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Grau meliert mit roter Brille
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Grau meliert mit roter Brille
Ebook193 pages2 hours

Grau meliert mit roter Brille

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About this ebook

Frieder, Helgas verstorbener Ehemann, hat im Jenseits „jemand kennengelernt“. Das macht Helga so wütend, dass sie beschließt, sich zu rächen. Sie schaltet Kontaktanzeigen und trifft sich mit potentiellen Bewerbern. Aber es geht nicht über ein Kennenlernen hinaus. Auch Pierre, den sie im Urlaub im Elsass kennenlernte, räumt sie keine Chance ein. Dem Vergleich mit Frieder ist niemand gewachsen. Als sie von ihrer Reise zurückkommt, überrascht sie Hilde, Helgas Nachbarin, mit der Nachricht, dass sie Helgas Zeitungen mit den Kontaktanzeigen gefunden und sich einen Bewerber ausgesucht hat. Gegen Helgas Rat lässt Hilde sich auf ein Treffen ein und erlebt ein Desaster.
LanguageDeutsch
PublisherVerlag Kern
Release dateJul 28, 2015
ISBN9783957161932
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    Book preview

    Grau meliert mit roter Brille - Anne Weinhart

    Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek:

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Dateien sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

    Impressum:

    © by Verlag Kern GmbH

    © Inhaltliche Rechte beim Autor

    1. Auflage 2015

    Autorin: Anne Weinhart

    Covermotive: © Jeanette Dietl, © nito | www.fotolia.com

    Umschlaggestaltung/​Satz: www.winkler-layout.de

    Lektorat: Manfred Enderle

    Sprache: deutsch, broschiert

    1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

    ISBN: 9783957161-734

    ISBN

    E-Book

    : 9783957161-932

    www.verlag-kern.de

    Anne Weinhart

    Grau meliert mit roter Brille

    Roman

    Inhalt

    Cover

    Impressum

    Titel

    Alles auf Anfang

    Styling

    Entwicklungen

    Umstrukturierung

    Die Annonce

    Clemens Lackner

    Dietmar Koch

    Zwischenspiel

    Reisevorbereitungen

    Unterwegs

    Eine Begegnung

    Das Elsass und Eloise

    Zurück

    Hilde

    Mittwoch und Herr Fink

    Entwicklungen

    Wolke 9

    Konflikte

    Konsequenzen

    Auszeit

    Unbeschwerte Tage

    Hildes Beichte

    Frieder erklärt

    Ein weiteres Werk von Anne Weinhart

    Alles auf Anfang

    „Mistkerl!", zischte Helga durch die Zähne.

    Das war dann doch des Guten zu viel. Frieder, ihr verstorbener Ehemann, hatte ihr gerade ganz prosaisch mitgeteilt, dass er im anderen Leben „jemand kennengelernt" hätte.

    Das brachte sie so in Rage, dass sie ihre Müdigkeit vergaß und ihn mit Worten beschimpfte, von denen sie nicht geglaubt hätte, dass sie ihrem Sprachschatz entstammen könnten.

    Seit er tot war, hatte er sie heimgesucht mit seiner imaginären Gegenwart, hatte Weisheiten von sich gegeben, auf die sie gut und gerne verzichten konnte. Aber ihre Höflichkeit gebot es ihr, ihn anzuhören und, wie sie meinte, in sehr bescheidenem Umfang darauf zu reagieren.

    Ihr irdischer Bund sei mit seinem Ableben beendet, argumentierte er.

    Dabei war sie davon ausgegangen, er würde sie im Jenseits erwarten, wenn sie einmal diese Schwelle überschreiten müsste.

    Er hatte sich anders entschieden, gut! Aber sie würde ihre Konsequenzen ziehen und die Freiheit, die er ihr zurückgegeben hatte, auskosten bis zur Neige. Ohne Skrupel und moralische Bedenken.

    Ihr Zorn legte Bilder auf die Netzhaut; flammend, lodernd, rot glühend.

    Noch war sie eine ansehnliche Frau, noch fiel sie auf.

    Solange Frieder in ihrem Leben eine Rolle gespielt hatte, war ihr das völlig egal gewesen, und sie hatte nicht einmal bemerkt, wenn sie jemand wohlwollend betrachtete.

    Danach stellte es sich etwas anders dar. Sie spürte die abschätzenden Blicke der Männer.

    Die Bedeutung schätzte sie als gering ein, denn laut Statistik lebten mehr Frauen als Männer länger als 70 Jahre. Aber es gab ausreichend Möglichkeiten, den Mangel zu nutzen. Doch darüber würde sie heute nicht mehr nachdenken.

    Morgen war auch noch ein Tag, und Rache musste gut geplant sein, sonst ging am Ende der Schuss nach hinten los, und eine solche Blöße würde sich Helga Nebelung nicht geben.

    Sie atmete bis in die Zehenspitzen ein und ließ sich vorsichtig auf ihre Couch sinken.

    Früher hätte sie sich in ihrem ungestümen Zorn einfach fallen lassen. Jetzt setzte der Rücken ihr Grenzen, die sie widerwillig akzeptieren musste.

    Frieder schaute unschuldig und freundlich aus seinem Bild auf sie herab. Bei diesem Blick flammte ihr Unmut erneut auf.

    Sie erhob sich mit einem leisen Ächzen, entfernte den Weihnachtsschmuck von seinem Foto, den sie, bevor sie weggefahren war, liebevoll vor ihm postiert hatte. Sie öffnete die Rückseite des Rahmens und entfernte das Foto mit einem heftigen Ruck, sodass es am Rand einriss.

    „Wage es nicht, auch nur einen Ton von dir zu geben!", zischte sie das Foto an, aber Frieder schwieg. Er hatte ja jemanden kennengelernt! Ha!

    Helgas Telefon klingelte. Sie zwang sich, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen.

    „Nebelung", meldete sie sich mit einem Fragezeichen am Ende.

    „Helga, ich bin’s, Hilde", meldete sich ihre Nachbarin.

    „Ich sehe dich durch dein Wohnzimmer tigern. Was ist los? Hast du ein Problem? Kann ich dir helfen? Ist dir die Reise nicht bekommen? Soll ich mal rüberkommen?" Atemlos wie immer ratterte Hilde ihre Fragen herunter.

    „Beobachtest du mich jetzt schon mit Egons Nachtglas?" Helga war nahe daran zu explodieren.

    „Helga, beruhige dich doch! Dein Wohnzimmer ist hell erleuchtet. Da brauche ich Egons Nachtglas nicht. Ich mache mir nur Sorgen, und das ist doch wohl erlaubt unter alten Bekannten, wie wir es sind."

    Hilde klang wirklich aufrichtig beunruhigt.

    „Nein, es ist nichts von alledem. Ich war hier auf meinem Sofa ein bisschen eingenickt und habe wohl etwas Unangenehmes geträumt, mich im Traum gewehrt und bin mit dem Schienbein an die Tischkante geprallt. Du kannst dir vorstellen, wie weh das tut. Ich habe mich selbst beschimpft und vor Schmerz herumgetobt. Jetzt geht es schon wieder. Du brauchst nicht zu kommen. Ich nehme noch ein paar Kügelchen Arnika, damit es keine blauen Flecken gibt. Geh schlafen, Hilde, es waren aufregende Tage."

    „Ja, aufregend schon, aber es war so schön, mit einer ganzen Familie Weihnachten zu feiern. Schlafen geh ich noch nicht, es kommt ein Krimi im Fernsehen. Wallander, weißt du, so etwas zum Gruseln. Dabei schlafe ich herrlich ein."

    „Jeder nach seiner Fasson", murmelte Helga, wünschte Hilde eine Gute Nacht und legte auf. Sie war zwar jetzt etwas abgelenkt, aber beruhigt hatte sie sich noch lange nicht. Vielleicht sollte sie sich auch Wallanders Krimi anschauen. Sie könnte etwas lernen. Wie man zum Beispiel einen ungetreuen Ehemann umbringt.

    Aber so richtig untreu war er gar nicht. Jedenfalls nicht im Leben. Oder hatte sie seine Seitensprünge übersehen? Sie würde grübeln müssen.

    Doch für heute war genug Zorn verraucht. Ab morgen brauchte sie diese Energie für andere Dinge.

    Styling

    Träume sind doch manchmal sehr aufschlussreich und erhellend, dachte Helga, als der Morgen heraufzog. Sie hatte sich im Schlaf als jüngere Frau gesehen, sehr gepflegt, modisch frisiert, professionell geschminkt, mit einer leuchtend roten Brille auf der Nase. Rundum eine ansehnliche Person. Noch waren die Raunächte mit ihrer Magie nicht abgelaufen. Wollte ihr das Schicksal einen Wink geben, dem sie folgen sollte?

    Etwas schwerfällig, aber rückengerecht erhob sie sich aus ihrem Bett und ließ sich von einer warmen Dusche umschmeicheln, die sie wie immer mit einem kalten Guss beendete.

    Beim Abtrocknen stellte sie sich ihren Geistern, indem sie ihren Spiegel befragte.

    Naja, wie dreißig sah sie nicht mehr aus. Röllchen auf den Hüften und am Bauch. Auch die Muskulatur an Armen und Oberschenkeln ließ in ihrer Festigkeit nach. Das Dekolleté konnte sie noch herzeigen, allerdings zeigten sich auch hier schon Altersflecken. Mit etwas Make-up ließe sich das bestimmt kaschieren. Von einer Frau erwartete man einfach das perfekte Aussehen. Welcher Mann verfügte in diesem Alter noch über einen muskulösen Oberkörper oder einen festen Bauch?

    Auch Männer trugen die Spuren der Jahre. Frieder zum Beispiel hatte sich eine kleine, runde Kugel zugelegt, die er tapfer als „hohen Magen" bezeichnete und sie ihren Kochkünsten zuschob.

    Ärgerlich wandte sie sich von ihrem Spiegelbild ab. Frieder, diesen Namen wollte sie nicht mehr denken, geschweige denn, seine Äußerlichkeiten oder Ansichten vergleichend zurate ziehen.

    Was aber wollte sie? Einen Partner? Einen Freund? Einen, mit dem man seine Zeit verbrachte oder einen, mit dem sie sich auch vorstellen könnte, dass er mit ihr und bei ihr lebte?

    Wollte sie überhaupt einen Mann wieder so dicht an sich heranlassen, dass er ihre verwelkende Körperlichkeit bemerkte?

    Würde sie sich in das Abenteuer Rache stürzen mit allen Konsequenzen? Ja oder nein, darüber musste sie sich erst einmal klar werden.

    Eigentlich hatte sie bisher nichts vermisst. Und wo sollte sie ein männliches Exemplar ihrer speziellen Vorstellungen hernehmen, das nur den Spaß mit ihr teilen wollte und nicht das Bett? Im Bus? Auf dem Markt? An der Tankstelle?

    Was würden ihre Schwester, Henry und Hilde denken, wenn sie plötzlich anfing, Männer zu treffen?

    Helga zweifelte an ihrer Zurechnungsfähigkeit.

    Aber da war diese Verletzung durch Frieders letzte Worte und ihr Trotz regte sich erneut.

    Internet, dachte sie. Da gibt es doch so etwas wie Partnerbörsen. Wenn sie ins Netz ging, öffneten sich auf der rechten Seite ihres Blickfeldes immer mal wieder Hinweise, denen sie bisher keinerlei Beachtung geschenkt hatte. Männer in ihrer Nähe, oder „e-Darling, die sicherste Kontaktbörse, oder „Parship und sie finden, was immer sie suchen. Heartbreaker, „friendscout 24, „elitepartner oder „kissnofrog. com kostenlos. Da würde sie sich in naher Zukunft informieren.

    Doch zuerst wollte sie schauen, was man mit entsprechenden Mitteln aus einer

    70-Jährigen

    herausholen konnte.

    Schönheitsfarm war vor Jahrzehnten ein beliebtes Geschenk der Männer an ihre Frauen gewesen, wenn sie nicht mehr wussten, womit sie ihre Angetrauten noch überraschen konnten. Denn es gab nach dreißig oder mehr Ehejahren keinen Finger mehr, an dem kein Ring steckte.

    Ob das immer noch ein Erfolgsmodell war?

    Heute drehte sich ja alles um Wellness.

    Also würde sie zunächst da suchen.

    Gerade fuhr der PC hoch, als Hilde erschien. So früh am Morgen kam sie sonst nicht. Es musste etwas Wichtiges passiert sein.

    „Helga, guten Morgen! Stell dir vor, was ich bekommen habe! Von den Verwandten aus Sachsen! Ein Weihnachtsgeschenk!" Sie wedelte aufgeregt mit der mittlerweile verschlissenen Alditüte vor meiner Nase herum. Ich sollte ihr mal eine neue besorgen. Ob es auch eine von Lidl tut?

    „Habe ich Röntgenaugen?", knurrte Helga.

    „Natürlich nicht!" Missbilligend schüttelte sie den Kopf und zog ihre Überraschung aus der Tüte.

    Ein Buch.

    „Kreative Strickmuster für Fortgeschrittene, las Helga. „Das ist ja mal ein passendes Geschenk für dich, meine Liebe!

    „Findest du auch? Ich habe mich so sehr gefreut, dass sich mal jemand Gedanken gemacht hat, woran ich Freude haben könnte. Ich habe schon alles durchgeblättert."

    Ihre Zunge befeuchtete den Zeigefinger. Flink wendete sie die Seiten, um Helga zu zeigen, welche Möglichkeiten sich ihrer Kreativität auftaten. Sie redete, erklärte und plante. Theoretisch hatte sie innerhalb von fünf Minuten das Arbeitspensum für das nächste halbe Jahr festgelegt.

    „Wenn du demnächst in die Stadt fährst, musst du mich unbedingt mitnehmen, Helga. Ich brauche dringend passende Wolle.

    Bis dahin kann ich ein paar Muster ausprobieren und dein Weihnachtsgeschenk steht auch noch aus. Du weißt ja, dafür war nicht mehr genügend Zeit im alten Jahr."

    „Überstürze nichts, Hilde! Schal, Mütze, Hausschuhe und Stulpen dürfen gern bis zum nächsten Weihnachtsfest warten."

    „Meinst du? Dann bin ich ja beruhigt. Denn jetzt muss ich mich dringend mit einer gestrickten Jacke bei Egons Neffen bedanken, und das braucht ein paar Wochen."

    Hilde packte ihr Buch in die Tüte und hastete davon.

    „Wir sehen uns zum Kaffee", rief sie über die Schulter ohne eine Antwort abzuwarten.

    Helga schloss aufatmend die Tür und setzte sich an ihren Computer.

    Partneragenturen.de tippte sie in ihre Suchmaschine.

    Erstaunt stellte sie fest, dass es alle die waren, von denen sie schon am Rande ihrer Wahrnehmung Notiz genommen hatte. Ohne und mit Eintrittsbonus.

    Sie würde erst einmal bei denen reinschauen, die man ohne Gebühren benutzen konnte. Das hieß noch lange nicht, dass sie auch kostenlos blieben. Helga war skeptisch. Seniorenbörse für Singles über 50 fand sie ganz interessant und schaute sich schon mal die Fotos an.

    Das saß ein Mann auf der Bettkante und lächelte in die Kamera.

    Ganz schön eindeutig! Aber alle waren jünger, als es für sie infrage kam. Die anderen blieben Mittelmaß und fielen durch ihr Raster. Einen Adonis würde sie hier sicher nicht finden.

    Vielleicht sollte sie erst einmal in der örtlichen Presse annoncieren, anonym natürlich, und schauen, was sich in der näheren Umgebung bot.

    Internet war immer noch eine Option, wenn das andere aussichtslos blieb. Aber da war auch noch die Schönheitsfarm, nach der sie schauen wollte.

    Schönheit schien nicht mehr gefragt zu sein. Dafür Wellness in allen Variationen.

    Nicht gerade billig!

    Drei Tage

    300

     

    mit Candle Light Dinner.

    So ein Unsinn! Wenn sie ein solches Dinner wollte, brauchte sie mindestens ein entsprechendes Gegenüber. Eine Honig-Mandel-Packung und eine Massage für so viel Geld?

    Das war Helga zu teuer. Also auch hierfür erst einmal in der Stadt schauen.

    Ihr Programm erweiterte sich um einen wichtigen Punkt.

    Es gab bestimmt die verschiedensten Kosmetikstudios, aus denen sie sich ein passendes aussuchen konnte. Nagelstudio, Friseur, Wäscheboutique, danach musste sie suchen. Wenn sich nichts finden ließ, dann in der nächst größeren Stadt ganz bestimmt.

    Außerdem war es dort anonymer als hier, wo man nicht so ganz unbekannt war.

    Hilde würde sie als „Lustige Witwe" schmähen und ihre Schwester erst recht! Deshalb musste sie ihre Absichten so lange wie möglich geheim halten.

    Gelbe Seiten, Telefonbuch und Internetrecherche füllten sowohl den Schreibtisch als auch den Vormittag aus.

    Nach ihrer Mittagsruhe würde sie in die Stadt fahren und sich vor Ort ein Bild machen.

    „Wo willst du denn hin, Helga?", rief Hilde aus dem Küchenfenster.

    „Ich habe ein paar Dinge in der Stadt zu erledigen, antwortete Helga und schloss die Autotür ihrer hübschen blauen „Marina auf.

    „Bist du bis zum Kaffee wieder da?"

    „Ich glaube nicht!"

    „Aber das kannst du doch nicht machen! Ohne Kaffee habe ich überhaupt keinen Antrieb!"

    „Mach dir halt selbst mal einen! Morgen gibt es wieder

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