung und Bildung ausreichen würden, die meisten Menschheitsprobleme zu lösen. Doch daran sind die „Macher" dieser Welt nicht interessiert, denn gäbe es mehr Wissen und weniger Glauben, wären die ihren Job los. Dies ist der einzige Grund dafür, dass es heute noch Religionen und Ideologien gibt. Damit diese wichtigsten Instrumente ihrer Macht weiter existieren können, gibt es Soldaten, Missionare, Meinungsmacher (Medien) und Gesinnungspolizisten. Nur darum!
Dass auch moderne westliche Demokratien wie die USA oder meine Heimat Deutschland ihnen zum Opfer gefallen sind, hätte ich vor vierzig Jahren nicht für möglich gehalten. Wer heute eine andere Meinung vertritt als die erlaubte, landet auf dem „Scheiterhaufen. Wie die heilige Inquisition achten hierzulande zum Beispiel fünfzigtausend bezahlte sogenannte „Gleichstellungsbeauftragte
auf geschlechtergerechtes, diskriminierungsfreies, sexismusfreies und „sonstwasfreies Verhalten in allen Lebenslagen. Was das bedeutet, definieren sie von Fall zu Fall täglich neu. Bestrafung folgt auf dem Fuße. In den USA sind über 2 Millionen Menschen eingekerkert. Prozentual pro Kopf der Bevölkerung sind das mehr Personen als in dem Gulag zu Zeiten Solschenizyns, davon sind 96 % Männer. Das sind 760 Gefangene pro 100.000 Einwohner, in Deutschland „nur
100 und in Timor 15. Die meisten wurden im Zusammenhang mit Problemen mit dem anderen Geschlecht inhaftiert. Wer da einen Zusammenhang mit dieser Politik sieht, ist ein Schelm. Seltsamerweise sind diese „Beauftragten alle weiblichen Geschlechts. Und Millionen unbezahlte „Gutmenschen
, zum Teil in NGOs (Nichtregierungsorganisationen) organisiert, betätigen sich als Volkspädagogen und Menschenrechtler und halten so die ihnen wohlgesonnenen Herrschenden ehrenamtlich an der Macht oder setzen vor Wahlen „Andersgläubige unter Druck. Einige denunzieren und verleumden und sind dabei behilflich, die Dogmen ihrer intellektuellen Volkstribune bis in die letzten Winkel der Erde zu verbreiten. Besonders Fanatische reisen sogar zur Unterstützung ihrer Gesinnungsfreunde in fremde Länder. Erst recht wenn es um Unterdrückung von „Menschenrechten
aus ihrem Definitionsrepertoire geht. Zu Frauenrechten erscheint dann sogar Georg W. Bush oder B. Obama auf der großen Bühne der Menschenfreunde und marschiert ein (in Wahrheit doch wieder Bodenschätze?). Demokratie und Toleranz sind allerdings vielen von ihnen fremd und kein Bereich heilig. Lügen, Täuschen und Verzerren sind Teile ihres Waffenarsenals. Diese oft erzwungene Wahrheit bezeichnen wir heute als politisch korrekt. Und das gilt parteiübergreifend. Wirklich kritische Parteien werden eh nicht zugelassen, oder verschwinden schnell wieder von der Bildfläche. Ich verwette meinen Hut darauf, dass die neu entstandene AfD bald Geschichte ist. Bekommt man diese Wahrheit lange genug zu spüren, entsteht eine andere Realität. Der Zeitgeist. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Wer wagt da noch, die reine Wahrheit zu sagen. Also bleibt man auf Linie und erzählt lieber irgendeinen Stuss. Das musste schon Kopernikus erfahren als er erkannte, dass die Erde keine Scheibe ist. So haben wir es mittlerweile geschafft, die Grundlagen unserer Demokratie zu zerstören und sind zu einem Volk von Feiglingen und Angsthasen mutiert. Wie in dem Märchen von Christian Anderson „Des Kaisers neue Kleider haben wir uns eine eigene Welt erschaffen, in der wir alle anderen „Welten
ausblenden. Auch huldigen wir, im übertragenen Sinne, diesen vielen nackten Kaisern in Gesellschaft, Politik und Medien aus Furcht. Sie haben sich zu „Geißlern erhoben, die nicht sich selbst, wie es die Geißler im Mittelalter taten, sondern Andersdenkende zur Einhaltung ihrer „biblischen
Wahrheit durch „Schläge" zwingen.
Nachdem ich und einige Freunde aus meinem Umfeld von diesen „Schlägen" schmerzhaft getroffen wurden, beschloss ich, dagegen anzuschreiben. Mein besonderes Augenmerk galt ihrer Familienpolitik, denn die hat nicht nur meine erste Ehe, sondern auch die vieler Freunde und Bekannter auf dem Gewissen und einen davon zum Obdachlosen gemacht. Durch Beendigung des Schuldprinzips und Abbau von Eigenverantwortung nach sozialistischem Vorbild hat diese Politik in den letzten Jahrzehnten die Bande zwischen Frau und Mann, also die Familie, die Urzelle eines Volkes, zerstört und so vielen Menschen unendliches Leid zugefügt. Wie gesagt, mir, meinen Eltern und vielen meiner Freunde. Erst recht aber den Kindern und den Alten, denn die sind nicht nur besonders schutzbedürftig, sondern sie bedingen auch einander. Das Wissen der Alten und ihre Lebenserfahrung verkommen heute in menschenverachtenden sogenannten Altenheimen, anstatt ihren Enkelkindern zur Verfügung zu stehen. Quasi über Nacht wird etwas überflüssig, was über Millionen von Jahren in der Evolution des Menschen überlebenswichtige Dienste leistete. Seit der Sesshaftwerdung hat sich dieses Szenario der Machtergreifung durch bestimmte Gruppen in verschiedenster Weise immer wiederholt.
Auch der auf unsere Gesellschaft zugeschnittene Geschlechtervertrag, der für jede Kultur in unterschiedlichster Form besteht und der seit Jahrtausenden die stillschweigende Basis einer funktionierenden Beziehung ist, wurde, ohne etwas Gleichwertiges oder gar Besseres vorzuweisen, gedankenlos zerrissen. In einer gigantischen Umerziehungsaktion, die an Stalin, Mao oder die damalige DDR erinnert, soll ein neuer Mensch erschaffen werden. Einer, der weder Mann noch Frau ist. Ein Zwitterwesen. Dass dieses Fabelwesen linker Ideologen nicht überlebensfähig ist, erklärt sich, sobald etwas Licht in die künstlich erzeugte Dunkelheit (Dummheit) fällt. Ihre Meinungsbildner haben uns nämlich um die wahre Geschichte der Menschwerdung betrogen. In ihr steht geschrieben, wie Menschen wirklich sind und wie unterschiedlich die Evolution die beiden Geschlechter geschaffen hat. So erfahren wir zum Beispiel, warum die Wechseljahre der Frau für das soziale Gefüge einer Familie, also für die gesamte Gesellschaft, so wichtig sind und warum alte Menschen die Bibliothek eines Volkes sind. Dabei erklären sich wie von selbst die eigentlichen Ursachen für die häufigsten Probleme bei der Neuverteilung der Rollen von Frau und Mann. Vor allem die Rolle der Frau erscheint in einem anderen Licht, denn die hat eine besonders unnatürliche Wandlung in den letzten Jahrzehnten vollziehen müssen. Von der verantwortungsvollen Mutterrolle hin zur bloßen Gebärmaschine, die dem Arbeitsmarkt voll zur Verfügung zu stehen hat.
In meinem Buch werde ich versuchen, die Geschichte unserer Menschwerdung frei von jeglicher Ideologie und nach bestem Wissen und Gewissen so zu erzählen, wie sie von führenden Fachleuten auf diesem Gebiet erforscht wurde. Doch eigentlich sind es zwei Geschichten, denn neben der Menschwerdung, bei der sich nahezu alles um die Sexualität von Frau und Mann dreht, handelt die zweite von den Demagogen, den nach Macht und Ansehen lechzenden intellektuellen Verführern und ihren verblödeten Mitläufern, kurz: den Verantwortlichen für unseren misslungenen Auftritt auf diesem Planeten „Erde". Wie das zusammenpasst? Schauen Sie selber.
Dabei habe ich mich um höchstmögliche Objektivität bemüht, obwohl es für mich als Mann nicht immer ganz einfach war. Die menschliche Entwicklungsgeschichte und meine Erziehung haben mich oft in Versuchung geführt, Frauen stärker zur Seite zu stehen. Auch um nicht der heute so gefährlichen „Frauenfeindlichkeit beschuldigt zu werden; was nahezu alle Autoren der letzten Jahrzehnte zu vermeiden suchten. Doch Schleimerei oder Anbiederei sind, wie ich glaube, für Frauen genauso beleidigend, wie die „Quote
oder das altmodische Patriarchat zu favorisieren. So habe ich mich bei kritischen Anmerkungen zu Geschlechterrollen immer um weibliche Autoren bemüht. Es ist einfach eine Tatsache, dass Frauen den Männern in vielerlei Hinsicht überlegen, in manch anderen Bereichen aber unterlegen sind. Zusammen betrachtet ergibt dies eine urzeitliche, sexuelle Wechselbeziehung, die auf gegenseitiger Hilfe beruht. Wenn man die männlichen Begabungen mit den weiblichen verbindet, entsteht ein effizientes, überlebensfähiges Team. Alle Versuche, diese unterschiedlichen Voraussetzungen zu ignorieren und von der absoluten Gleichheit der Geschlechter oder sogar von der Vorherrschaft des einen über das andere auszugehen, sind ideologischer „Stuss". Ich bin mir trotz allem bewusst, dass einige meiner Bemerkungen sehr befremdend auf Frauen und auch Männer wirken werden, da wir in einer Zeit leben, in der um alles in der Welt versucht wird, der Wahrheit aus dem Wege zu gehen. Unwahrheiten mutieren durch rituelles Wirken zu unumstößlichen Dogmen.
An dieser Stelle möchte ich mich bei all jenen bedanken, die mir geholfen haben, „Stuss von Wahrheit zu unterscheiden und meinen Blick für das Ursächliche zu schärfen. Danke auch für die vielen Gespräche, die ich mit Freunden geführt habe, nachdem sie mein Manuskript gelesen haben und die trotz vieler Kontroversen ihre Freundschaft zu mir nicht aufgekündigt haben. Besonderer Dank gilt meiner Frau, der es oft wie ein „Seelenstriptease
vorgekommen sein muss, eine Art Bloßlegung ihrer geheimsten Gefühle, wenn ich sie, der „nackten" Wahrheit zuliebe, nach ihren tiefsten Gefühlen und Gedanken in oft skurrilen Situationen befragt habe.
Der Untertitel meines Buches soll als die längst überfällige Antwort auf das 1975 erschienene Buch von Alice Schwarzer „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen verstanden werden und beschreibt die Lügengeschichten des sogenannten „modernen
Feminismus der letzten Jahrzehnte, deren Galionsfigur sie ist und die in besonderer Weise die Familien- und Sozialpolitik beeinflusst hat.
In dem nun folgenden Prolog habe ich versucht, in wenigen Sätzen den Weg aufzuzeigen, auf dem sich das Verhältnis von Frau und Mann entwickelt hat, als sie vor etwa sieben Millionen Jahren von den Bäumen kletterten und losliefen, um hier, in unserer sogenannten modernen Welt, anzukommen. Eins habe ich gleich am Anfang meiner Studien erkennen müssen: Wenn wir uns Menschen und diese Welt begreifen wollen, macht alles nur einen Sinn, wenn wir es im Lichte der Evolution betrachten.
Prolog
Unter Evolutionsbiologen und Anthropologen besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass unsere Vorfahren vor mehr als einer Million Jahren bereits in sexueller Gleichberechtigung lebten. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass Frauen und Männer keine Unterschiede besaßen. Im Gegenteil.
Um Gründe zu finden, warum das Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern in unserer sogenannten „modernen" Gesellschaft aus dem Tritt geraten ist, ist es unvermeidlich, zuvor die Entstehung dieser Unterschiede zu beschreiben. Wer weiterkommen will, muss nun mal einen Fuß vor den anderen setzen. Doch dazu mussten wir, also unsere Urahnen, erst noch laufen lernen.
Nachdem die Bedingungen in der Natur uns damals zwangen, von den Bäumen zu klettern, und wir beschlossen, ein anderes Leben auszuprobieren, mussten wir, neben unseren pflanzlichen Nahrungsmitteln auch größere Mengen fleischliche, energiereiche Nahrung konsumieren. Dazu brauchten wir einen aufrechten Gang, den wir sogar heute noch immer wieder neu erlernen müssen (Ein Kleinkind würde ohne Anleitung zum Laufen, wenn es z. B. isoliert von den Menschen aufwachsen müsste, im „Krabbelmodus stecken bleiben.) Wir konnten so in sehr unterschiedliche Lebensbereiche vordringen, mussten uns aber immer wieder an die so unterschiedlichen Lebensbedingungen anpassen. Unser Gehirn war ständig gefordert, was natürlich zu seinem Wachstum beitrug. Die tierische, eiweißhaltige Nahrung beschleunigte das Ganze. Männer gingen auf die Jagd, während Frauen für die Beschaffung von Pflanzen in der Nähe ihrer Stammessiedlung zuständig waren. Manchmal waren sie auch Wochen und Monate unterwegs, um neue Jagdgründe zu finden, damit so das Überleben des Stammes sichergestellt war. Dabei lernten sie mit dem Risiko, der Gefahr und mit dem Tod umzugehen, aber auch, Verantwortung für die zurückgebliebenen Frauen und Kinder zu übernehmen. Zum Letzteren trug die besondere Art der menschlichen Sexualität bei. Diese Arbeitsteilung lieferte letztendlich die Grundlagen, mit denen wir damals nicht nur überlebten, sondern gediehen, uns vermehrten und schließlich auf der ganzen Welt ausbreiteten. Es war eine Entwicklung, die aber auch zu tief verwurzelten, angeborenen Unterschieden führte – nicht nur zu psychischen, sondern auch zu zahlreichen anatomischen. Männer wurden größer, muskulöser, und selbst ihre Art zu denken, musste sich, durch neue Strategien bei der Jagd immer wieder verändern. Auch der Frau blieb es nicht erspart, sich kontinuierlich an die neuen Lebensbedingungen, die auch zwischenmenschliche Veränderungen brachten, anzupassen. Aus beiden Geschlechtern wurden hochspezialisierte Opportunisten mit angeborenen Gleichberechtigungsmerkmalen, denn ohne „Waffengleichheit
hätte dieses „Team" nicht überleben können.
Man kann also sagen, dass bis zur Sesshaftwerdung Männer immer männlicher und Frauen immer weiblicher wurden. Die Geschlechter entwickelten so eine gewisse polygame Veranlagung, da es oft nötig wurde, nach Stammeskriegen oder gefährlichen Jagden, wenn nur wenige Männer überlebten, die hinterbliebenen Frauen zu schwängern. Dies und andere Verhaltensweisen wiederum führten zum versteckten Eisprung. Dieser Prozess begleitete uns über 99 % unserer Entwicklungsgeschichte, die Mechanismen sind auch heute noch die gleichen und täglich auf der ganzen Welt sichtbar. An zwei Beispielen möchte ich das verdeutlichen.
Als ich vor ein paar Jahren mal wieder in meinem Lieblingsurlaubsland Kanada weilte, stieß ich in Dawson City am Yukon auf eine Geschichte aus der Zeit des Goldrausches, die bestens geeignet ist, als Beispiel für das gerade Gesagte zu fungieren, also typisch ist für das evolutionär geprägte Denken von Mann und Frau: Nachdem einige Hundert Männer auf der Suche nach Gold in den Weiten Nordamerikas umgekommen waren, erreichten erste Meldungen vom großen Fund die Welt. Als dann ein „bequemer Reiseweg zwischen Meer und Stadt eingerichtet war, fand sich auch die erste Frau dort ein. Sie war für die ausgezehrten Männer eine Fata Morgana, eine Göttin, äußerst begehrt und über alle Maßen umworben. Vorbei die relativ friedliche Zeit, und so gab es die ersten Massenschlägereien. Doch schon bald entschied sie sich für einen der zwei erfolgreichsten „Digger
– allerdings unter einer Bedingung: Jeden Morgen musste ein frisches Ei auf ihrem Tisch stehen. Nach einer gewissen Zeit aber gab es keine Eier mehr. Nicht, dass keine gelegt wurden. Es lag einfach daran, dass der zweite Mitbewerber alle auf dem Markt befindlichen Eier aufgekauft hatte. Und so entschloss sie sich kurzerhand zum Partnerwechsel. Eier vor Liebe! Dies ist, wie ich glaube, ein bestechendes Beispiel für das Prinzip „Evolution". So viel wie möglich heranzuschaffen für ihren Nachwuchs, auch wenn es erst einmal nur Eier für ihr eigenes Wohlbefinden sind. Der Instinkt dazu ist der gleiche. Je besser es ihr geht, umso besser geht es ihrem möglichen Nachwuchs.
Das zweite Beispiel zeigt allerdings besonders brutal die urzeitlichen Mechanismen, mit denen speziell Männer sich täglich auseinandersetzen müssen. In meiner Einleitung habe ich auf die riesige Zahl der Gefängnisinsassen in den USA hingewiesen. Nach Geschlechtern getrennt ist das Verhältnis 96 zu 4. Warum nahezu nur Männer einsitzen, erklärt Professor Christian Pfeiffer, Deutschlands bekanntester Kriminologe, so: „In der Evolution des Menschen hatten die besten Kämpfer den meisten Nachwuchs. Gewalttätige Männer waren für das Überleben der Sippe willkommen, denn es war ein ewiger Kampf, die Natur und Feinde zu besiegen. Frauen waren kommunikativer ausgerichtet, damit die Kinder Geborgenheit, Wärme und Sicherheit vermittelt bekamen. Je mehr Babys Liebe erfuhren, umso mehr überlebten und wurden erwachsen." Frauen waren also das ausgleichende Element. In unseren Genen steckt noch jede Menge „Steinzeit", und die setzt sich früher oder später durch. Professor Pfeiffer weiter: „Beim Schwarzfahren und Ladendiebstahl sind Jungen und Mädchen noch gleich. Aber dann gehen die Entwicklungen in unterschiedliche Richtungen. Sechsmal mehr begehen männliche Täter gefährliche Körperverletzungen. Achtmal mehr einen Raub. Und zehnmal mehr ein Tötungsdelikt. Aber es gibt heute, durch die neuen Medien einen Bereich, in dem Frauen die Männer überholt haben, das ‚Internet-Mobbing‘. Es ist grauenhaft, hat eine enorme Prangerwirkung und treibt Menschen in den Suizid." Soweit Prof. Pfeifer und zurück zu den Anfängen menschlicher Zivilisationen.
Als dann die Landwirtschaft die Jagd als Überlebensgrundlage ersetzte, veränderte sich auch das Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Die Nahrungsbeschaffung wurde immer effizienter und konzentrierte sich nur noch auf ein bestimmtes Gebiet. Das wiederum lockte viele große Pflanzenfresser wie wildlebende Rinder, Schafe und Ziegen an. Sie entwickelten sich zu einer wahren Plage, aus der unsere Vorfahren letztendlich mithilfe ihrer Intelligenz Vorteile ziehen konnten. Man fing die Tiere in Fallen und verspeiste sie, entdeckte aber auch, dass man sie zähmen und als Haustiere zur Arbeit oder als lebende Notrationen für magere Zeiten nutzen konnte. Jetzt gab es Nahrung im Überfluss und eine Versorgungssicherheit, wie es sich die urzeitlichen Jäger nie hätten träumen lassen. Mit der Zeit ermöglichte dann die Lagerhaltung, kleinere Siedlungen und größere Dörfer entstehen zu lassen, aus denen später riesige Städte wurden. In weniger als 10.000 Jahren, also „gestern", hielt das Licht der Zivilisation Einzug in die alten Stammeskulturen. Doch der Mensch hatte nicht genug Zeit, sich zu einem „Stadtbewohner" zu entwickeln. Schicke Anzüge und Kleider, isolierte Häuser und schnelle Autos machen aus einem Steinzeitmenschen noch keine neue Spezies. Ihre Anatomie und ihre Triebe sind gleich geblieben, nur ihre Lebensweise hat sich geändert, und zwar gewaltig! Man kann es auf den Punkt bringen und aus heutiger Sicht vereinfacht und zusammenfassend sagen: je traditioneller eine Gesellschaft, umso weniger männliche Gefangene.
Einst standen die Frauen im Mittelpunkt des Dorflebens, während die Männer oft tagelang mit ihrer Jagdgesellschaft unterwegs waren. Doch jetzt war alles anders. Die neue symbolische Jagd erfolgte in den Stadtzentren und war nach wie vor Männersache, während für Frauen nicht einmal das symbolische Sammeln von Nahrung übrig blieb. Durch das urbane Leben wurde männliches Verhalten eher begünstigt. Schließlich, in den 1910er Jahren, kam es zur Rebellion der Frauen, und ihre Anführerinnen, Intellektuelle aus wohlhabenden Kreisen, Suffragetten nannten sie sich, forderten, den Frauen ihre sexuelle Gleichberechtigung unter neuen Vorzeichen zurückzugeben. Dies sollte durch Nachahmung und Erlernen männlicher „Jagdtugenden" erreicht werden. Viele kleideten sich nicht nur wie Männer, sondern sie drangen auch in typisch männliche Bereiche vor, denn schließlich waren sie genauso intelligent wie Männer, nur anders. Sie versuchten also die männlichen Vorurteile zu überwinden, die unsere moderne Kultur mit der Sesshaftwerdung geprägt hatte.
In manchen Teilen der Welt hatten sie Erfolg, auch wenn sie dafür einen hohen Preis zahlen mussten. In anderen Ländern scheiterten sie und werden bis heute ausgebeutet und unterdrückt. Und selbst dort, wo sie sich durchsetzten, führte ihr Feldzug gegen die Natur des Menschen zu einem Pyrrhussieg. Anstelle der ursprünglichen, natürlichen Form der Gleichberechtigung, die auf einer ausgewogenen Arbeitsteilung beruhte, erkämpften sie sich eine pseudomännliche Position und konkurrierten mit den Männern, anstatt ihre eigenen weiblichen Interessen wieder herzustellen. Doch das wird ihnen bis heute aus ideologischen und wirtschaftlichen Gründen verwehrt. Die Forderung nach einer Quote nur in führenden Positionen und nicht in gefahrvollen Jobs oder gar in Gefängnissen ist der Gipfel einer ignoranten, sexistischen und ausweglosen Familien- und Sozialpolitik der letzten Jahrzehnte, die durch die beiden Weltkriege besondere Startchancen erhielt. Glaubt denn wirklich jemand von den „Machern" dieser Welt, dass Männer die schlechteren Menschen sind? Es kann doch nur als Vorwand zum Erreichen eigener Ziele dienen.
Etwas genauer bitte!
Okay. Mit der nun folgenden von mir erdachten Geschichte möchte ich Sie, liebe Leser, besser darauf einstimmen, wie die Evolution mit uns umgeht und aus welch fragilen Puzzleteilen die Menschwerdung gebaut wurde.
Angelina wollte gerade ihre Wohnung verlassen, um ins Büro zu fahren, als das Telefon klingelte. Erst zögerte sie, doch dann nahm sie ab. Eine Arbeitskollegin bat sie, doch die aktuelle Tageszeitung mitzubringen. In ihr würden Details über die Schließung ihrer Firma zu lesen sein, sagte sie noch. Seit Tagen wurden sie von Gerüchten geplagt, doch jetzt schien es offiziell zu sein. So eine Sauerei, dachte sie, als sie an einem parkenden Lkw vorbei, der gerade entladen wurde, eilig über die Straße zum nächsten Kiosk wollte …
Manni war an diesem Morgen besonders spät dran, da er diesen blöden Krimi am gestrigen Abend noch unbedingt zu Ende sehen wollte. So beschloss er, auf den Bus zu verzichten und stattdessen mit seinem Motorrad zu fahren. Es regnete ein wenig und die Straßen waren feucht. Dies verlangte ihm eine etwas defensivere Fahrweise ab. „Haben die heute alle Ampeln nur für mich wieder auf Rot geschaltet", fluchte er nach einigen Kilometern in sich hinein und gab dann doch wieder mehr Gas.
Etwa
100
m
vor ihm stand ein Lkw auf seiner Spur, der zum Entladen seine hinteren Türen geöffnet hatte. Er setzte zum Fahrbahnwechsel an. Dabei sah er kurz in den Rückspiegel, um sicherzugehen, dass ihn gerade kein Fahrzeug überholen wollte. Es war nur ein winziger Augenblick, und als er wieder nach vorne schaute, stand da diese Frau vor ihm. Er riss sein Lenkrad nach links und ging voll in die Eisen, doch die nasse Straße verhinderte eine wirkungsvolle Bremsung. Manni hatte keine Chance. Ein ihm entgegenkommendes Fahrzeug erwischte ihn frontal. Der Helm flog davon und sein Kopf knallte ungeschützt auf das harte Kopfsteinpflaster. Blut floss aus Nase und Ohren.
Angelina blieb wie angewurzelt stehen. Sie hatte alles mit ansehen müssen. Der beginnende Schock trieb ihr Tränen