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Von Lüneburg bis Langensalza im Krieg 1866: Erinnerungen eines hannoverschen Infanteristen - Ein Augenzeugenbericht -
Von Lüneburg bis Langensalza im Krieg 1866: Erinnerungen eines hannoverschen Infanteristen - Ein Augenzeugenbericht -
Von Lüneburg bis Langensalza im Krieg 1866: Erinnerungen eines hannoverschen Infanteristen - Ein Augenzeugenbericht -
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Von Lüneburg bis Langensalza im Krieg 1866: Erinnerungen eines hannoverschen Infanteristen - Ein Augenzeugenbericht -

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von Friedrich Freudenthal, 138 Seiten. Das Buch wurde nach dem Original von 1895 abgeschrieben und neu gesetzt. Die 1. Auflage 1893 erschien anonym. Die 2. Auflage 1895 hatte den Originaltitel: "Von Lüneburg bis Langensalza. Erinnerungen eines hannoverschen Infanteristen".3. Reprintauflage 2013 im Verlag Rockstuhl - Wortgetreue Transkription des Originaltextes.
LanguageDeutsch
Release dateMay 7, 2013
ISBN9783867775229
Von Lüneburg bis Langensalza im Krieg 1866: Erinnerungen eines hannoverschen Infanteristen - Ein Augenzeugenbericht -

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    Book preview

    Von Lüneburg bis Langensalza im Krieg 1866 - Friedrich Freudenthal

    Impressum

    Umschlaggestaltung: Harald Rockstuhl, Bad Langensalza

    Titelbild: „Schlacht bei Langensalza 1866" | unbekannter Maler

    Umschlagrückseite: Karte (Seite 136) und Uniformbild (Seite 460) aus „Die Königlich-Hannoversche Armee auf ihrem letzten Waffengange im Juni 1866" mit der Situation vom 15. Juni 1866. Autor: Victor von Diebitsch, 3. Reprintauflage 1897/2011) im Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza.

    Die Karte wurde bearbeitet von Harald Rockstuhl 2013.

    Bisherige Auflagen:

    Die 1. Auflage 1893 erschien anonym. Die 2. Auflage 1895 hatte den Originaltitel: „Von Lüneburg bis Langensalza. Erinnerungen eines hannoverschen Infanteristen".

    Verlag: Bremen, Carl Schünemann Verlagshandlung, 1894.

    1. Reprintauflage erschien 2003 und die 2. Reprintauflage 2005 im Verlag Rockstuhl

    Transkription des Originaltextes durch den Verlag Rockstuhl

    3. bearbeitete Reprintauflage 2013

    ISBN 978-3-934748-78-1, gedruckte Ausgabe

    ISBN 978-3-86777-522-9, E-Book [ePUb]

    Innenlayout: Harald Rockstuhl, Bad Langensalza

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Inhaber: Harald Rockstuhl

    Mitglied des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V.

    Lange Brüdergasse 12 in D-99947 Bad Langensalza/Thüringen

    Telefon: 03603 / 81 22 46 Telefax: 03603 / 81 22 47

    www.verlag-rockstuhl.de

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Impressum

    Vorwort

    1. Jugenderinnerungen.

    2. Vorbereitungen zum freiwilligen Eintritt und Abschied vom Heimathsdorfe.

    3. Auf der Wanderung nach der Garnison.

    4. Einkehr bei Cord Wübbe.

    5. In Harburg.

    6. Der erste Tag in Lüneburg.

    7. Das fidele Quartier.

    8. Hannoversche Garnison- und Armeeverhältnisse.

    9. Im Freiquartier bei Meister Dömitz.

    10. Einiges über Ausrüstung und Ausbildung des hannoverschen Infanteristen.

    11. Das alte Lüneburg.

    12. Ein dienstfreier Nachmittag.

    13. Meister Dömitz politisiert und prophezeit Krieg.

    14. Das „Naturwunder" im Kaltenmoor und das Nachtmanöver.

    15. Die Preußen kommen!

    16. Der 15. Juni 1866.

    17. Eisenbahnfahrt von Lüneburg bis Göttingen.

    18. Marsch nach Ballenhausen.

    19. Ruhe- und Friedenstage in Ballenhausen und Sieboldshausen.

    20. Die Wehrhaftmachung der Armee in Göttingen in den Tagen vom 16. bis zum 21. Juni.

    21. Der erste Marschtag.

    22. Weitermarsch über Mühlhausen. Biwak bei Seebach.

    23. Marsch durch den Hainich. Biwak bei Osterbehringen.

    24. Die Brigade Bülow vor Eisenach am 24. Juni.

    25. Rückblick auf die Gesammtoperationen der Armee während der Zeit vom 21. bis zum 26. Juni.

    26. Weitermarsch am 26. Juni. Biwak hinter der Unstrut bei Thamsbrück.

    27. Die Schlacht bei Langensalza.

    28. Der Tag nach der Schlacht.

    29. Die Capitulation.

    30. In die Heimath!

    Vorwort

    Mehr als fünfundzwanzig Jahre sind seit jener Zeit verflossen, als sich die Begebenheiten zutrugen, welche ich auf den nachstehenden Blättern schildere. Blicke ich aus dem Gewoge und Getriebe des mich heute umrauschenden Lebens zu jenen Erlebnissen der Jugend zurück, so möchte ich oft glauben, es wäre jene Zeit, die doch so unendlich anders war als die heutige Zeit, nie gewesen. Aber um so mächtiger und klarer steigt dann das Bild der Vergangenheit vor mir herauf, bis in die kleinsten Einzelheiten vermag ich es zu durchschauen und kaum bedarf es eines Blickes auf das vor mir liegende vergilbte Schreibheft, worin ich in kurzen Worten einst das Wichtigste von dem verzeichnete, was ich als hannoverscher Soldat im alten Lüneburg, sowie auf dem mir unvergeßlichem Zuge nach Langensalza sah und erlebte.

    Wenn ich mich in meinen Schilderungen nicht damit begnügte, lediglich Das wieder zu erzählen, was ein allgemeines historisches Interesse haben könnte, vielmehr Dinge, Zustände und Begebenheiten ganz nach dem Eindrucke schilderte, den ich seiner Zeit davon empfangen habe, so glaube ich dazu eine gewisse Berechtigung zu haben. Ich verfolge mit meiner Erzählung nicht den Zweck, Beiträge zur Geschichtsschreibung zu liefern – denn das wird jeder Officier, dem seine Stellung einen Überblick über die Verhältnisse gewährte, hundertmal besser können: ich will lediglich schildern, wie es einem hannoverschen Soldaten, der mit dem Gewehr in der Hand in Reih und Glied stand, in jenen Tagen ums Herz war. Es mag mir dabei verziehen werden, wenn ich in meinen Erinnerungen hie und da von der eigentlichen Sache abschweife und Fernliegendes in den Kreis meiner Betrachtungen ziehe oder auch auf Vorhergeschehenes zurückgreife. Wie der Strom, wenn wir ihn aufwärts bis zu seinen ursprünglichen Anfängen verfolgen, sich in kleinere und größere Zuflüsse, Bäche und Quellen auflöst, so auch entstand aus mancherlei Nebensächlichem, aus dem Kleinen und vielfach Unbedeutenden heraus das Gesammtbild der Stimmungen und Eindrücke, das ich dem gütigen Leser auf den nachfolgenden Blättern möglichst getreu und wahr vor Augen zu führen mich bemühte.

    Friedrich Freudenthal

    1.

    Jugenderinnerungen.

    In einem einsam gelegenen Dorfe der Heide, im Hause meiner Großeltern, verlebte ich meine früheste Jugend, die Zeit von meinem vierten bis zum fünfzehnten Lebensjahre. Mein Großvater war Lehrer des Ortes. Schon frühzeitig traten Wißbegierde und der Drang nach Ausbildung bei mir hervor. Soviel mein Großvater dies bei seinem anstrengenden Beruf – er hatte nicht selten 110–120 Kinder in seiner Klasse zu unterrichten – ermöglichen konnte, suchte er mein Bestreben durch Privatunterricht, den er mir namentlich in den langen Winterabenden ertheilte, zu fördern; im Uebrigen mußten Bücher aushelfen, die ich theils in der bescheidenen Büchersammlung meines würdigen Erziehers vorfand, theils bei verschiedenen Bewohnern des Dorfes zusammenborgte. Fast kein Haus des ziemlich großen Ortes blieb von meinen Fahndungen auf Bücher und lesbare Gegenstände verschont; meistens bestand aber die Ausbeute nur in alten Kalendern und Volksbüchern. Von letzteren erinnere ich mich noch der Geschichten von Eulenspiegel, von der schönen Magelone, von dem Ritter Peter mit den silbernen Schlüsseln, von den vier Haimonskindern, vom gehörnten Siegfried, von der unschuldig verstoßenen Genoveva u. a. m. Einigemale gerieth auch ein Jahrgang des in den vierziger Jahren von W. Schröder herausgegebenen Hannoverschen Volksblattes in meine Hände; hier waren es die Schilderungen hannoverscher Kriegszüge und der Abenteuer hannoverscher Soldaten, die mich ganz besonders anzogen. Auch durch Erzählungen alter Leute im Dorfe, die die Zeit der französischen Besitznahme im Anfange dieses Jahrhunderts noch mit erlebten, wußte ich mir Kenntniß von den damaligen kriegerischen Ereignissen zu verschaffen.

    Es lebten noch zwei alte „Waterlooer im Dorfe, deren einer unser nächster Nachbar war. Er hatte im Landwehrbataillon Verden gedient und bei Quatrebras und Waterloo mitgekämpft. Ich besuchte den alten Vater Hans Jürgen W. – im Dorfe wurde er der Sitte gemäß nach dem Hausnamen „Kösters Vader genannt – sehr oft in seinem kleinen ärmlichen Altentheilstübchen, das er mit seiner auch schon betagten Ehegenossin bewohnte. Er saß dann mit dem Strickstrumpf von grober Wolle in der Hand auf einem mit gespaltenen Weidenruthen beflochtenen Eichenstuhl, einem Hausgeräth, welches er, wie manche andere Gegenstände in seiner Wohnung, mit eigener Hand angefertigt hatte und welches zwar dem Aeußern nach gerade nicht viel Kunst- und Stilgemäßes verrieth, dafür aber wieder den Eindruck großer Dauerhaftigkeit und Widerstandsfähigkeit machte und somit zu der knorrigen und zähen Figur des alten Waterloomannes vortrefflich paßte.

    Während „Köster’s Vader erzählte, sah er grade vor sich weg oder auch auf die Arbeit, welche er in den Händen hielt, und unaufhörlich wickelte sich der grobe Wollenfaden von dem Knäuel ab, welches dem Alten auf der Brust an einem an der Jacke befestigten Messinghaken hing. Er wandte bei seinen Erzählungen nicht die geringsten rednerischen Kunstfertigkeiten oder Gesten an, wie man sie selbst bei Erzählern aus dem Volke häufig findet, kaum daß die Stimme sich hier und da etwas hob und etwas lebhafter wurde – und doch, wie wirksam waren die einfachen Schilderungen der blutigen Kämpfe in jenen ruhmreichen Tagen von Quatrebras und Waterloo. Man sah ihn deutlich vor Augen, den braven Major Christoph von der Decken – von seinen Leuten „de ole Christawer genannt – wie er bei Waterloo, im heftigsten Feuer ruhig seine kurze Pfeife rauchend, mitten im Carré hielt und vom Pferde herab die junge, des Kampfes ungewohnte Mannschaft in plattdeutscher Sprache und unter allerlei humoristischen Redewendungen zum Widerstande gegen die unaufhörlich anstürmenden französischen Cavalleriemassen anfeuerte. Und dann die weiteren Einzelheiten des gewaltigen Kampfes, die verheerende Wirkung des französischen Artilleriefeuers, das Hin- und Herwogen der Schlacht, das Gestöhn der Sterbenden und Verwundeten, der Angriff der Kaisergarde, die sich gegen 7 Uhr Abends, eine gewaltige verderbendrohende Colonne, auf die englisch-hannoversche Stellung warf, auf 50 Schritt mit einer vernichtenden Salve empfangen und dann mit dem Bajonett angegriffen, durchbrochen und über den Haufen geworfen wurde; die Schilderung von der Flucht jener stolzen, sieggewohnten Krieger, von dem Angriff der auf der ganzen Linie unter betäubendem, vieltausendstimmigem Victoria- und Hurrahgeschrei vorrückenden Engländer und Hannoveraner – das Alles machte auf mich, der ich den Worten des Alten mit fast athemloser Spannung horchte, einen unauslöschlichen Eindruck und nicht müde wurde ich, mir von ihm immer wieder auf’s Neue „von Waterloo" erzählen zu lassen. Da ich, wie er wußte, stets ein dankbarer und aufmerksamer Zuhörer war, so brauchte ich ihn niemals lange zu bitten.

    Die würdige Ehehälfte des alten Invaliden, bei welcher leider eine gleiche Begeisterung für alte Kriegsgeschichten nicht vorhanden zu sein schien, pflegte jedoch oft Einspruch zu erheben, „Gott, Vader, sagte sie dann wohl, „wullt Du all wedder von Din Kriegerreisen vertellen? Wat däst Du da na Waterloo henn to lopen? Harrst dor wegbliewen schöllt, denn harrn de Franzosen Di ok nich dör dat Been schaten!

    „Ol dumme Wiew, brauste dann der Alte auf, „kann mi argern öwer so’n mallen Snack! Harrn wi Bunnepart bi Waterloo nich den Paß verleggt, denn harr’t ja Dütschland mitsammts Hannoverland in Ewigkeit slecht gahn! Weeßt doch good genoog, wat de Musjöhs hier hus’t hebbt, as se hier wören.

    Nach solcher Unterbrechung wurde dann der Faden der Erzählung wieder aufgenommen und für dieses Mal blieben wir von weiterer Störung verschont.

    Der alte Invalide ist längst dahingegangen, seit fünfundzwanzig Jahren ruht er schon mit seinem braven vaterlandsgetreuen Herzen in kühler Erde, Niemand weiß mehr die Stätte, wo er begraben liegt, und das Haus, worin er wohnte, ist vor Jahren abgebrochen; aber dennoch lebt er in meinen Erinnerungen fort und noch oft sehe ich ihn im Geiste vor mir, wie einst in seiner dürftigen Behausung, oder ich sehe ihn in der kleinen Dorfkirche auf gewohntem Platze, wo er allsonntäglich zu sitzen pflegte in verschlissenem, ärmlichen Gewande zwar, aber mit der silbernen Waterloo-Medaille am blau-rothen Bande auf der Brust. Friede seinem Staube und Ehre seinem Andenken!

    Noch andere alte Veteranen, von der Göhrde und Waterloo, lernte ich in meiner Jugend kennen, ja sogar ein alter Legionär war darunter, der die Feldzüge in Spanien und Portugal mitmachte. Sie alle trugen durch ihre Erzählungen dazu bei, daß das Vaterlandsgefühl in mir mächtig erstarkte und später in meinem ganzen Lebensgange stets eine vorherrschende Stellung behauptete. Als ich daher in meinem 15. Jahre die Dorfschule verließ und mein Streben nach weiterer Ausbildung keine wirksame Unterstützung fand, richteten sich naturgemäß meine Blicke auf die Armee. Ich hielt es für ehrenhaft, dem Könige und Vaterlande als Soldat zu dienen und gleichzeitig hoffte ich, daß ich in der Garnison leichter Gelegenheit finden würde, meinen Wissensdurst zu befriedigen.

    Ich hätte gleich nach der Confirmation als Spielmann eintreten können, aber dazu war ich nicht sehr geneigt. Signalhorn und Querflöte blasen und die Trommel „rühren, wie im Soldatenliede der „kleine Tambour Veit, das waren Beschäftigungen, denen ich keinen rechten Geschmack abgewinnen konnte. So wurde denn von meinen Eltern, welche inzwischen von ihrem bisherigen Wohnorte in das Haus meiner Großeltern übergesiedelt waren, beschlossen, daß ich noch zuvor einige Jahre im Schreibfache thätig sein sollte.

    Es fand sich für mich eine Stelle bei einem Gerichtsvogt in dem einige Tagereisen von meinem Heimathsdorfe F... entfernten Kirchdorfe L... Dort hatte ich von Pfingsten 1864 bis Ostern 1866 Gelegenheit, die Leiden und Freuden eines Schreiberjungen nach allen Richtungen hin kennen zu lernen. Zu den Freuden rechne ich die Stunden, die ich in der Wohnung eines alten Mannes, des Klempners Sp..., verbringen konnte. Er war Veteran von Waterloo und hatte unter Major Baring La Haye Sainte mit vertheidigen helfen. Obschon halb erblindet, war der alte Mann noch eifrig in seinem Geschäft thätig. Ich pflegte ihn häufig an Sonntagnachmittagen zu besuchen. Natürlich bildeten die Kriegserlebnisse des alten Mannes dann das Hauptthema unserer Unterhaltung.

    In jenem Orte wohnte auch ein alter Kanonier von Waterloo. Von ihm hörte ich oft erzählen, wie er und die anderen Kanoniere der Batterie jedesmal von den Geschützen zu den Carrés flüchteten, wenn die französische Cavallerie herangebraust kam. Hatten sie etwas lange gezögert und war dann das betreffende Carré schon geschlossen, so warfen sie sich vor der Front desselben auf die Erde und suchten Schutz unter den vorgestreckten Bajonetten.

    Einen Kameraden des Letzteren lernte ich einige Jahre später bei irgend einer Gelegenheit kennen. Er war Seminarwärter zu St ... und hatte sich die Eigenthümlichkeit angewöhnt, daß er statt Waterloo immer „Wasserloo sagte. Wahrscheinlich hatte die Bildungsstätte, deren Räume seiner Aufsicht anvertraut waren, so verfeinernd auf ihn eingewirkt, daß er es für seine Pflicht hielt, das ehrliche niederdeutsche Wort zu verballhornen. Seine Erzählungen von der „Schlacht bei Wasserloo machten in Folge dessen stets einen mehr komischen, als ernsten Eindruck auf mich.

    2.

    Vorbereitungen zum freiwilligen Eintritt und Abschied vom Heimathsdorfe.

    Als der Frühling des Jahres 1866 herannahte, hielt es mich nicht länger in der Schreibstube. Mit Einwilligung meiner Eltern gab ich meine Stellung auf, und in den letzten Tagen des März traf ich in der Heimath ein. Am 1. April wurde das Osterfest gefeiert und am 16. desselben Monats fand die alljährliche Rekruteneinstellung statt. Es wurde beschlossen, daß ich mich in Lüneburg bei dem Districts-Commissär zum freiwilligen Eintritt in das 3. in Hannover in Garnison stehende Jägerbataillon melden sollte.

    Mein Wunsch war eigentlich, bei der Cavallerie zu dienen, aber meine Eltern erhoben ernstlichen Einspruch. Der Dienst bei dieser Waffe schien ihnen zu schwer und zu gefahrvoll; sie wußten von so vielen Unglücksfällen zu erzählen, die durch schlagende, beißende oder durchgegangene Pferde verursacht worden waren, daß es mir noch heute ein Räthsel ist, auf welche Weise sie damals zu einem so zahlreichen Schatz beklagenswerther hippologischer Ereignisse gelangt sein konnten.

    Mit dem leichten Sinne der Jugend wußte ich mich über diese erste Enttäuschung hinwegzusetzen. Bei mir hieß es damals: Soldat um jeden Preis! Hatte ich mich bislang in meinen kindischen Träumereien als „kühner Reitersmann auf „stolzem Rosse mit dem „blitzenden Schwert" in der Hand einhersprengen sehen, so stieg ich jetzt mit guter Fassung einige Stufen herab – Jägerbüchse und Käppi mit Roßschweif, sowie der grüne Rock mit schwarzen Kragen bildeten von nun an den Mittelpunkt meiner Zukunftsgedanken.

    Die wenigen Wochen, welche mir bis zu meinem Eintritt verblieben, vergingen sehr rasch und so war denn der Tag meiner Abreise – es war dieselbe auf den 13. April festgesetzt –

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